Freiherren von Fürstenberg

Freiherren von Fürstenberg
Stammwappen der von Fürstenberg

Die Freiherren von Fürstenberg sind ein rheinisch-westfälisches Adelsgeschlecht. Es führt seinen Namen nach der kurkölnischen Landesburg Fürstenberg in Ense-Höingen im Kreis Soest, und wird 1295 mit Hermannus de Vorstenberg erstmals urkundlich erwähnt. Die Familie ist nicht mit dem süddeutschen Fürstenhaus Fürstenberg verwandt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die sichere Stammreihe beginnt mit Wilhelm von Vorstenberg (erwähnt 1319–1349), Richter und Burgmann zu Werl. Die Familie Fürstenberg stieg während der Fehden des 14. und 15. Jahrhunderts zu einem wohlhabenden und wichtigen Geschlecht mit Besitzungen an Ruhr und Hellweg auf. Ihr Hauptsitz wurde die Burg Waterlappe im Norden des Fürstenbergs. Eine ungewöhnlich hohe Zahl von Familienangehörigen kamen als Deutschordensritter bis nach Livland. Aus einer Neheimer Linie stammte etwa der Landmeister Livlands Johann Wilhelm von Fürstenberg. Dieser geriet 1560 durch Verrat in russische Gefangenschaft, erkannte dennoch die Herrschaft von Iwan dem Schrecklichen nicht an und starb 1568 in Moskau.

Die Brüder Kaspar und Dietrich von Fürstenberg waren im 16./17.Jahrhundert entschiedene Gegner der Reformation und trugen dazu bei, dass das Herzogtum Westfalen und das Bistum Paderborn katholisch blieben. Beide waren auch für Hexenprozesse in ihrem Einflussbereich zumindest mitverantwortlich. Auch einige der weiteren Brüder haben historische Spuren hinterlassen. Kaspar Dietrich war sowohl Kupferstecher und Maler, daneben aber auch Alchimist und Reiteroberst. Johann Adolf war der Erbauer der Adolfsburg bei Oberhundem. Franz Wilhelm war Landkomtur der Deutschordens-Ballei Westfalen und Erbauer der Ordenskommende Mülheim a.d. Möhne. Wilhelm war Gelehrter, Domherr und Domdechant in Salzburg. Er war Berater dreier Päpste und starb als Dompropst in Salzburg.

Wappen des paderbornischen Fürstbischofs Ferdinand von Fürstenberg auf dem Portal der Busdorfkirche in Paderborn (1667). Das Wappen der von Fürstenberg wechselt mit dem Wappen des Fürstbistums Paderborn (Aufnahme 2008).

Einer der bedeutendsten Vertreter der Familie war Ferdinand von Fürstenberg. Der Fürstbischof von Paderborn und später auch Münster gilt als Vertreter des Barockkatholizismus und förderte maßgeblich Künste und Bildung im katholischen Westfalen. Im Gegensatz zu Dietrich von Fürstenberg gilt er als Friedensfürst[1] mit hervorragenden internationalen Kontakten, die nach Rom und Paris reichten.

Auch im 18. Jahrhundert spielten die Fürstenbergs eine bedeutende Rolle in Westfalen. Franz-Wilhelm (1729–1810) war der führende, aufklärerisch gesinnte Politiker (Minister) des Fürstbistums Münster und sein Bruder Franz-Egon (1737–1835) war letzter Fürstbischof von Paderborn und Hildesheim.

Ihr Neffe Friedrich-Leopold Freiherr von Fürstenberg (1766–1835) konnte durch den Kauf von Gütern, vor allem nach der Säkularisation, den Besitz stark vermehren. Sein Bruder Theodor (1772–1828) wurde Begründer des rheinischen Familienzweigs mit Sitz in Stammheim bei Köln.

Franz Egon, der Enkel von Friedrich-Leopold, war Bauherr des 1844–1853 vom Kölner Dombaumeister Zwirner erbauten Schlosses Herdringen.

Auch im 20. Jahrhundert hat die Familie bedeutende Kirchenmänner, u. a. den Kardinal Maximilian Freiherr v. Fürstenberg (1904–1988), hervorgebracht.

