Fuggerschloss Kirchheim/Schwaben

Fuggerschloss Kirchheim/Schwaben
Das Fuggerschloss heute

Das Fuggerschloss in Kirchheim i. Schw. ist ein Renaissanceschloss, das von Jakob Eschay und Wendel Dietrich in den Jahren 1578–1583 für Hans Fugger gebaut wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Historische Darstellung des Fuggerschlosses Kirchheim in Schwaben im 17. Jahrhundert
Die Schlosskirche
Decke des Zedernsaals
Decke des Zedernsaals

1551 kauft Anton Fugger (1493–1560), der Neffe und Nachfolger von Jakob Fugger dem Reichen (1449–1525) für 137.000 Gulden (ein Gulden war damals ungefähr der Wochenlohn einer Person) die Herrschaft Kirchheim in Schwaben von der Familie von Hürnheim.

Nach dem Tode von Anton Fugger im Jahr 1560 wird Kirchheim vorübergehend von dessen drei Söhnen gemeinsam verwaltet. Um möglichen Streit zu begrenzen, geht die Herrschaft mittels „Losziehung“ an Hans Fugger (1533–1598) über.

In den Jahren 1578–1582 wird Schloss Kirchheim durch den Augsburger Stadtbaumeister Jakob Eschay erbaut. Da die vier um einen quadratischen Innenhof gebauten Flügel verblüffend dem Escorial bei Madrid gleichen, nennt man es bis heute auch den schwäbische Escorial. Die Schloss- und Pfarrkirche wurde 1580–1583 ebenfalls durch Jakob Eschay errichtet. Beim Bau des Schlosses arbeiteten einige bekannte Künstler wie z. B. Carlo Pallago, Hubert Gerhard und Wendel Dietrich

Im Jahre 1585 wird der berühmte Zedernsaal eingerichtet. Es wird der Kamin aufgebaut, sowie durch Wendel Dietrich die Decke und die großen Portale eingebaut.

Die nächste große bauliche Veränderung fand im Jahre 1852 statt. Durch den Abbruch des Nordflügel und des nördlicher Westflügel änderte sich das Erscheinungsbild des Schlosses erheblich.

1878 fällt Kirchheim an die gräfliche Linie Fugger von Glött und wird 1886 deren Stammsitz.

Das Schloss wird auch heute noch durch die Familie Fugger bewohnt, und ist daher für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Lediglich der Zedernsaal kann besichtigt werden.

Angela Gräfin Fugger von Glött erhielt für die Gesamtinstandsetzung und Erhalt des Fuggerschlosses zu Kirchheim am 20. Juni 2001 den Bayerischen Verdienstorden.

Der Zedernsaal

Kernstück ist die einzigartige Kassettendecke im 360 m² großen Zedernsaal. Wahrscheinlich stammt das Zedernholz aus dem Libanon und bildet den dunklen Fond der Decke. Darüber hinaus sind über zehn weitere Hölzer (u. a. Linde, Eiche, Eibe, Esche, Ahorn, Zwetschge, Nuss und Zirbelkiefer) erkennbar.

Der Zedernsaal stammt von Wendel Dietrich dem bedeutendsten „Kistlermeister“ des späten 16. Jahrhunderts. Viele tausend Figuren und Ornamente sind geschnitzt. Die Tiefe der einzelnen Reliefkassetten beträgt ca. 1,80 m. Die Holzdecke gilt als schönstes, deutsches Schnitzwerk der Renaissance und zeichnet sich durch die unübertroffene Akustik aus. Vom Augsburger Kunstschmied Michael Mezger wurde die Decke durch ein geniales Hängewerk mit 400 Bauhaken am Dachstuhl befestigt.

Sie gliedert sich in drei große, quadratische und vertiefte Kassettenfelder. Reiche Rollwerkornamentik umfasst die Kassetten, mit Satyrmasken, Rosetten, geometrischen Formen, Blumendekor, Fruchtgirlanden und den Fuggerlilien (das Wappen der Familie).

1582 begann die Innenausstattung mit den aus Ton geformten und anschließend gebrannten Terrakottafiguren. Carlo Pallago und Hubert Gerhard fertigten die zwölf überlebensgroßen Skulpturen, für die beide Künstler zusammen 1000 Gulden Honorar erhielten. Im gleichen Jahr wurde auch die von Wendel Dietrich gefertigte Holzdecke sowie die Portale eingebaut. Als letztes gelangte 1587 der Kamin mit den von Hubert Gerhard geschaffenen Skulpturen hinzu. Die sechs männlichen Figuren vom Treppenaufgang aus sind wahrscheinlich: Kyros II., der Große, Alexander der Große, Caesar, Augustus, Karl der Große, Karl V. Die sechs weiblichen Terrakottafiguren sind vermutlich: Judith, Lucretia, Kaiserin Flavia Iulia Helena Augusta, Kaiserin Adelheid von Burgund, Elisabeth von Thüringen und Isabella von Portugal.

Musiktradition im Zedernsaal seit 1957

Aufgrund der Konzerttradition von über 40 Jahren im Zedernsaal, war es für Angela Gräfin Fugger von Glött wichtig, die Tradition ihres Mannes, Joseph-Ernst Graf Fugger von Glött fortzuführen.

In Kirchheim gingen große, musikalische Künstler ein und aus, unter anderem Carl Orff, Gustav Leonhardt, Paul Badura-Skoda, Collegium Aureum mit Franzjosef Maier, Hans-Martin Linde, Koeckert-Quartett, Deller Consort, Jörg Demus, Pro Cantione Antiqua, The Consort of Musicke mit Emma Kirkby, Tölzer Knabenchor mit Gerhard Schmidt-Gaden, Melos-Quartett und viele mehr.

Seit dieser Zeit findet bis heute in der warmen Jahreszeit der Kirchheimer Musiksommer statt.

Unter der Konzertreihe Fugger Classics traten von 2003–2007 unter anderen folgende Künstler auf: Alfredo Perl, Julia Fischer, Milana Chernyavska, Christoph Hammer, Martin Bruns, Münchner Klaviertrio, Arnulf von Arnim, Kurt Guntner, Rimskij-Korsakow Quartett, Dudi Mazmanishvilli, Arabella Steinbacher, Daniel Müller-Schott, Nicolas Koeckert, Julius Berger, Severin von Eckardstein, Georg Hörtnagel und andere.

Siehe auch

Literatur

  • Christl Karnehm: Die Korrespondenz Hans Fuggers von 1566–1594. Regesten der Kopierbücher aus dem Fuggerarchiv. München 2003
  • Georg Lill: Hans Fugger (1531–1598) und die Kunst. Ein Beitrag zur Spätrenaissance in Süddeutschland. Leipzig 1908
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern III: Schwaben. München 1989, ISBN 3-422-03008-5
  • Franz Karg: Schloß Kirchheim Kunstführer. 2. Auflage. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2001, ISBN 3-931820-76-9

Weblinks

48.17222222222210.4744444444447Koordinaten: 48° 10′ 20″ N, 10° 28′ 28″ O


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