- Fehlinformationseffekt
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Als Fehlinformationseffekt (engl.: misinformation effect, Loftus, 1993) bezeichnet man in der Sozialpsychologie die Eingliederung falscher Informationen in Erinnerungen. Der Effekt wird häufig als Illustration dafür herangezogen, dass Erinnerungen nicht passiv "abgespielt" sondern aktiv rekonstruiert werden und aus diesem Grund durch aktuell verfügbare Informationen beeinflusst werden können.
Illustration des Effekts
In einer Untersuchung von Roediger, Meade und Bergman (2001) hatten Versuchspersonen ein fünfzehnminütiges Gespräch mit einer Vertrauten des Versuchsleiters. Danach wurde den Versuchspersonen entweder gesagt, die Gesprächspartnerin finde sie sympathisch oder unsympathisch. Sagte man den Probanden, die Partnerin finde sie sympathisch, erinnerten sie sich an sie als "warm, herzlich, nett". Sagte man den Probanden das Gegenteil, erinnerten sie sich an die Partnerin als "unsympathisch, kalt, abweisend".
Theoretische Erklärung
Der Fehlinformationseffekt lässt sich übergreifend mittels der Organisation von Wissen innerhalb des Gedächtnisses erklären. Informationen werden im Gedächtnis häufig schematisch abgespeichert (z.B. Barlett, 1932). Diese kognitiven Schemata lassen sich als Prototypen von Ereignissen, Situationen, Klassen von Objekten oder Personengruppen verstehen. Kognitive Schemata besitzen deswegen "Leerstellen", die entweder durch unmittelbar zur Verfügung stehenden Informationen (z.B. Fehlinformationen) oder Rückschlüsse ausgefüllt werden können und aus diesem Grund das "erinnerte" Erlebnis von dem eigentlichen Erlebnis abweichen kann.
Literatur
- Loftus, E. F. (1993). Made in memory: Distortions in memory after misleading communications. In G. Bower(Ed.), The psychology of learning and motivation: Advances in research and theory Vol. 30, pp. 187-215. San Diego: Academic Press.
- Roediger, H.L., Meade, M.L. & Bergman, E. (2001) . Social contagion of memory. Psychonomic Bulletin & Review, 8, 365-371.
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