Freie Arbeiterinnen und Arbeiter Union

Freie Arbeiterinnen und Arbeiter Union

Die Freie Arbeiterinnen und Arbeiter Union (FAU) ist als anarchosyndikalistische Gewerkschaft die deutsche Sektion der Internationalen ArbeiterInnen Assoziation (IAA). Sie steht in der Tradition der 1933 aufgelösten Freien Arbeiter-Union Deutschland (FAUD) und begreift sich als deren Nachfolgeorganisation.

Sie unterscheidet sich von anderen deutschen Gewerkschaften durch ihre gleichermaßen ökonomische, politische und kulturelle Ausrichtung und ihren selbstformulierten gesamtgesellschaftlichen Anspruch. Die FAU lehnt Stellvertretungspolitik und Parlamentarismus ab. Laut ihrer Selbstdarstellung will sie ihre Ziele mit Hilfe von Streik, Boykott und direkter Aktion erreichen, hat aber gegenüber anderen Aktionsformen ein taktisches Verhältnis. Sie lehnt aus praktischen wie ideellen Gründen das Prinzip der Sozialpartnerschaft, bezahlte Funktionäre sowie die Beteiligung an Betriebsratswahlen ab.

Neben dem Anarchosyndikalismus haben in einigen Ortsvereinigungen der FAU auch die Theorie und Praxis der Autonomen und der Operaismus einen nicht unbedeutenden Anteil. Mit ihrer Aktivität will sie neben einer konkreten Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen die soziale Revolution vorbereiten, mit der die klassen- und herrschaftslose Gesellschaft über Generalstreik erreicht werden soll.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die FAU wurde zunächst als Initiative FAU (I-FAU) 1977 gegründet. Vorangegangen war die Wiedergründung der spanischen CNT nach dem Tod Francos. An der Gründung der FAU waren maßgeblich auch Exilmitglieder der CNT beteiligt. Die FAU will die Tradition der FAUD fortsetzen und viele Veröffentlichungen zur Geschichte des (Anarcho)-Syndikalismus in Deutschland wurden von Mitgliedern der FAU verfasst.

Aufbau

Die FAU ist entsprechend der Theorie des Anarcho-Syndikalismus eine basisdemokratische Organisation, die sich mit einem Delegiertensystem bundesweit organisiert.

Grundlage der örtlichen Organisation der FAU sind die Syndikate, unabhängige Gewerkschaften nach Branche, und Lokalgewerkschaften der jeweiligen Branchen. Sie sind in ihrer Struktur und ihren Entscheidungen autonom von der restlichen Struktur. Diese schließen sich einerseits mit lokalen Syndikaten und Gewerkschaften anderer Branchen vor Ort zu Lokalföderationen und anderseits mit ähnlichen Syndikaten zu bundesweiten Branchenföderationen zusammen.

Die Lokalföderationen ihrerseits bilden die bundesweite FAU. Diese tritt einmal jährlich zu einem Kongress zusammen. Auf diesem werden bundesweite Beschlüsse gefasst und alle zwei Jahre eine ehrenamtliche Geschäftskommission gewählt.

Als Teil der gewerkschaftlichen Arbeit beteiligen sich Mitglieder der FAU am Aufbau von Betriebsgruppen. Diese stehen auch Nichtmitgliedern offen und dienen in erster Linie als Plattform für die betriebliche Arbeit.

Aktuelle Situation

Die FAU hat in Deutschland etwa 300 Mitglieder und mehr als 30 lokale Gruppen und Kontakte.

Branchenorganisationen der FAU gibt es vor allem im Bereich der Kulturarbeit (Berlin), im IT-Sektor (Berlin, Frankfurt, Hannover) und in den Gesundheitsberufen (Hannover, München). Die Organisation im Bildungsbereich – vor allem in universitären Sektor – als Bildungssyndikate konnte nicht aufrechterhalten werden.

Seit 2008 existiert eine Jugendvernetzung.

Im Herbst 2007 produzierte im Thüringischen Nordhausen die auch von FAU-Anhängern inspirierte Belegschaft einer Fahrradfabrik das StrikeBike in Selbstverwaltung, nachdem die Firma nach einer Übernahme geschlossen wurde. Die ArbeiterInnen erhofften sich dadurch drei weitere Monatslöhne und internationale Solidarität, welche auch breit bekundet wurde. Einige ehemalige Mitarbeiter des Betriebes gründeten Mitte 2008 die StrikeBike GmbH.

