Fußball-WM 1990

Fußball-WM 1990
FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 1990
Italia 90
Anzahl Nationen 24 (von 116 Bewerbern)
Weltmeister Deutschland (3. Titel)
Austragungsort Italien
Eröffnungspiel 8. Juni 1990
Endspiel 8. Juli 1990
Spiele   52
Tore 115  (Ø: 2,21 pro Spiel)
Zuschauer 2.500.000  (Ø: 48.077 pro Spiel)
Torschützenkönig Salvatore Schillaci (Italien) 6 Tore
Bester Spieler Salvatore Schillaci (Italien)
Teilnehmer

Die Endrunde zur 14. Fußball-Weltmeisterschaft wurde vom 8. Juni bis zum 8. Juli 1990 in Italien ausgetragen. Weltmeister wurde die Mannschaft der Bundesrepublik Deutschland mit Teamchef Franz Beckenbauer nach einem 1:0-Sieg gegen Argentinien.

Die Entscheidung über den Austragungsort der WM 1990 fällte die FIFA am 19. Mai 1984 auf ihrem Kongress in Zürich. Italien setzte sich mit 11:5 Stimmen gegen Mitbewerber Sowjetunion durch. England und Griechenland zogen ihre Bewerbungen zurück.

Insgesamt qualifizierten sich 24 Mannschaften, nachdem zur Qualifikation 112 Nationalmannschaften (neun weniger als bei der WM 1986) angetreten waren. Drei Mannschaften qualifizierten sich dabei das erste Mal für eine Fußball-Weltmeisterschaft: Costa Rica, Irland und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Die WM-Favoriten Brasilien und Argentinien sowie Deutschland und die Niederlande trafen bereits im Achtelfinale aufeinander. Bei der WM 1990 stand Deutschland zum dritten Mal in Folge in einem WM-Finale und konnte nach den Niederlagen von 1982 und 1986 den insgesamt dritten Weltmeister-Titel feiern. Zudem gelang es damit erstmals einer europäischen Mannschaft, ein WM-Finale gegen eine südamerikanische Mannschaft zu gewinnen. Deutschland war durch diesen Erfolg mit drei WM-Titeln sowie drei zweiten Plätzen die erfolgreichste Fußballnation vor Brasilien und Italien, die beide bis dahin ebenfalls drei WM-Titel gewonnen hatten.

Franz Beckenbauer gelang es als zweitem Nationaltrainer nach Mario Zagallo (Brasilien), sowohl als Spieler (bei der WM 1974) als auch als Trainer (1990) Weltmeister zu werden.

Der Spielmodus der WM-Endrunde war der gleiche wie vier Jahre zuvor: Die 24 qualifizierten Mannschaften wurden in sechs Gruppen mit je vier Mannschaften eingeteilt. 16 Mannschaften qualifizierten sich für die K.o.-Runde: Die sechs Gewinner der Gruppen, die sechs Zweitplatzierten und die vier besten Drittplatzierten erreichten das Achtelfinale.

Fußball der WM 1990

Die Weltmeisterschaft begann mit einer Überraschung. Der Favorit Argentinien verlor sein Auftaktspiel gegen Kamerun mit 0:1. Kamerun erreichte mit attraktivem Fußball als erste afrikanische Nation ein WM-Viertelfinale. Dort scheiterten sie erst in der Verlängerung mit 2:3 an England. Kameruns Stürmer Roger Milla, damals bereits 38 Jahre alt, wurde durch attraktiven Offensivfußball berühmt.

Der Finalist Argentinien konnte auf seinem Weg ins Finale Brasilien in der Runde der letzten 16 bezwingen und schlug Italien im Halbfinale nach Elfmeterschießen, nachdem es nach der regulären Spielzeit 1:1 Unentschieden gestanden hatte.

Der italienische Stürmer Salvatore Schillaci gewann mit sechs Treffern den goldenen Schuh für den besten Torschützen. Er traf in jedem WM-Spiel, in dem er für Italien auflief.

