Findlingspark Nochten

Findlingspark Nochten
Karte des Lausitzer Findlingsparks Nochten
Findlingspark

Der Lausitzer Findlingspark Nochten ist ein etwa 17 Hektar großer, im Jahr 2004 eröffneter Park in Ostsachsen. Er befindet sich bei Nochten, südwestlich von Weißwasser. Er entstand, als in den Jahren 2000 bis 2003 wurden in einem rekultivierten Teil des Tagebaus Nochten über 3000 Findlinge aufgebaut wurden. Diese kamen während der Eiszeit aus Skandinavien im Eisschild mit und wurden über die Kohle der zukünftigen Tagebaue abgelagert. Diese Findlinge bilden die Basis für fünf verschiedene Gartenbereiche (Steingarten, Heidegarten, Teichgarten, …). Über einen Findlingslehrpfad können sich die Besucher über Art und Herkunft der Steine informieren.

Ergänzt wurden die Findlinge durch über 500 verschiedenen Stauden, 160 Heidearten und ein Vielzahl anderer Pflanzen, wie Rhododendron und Sukkulenten. Zusammen mit einem Teich ergibt sich die Parklandschaft. Durch den Park führt ein Wegnetz von etwa 3,6 Kilometern Länge (3 Meter breite Hauptwege), das durch Nebenwege von insgesamt rund 3 Kilometern Länge (1 Meter breit) ergänzt wird.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Parks

Grundidee bis zum 1. Spatenstich

Die Grundidee, einen Findlingspark dieser Größenordnung anzulegen, hatte der Geologe und Hobbygärtner Dr. Hans Ulbrich Anfang der 1990er Jahre. Sie besteht darin, die Gedanken des Landschaftsgestalters Otto Rindt, die Findlinge gestalterisch bei der Rekultivierung einzusetzen, dahingehend zu erweitern, dass Gartenräume den Höhepunkt der Landschaftsgestaltung bilden. Diese Gartenräume sollen naturnah sein und alle Gartenbereiche erfassen, die mit Findlingen gestaltbar sind. Das sind vordergründig der Stein-, der Heide- und der Teichgarten. Gleichzeitig besteht der Anspruch, diese Gartenräume nicht isoliert in die zu rekultivierende Landschaft hinein zu setzen. Die Gartenräume müssen lebendiger Bestandteil der rekultivierten Landschaft sein und die rekultivierte Landschaft muss einen passenden Rahmen zu den Gartenräumen bilden.

Die Grundidee wuchs durch Diskussionen im Kollegenkreis der LAUBAG ständig und 1996 entstand ein Grobprojekt. Das Projekt wurde in die Bergbauplanung der Rekultivierung des Tagebau Nochten als mögliche Variante aufgenommen, für den Fall, dass Finanzierungsmöglichkeiten gefunden werden. Der entscheidende Schritt hierzu war die Gründung des Fördervereins Lausitzer Findlingspark Nochten e.V. am 11. Juni 1999. Gleichzeitig wurde die Gemeinde Boxberg Träger des Projektes. Am 28. Juli 2000 erfolgte der 1. Spatenstich und die symbolische Übergabe der Fördermittel durch den Regierungspräsidenten des Regierungsbezirkes Bautzen des Landes Sachsen.

Pflanzarbeiten

Die Pflanzarbeiten begannen im Herbst 2000 mit der Anlage des Naturheidebereiches. Die eigentlichen Pflanzungen begannen im Frühjahr 2001 mit einem kleinen Teil der Heidesorten im Heidegarten. Die Herbstbepflanzung 2001 setzte sich im Heidegarten fort. Außerdem wurden der Thymian- und Polsterphlox-Bereich sowie der Bereich der sonnenabgewandten Fugenpflanzen gestaltet. Im Randbereich wurden heimische Gehölze gepflanzt und der parkartige Teil des Eingangsbereiches fertiggestellt. Bei der Frühjahrspflanzung 2002 wurden die Pflanzungen im Heidegarten mit dem Heidehang und dem Gräserbereich abgeschlossen. Im Steingarten wurden der Sommer- und der Sukkulentenbereich fertiggestellt. Im Randbereich wurden die Gehölzpflanzungen nahezu beendet und die Pflanzungen im Heidemoor begonnen. Für den Herbst 2002 verblieben die Pflanzungen im Bereich der sonnenabgewandten Stauden, dem Bereich der Zwergkoniferen, dem Nelken-, Kalk- und Wildrosenbereich sowie im Teichgarten. Alle Gartenbereiche wurden vor der Pflanzung mit Pflanzsubstrat bis max. 30 cm Stärke belegt. Die Rasenbereiche und der Gehölzrand erhielten einen Mutterbodenauftrag. Im Naturheidebereich wurde vor der Heideaussaat max. 5 cm Kiefernnadelstreu aufgebracht.

