- Forsyth-Edwards-Notation
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Die Forsyth-Edwards-Notation (FEN) oder in der erweiterten Form (X-FEN) ist eine Kurznotation, mit der jede beliebige Brettstellung im Schach niedergeschrieben werden kann.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau
Die FEN ist in 6 Gruppen aufgeteilt, die durch Leerzeichen getrennt sind (in EBNF):
FEN := Position " " Spieler " " Rochade " " en-passant " " Halbzüge " " Zugnummer
(1. Beispiel) Die Grundstellung des Schachbrettes in FEN:
rnbqkbnr/pppppppp/8/8/8/8/PPPPPPPP/RNBQKBNR w KQkq - 0 1
1. Gruppe
Die 1. Gruppe beschreibt die Positionen der Figuren auf dem Brett. Mögliche Zeichen sind:
Position := Reihe "/" Reihe "/" Reihe "/" Reihe "/" Reihe "/" Reihe "/" Reihe "/" Reihe
Reihe := { Figur | Leerfelder }+
Kommentar: Die Summe der Figuren und Leerfelder in einer Reihe muss genau acht ergeben.
Figur := "p" | "r" | "n" | "b" | "q" | "k" | "P" | "R" | "N" | "B" | "Q" | "K"
Leerfelder := "1" | "2" | "3" | "4" | "5" | "6" | "7" | "8"
Angefangen mit der 8. bis zur 1. Reihe werden reihenweise, getrennt durch einen Schrägstrich, die Positionen der Figuren auf dem Brett angegeben. Weiße Figuren werden in Groß-, schwarze Figuren in Kleinbuchstaben angegeben. Für die Figuren werden die Abkürzungen der englischen Bezeichnungen verwendet („r“ = Rook, „n“ = Knight, „b“ = Bishop „q“ = Queen, „k“ = King, „p“ = Pawn). Die Anzahl leerer Felder wird als Zahl dargestellt.
(2. Beispiel) Ein weißer König auf e4 ein schwarzer König auf c5 ergibt folgende 1. Gruppe:
8/8/8/2k5/4K3/8/8/8
2. Gruppe
Die 2. Gruppe gibt den anziehenden Spieler an. Mögliche Zeichenketten sind (in EBNF):
Spieler := "w" | "b"
- w = Weiß
- b = Schwarz
3. Gruppe
Die 3. Gruppe gibt die noch erlaubten Rochaden an. Mögliche Zeichenketten sind:
Rochade := "K" ["Q"] ["k"] ["q"] | "Q" ["k"] ["q"] | "k" ["q"] | "q" | "-"
- K = weiß kann kurz rochieren (engl.: to castle kingside)
- Q = weiß kann lang rochieren (engl.: to castle queenside)
- k = schwarz kann kurz rochieren
- q = schwarz kann lang rochieren
- - = Rochade auf keiner Seite möglich
Bei der Angabe der Zeichen sind die großen Buchstaben vor die kleinen zu setzen, der Buchstabe „K“ vor dem Buchstaben „Q“ und „k“ vor „q“.
4. Gruppe
Die 4. Gruppe gibt einen möglichen „en passant“-Zug an. Mögliche Zeichenketten sind:
en-passant := "-" | ( ("a"|"b"|"c"|"d"|"e"|"f"|"g"|"h") ("3"|"6") )
Sofern im letzten Zug ein Bauer zwei Felder vorgerückt ist, wird das übersprungene Feld angegeben, unabhängig davon, ob ein „en-passant“ Schlag auf dieses Feld möglich ist oder nicht. Sonst wird „-“ angegeben.
Beispiel: nach Bauer f2-f4 wird in der FEN in der 4. Gruppe „f3“ angegeben.
5. Gruppe
In der 5. Gruppe wird die Anzahl der Halbzüge seit dem letzten Bauernzug bzw. des Schlagens einer Figur angegeben. Dieser Wert ist wichtig, um die 50-Züge-Remisregel zu überwachen.
Halbzüge := positiveGanzeZahl
6. Gruppe
In der 6. Gruppe wird die Nummer des nächsten Zuges angegeben. In der Ausgangsstellung ist der Wert 1. Nach jedem Zug von Schwarz wird um den Wert 1 erhöht.
Zugnummer := positiveGanzeZahl
Mögliche Zeichenketten sind hier positive ganze Zahlen.
X-FEN (erweiterte FEN)
Zur Darstellung aller denkbaren Stellungen im Chess960 (8×8-Brett) oder Capablanca-Random-Chess (10×8 -Brett) (CRC) reicht die klassische FEN nicht aus. Deshalb ist hierzu eine abwärtskompatible Erweiterung der herkömmlichen FEN entwickelt worden. Das bedeutet: Alle Stellungen, die bislang bereits mittels FEN kodierbar sind, mussten durch eine Erweiterung in einer 100 % identischen Form kodiert werden. Die von Reinhard Scharnagl 2003 eingeführte X-FEN leistet dieses. X-FEN (vormals FRC-FEN) ist seit Jahren bewährt.
Partien werden im PGN-Format (Portable Game Notation) dargestellt. Mit Ausnahme herkömmlicher Schachpartien müssen bei einer Speicherung von Chess960- oder CRC-Partien (Capablanca-Random-Chess) auch die jeweiligen Startstellungen mit aufgenommen werden. Das geschieht definitionsgemäß bei traditionellen Schachpartien mittels eines SetUp-Tags und eines FEN-Strings, bei Chess960- und CRC-Partien somit in kompatibler Weise über einen X-FEN-String.
