Fehlerintegral

Fehlerintegral

Das gaußsche Fehlerintegral (nach Carl Friedrich Gauß) wird auch Wahrscheinlichkeitsverteilungsfunktion Φ genannt. Es ist das Integral von -\infty bis z über die Normalverteilung (hier mit μ = 0 und σ = 1). Da die gesamte Fläche unterhalb der Normalverteilung (auch Gauß-Glocke genannt) 1 ist, ist der Wert des Fehlerintegrals für z\rightarrow\infty ebenfalls 1 (siehe Abschnitt Normierung). Das Fehlerintegral ist durch

\Phi(z)=\frac 1{\sqrt{2\pi}} \int_{-\infty}^z e^{-\frac 12 t^2} \mathrm dt

definiert.

Lässt man das Integral erst bei 0 statt bei -\infty beginnen, so spricht man von Φ0:

\Phi_0(z)=\frac 1{\sqrt{2\pi}} \int_0^z e^{-\frac 12 t^2} \mathrm dt = \Phi(z)-\tfrac 12.

Inhaltsverzeichnis

Zusammenhang zur gaußschen Fehlerfunktion

Durch Substitution der o.g. Formeln (x=\tfrac t{\sqrt 2}) und durch passende Umformungen lässt sich aus Φ bzw. Φ0 die Fehlerfunktion

\operatorname{erfc}(z) = 2 \left(1-\Phi(\sqrt 2z)\right)

bzw.

\operatorname{erf}(z) = 2 \Phi_0(\sqrt 2z)

herleiten.

Anwendung

Das Fehlerintegral gibt an, zu welcher Wahrscheinlichkeit ein Wert \le z in einem gaußverteilten stochastischen Prozess (mit μ = 0, σ = 1) enthalten ist. Umgekehrt kann auch die Wahrscheinlichkeit für einen Wert \ge z ermittelt werden, indem man \Phi(\infty)-\Phi(z)=1-\Phi(z) bildet.

Als elektrotechnisches Beispiel sei ein gaußverteiltes Störrauschen der Streuung σ = 1,25V angenommen das einem Übertragungskanal überlagert ist. Dieser Kanal arbeite fehlerfrei, solange die Störungen im Bereich -5V...+5V liegen. Es klärt sich nun schnell die Frage, wie wahrscheinlich eine fehlerhafte Übertragung ist:

Wahrscheinlichkeit für einen Rauschwert nicht größer als -5V:

p_1 = \Phi(-5\mathrm V/\sigma) = \Phi(-4) = 0{,}317 \cdot 10^{-4}.

Wahrscheinlichkeit für einen Rauschwert mindestens gleich +5V:

p_2 = \Phi(\infty) - \Phi(5\mathrm V/\sigma) = 1-\Phi(4) = 0{,}317 \cdot 10^{-4}.

Die Gesamtwahrscheinlichkeit für einen Übertragungsfehler ergibt sich dann aus p = p1 + p2

Normierung

Um die Normiertheit nachzuweisen, berechnen wir zunächst:

I := \int_{-\infty}^\infty e^{-\frac 12 t^2}\mathrm dt.

Dieses Integral ist nach wie vor nicht elementar zu integrieren. Der entscheidende Trick für die Berechnung (angeblich von Poisson) ist, nun auf eine höhere Dimension auszuweichen und das resultierende 2D-Integrationsgebiet anders zu parametrisieren:

\begin{align}
  I^2 &= \left(\int_{-\infty}^\infty e^{-\frac 12 x^2}\mathrm dx\right)\left(\int_{-\infty}^\infty e^{-\frac 12 y^2}\mathrm dy\right)\\
      &= \int_{-\infty}^\infty \int_{-\infty}^\infty e^{-\frac 12 x^2}e^{-\frac 12 y^2}\mathrm dx\,\mathrm dy\\
      &= \int_{-\infty}^\infty \int_{-\infty}^\infty e^{-\frac 12 \left(x^2 + y^2\right)}\mathrm dx\,\mathrm dy.
\end{align}

Grundlage für die erste Umformung ist die Linearität des Integrals.

Statt längs kartesischer Koordinaten wird über \R^2 nun längs Polarkoordinaten integriert, was der Substitution r2 = x2 + y2 entspricht und man erhält schließlich

\begin{align}
  I^2 &= \int_0^\infty \int_0^{2\pi} e^{-\frac 12 r^2} r\,\mathrm d\varphi\,\mathrm dr\\
      &= 2 \pi \int_0^\infty e^{-\frac 12 r^2} r\,\mathrm dr\\
      &= -2 \pi \left[e^{-\frac 12 r^2}\right]_{r=0}^\infty\\
      &= 2 \pi.
\end{align}

Damit erhalten wir:

\lim_{z \to \infty} \Phi(z) = \frac 1{\sqrt{2\pi}} \int_{-\infty}^\infty e^{-\frac 12 t^2}\mathrm dt=\frac 1{\sqrt{2\pi}}I = 1.

siehe auch: Tabelle Standardnormalverteilung

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