Gewässeranlage

Zu Beginn des Jahres 2001 wurde mit der Herstellung der Gewässer begonnen. Das zentrale Gewässer, die Wasserhaltung, das Heidemoor und das Verbindungsfließ wurden bis zum Sommer 2001 vollendet. Ebenfalls im Jahr 2001 wurde das Wasserversorgungssystem bis zu den Zapfstellen für die Beregnungsanlage fertiggestellt. Die Versorgungsbasis ist ein ca. 180 m tiefer Brunnen am Rand der Gemeinde Nochten. Die Pumpstation an der Wasserhaltung pumpt in eine Ringleitung, von der sowohl die Quellen der Fließe als auch das Beregnungssystem gespeist werden. Über das Verbindungsfließ wird der Kreislauf zur Wasserhaltung wieder geschlossen. Der Bau der beiden Fließe zum zentralen Gewässer dauerte bis in das Jahr 2003 hinein an.

Weiteres

Die Haupt- sowie die Nebenwege wurden bis Juni 2002 fertiggestellt.

2006 wurde der Park um einen Abenteuerspielplatz erweitert. 2007 wurde ein Besucher- und Informationszentrum eröffnet.

Besucherzahlen

  • 2005: 104.000
  • 2006: 091.000
  • 2007: 124.600
  • 2008: 117.300

Darstellung der einzelnen Parkteile

Steingarten

Der Steingarten bildet das Zentrum des Findlingsparks. Morphologisch ist der Steingarten einem Gebirge nachempfunden mit zentralem Höhenzug und drei senkrecht dazu liegenden Höhenzügen, die 2 Täler einschließen. Die Täler werden von Bächen mit Kaskaden und Wasserfällen durchflossen. Die Bäche münden in ein zentrales Gewässer. Das Umfeld des zentralen Gewässers bildet einen eigenen Gartenteil (siehe Teichgarten. Der Gipfelbereich des Steingartens ist felsig gestaltet. Dieser felsige Charakter wird durch lange Geröllschotterhalden betont. In diesem Bereich sind die Sukkulenten (Opuntien, Sedum, Sempervivum, Lewisia) mit passenden Begleitpflanzen untergebracht. Die Pflanzstellen der Sukkulenten sind mit Lavagestein abgedeckt. Der Gipfelbereich dient gleichzeitig als Aussichtsplattform zum Braunkohlentagebau und zur Rekultivierung. Im Süden öffnet sich der Blick zum Lausitzer Bergland und zum Kraftwerk Boxberg.

Auf der Südseite des zentralen und mittleren Höhenzuges ist der Polsterphlox-Bereich angelegt. Er bildet im Steingarten den ersten Blühhöhepunkt des Jahres und ist zugleich der bunteste Teil des gesamten Parks. Auf der Westseite des mittleren Höhenzuges ist im hinteren Teil des westlichen Tales ein Zwergkoniferenbereich eingerichtet. Im zentralen Teil des mittleren Höhenzuges befindet sich der Thymian-Bereich. Er muss gestalterisch von dem bunten Polsterphloxbereich zum Teichgarten überleiten. Dazwischen in einem Wegeeinschnitt sind auf der steilen Nordböschung Fugenpflanzen angesiedelt, die gern absonnig stehen (Steinbrech u.a.). Der Polsterphlox-Thymian-Bereich und der Bereich der sonnenabgewandten Fugenpflanzen sind mit Diabassplitt abgedeckt.

Der östliche Höhenzug nimmt den Sommerbereich auf. Hier herrscht von Ende Mai bis zum Sommer das Blau von Salbei, Glockenblumen und Katzenminze vor, die in großen Matten gepflanzt sind. Als Abdeckung wurde der Basaltsplitt gewählt. Der westliche Höhenzug nimmt den Nelken- und Alpenrosenbereich sowie den Bereich mit Kalkfindlingen auf. Auf der Nordseite des zentralen Höhenzuges befindet sich der Spätsommerbereich. Alle Täler sind aus gestalterischen Gründen mit Geröllschotter belegt und nur sparsam bepflanzt.

