Frederiksgave

Frederiksgave

Frederiksgave war eine landwirtschaftliche Versuchsplantage der dänischen Krone im Hinterland der westafrikanischen Goldküste (heutiges Ghana) in den letzten beiden Dezennien der hiesigen Präsenz der Dänen als Kolonialmacht.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Frederiksgave bildete eine Landfläche von etwa 55 Hektar (100 Tønder), die sich über das Umland der Ortschaft Sesemi erstreckte. Sesemi ist am Fuße der Akwapim-Berge, etwa 20 km nördlich von Accra, im früheren Farmgebiet gelegen. Der höchste Punkt von Frederiksgave liegt etwa 700 m, der niedrigste Punkt etwa 300 m über dem Meeresspiegel.

Geschichte

Ende der 1820er existierten im dänischen Teil der Goldküste fünf größere, von Europäern (Dänen) betriebene Pflanzungsanlagen, die entweder durch Privathändler oder durch Gouvernementsbeamte auf privater Basis betrieben wurden. Eine von ihnen gehörte dem Gouverneur Henrik Gerhard Lindt, der als Gouverneur der dänischen Besitzungen auf der Guineaküste in den Zeiträumen 1. August 1824 - 20. Januar 1831 und 1. März 1833 - 21. Juli 1833 amtierte. Nach dessen Rückkehr nach Europa im Jahre 1831 kaufte sein Nachfolger, Ludvig Vincent von Hein, das Anwesen im Namen Seiner Majestät, König Frederik VI. von Dänemark, und gab dem Ort zu Ehren seines Königs den Namen „Frederiksgave“ (wörtlich: „die Gabe Frederiks“). Bis zum Verkauf der dänischen Besitzungen an Großbritannien im Jahre 1850 blieb Frederiksgave Staatsfarm und bildete zugleich auch einen angenehmen Rückzugs- und Erholungsort für die höheren Ränge des dänischen Gouvernements.

Mit dem Erwerb der Plantage verfolgte man hauptsächlich das Ziel, auf der Guineaküste erste Voraussetzungen für ein dänisches Produktionszentrum zur Belieferung des europäischen Marktes mit tropischen Feldbauprodukten zu schaffen. In diesem Zusammenhang fanden auch großangelegte Anbauversuche vornehmlich mit Kaffee, Tabak, Zuckerrohr, Indigo, Baumwolle und verschiedenen Gewürzpflanzen statt. Zumindest die Anbauversuche für Kaffee, Tabak und Zuckerrohr, auf denen das Hauptaugenmerk gerichtet war, scheiterten. In einem Brief an Seine Majestät in Kopenhagen, datiert mit 1. April 1836 informierte der damalige Gouverneur Frederik Siegfried Mörck die königliche Regierung über das Scheitern der Versuche und die Gründe, die aus seiner Sicht dafür sprachen. Bis zum Zeitpunkt des Mörck'schen Briefes waren ca. 6.000 - 8.000 Kaffeepflanzen, 4.500 Tabakpflanzen und 200 Zuckerrohrpflanzen verbraucht worden. Gouverneur Mörck machte hierfür die klimatischen Verhältnisse verantwortlich und legte seinem Schreiben auch einige eigene Wetterbeobachtungsdaten für den Zeitraum Januar 1835 bis März 1835 bei. (In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass es eine systematische und permanente Wetterbeobachtung und meteorologische Messdatenaufzeichnungen damals auf der Goldküste noch nicht gab.)

die Gründe für das Scheitern der Anbauversuche

In einer im Jahre 2001 veröffentlichten Untersuchung (s.u.) ging man noch einmal auf mögliche Gründe für das Scheitern der dänischen Anbauversuche der 1830er ein. Aus heutiger Sicht wird das Wachstum einer Pflanze durch das komplexe Zusammenspiel von vier Hauptvariablen beeinflusst, welche aus der unmittelbaren Umwelt auf die Pflanze einwirken, und dies sind:

a) die Temperatur,
b) das für die Pflanze zur Verfügung stehende Wasser,
c) die Lichtintensität und
d) die CNPK-Bodenchemie, d.h. der Gehalt des Bodens an Kohlenstoff, Stickstoff, Phosphor und Kalium in ionogener Form.

Ohne an dieser Stelle näher ins Detail zu gehen, so ergab die Analyse, dass der Standort für die Versuchplantage äußerst schlecht gewählt war, was man aber Niemandem der damaligen Betreiber zum Vorwurf machen kann. Überhaupt ist feldbauliche Landwirtschaft am Fuße der Akwapim-Berge für die meisten Anbauprodukte äußerst risikoreich.

die klimatischen Bedingungen

Das hier vorherrschende Klima, welches im heutigen Sinne der feucht-trockenen tropischen Klimazone zugeordnet wird, ist durch zwei Regenzeiten (April bis Juni und Oktober) und eine längere Trockenzeit (November bis März) gekennzeichnet. (Die Zeiten beschreiben den Normalfall, es gibt auch Ausnahmejahre.) Dies ist einfach zu trocken für Kaffee und Zuckerrohr. Es könnte sich aber als vorteilhaft für die Tabakpflanze erweisen.

die chemischen Bodenverhältnisse

Der Boden ist zu flach, d.h. die wachstumsfördernde Schicht ist in ihrer Höhe zu niedrig, und im Unterboden zu sauer, um hierauf Tabak und Zuckerrohr gedeihen lassen zu können. Hinzu kommt noch ein hoher Aluminiumgehalt im Boden, der sich insbesondere auf die Tabakpflanze toxisch auswirkt. Daneben erwies sich auch der Gehalt an Pflanzennährstoffen des hiesigen Bodens (CNPK-Gehalt) als dermaßen niedrig, dass es kaum sinnvoll erscheint, hier überhaupt feldbauliche Landwirtschaft zu betreiben. Gerade die Tabakpflanze verbraucht sehr viel Kalium. Der Kaliumgehalt bei den Frederiksgave-Böden wird jedoch mit gering bis sehr gering beschrieben.

Schädlinge

Hinzu kommen Ameisen als Zuckerrohrschädlinge.

Insgesamt kam man zu der Überzeugung, dass, wenn man die Anbauversuche weiter oben in den Bergen unternommen hätte, wo bereits einst Paul Erdmann Isert im Jahre 1788 bei Akropong mit seiner Frederiksnopel-Plantage die erste dänische Plantage auf der Goldküste errichtet hatte, die Farm wahrscheinlich auch wirtschaftlich überlebt hätte. Zumindest das dortige Klima ist für einen Kaffee-Anbau wesentlich günstiger.

Literatur/Weblink

  • Theodore W. Awadzi, Yaw Bredwa-Mensah, Henrik Breuning-Madsen, Enoch Bosateng, A scientific evaluation of the agricultural experiments at Frederiksgave, the Royal Danish Plantation on the Gold Coast, Ghana, Geografisk Tidsskrift, Danish Journal of Geography, 101 (2001) 33-42 (online)

Fußnote


5.7525-0.25

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