Definition
Grundlage der X-FEN ist die herkömmliche FEN. Sie unterscheidet sich nur in der Art, wie Rochade-Tags und das e.p.-Tag verwendet werden. Außerdem unterstützt sie 10×8 Stellungen, die auf Jose Raul Capablancas erweitertem Figurensatz (zusätzliche Figuren Kanzler und Erzbischof) beruhen.
En-passant-Kodierung
Zur Verbesserung der Eindeutigkeit ist eine Angabe einer e.p.-Koordinate nur noch dann zulässig, wenn der betroffene Bauer unmittelbar neben einem gegnerischen Bauern platziert steht und das e.p.-Feld leer ist.
Rochade-Rechte-Kodierung
Es werden die aus der FEN bekannten Rochadetags „KQkq“ verwendet. Wie üblich bedeuten kleine Buchstaben schwarze Rochaderechte und große Buchstaben weiße Rochaderechte. „Kk“ identifizieren eine Fähigkeit zur g-Rochade (bzw. i-Rochade beim 10×8 Schach), „Qq“ jene zur c-Rochade. Neu und Kernpunkt der Regelung ist, dass solche eingeräumten Rochaderechte normalerweise dem am weitesten außen stehenden eigenen Turm der betroffenen Seite zugeordnet sind. Sollte jedoch dazu abweichend ein innerer Turm das Rochaderecht besitzen, so wird ausschließlich in diesen Fällen das herkömmlichen Rochade-Tag durch den Spaltenbuchstaben des betroffenen Turms ersetzt, bei Weiß mittels Großbuchstaben.
Gewöhnlich ist das Rochadeziel des Königs entweder zwei Felder vom linken (weißen) Rand, oder ein Feld vom rechten Rand entfernt. Es gibt jedoch auch Varianten mit symmetrisch verteilten Zielfeldern (z. B. Janusschach), beide je ein Feld vom Rand entfernt. Dann wird dem Rochadeblock ein „s“ vorangestellt. Ein anderes Präfix „m“ bedeutet: moderne Rochade (z. B. Embassy Chess oder Chess480). Hierbei zieht der König eine normale Rochadedistanz (8×8: 2 Schritte, 10×8: 3 Schritte) zur Seite, maximal jedoch bis unmittelbar vor den Rand.
10×8-Schach
Zehn aufeinander folgende freie Felder in einer Reihe werden mit „10“ kodiert, neun mit „9“. Der Erzbischof (Springer + Läufer) erhält den Buchstaben „A“ (engl. Archbishop), ein Kanzler (Springer + Turm) bekommt „C“ (engl. Chancellor). Schwarze Figuren werden hierbei in gewohnter Weise mit Kleinbuchstaben symbolisiert. 10×8-Beispiel: Capablanca-Random-Chess.
Kompatibilität
Die Startstellung des traditionellen Schachs und darüber hinaus alle 18 Pseudo-FRC Stellungen (rochadefähige Türme und Könige stehen auf ihren traditionellen Plätzen) werden samt den sich daraus ergebenden Folgepositionen per X-FEN vollkommen identisch wie bisher kodiert. Somit ist X-FEN voll abwärtskompatibel zur herkömmlichen FEN.
Filterung von Partien
Sollte man nur klassische Schachpartien aus einer PGN-Datei berücksichtigen wollen (ein mit dem Shuffle Chess bereits vorhandenes Problem), so ist lediglich darauf zu achten, allein nur solche PGN-Einträge ohne vorhandenen FEN-Tag auszuwählen.
Beispiel
Rochaderecht innerer Turm vor 11. O-O
X-FEN:
rn2k1r1/ppp1pp1p/3p2p1/5bn1/P7/2N2B2/1PPPPP2/2BNK1RR w Gkq - 4 11
PGN:
[Event "SmirfGUI Computerchess Game"] [Site "CHESSBOX"] [Date "2005.06.19"] [Time "10:22:29"] [Round "Test"] [White "White"] [Black "Black"] [Result "*"] [Annotator "R. Scharnagl"] [SetUp "1"]
[FEN "rnbnkqrb/pppppppp/8/8/8/8/PPPPPPPP/RNBNKQRB w KQkq - 0 1"]
1. h4 g6 2. g3 Bf6 3. a4 Qh6 4. Ra3 Bxh4 5. gxh4 Qxh4 6. Qh3 Qxh3 7. Rxh3 Ne6 8. Bf3 d6 9. Nbc3 Ng5 10. Rhh1 Bf5 11. O-O *
Shredder-FEN
Während X-FEN den Spagat zwischen FEN-Abwärtskompatibilität und Flexibilität für moderne Schachvarianten bewältigt, und dies mit einer relativ hohen Komplexität erkauft, wurde für die Chess960-Fähigkeit von Schachprogrammen eine weitere „kleine“ Lösung namens Shredder-FEN entwickelt.
Format
Die Shredder-FEN bricht mit der 100 %-igen Abwärtskompatibilität zu FEN und kodiert in den Rochaderechten einfach die Ausgangslinien der Türme, d. h. beispielsweise HAha statt KQkq, wenn die Türme ursprünglich auf der A- und H-Linie stehen.
Verbreitung
Die beiden Marktführer auf dem Markt der Schachprogramme, Chessbase/Fritz und Shredder, können in Ihren aktuellen Programmen lediglich mit Shredder-FEN umgehen. Andere Schach-Engine-GUIs (z. B. Arena) verstehen beide Formate.
Siehe auch
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