Die Weltmeisterschaft 1990 war letztlich wenig spektakulär und doch rekordverdächtig. Es fielen die wenigsten Tore pro Spiel bei einer WM, dafür gab es 16 rote Karten. Die meisten Spiele waren hart umkämpft und endeten oft erst nach Elfmeterschießen. Die Defensive und harte Attacken prägten die Spiele der WM. So schoss Finalist Argentinien in sieben Spielen lediglich fünf Tore in der regulären Spielzeit. Dagegen war Deutschland noch eine der attraktiven Mannschaften mit einem offensiven Fußballspiel. Auch im Finale spielte Argentinien von Anfang an auf Elfmeterschießen, in der Hoffnung, dass ihnen 'Elfmetertöter' Goycochea, der im Viertel- und Halbfinale für das Weiterkommen gesorgt hatte, den Titel bescherte. So hatten die Argentinier im Endspiel nicht eine Torchance, während sich die deutsche Mannschaft gut ein Dutzend Chancen erarbeitete. Vom Glanz der argentinischen Mannschaft, der diese 4 Jahre zuvor zum verdienten Weltmeister gemacht hatte, war im gesamten Turnier nichts mehr zu erkennen. So verloren sie dann das Finale verdient und ausgerechnet durch ein Elfmetertor.

Inhaltsverzeichnis

Gastgeber

Zum zweiten Mal nach 1934 wurde die Fußballweltmeisterschaft in Italien ausgetragen.

Die WM-Spiele fanden in den folgenden zwölf Stadien statt:

Qualifikation

Hauptartikel: Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1990.

112 Nationen meldeten ihre Teilnahme an der Qualifikation zur WM 1990. Italien als Gastgeber und Argentinien als Titelverteidiger waren bereits automatisch qualifiziert, wodurch 110 Nationen um die 22 freien Plätze spielten. Neulinge bei dieser Weltmeisterschaft waren die Mannschaften aus Irland, Costa Rica und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Erwähnenswert ist außerdem das Fehlen des Gastgebers von 1986, Mexiko. Dem mexikanischen Fußballverband wurde nachgewiesen, die Geburtsdaten von einigen Spielern für die Qualifikation zur U20-WM 1989 manipuliert zu haben. Deshalb wurde das Land von der FIFA von 1988 bis 1990 für alle internationalen Spiele gesperrt.

14 aus Europa BELBEL Belgien GERGER Deutschland ENGENG England IRLIRL Irland ITAITA Italien
SFR YugoslaviaSFR Yugoslavia Jugoslawien NEDNED Niederlande AUTAUT Österreich ROMROM Rumänien SCOSCO Schottland
SWESWE Schweden URSURS Sowjetunion ESPESP Spanien CZECZE Tschechoslowakei
4 aus Südamerika ARGARG Argentinien Brazil (1968-1992)Brazil (1968-1992) Brasilien COLCOL Kolumbien URUURU Uruguay
2 aus Nord- und Mittelamerika Costa RicaCosta Rica Costa Rica USAUSA USA
2 aus Afrika EGYEGY Ägypten CameroonCameroon Kamerun
2 aus Asien South KoreaSouth Korea Südkorea the United Arab Emiratesthe United Arab Emirates V.A. Emirate

Auslosung und Modus

  • Die gesetzten Gruppenköpfe:   Italien (A) • Argentinien (B) • Brasilien (C) • BR Deutschland (D) • Belgien (E) • England (F)
  • Topf 1:   Ägypten • Kamerun • Südkorea • V.A. Emirate • Costa Rica • USA
  • Topf 2:   Kolumbien • Uruguay • Irland • Rumänien • Schweden • Tschechoslowakei
  • Topf 3:   Jugoslawien • Niederlande • Österreich • Schottland • Schweden • Sowjetunion

Zuerst wurden in allen sechs Gruppen die Gruppenköpfe an erster Position gesetzt.
Die Teams aus den Töpfen 1 und 3 wurden zu allen Gruppenköpfen frei zugelost.
Aus Topf 2 wurden Kolumbien und Uruguay gezielt europäischen Gruppenköpfen zugelost.

Gruppe A Gruppe B Gruppe C
Italien Argentinien Brasilien
Österreich Kamerun Schweden
Vereinigte Staaten Sowjetunion Costa Rica
Tschechoslowakei Rumänien Schottland
Gruppe D Gruppe E Gruppe F
BR Deutschland Belgien England
Jugoslawien Südkorea Irland
V.A. Emirate Uruguay Niederlande
Kolumbien Spanien Ägypten

Für Infos zu den einzelnen WM-Gruppen bzw. zu den einzelnen Spielen und Kadern der Mannschaften auf den jeweiligen Link klicken.

