Farce (Theater)

Farce (Theater)

Eine Farce [fɑrs] ist eine Komödie, die das Ziel hat, die Zuschauer durch die Darstellung von unwahrscheinlichen oder extravaganten, aber häufig denkbaren Situationen, Verkleidungen und Verwechslungen zu unterhalten. Sprachlicher Humor inklusive Wortspielen und sexueller Anspielungen und ein schnelles Tempo, das im Verlaufe des Stückes noch schneller wird und bewusste Absurdität oder Unsinn sind ebenfalls häufig in einer Farce zu finden.

Etymologie und Geschichte

Das Wort „Farce“ stammt ursprünglich aus der Küchensprache und bezeichnet eine Füllung aus kleingehacktem Fleisch (vgl. Farce (Küche)). Im übertragenen Sinn wurde dies dann auf die in mittelalterliche geistliche Schauspiele eingeschobenen (sozusagen „eingefüllten“), possenhaften Einlagen angewandt, aus denen sich schließlich eigenständige Darbietungen entwickelten.[1]

Charakteristika

Im Gegensatz zu romantischen Komödien enthält die Farce normalerweise keine traditionelle Handlung, die frustrierte Liebende, die Hindernisse überwinden, zeigt. Der Fokus liegt häufiger darauf, dass eine Grenze überschritten wird oder etwas vor den anderen Figuren verheimlicht werden soll und auf einer daraus resultierenden unvorhersehbaren Kettenreaktion. In einer Farce im Theater gibt es normalerweise nur einen Spielort. Dabei handelt es sich häufig um Gesellschaftsräume in Familienhäusern, die viele Türen zu angrenzenden Räumen haben. Als Alternative kann es sich bei diesem Spielort auch um ein Hotel, ein Krankenhaus oder ein Büro handeln.

Da es keine Zeit gibt, über die Geschehnisse zu raisonieren und die nächsten Schritte zu planen, kommt die Hauptfigur in der fälschlichen Annahme, dass Handeln besser sei, als enttarnt zu werden oder die Wahrheit zuzugeben, die etwas zu verschweigen hat, an einen Punkt ohne Rückkehr. Dadurch verwickelt sie sich immer stärker in Schwierigkeiten.

Die „Leiche im Keller“ kann echt oder eingebildet sein (z. B. ein Missverständnis oder Fehlinterpretation von Fakten). Es kann sich um ein Geheimnis handeln, das die Gegenwart betrifft oder auch eine lang vergessene Vergangenheit, die plötzlich wieder auftaucht und nun eine Bedrohung für die Sicherheit und den Frieden der Figur darstellt oder zumindest darzustellen scheint. Die Themen der Farce zeigen die Sitten der Zeit auf: Im späten 19. Jahrhundert handelte es sich häufig um eine Frau, die über ihr Alter lügt, oder einen Mann, der Vater eines unehelichen Kindes ist. Im Laufe des 20. Jahrhunderts ging es hauptsächlich um Untreue. Hier versucht der Protagonist zu verhindern, dass die außereheliche Affaire bekannt wird. Sehr erfolgreich ist auch die moderne Farce "Noises off" (Deutsch: „Der nackte Wahnsinn“) von Michael Frayn, die eine ziemlich unsinnige Bühnenaufführung mit trotzdem „alltäglichen“ und „attraktiven“ Elementen ausstattet, bei der der Spielverlauf im ersten Akt aus der Zuschauerperspektive, im zweiten Akt  hinter  den Kulissen (d.h. aus der Perspektive der Schauspieler) und im dritten Akt wieder aus der Zuschauerperspektive - aber mit abermaligen Überraschungen - dargestellt bzw. persifliert wird.

Viele Farcen bewegen sich schnell auf die Klimax zu, in der das Problem auf die eine oder andere Weise gelöst wird, häufig durch eine überraschende Wendung durch den Einsatz eines deus ex machina. Normalerweise gibt es ein Happy End. Zur Freude des Publikums wird der Gerechtigkeit nicht immer gefolgt: Der Protagonist kommt davon, auch wenn er sich kriminell verhalten hat.

