Frühstückskartell

Als Frühstückskartell bezeichnet man umgangssprachlich ein Kartell, das von den Kartellteilnehmern „beim gemeinsamen Frühstück“, das heißt in informeller Form eingeführt wird. Im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Kartell werden hier keine schriftlichen Verträge ausgehandelt, sondern bei informellen Treffen lediglich Absprachen über gemeinsame Vorgehensweisen getroffen.

Geschichte

Am 1. April 1899 wurde die Vereinigung Deutscher Elektrizitätsfirmen gegründet, die als erstes die Erhöhung des Listenpreises um 10 % absprachen. Dieses Kartell ist unter dem Namen Frühstückskartell in die Geschichte eingegangen. Es kam zu seinem Namen, weil die Reihenfolge der Vergebung der Zentralen nach der Sitzordnung beim gemeinsamen Frühstück festgelegt wurde.

Vorteile des Frühstückskartelles

Der größte Vorteil des Frühstückskartells gegenüber anderen Kartellen ist, dass dieses praktisch nicht nachgewiesen werden kann. Denn bei einer entsprechenden Razzia durch das Bundeskartellamt kann keinerlei belastendes Material entdeckt werden, da dieses nicht existiert. So bietet das Frühstückskartell den Vorteil, dass es vor einer Aufdeckung sehr sicher ist. Seit dem Inkrafttreten der Kronzeugenregelung können Unternehmen, die ein Kartell, in das sie selber involviert waren, aufdecken, mit schwächerer Bestrafung oder gar einer vollständigen Straffreiheit rechnen. Vor dieser Art der Aufdeckung ist das Frühstückskartell relativ sicher, weil die Vorlage belastenden Materials nicht möglich ist, vollkommen ausgeschlossen kann eine Aufdeckung der Vereinbarungen durch die Wettbewerbsbehörden jedoch nicht.

Vorkommen des Frühstückskartelles

Meist wird das Frühstückskartell bei illegalen Kartellen angewandt, da es für legale Kartelle seinen Nutzen verliert. Der Reiz eines Frühstückskartells besteht nämlich darin, dass es nicht (es sei denn über ein Geständnis) nachweisbar ist, jedoch hat es den Nachteil, dass Vertragsbrüche auch beim Kartellpartner nicht moniert werden können, weswegen das Frühstückskartell oft als unbeständig gilt. Des Weiteren besteht wie bei allen Kartellen ein hoher materieller Anreiz für die betroffenen Unternehmen sich kurzfristig zu bereichern, indem sie die Vereinbarungen brechen und eine größere Menge zu einem niedrigeren Preis als das Kartell auf dem betroffenen Markt anzubieten, um somit einen höheren Marktanteil und somit auch höhere Gewinne erzielen zu können.

Umgangssprachlich spricht man auch von Frühstückskartellen, wenn Ehe- oder Lebenspartner gleichzeitig hohe Positionen in einer politischen Volkspartei einnehmen, z. B. Landes-Geschäftsführer und Landtagsabgeordnete. Dies kommt praktisch nicht selten vor.

Einzelnachweise

• Zängl, Wolfgang: Deutschlands Strom, Frankfurt/Main 1989, ISBN 3593340631, S. 41
• Bundeszentrale für politische Bildung
• Meyer Online-Lexikon (Archivversion vom 3. Februar 2008)