Frucht (Botanik)

Frucht (Botanik)
Verschiedene Früchte aus dem Regenwald Panamas

Die Frucht (von lat. fructus) einer Pflanze ist die Blüte im Zustand der Samenreife. Die Frucht ist die Gesamtheit der Organe, die aus einer Blüte hervorgehen, und die die Samen bis zu deren Reife umschließen. An der Bildung einer Frucht können außer dem Fruchtblatt zum Beispiel folgende Organe beteiligt sein: Achsengewebe (beispielsweise der Blütenboden), Blütenhülle, Spelzen. Die Frucht dient der Ausbreitung. Je nachdem, ob die Samen von der Frucht eingeschlossen oder im reifen Zustand freigesetzt werden, unterscheidet man zwischen Schließ- und Streufrüchten.

Im allgemeinen Sprachgebrauch wird unter Früchten auch Obst verstanden und nicht immer zwischen den Samen und der Frucht klar unterschieden.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Fruchtaufbau:Aufgeschnittener Pfirsich
Banane, Erdbeeren und verschiedene Zitrusfrüchte

Eine Frucht besteht aus einem oder mehreren Samen, die von einer Fruchtwand, dem Perikarp umgeben sind. Beim Perikarp wiederum unterscheidet man drei Schichten:

  • Exokarp – äußere Schicht
  • Mesokarp – mittlere Schicht
  • Endokarp – innere Schicht

Beim Pfirsich auf dem Bild rechts beispielsweise bildet das Endokarp den harten Kern, der den Samen enthält. Das Mesokarp ist fleischig, und das Exokarp bildet die samtige Pfirsichhaut.

Das Perikarp wird während des Reifungsprozesses der Frucht aus dem Fruchtknoten der Blüte gebildet. Für die Einteilung der Früchte ist es wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass der Fruchtknoten aus einem oder mehreren miteinander verwachsenen Fruchtblättern (Karpellen) besteht.

Der verbleibende Rest aus Sprossachse und Calyx (Kelchblätter) wird gemeinhin auch als Zilch bezeichnet.

Einteilung

Früchte kann man nach verschiedenen Kriterien einteilen:

  • nach Verschluss der reifen Samen:
    • Öffnet sich die Fruchtwand nach der Fruchtreife und entlässt sie Samen, so spricht man von einer Streufrucht.
    • Bleibt die Fruchtwand dagegen geschlossen und fällt zusammen mit den Samen als Ganzes von der Pflanze ab, so spricht man von einer Schließfrucht.
    • Werden die Samen bei Reife zwar immer noch von der Fruchtwand umhüllt, aber zerfällt diese in mehrere Einheiten, die einen oder mehrere Samen enthalten können, so spricht man von einer Zerfallfrucht.
  • nach Wassergehalt:
    • Trockenfrüchte
    • Saftfrüchte
  • nach Gruppierung an der Pflanze:
    • Die Früchte können einzeln stehen (Einzelfrucht).
    • Bei Blüten mit mehreren Fruchtknoten kann es aber auch sein, dass aus jedem Fruchtknoten eine Frucht gebildet wird, diese Früchte aber dann eine Gesamtheit bilden, die häufig auch gemeinsam von der Pflanze abfällt. Solche Bildungen heißen Sammelfrüchte.
    • In einigen Fällen bilden auch die Einzelfrüchte eines ganzen Blütenstandes eine Gesamtheit. In diesem Fall spricht man von einem Fruchtstand. (z. B. Linde, Ananas, Feigen)

Diese Fruchtformen werden unten nochmals erklärt.

Einzelfrüchte

Frucht einer Blüte, aus einem (mit sich selbst verwachsenen) Fruchtblatt.

Streufrüchte

Die Samen werden zur Zeit der Fruchtreife freigegeben. Die Ausbreitung erfolgt hier durch die Samen.

Balgfrucht

Bei diesen besteht der Fruchtknoten aus nur einem Fruchtblatt, das an der Bauchnaht verwächst und sich bei Fruchtreife auch nur an dieser einen Naht öffnet.

Hülse

Auch hier besteht der Fruchtknoten aus nur einem Fruchtblatt, das an der Bauchnaht verwachsen ist. Im Gegensatz zur Balgfrucht öffnet sich die reife Frucht aber nicht nur an dieser Naht (der sog. „Bauchnaht“), sondern auch entlang der Mittelrippe des Fruchtblattes, die man in diesem Fall auch „Rückennaht“ nennt. Diese Fruchtform kommt z. B. in der Familie der Hülsenfrüchtler vor.

Kapsel

Bei Kapseln besteht der Fruchtknoten aus zwei oder mehreren miteinander verwachsenen Fruchtblättern, die sich bei Fruchtreife auf unterschiedliche Weise öffnen. Je nach Art der Öffnung unterscheidet man folgende Kapselformen. Es gibt jedoch auch Kapseln, die unregelmäßig aufspringen, und sich nicht einer dieser Formen zuordnen lassen.

