Fluorchinolon

Fluorchinolon
Grundstruktur der Fluorchinolon-Antibiotika: der blau gezeichnete Rest R ist fast immer Piperazin; das Fluoratom ist rot gezeichnet

Fluorchinolone sind eine Untergruppe der Chinolone. Die Verbindungen werden als Antibiotika eingesetzt, die zu den so genannten Gyrasehemmern gehören. Im Gegensatz zu anderen Vertretern der Gyrasehemmer zeichnen sie sich durch ein breiteres Wirkungsspektrum aus. Fluorchinolone werden sowohl in der Humanmedizin als auch in der Veterinärmedizin eingesetzt.

Chemisch gesehen sind die Fluorchinolone im Grundgerüst fluoriert und weisen zusätzlich einen Piperazinsubstituenten auf.

In Deutschland wurde die Mehrzahl der Fluorchinolon-Präparate wieder vom Markt genommen, zum Teil schon kurz nach der Zulassung. Hintergrund waren zumeist Fälle lebensbedrohlicher Schadwirkungen, denen kein entsprechender Nutzen gegenüberstand.[1]

Inhaltsverzeichnis

Wirkmechanismus

Das den Bakterien eigene Enzym Gyrase bewirkt eine Spiralisierung der DNA (Supercoiling). Die Fluorchinolone hemmen das Enzym, so dass es nicht mehr zur Spiralbildung kommt. Die Chromosomenlänge der Bakterien-DNA nimmt dadurch zu, wodurch der Raum in der Bakterienzelle nicht mehr ausreicht. Als Ergebnis kann die Bakterien-DNA nicht mehr korrekt abgelesen und damit repliziert werden. Das Bakterium stirbt ab.

Fluorchinolone haben ein sehr breites Wirkungsspektrum gegenüber den meisten gramnegativen und grampositiven Bakterien, wobei einige Anaerobier und verschiedene Streptokokken eine Resistenz aufweisen. Als medizinische Indikationen gelten fast alle bakteriellen Infektionen, wobei Harnwegs- und Atemwegsinfektionen im Vordergrund stehen.

Arzneistoffe

  • Vom Markt genommene Fluorchinolone:
    • Fleroxacin
    • Gatifloxacin
    • Grepafloxacin
    • Pefloxacin
    • Sparfloxacin
    • Temafloxacin
    • Trovafloxacin

Unerwünschte Wirkungen

Vielfältige Psychiatrische Störwirkungen können unter allen Fluorchinolonen auftreten.[2] Eine besonders schwere Schadwirkung ist die akute Suizidalität; Suizide und Suizidversuche können mitunter schon nach einer einzelnen Dosis vorkommen.[3]

Bei allen Gyrasehemmern kann es zu einer Minderung der Sehnenfestigkeit kommen, auch nach kurzfristiger Einnahme. Dies kann zu Sehnen-Entzündungen und selten auch zu einem Sehnenriss wie etwa einer Achillessehnenruptur führen.[4][5] Dies ist bei allen Gyrasehemmern möglich, eventuell bei Levofloxacin häufiger. Ältere Personen und Patienten, die Corticosteroide einnehmen, sind stärker gefährdet. Erklärt wird dies mit einer vermehrten Expression von Matrixmetalloproteinasen, die die Festigkeit der Sehnen vermindern.[6] Als weitere Nebenwirkungen sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Juckreiz und Kopfschmerzen beschrieben worden. Im Tierversuch traten bei wachsenden Tieren (Hunden) Knorpelschäden auf.[5]

Literatur

  1. arznei-telegramm 2003; 34: 19-20.
  2. Arzneiverordnung in der Praxis 2008;35(1):14-17.
  3. arznei-telegramm 2006; 37: 67-8.
  4. R. M. Harrell: "Fluoroquinolone-Induced Tendinopathy: What Do We Know?", South Med. J. 1999 Jun;92(6):622-625
  5. a b R. Stahlmann, H. Lode, Chemotherapie Journal 1998, 7(3), 107-116 (http://www.p-e-g.org/publikationen/ctj/107_116.pdf)
  6. Vyas H, Krishnaswamy G: Quinolone-associated rupture of the Achilles' tendon. New England Journal of Medicine 2007; 357 (20): 2067.
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