Festung im Oder-Warthe-Bogen

Festung im Oder-Warthe-Bogen
Hohlgangsystem im Bauwerk A 62

Die Festungsfront Oder-Warthe-Bogen, auch Festung im Oder-Warthe-Bogen, volkstümlich Ostwall genannt, war eine seit Mitte 1934 vom Deutschen Reich aufgebaute, stark befestigte Verteidigungslinie, die etwa 120 km östlich von Berlin vom Fluss Warthe im Norden zur Oder im Süden führt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Höckerlinie am Panzerwerk 717 der Werkgruppe Scharnhorst
Werkgruppe York

Geplant war der Ostwall als 110 km langes, befestigtes Gebiet mit einer Tiefe von zwei bis drei Kilometern, ganz ähnlich wie es einige Jahre später beim Westwall ebenfalls ausgeführt wurde. Manche der Bunkerkonstruktionen ähneln daher sehr denen des Westwalles, andere sind dagegen wesentlich umfangreicher ausgeführt. Die Festungsfront besteht aus zahlreichen Bunkeranlagen und wasserbautechnischen Einrichtungen wie z. B. Stauanlagen. Straßen, die durch das so genannte Hauptkampffeld führten wurden mit Drehbrücken, versenkbaren Kipprollbrücken oder gepanzerten Schlagbäumen versehen.

Da sich die politische Lage im Jahre 1939 dahingehend geändert hatte, dass der Schutz der Reichsgrenze nach Westen als dringlicher eingestuft wurde, wurde der Ausbau der Festungsfront-Oder-Warthe-Bogen gestoppt. Festungsbaupersonal und Panzerbauteile wurden zugunsten eines beschleunigten Ausbaus des Westwalls nach Westen umgeleitet. Von den geplanten 160 Bauwerken wurden nur ca. 60 fertiggestellt. Mit dem Bau des Atlantikwalls begann ab 1942 ein Rückbau von Waffen und Nachrichtengeräten.[1]

Schwerpunkt des Ostwalls ist der Zentralabschnitt, der im Süden mit der sogenannten Burschener Schleife in der Nähe des Ortes Burschen (poln. Boryszyn) beginnt und sich von dort ca. 12 km lang nach Norden erstreckt. Im Zentralabschnitt sind die Bunker durch ein System unterirdischer Tunnel (Hohlgänge) miteinander verbunden. Die Hauptstrecken dieses Hohlgangsystems waren bombensicher und für eingleisigen Feldbahnverkehr sowie Fußgängerverkehr in Doppelreihe ausgelegt. In diesem unterirdischen System befinden sich Bahnhöfe, Werkstätten, Maschinenräume und Kasernen. Die Gesamtlänge des Systems beträgt rund 32 km.

Im Jahre 1944 machte es die Kriegslage erforderlich, die Verteidigungsfähigkeit der Festungsfront wieder herzustellen. So wurden bis zum Januar 1945 u. a. im Rahmen des Unternehmen Barthold sowie durch den Reichsarbeitsdienst Feldstellungen ausgehoben, Drahthindernisse und etliche Ringstände errichtet. So gelang es eine durchgehende Feuerfront für MG aufzubauen.[1]

Am 28. Januar 1945 erfolgte der erste Angriff auf den Zentralabschnitt, den die Rote Armee im Bereich der Tirschtigelstellung nach drei Tagen durchbrach. Auch an anderen Abschnitten, wie z. B. der Werkgruppe Ludendorff und in den südlichen Bereichen um Möstchen kam es zu erheblicher Gegenwehr. Neueste Feststellungen zeigen auf, dass die Front auch hier drei Tage standhielt. Erst bei einer Umgehungsbewegung nördlich der Straße Meseritz−Wandern und nördlich von Schwiebus konnte die Front überwunden werden. Einige Panzerwerke wurden von der Roten Arme „ignoriert“, dort verschanzte Volkssturmmänner wurden erst zwischen April und Mai aufgefordert sich zu ergeben. Nicht alle folgten den Weisungen, es kam zu Zerstörungen der Panzerwerke, ohne dass diese geräumt wurden.

Siehe auch

Literatur

  • Wetzig, Sonja: Ostwall : die vergessene Festungsfront im Oder-Warthe-Bogen. Podzun-Pallas, Wölfersheim-Berstadt 1999, ISBN 3-7909-0662-X. 
  • Focken, Christel: Ostwall: die vergessene Festungsfront "Oder-Warthe-Bogen". Helios, Aachen 2006, ISBN 3-938208-23-6. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Referenz-Fehler: Ungültiger <ref>-Tag; es wurde kein Text für das Ref mit dem Namen Molt angegeben.

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