Adelstitel

Die Familie erhielt den Reichsfreiherrenstand in Wien am 26. April 1660 für mehrere Familienmitglieder.

Linie Herdringen: Preußischer Grafenstand als Graf von Fürstenberg-Herdringen, an den Fideikommiss-Besitz Herdringen gebunden (Primogenitur), am 16. Januar 1843 für Franz Egon Freiherr von Fürstenberg auf Herdringen, Mitglied des preußischen Herrenhauses und Erbtruchsess im Herzogtum Westfalen.

Linie Stammheim: Preußischer Grafenstand als Graf von Fürstenberg-Stammheim, an den Besitz Stammheim gebunden (Primogenitur), am 15. Oktober 1840 für den königlich preußischen Kammerherrn Franz Egon Freiherr von Fürstenberg auf Stammheim. Diese Linie starb 1925 aus.

Belgische Linie: Adelsnaturalisation als Baron de Furstenberg am 18. April 1887 für Clemens Freiherr von Fürstenberg. Belgischer Grafenstand als Comte de Furstenberg (Primogenitur) am 3. Januar 1964 für Landwirtschafts-Ingenieur Wenemar Freiherr von Fürstenberg.

Wappen

Das Stammwappen zeigt in Gold zwei rote Balken. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken stehen zwei mit je zwei roten Balken belegte goldene Fasanenfedern.

Das freiherrliche Wappen von 1660 ist gevierteilt: 1 und 4 das Stammwappen, 2 und 3 in Gold zwei rote Pfähle (der ausgestorbenen Edelherrn von Grafschaft). Zwei Helme mit rot-goldenen Decken, rechts der Stammhelm, auf dem linken zwei rote Büffelhorner mit Pfauenfedern an den Mündungen besteckt (von Grafschaft).

Linien

Stammsitz ist Schloss Herdringen bei Arnsberg. Ab 1835 entstanden aus der Herdringer Linie folgende Nebenlinien:

Ein Wappen der Familie von Fürstenberg

Bekannte Familienmitglieder

Schule

Die Von-Fürstenberg-Realschule in Paderborn verdankt ihren Namen dem Adelsgeschlecht. In den Fluren der Schule hängen Abbildungen von u. a. Ferdinand von Fürstenberg, Franz Egon von Fürstenberg und Dietrich von Fürstenberg.

Siehe auch

Literatur

  • Gosmann, Michael (Hrsg.): Fürstenberger Skizzen. Streifzug durch 700 Jahre westfälische Familien- und Landesgeschichte, Arnsberg 1995.
  • v. Klocke, Friedrich (Bearb.): Fürstenbergsche Geschichte, 1. Bd., Die Geschichte des Geschlechtes von Fürstenberg bis um 1400, 2. Auflage, Münster 1971.
  • v. Klocke, Friedrich und Theuerkauf, Gerhard: Fürstenbergsche Geschichte, 2. Bd., Die Geschichte des Geschlechtes von Fürstenberg von 1400 bis um 1600, Münster 1971.
  • Lahrkamp, Helmut/Richtering, Helmut u. a.(Bearb.): Fürstenbergsche Geschichte, 3. Bd., Die Geschichte des Geschlechtes von Fürstenberg im 17. Jahrhundert, Münster 1971.
  • Andernach, Norbert/Keinemann, Friedrich u .a. (Bearb.): Fürstenbergsche Geschichte, 4. Bd., Die Geschichte des Geschlechtes von Fürstenberg im 18. Jahrhundert, Münster 1979.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Freiherrliche Häuser, Band XV, Seite 135–177, Band 69 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1989.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band III, Seite 420, Band 61 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1975.

Einzelnachweise

  1. vgl. Norbert Börste, Jörg Ernesti (Hrsg.): Friedensfürst und Guter Hirte. Ferdinand von Fürstenberg – Fürstbischof von Paderborn und Münster. (= Paderborner Theologische Studien; Bd. 42). Schöningh, Paderborn 2004, ISBN 3-506-71319-1

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