Flugplatz Berlin-Johannisthal

Flugplatz Berlin-Johannisthal
Panorama Landschaftspark Flugplatz Johannisthal, 2006

Der ehemalige Flugplatz Johannisthal wurde 1909 als einer der ersten Flugplätze Deutschlands eröffnet, damals noch Motorflugplatz Johannisthal-Adlershof genannt wegen seiner Lage zwischen Johannisthal und Adlershof. Nachdem die zivile Nutzung mit der Eröffnung des Zentralflughafens Tempelhofs 1923 endete und er seit 1952 nicht mehr genutzt wurde, wurde er 1995 offiziell geschlossen.

Geschichte

Lage Johannisthal in Berlin
Flugplatz Berlin-Johannisthal, 1910
Beförderung von Flugpost, 1919

Der Begriff Flugplatz geht auf Otto Lilienthal zurück, der auf einem künstlichen Hügel in Berlin-Lichterfelde seine ersten Gleitversuche unternahm. Die deutsche Generalität wollte am Exerzierplatz Tempelhof (dem späteren Flughafen) keine Hallen für den Motorflug zulassen, da es dort schon Hallen für Luftschiffe gab. So musste man auf ein Waldstück zwischen Johannisthal und Adlershof ausweichen. Durch die fehlende Unterstützung musste man sich von Anfang an auf die Einnahmen aus dem Besucherbetrieb stützen. Trotz ständiger finanzieller Schwierigkeiten wurde der Flugplatz eine internationale Attraktion.

Im Jahr 1909 war der Flugplatz zudem Austragungsort des 1908 von Karl Lanz gestifteten Wettbewerbes Lanz-Preis der Lüfte, der von dem Magdeburger Hans Grade mit seiner Grade II Libelle gewonnen wurde. In Johannisthal sammelte sich später eine bunte Mischung von Flugpionieren, um die skurrilsten Konstruktionen ihrer Flugzeuge zu versuchen. Bekannt geworden ist beispielsweise Melli Beese, nach der heute in der Nähe des Flughafens eine Grundschule und eine Straße benannt sind.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 machte sich eine Militarisierung der Flugwirtschaft breit. Jedoch begann in Johannisthal am 5. Februar 1919 die Geschichte der zivilen Luftpost in Deutschland. Von diesem Tag an starteten zweimal täglich Flugzeuge in Berlin-Johannisthal, um Postsendungen – vor allem Zeitungen – von der Hauptstadt zum Tagungsort der verfassunggebenden Nationalversammlung in Weimar zu transportieren. Diese Flugpostverbindung konnte vorerst ausschließlich von den Abgeordneten der Nationalversammlung in Anspruch genommen werden, die wegen der revolutionären Lage in Berlin in die damalige thüringische Hauptstadt ausgewichen war. Wenige Monate später wurde diese Flugpostlinie auch für die Öffentlichkeit freigegeben.

Als 1923 der Flughafen Tempelhof eröffnete, sank die zivile Bedeutung des Flugplatzes stark ab. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Flugplatz Johannisthal als Versuchsfeld für die geheime Wiederbewaffnung genutzt; u. a. von der dort ansässigen Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL). Nach dem Krieg betrieben ihn ein Jahr lang sowjetische Fliegerkräfte, bis zu derem Umzug auf den Flughafen Berlin-Schönefeld. Je weiter Schönefeld ausgebaut wurde, umso weniger Nutzen gab es für den alten Flugplatz. Nachdem er schon lange verwaist war, wurde er 1995 nach einer Flugveranstaltung offiziell geschlossen. Auf dieser Veranstaltung am 9. September 1995 verunglückte der deutsche Astronaut Reinhard Furrer tödlich.

Heute befindet sich auf dem Gelände unter anderem der Aerodynamische Park als Teil des Campus der Humboldt-Universität zu Berlin. Der Name des Platzes weist auf den besonderen Charakter und die historische wie architektonische Bedeutung durch die prägnanten und dominierenden Baudenkmale der ehemaligen Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt e.V. hin. Das mittlerweile entstandene grüne Biotop auf der Fläche der ehemaligen Start- und Landebahn ist in eine Parklandschaft integriert worden, dem Europapark, der nach einem Wettbewerb seit den späten 1990er Jahren hier entsteht.

Literatur

  • Günter Schmitt: Als die Oldtimer flogen – Die Geschichte des Flugplatzes Johannisthal. transpress Verlag, Berlin 1980, ISBN 3344001299

Weblinks

52.433333313.51666677Koordinaten: 52° 26′ 0″ N, 13° 31′ 0″ O


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