Franz von Pfeffer

Franz von Pfeffer
Franz Pfeffer von Salomon

Franz Pfeffer von Salomon (* 19. Februar 1888 in Düsseldorf; † 12. April 1968 in München) war ein deutscher Offizier und Politiker. Er war Offizier im Ersten Weltkrieg und Gutsbesitzer, Führer des „Freikorps Westfalen“, hoher SA- und NSDAP-Funktionär und Reichstagsabgeordneter.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Franz Pfeffer von Salomon (rechts neben Hitler) auf dem Reichsparteitag der NSDAP 1927 in Nürnberg

Pfeffer von Salomon studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg, Marburg und Münster. Sein Referendarexamen legte er 1910 in Hamm ab. Er trat dann als Fahnenjunker in das Infanterie-Regiment Nr. 13 in Münster ein und avancierte 1911 zum Leutnant. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Hauptmann und Bataillonskommandeur teil. Nach Kriegsende beteiligte er sich mit seinem „Freikorps Westfalen“ am Kapp-Putsch und bekämpfte die Aufstände im Ruhrgebiet gegen die dortige Rote Ruhrarmee, in Oberschlesien und im Baltikum.

Zwischen 1923 und 1925 engagierte er sich im politisch-militärischen Konflikt mit der französisch-belgischen Armee im Ruhrgebiet und wurde von französischer Seite zum Tode verurteilt. 1924 gründete er gemeinsam mit Joseph Goebbels und Karl Kaufmann den Gau Westfalen der NSDAP. Hitler ernannte Franz Pfeffer von Salomon am 1. November 1926 zum „Obersten Führer der SA“ (OSAF). Heinrich Himmler wurde in München Pfeffers Sekretär.

Unter Pfeffer entwickelte sich die SA zu einem weitgehend unabhängigen, zentral gelenkten Kampfverband. Die Mitgliederzahl stieg von etwa 30.000 (1924) auf 80.000 (1930). Nach Konflikten mit Pfeffer von Salomon über den Einfluss der NSDAP auf die SA übernahm Hitler am 12. August 1930 selbst die Führung der SA; im Januar 1931 ernannte Hitler Ernst Röhm zum faktischen Führer der SA.

Von 1932 bis November 1941 (in der NS-Zeit nannte er sich nur noch „von Pfeffer“) war er Reichstagsabgeordneter der NSDAP und gehörte dem „Verbindungsstab des Führers“ in der Reichskanzlei an. Aufgrund parteiinterner Querelen mit Josef Wagner und seiner Bekanntschaft mit Rudolf Hess, der sich nach England abgesetzt hatte, fiel er in Ungnade.

Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sich Pfeffer während der späten vierziger und frühen fünfziger Jahre im hessischen Landesverband der konservativen Deutschen Partei.

Franz Pfeffer von Salomon ist der ältere Bruder von Friedrich „Fritz“ Pfeffer von Salomon (* 19. Mai 1892, Charlottenburg), dem Polizeipräsidenten in Kassel und Leiter der dortigen Gestapo.

Ideologische Ausrichtung

Nach Roger Griffin vertrat Pfeffer eine für den Nazismus typische völkischetotalitäre Ethik“ mit der der liberale Humanismus überwunden werden sollte. In einem Memorandum, das auf Weihnachten 1925 datiert und an die höhere Führerschaft der NSDAP gerichtet war, formulierte er einen laut Griffin „rücksichtslos antiegalitären Standpunkt bei der Frage, wie man bessere Deutsche hervorbringen könne“:

„In dieser Grundauffassung letzten Endes zu wurzeln, bezichtige ich das Strasserische Programm (und fürchte ich nur allzu viele Gedanken bezichtigen zu müssen, die in unserem Lager 'Sozialistisch' benannt werden). Es ist die jüdisch-liberal-demokratisch-marxistisch-humanitäre Grundauffassung. solange unser Programm auch nur mit einer kleinen Wurzelfaser daraus saugt, ist es der Vergiftung, der Verkümmerung und dem elenden Untergang verfallen.“[1]

Im diesem Memorandum verkündete er auch, wer nicht Teil der neuen Volksgemeinschaft zu sein habe:

„Kein Erbarmen mit den letzten Stufen innerhalb dieser minderwertigen Gruppe. - Krüppel, Epileptikern, Blinden, Irren, Taubstummen, Trinkerheilanstalten- (sic), Fürsorgezöglingen, Waisen, Verbrechern, Dirnen, Sexualgestörten u. s. w. Jede Leistung für sie muß nicht nur den Leistungen an richtiger Stelle abgezogen werden, sondern wirkt unmittelbar der geplanten Zuchtwahl entgegen. Aber auch Dummen, Schwachen, Haltlosen, Energielosen, Erblich-Belasteten, Krankhaft-Veranlagten dürfen wir nicht nachweinen, weil sie 'schuldlos' untersinken. (…) Die letzte Stufe heißt Untergang und Tod. Gewogen und zu leicht gefunden. Fruchtlose Bäume sollt ihr aushacken und ins Feuer werfen.“[1]

Literatur

  • Die Mitglieder der Vandalia zu Heidelberg nach dem Stande vom 29. September 1935, Berlin 1936.
  • Kershaw, Ian: Hitler 1889-1936. Stuttgart 1998, S. 355-356, 431-432.
  • Nathusius, Ingo: Am rechten Rand der Union. Der Weg der Deutschen Partei bis 1953, Mainz 1992. (Informationen über Pfeffers politischen Werdegang nach dem 2. Weltkrieg).
  • Weiß, Hermann (Hg.): Biografisches Lexikon zum Dritten Reich. Frankfurt/Main 1998, S. 348-349.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Zitiert nach: Roger Griffin: „Völkischer Nationalismus als Wegbereiter und Fortsetzer des Faschismus: Ein angelsächsischer Blick auf ein nicht nur deutsches Phänomen“, in: Heiko Kauffmann, Helmut Kellershohn, Jobst Paul (Hg.): Völkische Bande. Dekadenz und Wiedergeburt - Analysen rechter Ideologie. Unrast Verlag, Münster 2005, S. 31f.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Franz von Harrach — Franz (František) Maria Alfred Graf von Harrach (* 26. Juli 1870 in Traunkirchen am Traunsee, Oberösterreich; † 14. Mai 1937 in Iglau) war ein böhmischer Adeliger und k. u. k. Kämmerer. Berühmt wurde Harrach als Begleiter des Erzherzogs …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Pfeffer von Salomon — Franz Pfeffer von Salomon …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Pfeffer von Salomon — Saltar a navegación, búsqueda Franz Felix Pfeffer von Salomon. Llamado Fritz . Nació el 19 de febrero de 1888 Düsseldorf, Alemania – † el 12 de abril de 1968 en Munich, Alemania. Oficial del Ejército y político …   Wikipedia Español

  • Franz Pfeffer (Diplomat) — Franz Pfeffer (* 15. Januar 1926 in Koblenz) ist ein deutscher Diplomat. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen und Auszeichnungen 3 Schriften 4 …   Deutsch Wikipedia

  • Pfeffer (Begriffsklärung) — Pfeffer bezeichnet: Pfeffer (Piper nigrum), eine Gewürzpflanze aus der Familie der Pfeffergewächse Pfeffer (Gattung) (Piper), eine artenreiche Pflanzengattung aus der Familie der Pfeffergewächse Pfeffer (Brenz), ein 450 m kurzer Zufluss der… …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Graf Harrach — Franz (František) Maria Alfred Graf von Harrach (* 26. Juli 1870 in Traunkirchen am Traunsee, Oberösterreich; † 14. Mai 1937 in Iglau) war ein böhmischer Adeliger und k. u. k. Kämmerer. Berühmt wurde Harrach als Begleiter des Erzherzogs Franz… …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Pfeffer — ist der Name folgender Personen: Franz Pfeffer (Diplomat) (* 1926), deutscher Diplomat Franz Pfeffer (Historiker) (1901–1966), österreichischer Historiker, Kulturarbeiter und Journalist Franz Pfeffer von Salomon (1888–1968), deutscher Offizier… …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Pfeffer (Historiker) — Franz Pfeffer (* 14. Juli 1901 in Mauthausen; † 25. April 1966 in Linz[1]) war ein österreichischer Historiker, Kulturarbeiter und Journalist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Jochen Schoeller — (* 24. Juli 1926 in Düsseldorf) ist ein deutscher Diplomat und Botschafter a. D.. Leben Schoeller studierte an den Universitäten von Köln und Paris Rechts und Wirtschaftswissenschaften. Nach Abschluss seiner Examina wurde er ab 1955 in den… …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Scheidies — Naissance 8 septembre 1878 Grosspelken près de Tilsit Décès 19 février 1946 (à 51 ans) près de Gluschitza Origine Allemand Allégeance …   Wikipédia en Français

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”