Falsches Gewölbe

Falsches Gewölbe
Das Schatzhaus des Atreus, eine Kuppel aus Kraggewölbe

Als Kraggewölbe, Kragsteingewölbe oder Falsches Gewölbe wird eine Vorform des echten Gewölbes als oberer Abschluss eines Raumes bezeichnet. Es basiert auf dem Kragbogen. Waagerechte Mauersteine bilden auskragend, also aufeinander zugeschoben, eine Bogenform, die sich nach oben bis zu einem meist größeren Abschlussstein verjüngt. Diese Verjüngung kann länglich oder kreisförmig erfolgen, je nachdem, ob es sich um rechteckige oder runde Räume handelt. Anders als beim echten Gewölbe, das sich wie ein Bogen selbst stabilisiert, muss ein Kraggewölbe durch senkrechten Druck auf die Außenseiten der Gewölbesteine gesichert werden. Kraggewölbe sind daher immer steil und massiv.

Beispiele

Das älteste erhaltene Beispiel für als Kraggewölbe errichtete Bauten bieten tholosartige Kammern im Cairn von Barnenez in der Bretagne (4500–4000 v. Chr.). Wie alt die Architektur in Westeuropa ist, erkennt man am Cairn Er-Mané bei Carnac.

Auch die Anlagen des Newgrange Typs in Irland und Schottland sind Beispiele dieser Technik (etwa 3150 v. Chr.). In irischen und schottischen Souterrains wurde zum Teil auch die Kragsteintechnik eingesetzt. Kraggewölbe finden sich in iberischen Kuppelgräbern (Los Millares). Allesamt sind Megalithanlagen.

Kragsteintechnik findet man auch bei den älteren Pyramiden, z. B. in der Knickpyramide des Pharaos Snofru (ca. 2500 v. Chr.) und in der Großen Galerie der Cheops-Pyramide, bei Kuppelgräbern auf Kreta oder im Schatzhaus des Atreus, das im 14. Jahrhundert v. Chr. in Mykene errichtet wurde. Noch älter, aber nicht erhalten, könnten die zyprische Tholoi von Chirokitia sein.

Die Navetas der Balearen und die sardischen Nuraghen (ca. 1800–500 v. Chr.) sind die letzten kulturprägenden Anlagen bei denen die Kraggewölbetechnik (zum Teil) mit Megalithen eingesetzt wurde.

Das Gewölbe ist auch ein typisches Stilelement der Maya-Kultur und ein Beispiel für ein gestrecktes (also rechteckiges) falsches Gewölbe. Auf dem gesamten amerikanischen Kontinent blieb das Prinzip der Rundgewölbe bis zum Eintreffen der Spanier unbekannt. Die Innenwand des Gewölbes wird von dreikantigen behauenen Steinen gebildet, die auf der Innenseite glatt sind und ins Mauerinnere hin eine Art Hebel besitzen. Durch Auffüllen mit Geröll wirkt durch das Gewicht des Gerölls eine Kraft auf den Hebel und der Gewölbestein wird in Position gehalten. Auf diese Weise konnten die Maya Gewölbe bis etwa 4 Meter Breite und beliebiger Länge bauen. Dies wurde dadurch erkauft, dass die Zimmerdecken steil und die Dachkonstruktionen sehr schwer und sehr hoch wurden.

Siehe auch


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