Ferdinand Durcansky

Ferdinand Durcansky

Ferdinand Ďurčanský (* 18. Dezember 1906 in Rajec; † 15. März 1974 in München) war ein slowakischer Außenminister und Innenminister der Ersten Slowakischen Republik.

Ďurčanský studierte am Institute des Hautes Études Internationales in Paris sowie der Universität Bratislava und promovierte an der Haager Akademie für Völkerrecht. Anschließend hielt er eine Professur in Bratislava. Der Nationalist Ďurčanský strebte nicht nur Autonomie sondern die volle Unabhängigkeit des Landes an. Bei einem Besuch Hitlers zusammen mit Tiso sprach er diese Frage an [1]. Seine Anhänger hielten eine Anzahl Funktionen in der Slowakischen Volkspartei von Vojtech Tuka.

Mit der Teilung der Tschechoslowakei in Folge des Münchener Abkommens 1939 wurde Ďurčanský Minister der neu gegründeten Republik Slowakei unter derem ersten Präsidenten Jozef Tiso. (Tschechien und Mähren wurden zur gleichen Zeit durch Unterschrift des Präsidenten Emil Hácha zum Reichsprotektorat Böhmen und Mähren des Deutschen Reiches).

Als Anhängsel des deutschen Polenfeldzuges eroberte Tiso Ende 1939 Javorina und die Arwa zurück, die Edvard Beneš 1932 den Polen für Gebietsteile von Teschen abgetreten hatte. Dies ging Ďurčanský zu weit, so das er über Lissaboner und römische Diplomaten den Briten anbot, im Tausch gegen die Anerkennung der Unabhängigkeit des Landes durch England Hitler davon zu überzeugen die Slowakei neutral zu halten. Das Schreiben wurde in Berlin bekannt und Joachim von Ribbentrop überreichte es bei einem Treffen mit der Slowakischen Regierung in Salzburg an Tiso. Dieser sah sich daraufhin gezwungen Ďurčanský augenblicklich zu entlassen um den neuen Staat zu retten. Als im September 1944 ein Benes-Aufstand gegen die Regierung Tiso drohte, floh diese ins Frauenkloster Fischamend. Ďurčanský stellte sich erneut zur Verfügung und wurde von der deutschen Reichsregierung wieder eingesetzt[2]. 1945 floh er in die Französische Besatzungszone, 1947 nach Argentinien und 1952 zurück nach Deutschland.

Nach der Eroberung der Slowakei durch die Rote Armee wurde Ďurčanský wegen angeblicher Judenverfolgung in Abwesenheit zum Tode verurteilt, allerdings war er in der Verfolgungszeit nicht im Amt gewesen. Die United Nations War Crimes Commission akzeptierte dennoch die tschechoslowakische Anklage und die CIA führte 1951 eine Akte über ihn. Ďurčanský ging 1959 in die Vereinigten Staaten und referierte dort verschiedentlich bei antikommunistischen slowakischen Emigrantengruppen. Die Umstände seiner Visaerteilung wurde von B'nai B'rith untersucht[3]. Ďurčanský war Präsident des slowakischen Komitees des Antibolschewistischen Blocks der Nationen und schrieb u.a. in Nation und Europa[4] und Der Donauraum des Institut für den Donauraum und Mitteleuropa.

Werke

  • Die Existenzberechtigung der kleinen Staaten. Bratislava-Pressburg : Wiss. Ges. für das Auslandsslowakentum. 1944
  • Die slowakische Frage - eine internationale Frage. München, Selbstverlag Slowakisches Befreiungskomitee, 1954.
  • Es war nur eine sowjetische Partisanenaktion. Sonderdruck aus "Politische Studien", Heft 157. München. Olzog. 1964.
  • Die Slowakei und der Panslawismus. München : Lerche, 1965

Quellen

  1. Vojtech Mastny, The Czechs under Nazi Rule: The Failure of National Resistance 1939-1942, New York: Columbia University Press, 1971
  2. Wer war der Emigrantenführer Matus Cernäk?. DIE ZEIT, 14.07.1955 Nr. 28
  3. In the War Crimes Archives: Rifts on Prosecutions. By RALPH BLUMENTHAL. New York Times, December 26, 1987
  4. Philip Rees: Biographical Dictionary of the Extreme Right Since 1890. Simon & Schuster. New York. 1990

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