- Feuer und Bewegung
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Mit dem Ausdruck Feuer und Bewegung wird ein militärisches taktisches Grundprinzip bezeichnet. Die erstmalige Benutzung des Ausdrucks ist nicht nachgewiesen, jedoch veröffentlichte Ernst Jünger bereits 1930 ein Essay mit diesem Titel. Die Beachtung und Anwendung des Prinzips lässt sich jedoch bis ins Altertum nachweisen. Die erste ausführliche Darstellung findet sich im Strategikon des Maurikios.
Grundgedanke, Funktionsweise
Dem Prinzip liegt die Überlegung zugrunde, dass jede Bewegung eigener Truppen durch Feuer überwacht werden soll und idealerweise jedes eigene Feuer auch durch eigene Bewegung genutzt wird. Feuer steht dabei für möglichst gezielte Schüsse aus eigenen Waffen auf Feindgruppierungen, die eigene Kräfte in der Bewegung behindern oder gefährden. Durch das Feuer soll der Feind in Deckung gezwungen („niedergehalten“) und dadurch davon abgehalten werden, selbst beobachtetes Feuer abzugeben. Die Richtung der Bewegung spielt keine Rolle. Das Prinzip kann sowohl im Angriff, als auch im Rückzug und sogar in der Verteidigung angewendet werden.
- Angreifende Truppen können hinter dem Schleier eigenen Artilleriefeuers auf die Stellungen des Gegners vorrücken (Sperrfeuer). Ab einer gewissen Linie muss das Artilleriefeuer verlegt werden, um keine eigenen Truppen zu gefährden. Danach bleiben einige Einheiten stehen und überwachen das weitere Vorgehen der übrigen Einheiten. Je nach Auftrag, können die überwachenden Einheiten unregelmäßig weiter feuern, um den Feind dauerhaft niederzuhalten, oder beschießen nur den erkannten Feind. Die vorgehenden Einheiten gehen bei Erreichen der halben Reichweite der Überwachungstruppen selbst in Stellung und sichern deren Nachziehen durch Feuer.
- Im Rückzug verfahren die ausweichenden Truppen genau andersherum. Die vorne stehenden Truppen sichern zunächst durch Feuer das Ausweichen einiger Einheiten, welche danach das Ausweichen der vorderen Truppen durch Feuer überwachen.
- In der Verteidigung halten einige Einheiten den Feind nieder, während andere Einheiten ihre Stellung verlassen und eine Wechselstellung beziehen. Dadurch werden auch seitwärts-Bewegungen durch Feuer geschützt.
Das Prinzip ist natürlich auch auf Ebene einzelner Soldaten oder Schützen anwendbar. Bekannt sind die Beispiele aus Western und ähnlichen Filmen, wo einzelne Schützen aus der Deckung vorspringen (oder zurück) während andere den Gegner durch Feuer niederhalten.
Bei Belagerungen wurden bereits im Altertum die Besatzungen der Türme und Mauerkronen durch Pfeilhagel niedergehalten, um eigenen Truppen die Annäherung an die Stadtmauer zu ermöglichen. Auch wenn Pfeil und Bogen keine Feuerwaffen sind, ist das Prinzip das Gleiche. Distanzwaffen halten den Feind nieder, um eigene Bewegungen ungestört durch feindliche Distanzwaffen durchführen zu können.
Als Merksatz dieser Taktik hat sich der Spruch „Keine Bewegung ohne Feuer, kein Feuer ohne Bewegung“ etabliert.
Literatur
- George T. Dennis (Hrsg.): Das Strategikon des Maurikios (Corpus fontium historiae Byzantinae; 17). VÖAW, Wien 1981, ISBN 3-7001-0403-0 (Text in deutscher und griechischer Sprache).
- Ernst Jünger: Feuer und Bewegung. In Ders.: Blätter und Steine (Der deutsche Tauchnitz; 127). Tauchnitz, Leipzig 1942 (Nachdr. d. Ausg. Hamburg 1934).
Weblinks
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