Die FAU wird durch den Verfassungsschutz beobachtet.[1]

Seit 2001 ist die FAU auch in mehreren Bundesländern Österreichs sowie in der Schweiz aktiv.

Publikation

Die FAU gibt die anarchosyndikalistische Direkte Aktion heraus, die jeden zweiten Monat erscheint.

Literatur

  • FAU. Die ersten 30 Jahre (1977-2007), erschienen bei Syndikat-A, ISBN 978-3-86841-004-4. (Inhalt: Kapitel I - Der Anarchosyndikalismus in der BRD im Vorfeld der Gründung der FAU | Kapitel II - Konsolidierung der FAU in den 1980er Jahren. | Kapitel III - Gewerkschaft oder Propagandaorganisation? Die FAU in den 1990er Jahren. | Kapitel IV - Die Entwicklung seit 2000 und die FAU heute | Kapitel V - Die IAA und ihre deutsche Sektion FAU. | Kapitel VI - 100 Jahre Syndikalismus in Deutschland von 1878 bis 1978 | Anhang. 256 Seiten, mehr als 300 Fotos und Dokumente).
  • „Prinzipienerklärung“ der FAU diverse Auflagen seit 1989, Syndikat A, Anarcho-Syndikalistischer Medienvertrieb, Moers 1989/1996/2004
  • Martin Veith: „Die anarcho-syndikalistische Gewerkschaft“, Bremen 2000.
  • FAU-Moers: Etwas besseres als den Betriebsrat… (Eine Kritik der Betriebsräte)http://www.labournet.de/diskussion/gewerkschaft/betrvg/faumoers.html
  • A.G Amsterdam/FAU Bremen (Hg.): Notes From The Class Struggle. Small group workplace organising in present-day Germany and the Netherlands, Amsterdam/Bremen 2007.
  • Wolfgang Haug: Die Umstrukturierung der Arbeit - die Renaissance einer neuen Klassenkampftheorie?, in: Anarchismus heute, Hg.:Hans Jürgen Degen, Seite 56-70. Bösdorf 1991.
  • Bernd Drücke (Hg.): ja! Anarchismus. Gelebte Utopie im 21. Jahrhundert. Interviews und Gespräche, Karin Kramer Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-87956-307-1 (Der Band enthält Interviews mit 24 AnarchistInnen, darunter die FAU-Mitglieder Horst Stowasser, Michael Halfbrodt, Ralf Burnicki, Mona Grosche und Torsten Bewernitz)
  • Thersites: Revolutionäre Gewerkschaftsarbeit. Theoretische, praktische und arbeitsrechtliche Grundlagen". Syndikat A, Moers 1997.
  • FAU-Münster (Hg.): Globalisierung und Widerstand o.J.(2002) Moers.
  • FAU-Bremen (Hg.): Kurze Einführung in die Geschichte des Anarcho-Syndikalismus und der FAU-IAA, Bremen 1998.
  • FAU-Bremen (Hg.): Syndikalismus: Geschichte und Perspektiven, (darin: FAUD zum Tarifvertragssystem und Betriebsratsfrage; Syndikalismus nach 1945 in "deutscher" und internationaler Perspektive; Zukunftsperspektiven des Syndikalismus; Porträt von Erich Mühsam und Hans Schmitz) Broschüre, Bremen und FAUMAT Hamburg 2005.
  • FAU-Bremen (Hg.): Syndikalismus - Geschichte und Perspektiven. Ergänzungsband, Bremen 2006.
  • FAU-Bremen (Hg.): Klassenkampf im Weltmaßstab, aus der Reihe: Syndikalismus - Geschichte und Perspektiven, Bremen 2006.
  • Helmut Rüdiger: Der Sozialismus wird frei sein. Oppo Verlag, Berlin 1991

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bundesministerium des Innern (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 2007. ISSN 0177-0357, S. 148f (http://www.verfassungsschutz.de/download/SHOW/vsbericht_2007.pdf ; Stand: 26. Februar 2009). 

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