Eine Farce ist normalerweise sehr tolerant gegenüber Verstößen und zeigt Menschen als eitel, irrational, käuflich, kindisch und Automatismen zugeneigt. Aus diesem Grund ist die Farce häufig kombiniert mit der Satire. Bei der Farce handelt es sich nicht nur um ein Genre, sondern auch um eine höchst flexible dramatische Form, die häufig mit anderen Formen kombiniert wird.

Mit lächerlichen, weit hergeholten Situationen, schnellen, witzigen Wortgefechten und physischem Humor bietet die Farce eine Grundlage für Sitcoms im Fernsehen, im Stummfilm und in Screwball-Komödien. Bedeutende zeitgenössische Autoren von Farcen sind u.a. Alan Ayckbourn und Dario Fo.

In Japan gibt es eine jahrhundertealte Tradition der Farce. Die sogenannten Kyōgen sind Stücke, die als komische Abwechslung zu den langen, ernsthaften Nō-Stücken gespielt werden.

Fußnoten

  1. „Farce“ in: Kluge. Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 24. Auflage 2002, S. 276

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Farce — (von französisch farce „Einlage“, von lateinisch farcire „hineinstopfen“) steht für: Farce (Küche), eine aus verschiedenen Zutaten bereitete Füllung für Fleisch und Fischgerichte Farce (Theater), ein derbes, komisches Lustspiel, eine Posse, im… …   Deutsch Wikipedia

  • Theater in the United States — Theater of the United States is based in the Western tradition, mostly borrowed from the performance styles prevalent in Europe. Fact|date: September 14, 2008|date=September 2008 Regional or resident theatres in the United States are professional …   Wikipedia

  • Farce — (franz., spr. farße, v. lat. farcire, »einlegen«, Partizip farsa), unsrer dramatischen Posse entsprechendes Bühnenstück. Der Ursprung der F. ist vielleicht auf die Gesellschaft der Clercs de la Basoche in Paris zurückzuführen. Wenigstens zeigt… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • THEATER — origins post biblical period FROM 1600 TO THE 20TH CENTURY england france germany italy holland russia united states jews in the musical the jew as entertainer yiddish theater premodern performance in yiddish haskalah drama broder singers the… …   Encyclopedia of Judaism

  • Theater of the United States — This article is about stage theater in the United States. For information about the movie industry, see Cinema of the United States. Theater of the United States AK AL AR AS AZ CA CO CT DC DE FL GA GU HI IA ID IL IN KS KY LA MA MD ME MI …   Wikipedia

  • Theater in Japan — Illustration einer japanischen Kabuki Aufführung Unter Japanischem Theater versteht man in erster Linie, aber nicht ausschließlich traditionelle Formen des japanischen Schauspiels, wie Nō und Kabuki. Japan und insbesondere Tōkyō bieten daneben… …   Deutsch Wikipedia

  • Theater am Meer — Theatereingang Kieler Straße 63 mit Logo und Fahne …   Deutsch Wikipedia

  • theater — I (New American Roget s College Thesaurus) n. stage, arena, field [of action]; drama; playhouse, motion picture house, studio. See amusement. II (Roget s IV) n. 1. [A building intended for theatrical productions] Syn. playhouse, concert hall,… …   English dictionary for students

  • Comedia (Theater) — Italienische Komödianten, dargestellt von Antoine Watteau, 1714 Eine Komödie (altgr. κωμῳδία kōmōidía: eigentlich „singender Umzug“, meist übersetzt als „Lustspiel“) ist ein Drama mit erheiterndem Handlungsablauf, das in der Regel glücklich endet …   Deutsch Wikipedia

  • Dallas Theater Center — The Dallas Theater Center is a major regional theater in Dallas, Texas (United States). It produces classic, contemporary and new plays. The theater was based in the Kalita Humphreys Theater, a building designed by famous American architect Frank …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”