Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim

Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim

Franz Egon Graf von Fürstenberg-Stammheim (* 24. März 1797 auf Schloss Herdringen; † 20. Dezember 1859 in Köln) war Großgrundbesitzer, Mäzen und Politiker.

Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim (Lithographie um 1830)

Inhaltsverzeichnis

Familie und Herkunft

Franz Egon Freiherr von Fürstenberg-Stammheim wurde als einziger Sohn neben zwei Schwestern von Freiherr Theodor von Fürstenberg und dessen Ehefrau Freiin Sophie von Dalwigk zu Lichtenfels in Herdringen geboren. Über seine Ausbildung ist nur wenig bekannt. Vermutlich hat er wie ein Verwandter Hausunterricht durch einen vor der französischen Revolution geflohenen Geistlichen erhalten.

Er heiratete am 4. Oktober 1829 Pauline Freiin von Romberg (1805-1891) von Schloss Brünninghausen bei Dortmund. Mit seiner Frau hatte er sechs Kinder, Sophie (1833-1868), Karoline (1835-1903), Gisbert-Egon (1836-1908), Isabella (1842-1868), Karl Egon (1844-1858) und Klemens Egon (1846-1926).

Die Familie lebte in Köln, wo sie das „Haus zu den Biesen“ besaß sowie auf Schloss Stammheim. Dieses wurde zu Lebzeiten von Fürstenberg ein Zentrum des zeitgenössischen Kunst- und Kulturlebens.

Franz-Egon von Fürstenberg gehörte zu den größten Grundbesitzern im Rheinland und in Westfalen. Er besaß Güter bei Bielefeld, Köln, Jülich, Kempen, Solingen und andernorts mit zusammen über 11.000 Morgen Land. Im Jahre 1831 erwarb er Burg Reuschenberg in Bürrig vom Vorbesitzer Caspar Josef Carl von Mylius. Außerdem besaß er Anteile an Kohlebergwerken im entstehenden Ruhrgebiet und war beteiligt an ungarischen Kohlebergwerken bei Pécs.

Mäzenatentum

Apollinariskirche Remagen

Historisch bedeutend war er allerdings nicht als Großgrundbesitzer oder Anteilseigner sondern zunächst als Mäzen. Sein Mäzenatentum war dabei geprägt von christlich-konservativen Werten. Dies wurde etwa bei dem ersten mit seinem Namen verbundenen Bauwerk, der in Form eines griechischen Tempels errichteten Theodorus-Kapelle 1835 in Neheim deutlich, die er als Mausoleum für seinen verstorbenen Vater bauen ließ. Architekt war Johann Bruère (1805-1854), der damals auch Vorsitzender des Kölner Kunstvereins war. Dieser errichtete später auch die Schlosskapelle auf Schloss Stammheim. Von der romantischen Bewegung der Zeit und deren Rückbesinnung auf das Mittelalter stark beeindruckt, erwarb von Fürstenberg die säkularisierte Apollinariskirche bei Remagen. Ursprünglich geplant hatte er, diese lediglich innen von Künstlern der Nazarenerschule neu ausmalen zu lassen. Als der schlechte bauliche Zustand deutlich wurde, ließ er die Kirche abreißen und an ihrer Stelle vom Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner einen Neubau errichten. Diese war der erste Kirchenbau im „altdeutschen“, d. h. neugotischen Stil. Die Innenausstattung wurde von den Schadow-Schülern Ernst Deger, Andreas und Karl Müller übernommen. Später kam noch Franz Ittenbach hinzu. Die Künstler reisten eigens auf Kosten Fürstenbergs nach Rom, um sich Anregungen zu beschaffen.

Die romantisch-christliche Weltsicht Fürstenbergs korrespondierte in weiten Teilen mit der Haltung Friedrich Wilhelms IV. von Preußen. In näheren Kontakt zum Hof kam von Fürstenberg 1837 bei einem Besuch in Berlin, den er unternahm, um nach Vermittlung von August Wilhelm Schlegel in Kontakt mit Karl Friedrich Schinkel zu treten. Neben der Bekanntschaft Schinkels trat Fürstenberg auch in Kontakt mit dem Kronprinzen (dem späteren Friedrich Wilhelm IV.). Fürstenberg gehörte zu den wenigen Katholiken, die in engeren Kontakt mit diesem standen. Anlässlich der Krönungshuldigung 1840 wurde von Fürstenberg in den Grafenstand erhoben.

Der König und von Fürstenberg nahmen beide regen Anteil an der Fertigstellung des Kölner Doms. Fürstenberg wurde Mitglied des Dombauvereins. Außerdem unterstützte er die Renovierung des Altenberger Domes und 1836 die Errichtung des Beethoven-Denkmals in Bonn.