  • Spaltkapseln: Die Fruchknoten öffnen sich an den Scheidewänden der Verwachsung oder entlang der Mittelnerven der Fruchtblätter. In jedem Fall entstehen an der Fruchtwand senkrechte Spalte. Die Kapseln können sich ganz öffnen, oder auch nur an der Spitze mit einigen Zähnchen aufspringen, oder nur entlang der Seite mit Spalten öffnen.
  • Deckelkapseln: Am oberen Ende löst sich ein Kapseldeckel ab.
  • Porenkapsel: An der Kapselwand entstehen Löcher, durch die die Samen herausfallen.
Schote, Schötchen

Bei diesen besteht der Fruchtknoten aus zwei oder vier mit sog. Plazentarleisten miteinander verwachsenen Fruchtblättern. Bei Fruchtreife lösen sich zwei der Fruchtblätter von den Plazentarleisten und öffnen so die Frucht. Diese Fruchtform kommt z. B. bei den Kreuzblütlern) oder bei einigen Mohngewächsen vor. Sind die Schoten weniger als dreimal so lang wie breit, spricht man meist auch von „Schötchen“.

Trockenfrüchte

Bei Trockenfrüchten befinden sich die Samen in einem trockenen und harten Perikarp. Dabei erfolgt eine Einteilung in drei Gruppen: die Öffnungsfrüchte (das Perikarp springt auf, um die Samen zu entlassen, z. B. Erbse), die Schließfrüchte (das Perikarp reißt nicht auf, z. B. Nüsse) und die Spaltfrüchte (die Früchte zerfallen, aber die Samen werden nicht freigesetzt z. B. Ahorn).

Schließfrüchte

Samen bleiben bis zur Verbreitung von der Fruchtwand eingeschlossen. Die Ausbreitungseinheit ist die Frucht.

Beere

Bei Beeren ist die Fruchtwand auch bei Fruchtreife noch fleischig oder saftig (Endo- und Mesokarp fleischig, Exokarp häutig). (Z. B. Johannisbeere, Tomate, Gurke oder Kürbis.) Nur selten trocknet sie noch kurz vor der Reife aus. Beeren enthalten meistens mehrere Samen.

Nussfrucht

Nüsse sind meist einsamige Früchte, bei denen die gesamte Fruchtwand (Endo-, Exo- und Mesokarp) holzig oder lederig geworden ist (z. B. Gemeine Hasel). Bei vielen Pflanzen mit Nussfrüchten ist die Fruchtwand untrennbar mit dem Samen verwachsen. Im Falle, dass der Fruchtknoten oberständig war, spricht man dann auch von einer Karyopse (z. B. Süßgräser), im Falle, dass er unterständig war, von einer Achäne (z. B. Korbblütler).

Steinfrucht

Steinfrüchte vereinen Merkmale von Beeren und Nüssen. Bei ihnen ist das Endokarp, also die innerste Schicht der Fruchtwand holzig oder ledrig. Das Mesokarp dagegen fleischig, saftig und weich; das Exokarp häutig (z. B. Kirsche, Pflaume, Holunder oder Mandel). Steinfrüchte sind in der Regel einsamig.

Zerfallfrüchte

Spaltfrüchte

Bei diesen zerfällt die Frucht bei Reife entlang von Scheidewänden in Einzelteile, die jeweils einem Fruchtblatt entsprechen.

Bruchfrüchte

Auch hier zerfällt die Frucht entlang von Scheidewänden in Einzelteile. Aber diese entsprechen nicht jeweils einem Fruchtblatt, sondern Teilen eines oder mehrerer Fruchtblätter. Die Teile sind stets einsamig. Man unterscheidet:

  • Gliederhülsen: Früchte die aus einem einzigen Fruchtblatt gebildet sind, aber nicht entlang der Naht aufspringen, sondern quer in jeweils einsamige Teile zerfallen (z. B. Alpen-Süßklee).
  • Gliederschoten: Früchte aus zwei oder vier Fruchtblättern, die bei Reife quer zerfallen.
  • Klausenfrüchte: Bei diesen zerfallen die Früchte entlang der echten Scheidewände und zusätzlich entlang falscher Scheidewände. Jedes Fruchtblatt bildet also bei Reife mehrere Verbreitungseinheiten, sodass deren Anzahl ein Mehrfaches der Anzahl der Fruchtblätter ist. Bei den mitteleuropäischen Pflanzen zerfällt stets ein aus zwei Fruchtblättern gebildeter Fruchtknoten in vier Teile (z. B. Lippenblütler).

Sammelfrüchte

Sie bestehen aus einer Blüte mit vielen Fruchtblättern, die je eine eigenständige Einzelfrucht bilden und gemeinsam eine Einheit darstellen. Sammelfrüchte werden nach Art ihrer Einzelfrüchte Sammelbalgfrüchte (Kolanuss, Pfingstrose – mit der Sonderform der Apfelfrucht (Apfel oder Birne), Sammelsteinfrüchte (Himbeere, Brombeere, Moltebeere) oder Sammelnussfrüchte (Erdbeere, Hagebutten) genannt. Von den Einzelfrüchten spricht man bei Sammelfrüchten in der Regel in der Verkleinerungsform. Die Frucht der Himbeere ist beispielsweise eine Sammelsteinfrucht, die aus mehreren verwachsenen Steinfrüchtchen gebildet ist.

Siehe auch

Weblinks


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