Die 24 Teilnehmer wurden in sechs Vorgruppen mit je vier Mannschaften eingeteilt. Die beiden ersten jeder Gruppe sowie die vier besten Drittplatzierten qualifizierten sich für das Achtelfinale. Ab dem Achtelfinale wurde das Turnier im K.-o.-System ausgetragen. Nur acht Mannschaften schieden nach der Vorrunde aus.

Vorrunde

Gruppe A

Rang Land Tore Punkte
1 Italien 4:0 6:0
2 Tschechoslowakei 6:3 4:2
3 Österreich 2:3 2:4
4 USA 2:8 0:6
9. Juni 1990 in Rom
ITAITA Italien AUTAUT Österreich 1:0 (0:0)
10. Juni 1990 in Florenz
USAUSA USA CZECZE ČSFR 1:5 (0:2)
14. Juni 1990 in Rom
ITAITA Italien USAUSA USA 1:0 (1:0)
15. Juni 1990 in Florenz
AUTAUT Österreich CZECZE ČSFR 0:1 (0:1)
19. Juni 1990 in Rom
ITAITA Italien CZECZE ČSFR 2:0 (1:0)
19. Juni 1990 in Florenz
AUTAUT Österreich USAUSA USA 2:1 (0:0)

Die große Entdeckung der Vorrunde war der fast unbekannte sizilianische Stürmer Salvatore Schillaci, der gegen Österreich wenige Minuten nach seiner Einwechslung den Siegtreffer erzielte und auch gegen die ČSFR traf. Österreich und die USA schafften es nicht, gegen die in dieser Gruppe dominierenden Italiener zu gewinnen, während sich die ČSFR gegen Italien im letzten Gruppenspiel einige Chancen herausarbeitete und ein regelgerechtes Tor nicht anerkannt wurde. Ein Tor nach gelungenem Solo des jungen italienischen Stürmers Roberto Baggio brachte in diesem Spiel die Entscheidung zugunsten der Gastgeber. Österreich kam trotz des Sieges über die USA nicht mehr unter die vier besten Gruppendritten, die US-Amerikaner, die erstmals seit 40 Jahren wieder an einer Weltmeisterschaft teilnahmen, verloren alle drei Spiele und wurden Gruppenletzter.

Gruppe B

Rang Land Tore Punkte
1 Kamerun 3:5 4:2
2 Rumänien 4:3 3:3
3 Argentinien 3:2 3:3
4 Sowjetunion 4:4 2:4
8. Juni 1990 in Mailand
ARGARG Argentinien CameroonCameroon Kamerun 0:1 (0:0)
9. Juni 1990 in Bari
URSURS Sowjetunion ROMROM Rumänien 0:2 (0:1)
13. Juni 1990 in Neapel
ARGARG Argentinien URSURS Sowjetunion 2:0 (1:0)
14. Juni 1990 in Bari
CameroonCameroon Kamerun ROMROM Rumänien 2:1 (0:0)
18. Juni 1990 in Neapel
ARGARG Argentinien ROMROM Rumänien 1:1 (0:0)
18. Juni 1990 in Bari
CameroonCameroon Kamerun URSURS Sowjetunion 0:4 (0:2)

Diese Gruppe verlief ziemlich unerwartet, denn Favoriten waren eigentlich Titelverteidiger Argentinien und Vize-Europameister UdSSR, stattdessen belegten Kamerun und Rumänien letztlich die ersten beiden Plätze. Argentinien schaffte den Sprung ins Achtelfinale aber ebenfalls noch.

Gruppe C

Rang Land Tore Punkte
1 Brasilien 4:1 6:0
2 Costa Rica 3:2 4:2
3 Schottland 2:3 2:4
4 Schweden 3:6 0:6
10. Juni 1990 in Turin
Brazil (1968-1992)Brazil (1968-1992) Brasilien SWESWE Schweden 2:1 (1:0)
11. Juni 1990 in Genua
Costa RicaCosta Rica Costa Rica SCOSCO Schottland 1:0 (0:0)
16. Juni 1990 in Turin
Brazil (1968-1992)Brazil (1968-1992) Brasilien Costa RicaCosta Rica Costa Rica 1:0 (1:0)
16. Juni 1990 in Genua
SWESWE Schweden SCOSCO Schottland 1:2 (0:1)
20. Juni 1990 in Turin
Brazil (1968-1992)Brazil (1968-1992) Brasilien SCOSCO Schottland 1:0 (0:0)
20. Juni 1990 in Genua
SWESWE Schweden Costa RicaCosta Rica Costa Rica 1:2 (1:0)

Die Brasilianer schafften es mit einer für sie ungewöhnlich defensiven Spielweise die Vorrunde schadlos zu überstehen. Die Überraschungsmannschaft Costa Rica besiegte beide favorisierten europäischen Mannschaften und erreichte das Achtelfinale. Schottland schied nach 1974, 1978, 1982 und 1986 zum fünften Mal in Folge in der Vorrunde aus. 10 Minuten vor Schluss sorgte ein Tor des Brasilianers Muller für das vorzeitige Aus der Schotten.

