- Form follows function
-
Der Begriff form follows function (auch Form folgt Funktion oder FFF, wörtl. (Die) Form folgt (aus der) Funktion) ist ein Gestaltungsleitsatz aus Design und Architektur. Die Form, die Gestaltung von Dingen soll sich dabei aus ihrer Funktion, ihrem Nutzungszweck ableiten. Umgekehrt kann man danach aus der Form auch eine Funktion ableiten.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Der Begriff ist Teil eines berühmten Ausspruchs des amerikanischen Architekten und Hauptvertreters der Chicago School, Louis Sullivan, einem der ersten großen Hochhausarchitekten. Die Fassaden der frühen Hochhäuser waren teilweise vollständig ornamentiert worden.
„Es ist das Gesetz aller organischen und anorganischen, aller physischen und metaphysischen, aller menschlichen und übermenschlichen Dinge, aller echten Manifestationen des Kopfes, des Herzens und der Seele, dass das Leben in seinem Ausdruck erkennbar ist, dass die Form immer der Funktion folgt.“
– aus Sullivans Aufsatz: „The tall office building artistically considered“, veröffentlicht 1896[1], in dem er den Ausspruch seines Partners Dankmar Adler zitiert, der ihn seinerseits sinngemäß von Henri Labrouste übernommen hatte.
Der Ausspruch kommt noch ein weiteres Mal in Sullivans Aufsatz vor:
„Ob es der gravitätische Adler in seinem Flug oder die geöffnete Apfelblüte, das sich abplagende Arbeitspferd, der anmutige Schwan, die sich abzweigende Eiche, der sich schlängelnde Strom an seiner Quelle, die treibenden Wolken, die überall scheinende Sonne, die Form folgt immer der Funktion, und das ist das Gesetz.“
– (Übersetzung von: Sullivan, 1896, S.111)
„'Whether it be the sweeping eagle in his flight, or the open apple-blossom, the toiling work-horse, the blithe swan, the branching oak, the winding stream at its base, the drifting clouds, over all the coursing sun, form ever follows function, and this is the law. Where function does not change form does not change.“
– (Originalversion von Sullivan, 1896, S.111)
So wie dieses "Gesetz" hier formuliert ist, erscheint es fast als eine Tautologie. Folgt die Form immer der Funktion, ist sie Teil der Definition von Funktion. Weil es aber zu einer Form viele Funktionen geben kann und zu einer Funktion viele Formen, ist das Prinzip form follows function eigentlich fast nicht seriös zu vertreten und ergibt in seiner Anwendung ein gewolltes zwanghaftes Formen der Dinge. Wie unten aufgeführt, können Ornamente sogar noch über die ästhetische Funktion Halterungs- und Bedienungsfunktionen generieren, die nicht dem Prinzip FFF folgen.
Fehlinterpretation
Oftmals wird dieses Zitat als Aufruf zum Verzicht auf Schmuck, auf jedes Ornament missverstanden. Vielmehr ist nach dieser Logik, z. B. bei Repräsentationsbauten, auch Zierrat ein funktionales Element und somit zulässig und möglicherweise gefordert. Viele Missverständnisse mit der Thematik könnten allerdings durch Lesen des Aufsatzes „Das große Bürogebäude aus künstlerischer Sicht“, aus dem das Zitat stammt, behoben werden.
Die Aussage FFF wurde auch dergestalt missverstanden, dass das Unterordnen von Gestaltungsparadigmen in „rein funktionalen” Objekten mündete. Vergessen wird dabei, dass auch die Ästhetik selbst eine Funktion hat, insbesondere wenn es um Wohnraum für Menschen geht. Für Sullivan waren der Mensch und die Architektur untrennbar miteinander verbunden:
„So wie Du bist, so sind auch Deine Gebäude.“
– Sullivan 1924
Bauhaus
In Deutschland wurde der Gestaltungsgrundsatz "form follows function" in der Interpretation Verzicht auf jegliches Ornament im Bauhaus erstmals angewandt, wobei Kritiker wie Adolf Loos bereits damals gegenüber der Architektur des Bauhauses den Einwand erhoben, dass auch eine überdimensionierte Glasfassade ohne praktischen Nutzen eine Art Ornament sei. Besser als in der Architektur zeigt sich der Einfluss von "form follows function" in den am Bauhaus entwickelten Produkten. Der Einsatz neuartiger Werkstoffe und Technologien in den Werkstätten des Bauhauses eröffnete in der Entwicklung von Alltagsgegenständen oftmals revolutionäre Perspektiven – nicht zuletzt auch unter ökonomischen Gesichtspunkten – in der Gestaltung von Gebrauchsgegenständen aller Art, von der Lampe bis zur Architektur.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ The tall office building artistically considered, Lippincott's Magazine, März 1896
Wikimedia Foundation.