Politik

Erste politische Erfahrungen sammelte von Fürstenberg als Mitglied der Ritterkurie des rheinischen Provinziallandtags im Jahr 1836 und 1841. Außerdem gehörte er dem Vereinigten Landtag 1847/48 an. Während der Revolution von 1848 war er zunächst nicht parlamentarisch tätig. Erst 1849 nach der neuen oktroyierten Verfassung in die erste Kammer des preußischen Landtages gewählt. Über seine politischen Positionen bestehen unterschiedliche Interpretationen. Teilweise wird er der hochkonservativen Fraktion[1] um Friedrich Julius Stahl und Ernst Ludwig von Gerlach zugerechnet. Tatsächlich jedoch stand er wohl eher der eher gemäßigt konservativen Richtung um Ludwig Alexander von Jordan und Ferdinand Walter nahe. Bemerkenswert ist, dass von Fürstenberg dabei nie den Verfassungsstaat und die konstitutionelle Monarchie in Frage stellte. Während der Reaktionsära hat er sich etwa ausdrücklich gegen den Versuch des preußischen Innenministers Ferdinand von Westphalen gestellt die 1850 parlamentarisch verabschiedeten Kommunalgesetze nicht umzusetzen. Teil dieser Gesetze war der Beschluss die ständischen Strukturen der Provinziallandtage zu Gunsten einer Vertretung der Kommunen zu beseitigen. Nachdem von Westphalen dennoch 1851 die Landtage nach ständischem Muster einberufen ließ, gehörte von Fürstenberg, der zuvor von der Regierung selbst noch als Wahlkommissar eingesetzt worden war, zu den schärfsten Kritikern. Im Jahr 1852 wurde von Fürstenberg für den Wahlkreis Bonn-Rheinbach in die zweite Kammer des preußischen Landtages gewählt. Er trat dort nicht der entstehenden katholischen Fraktion sondern der liberal-konservativen so genannten Wochenblattpartei um August von Bethmann-Hollweg bei. Fürstenberg gehörte auch zu denjenigen, die die namensgebende Zeitung „Preußisches Wochenblatt zur Besprechung politischer Tagesfragen“ finanzierten. Vor allem im katholischen Deutschland rief dieser Schritt erhebliche Kritik hervor. Von Fürstenberg gehörte zu denjenigen, die eine unmittelbare Vermengung des kirchlichen und politischen Bereichs ablehnten. Eine erhebliche Bedeutung hatte die Wochenblattpartei auf die Neubildung des preußischen Herrenhauses, in der Nachfolge der ersten Kammer. Während die Hochkonservativen um Gerlach und Stahl dieses vor allem eine Vertretung des grundbesitzenden Adels sein sollte, plädierte die Wochenblattpartei für ein möglichst freies Berufungsrecht des Königs. Am Tag der Abstimmung am 5. März 1852 betrat von Fürstenberg, der gerade von einer Audienz beim König kam, den Sitzungssaal und ging ohne Rücksicht auf alle parlamentarischen Gepflogenheiten auf die Regierungsbank zu und hinterlegte dort ein handschriftliches Schreiben Friedrich Wilhelms IV. in dem dieser sich insgesamt die Haltung der Wochenblattpartei zu eigen machte. Nicht zuletzt durch dieses aufsehenserregende Vorgehen von Fürstenbergs kam eine Mehrheit gegen die Hochkonservativen zustande.

Dem 1855 erstmals einberufenen Herrenhaus gehörte von Fürstenberg bis zu seinem Tod an. Am 18. Dezember 1856 ernannte der Rat der Stadt Köln ihn zum Ehrenbürger der Stadt für seine Verdienste um den Dombau. Auch seine Geburtsstadt Neheim machte ihn am 9. November 1837 zum Ehrenbürger. Beigesetzt wurde von Fürstenberg zunächst in der von ihm errichteten Theodoruskapelle in Neheim und später in eine Familiengruft in der Nähe der Apollinariskirche überführt.

Literatur

  • Horst Conrad: Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim (1797-1859) In: Michael Gosmann (Hrsg.): Fürstenberger Skizzen – Streifzüge durch 700 Jahre westfälische Familien und Landesgeschichte. Arnsberg, 1995. S.93-96
  • Wilhelm Wilmanns: Fürstenberg-Stammheim, Franz Graf von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 244.

Anmerkungen

  1. In der ADB etwa wird er als strikt konservativ charakterisiert. So hätte er eine Petition zur Abschaffung gegen die Verfassung von 1849 mitunterzeichnet, die neuere Literatur zeichnet jedoch ein anderes Bild.

Siehe auch



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