Gruppe D

Rang Land Tore Punkte
1 Deutschland 10:3 5:1
2 Jugoslawien 6:5 4:2
3 Kolumbien 3:2 3:3
4 V.A. Emirate 2:11 0:6
9. Juni 1990 in Bologna
the United Arab Emiratesthe United Arab Emirates V.A. Emirate COLCOL Kolumbien 0:2 (0:0)
10. Juni 1990 in Mailand
GERGER Deutschland SFR YugoslaviaSFR Yugoslavia Jugoslawien 4:1 (2:0)
14. Juni 1990 in Bologna
SFR YugoslaviaSFR Yugoslavia Jugoslawien COLCOL Kolumbien 1:0 (0:0)
15. Juni 1990 in Mailand
GERGER Deutschland the United Arab Emiratesthe United Arab Emirates V.A. Emirate 5:1 (2:0)
19. Juni 1990 in Mailand
GERGER Deutschland COLCOL Kolumbien 1:1 (0:0)
19. Juni 1990 in Bologna
SFR YugoslaviaSFR Yugoslavia Jugoslawien the United Arab Emiratesthe United Arab Emirates V.A. Emirate 4:1 (2:1)

Die deutsche Auswahl erwischte einen grandiosen Start beim 4:1-Erfolg gegen den hoch eingeschätzten Gruppengegner Jugoslawien. Vor allem Lothar Matthäus, der später zum Weltfußballer des Jahres 1990 gekrönt werden sollte, brillierte in dieser Partie. Kolumbien mit seinen beiden Kultfiguren Carlos Valderrama und René Higuita löste durch einen späten Treffer im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland das Achtelfinal-Ticket, die Emirate besaßen nur eine Statistenrolle in dieser Gruppe.

Gruppe E

Rang Land Tore Punkte
1 Spanien 5:2 5:1
2 Belgien 6:3 4:2
3 Uruguay 2:3 3:3
4 Südkorea 1:6 0:6
12. Juni 1990 in Verona
BELBEL Belgien South KoreaSouth Korea Südkorea 2:0 (0:0)
13. Juni 1990 in Udine
URUURU Uruguay ESPESP Spanien 0:0
17. Juni 1990 in Verona
BELBEL Belgien URUURU Uruguay 3:1 (2:0)
17. Juni 1990 in Udine
South KoreaSouth Korea Südkorea ESPESP Spanien 1:3 (1:1)
21. Juni 1990 in Verona
BELBEL Belgien ESPESP Spanien 1:2 (1:2)
21. Juni 1990 in Udine
South KoreaSouth Korea Südkorea URUURU Uruguay 0:1 (0:0)

Die Partie Belgien-Uruguay gilt als eines der besten Spiele dieses Turniers. Vor allem die Belgier um ihr Mittelfeld-Ass Enzo Scifo spielten eine Klassepartie, obwohl Routinier Erik Gerets vom Platz gestellt wurde. Spanien hatte einen holprigen Start, kam aber dann besser ins Turnier und schlug sogar Belgien, den damals amtierenden WM-Vierten. Im Spiel gegen Südkorea traf Michel von Real Madrid dreimal ins Netz. Der zweifache Weltmeister Uruguay erreichte durch ein Tor in der Nachspielzeit gegen Südkorea doch noch das Achtelfinale.