Der Steingarten endet im Süden im Teichgarten. Ansonsten leiten Rasenbereiche zu den anderen Gartenteilen über. Die Rasenbereiche sind je nach Lage als Landschafts- und Kräuterrasen ausgeführt.

Heidegarten

Der ca. 1,5 ha große Heidegarten im Norden und Westen des Findlingsparks hat vor allem die Funktion, vom Stein- und Teichgarten in die wieder entstehende Heidelandschaft hinter dem Zaun des Parks allmählich überzuleiten. Er beginnt mit der Winterheide, die aus dem Hochgebirge stammt und von November bis in den April hinein blüht. Diese Bereiche schließen sich unmittelbar an die Geröllschotterflächen des Steingartens an und sind auf flachen Hügeln angeordnet. Der Übergang zur Calluna-Heide wird über ein mit Rasen bestandenes Tal erreicht, in dem größere Gehölze den Steingarten kulissenartig begrenzen. Die Calluna-Heide ist auf langgestreckten Dünen angelegt und beginnt mit einem Heide-Steingarten (Heidehang), auf dem vor allem flach wachsende Sorten überwiegen. Der Heidehang ist mit Geröllschotterflächen reich gegliedert und teilweise mit Basaltsplitt belegt. Zwischen den Dünen schließt sich ein Tal mit weiten Geröllschotterflächen an, das vor allem den Gräsern vorbehalten ist. Der Übergang zum Teichgarten wird durch einen felsigen Hang mit Wildrosen erreicht. Die unmittelbare Überleitung vom Heidegarten zum Naturheidebereich bildet die Düne mit zahllosen Sorten der Calluna-Heide.

Naturheidebereich

Der Naturheidebereich im Park beherbergt nur Pflanzen und Gehölze, die auch in der umgebenden Natur vorkommen. Ein besonderer Höhepunkt ist das Heidemoor, in dem seltene Pflanzen und Kleingehölze untergebracht sind, die vor der Überbaggerung durch den Tagebau Nochten geborgen wurden. Der Naturheidebereich im Park verbindet sich mit einem nahezu 40 ha großen Naturheidekessel außerhalb des Parks, der von Wald bewachsenen Dünen umgeben ist.

Teichgarten

Der Teichgarten umfasst das ca. 0,4 ha große zentrale Gewässer und die daran anschließende Uferzone. Bei der Gestaltung und vor allem bei den Steinsetzungen im und am Wasser wurden zwangsläufig Gestaltungsprinzipien asiatischer Gartenkunst herangezogen. Das zentrale Gewässer ist nur sparsam mit Wasserpflanzen besetzt. Auf einer Landzunge im Westteil sind Stauden angeordnet, die zur Teichnähe passen. Der nördliche Uferteil im Ausgehenden des mittleren Höhenrückens des Steingartens ist felsig gestaltet und größtenteils durch flach bleibende Koniferen bepflanzt. Am südlichen Ufer stehen an einem sonnenabgewandten Hang Rhododendren. Am östlichen Ufer mündet ein Trockental aus dem Sommerbereich des Steingartens kommend in den Teich (auch Rhododendron-Bepflanzung).

Die Parkränder außerhalb des Naturheidebereiches sind im südlichen Teil mit Laub- und im nördlichen Teil vorwiegend mit Nadelgehölzen bepflanzt.

Im Stein- und Heidegarten müssen sich größere Gehölze immer den Findlingen unterordnen. Die Findlinge sollen die beherrschende Rolle behalten.

Der Übergang vom Eingang zu den Gartenbereichen wird über eine parkartig gestaltete Rasenfläche erreicht.

Sonstiges

Bei einer Internetumfrage des MDR belegte der Findlingspark bei der Wahl des schönsten Parks in Mitteldeutschland den dritten Platz hinter dem Wörlitzer Park und dem Fürst-Pückler-Park Bad Muskau.

Weblinks

51.43611111111114.6041666666677Koordinaten: 51° 26′ 10″ N, 14° 36′ 15″ O


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