Gruppe F

Rang Land Tore Punkte
1 England 2:1 4:2
2 Irland 2:2 3:3
3 Niederlande 2:2 3:3
4 Ägypten 1:2 2:4
11. Juni 1990 in Cagliari
ENGENG England IRLIRL Irland 1:1 (1:0)
12. Juni 1990 in Palermo
NEDNED Niederlande EGYEGY Ägypten 1:1 (0:0)
16. Juni 1990 in Cagliari
ENGENG England NEDNED Niederlande 0:0
17. Juni 1990 in Palermo
IRLIRL Irland EGYEGY Ägypten 0:0
21. Juni 1990 in Cagliari
ENGENG England EGYEGY Ägypten 1:0 (0:0)
21. Juni 1990 in Palermo
IRLIRL Irland NEDNED Niederlande 1:1 (0:1)

(Irland durch Losentscheid Gruppenzweiter)

Europameister Niederlande war die Enttäuschung der Vorrundengruppe F. Nur im letzten Gruppenspiel gegen Irland blitzte die Klasse der Mannschaft zeitweise auf, ein Torwartfehler von Hans van Breukelen bescherte den Iren aber doch noch das wichtige Unentschieden, so dass erstmals in der WM-Geschichte das Los über den 2. und 3. Gruppenplatz entscheiden musste. Außenseiter Ägypten schlug sich überraschend gut, war im entscheidenden Gruppenspiel gegen England aber doch knapp unterlegen.

K.o.-Runde

Übersicht

  Achtelfinale Viertelfinale Halbfinale Finale
                                         
ITAITA  Italien 2  
URUURU  Uruguay 0  
  ITAITA  Italien 1  
  IRLIRL  Irland 0  
ROMROM  Rumänien 0 (4)
IRLIRL  Irland 0 (5)  
  ITAITA  Italien 1 (3)  
  ARGARG  Argentinien 1 (4)  
ESPESP  Spanien 1  
SFR YugoslaviaSFR Yugoslavia  Jugoslawien 2  
  SFR YugoslaviaSFR Yugoslavia  Jugoslawien 0 (2)
  ARGARG  Argentinien 0 (3)  
Brazil (1968-1992)Brazil (1968-1992)  Brasilien 0
ARGARG  Argentinien 1  
  ARGARG  Argentinien 0
  GERGER  BR Deutschland 1
GERGER  Deutschland 2  
NEDNED  Niederlande 1  
  GERGER  Deutschland 1  
  CZECZE  CSFR 0  
CZECZE  CSFR 4
Costa RicaCosta Rica  Costa Rica 1  
  GERGER  Deutschland 1 (4)
  ENGENG  England 1 (3)  
ENGENG  England 1  
BELBEL  Belgien 0  
  ENGENG  England 3
  CameroonCameroon  Kamerun 2  
CameroonCameroon  Kamerun 2
COLCOL  Kolumbien 1  

Achtelfinale

Kamerun und Kolumbien waren absolute Exoten im Achtelfinale und lange war auch nicht abzusehen, welche Mannschaft hier die Oberhand behalten würde. Erst in der Verlängerung entschied der eingewechselte Roger Milla die Partie, begünstigt u.a. durch einen Fehler des kolumbianischen Torhüters René Higuita, der bei einem seiner Ausflüge den Ball an Milla verlor und so das 0:2 verschuldete. Für die costa-ricanische Nationalmannschaft, eine weitere großen Überraschung, endete das Turnier gegen die CSFR. Costa Rica konnte wie schon im Spiel gegen Schweden einen Rückstand egalisieren, wurde aber in der letzten halben Stunde von der CSFR überrannt.

Brasilien zeigte im Achtelfinale seine beste Turnierleistung, vergab aber zu viele Chancen und musste sich so dem Erzrivalen Argentinien geschlagen geben. Eine Kombination von Maradona und Caniggia neun Minuten vor dem Ende sorgte für den knappen Sieg der Blau-Weißen. Im Spiel der Bundesrepublik Deutschland gegen die Niederlande gelang der deutschen Mannschaft die Revanche für die Halbfinal-Niederlage bei der EM 1988. Die Niederländer konnten nicht an die Leistung der Vorjahre anknüpfen und Marco van Basten konnte sich gegen Jürgen Kohler im Spiel nicht durchsetzen. Größter Skandal und ein prägender Moment der niederländisch-deutschen Rivalität waren die Platzverweise für Frank Rijkaard und Rudi Völler, der von Rijkaard angespuckt wurde, aber aufgrund einer bis heute für viele Experten nicht nachvollziehbaren Entscheidung des argentinischen Schiedsrichters Loustau ebenfalls die rote Karte erhielt. Jürgen Klinsmann und Andreas Brehme sorgten für die deutschen Siegtore, ein Elfmeter für die Niederlande brachte nur noch den Anschlusstreffer.

Das Spiel Rumänien gegen Irland erlebte recht ausgeglichene 120 Minuten, mit leichten Feldvorteilen für die Iren, die vor allem in der Zuschauergunst weit vorne lagen. Auch im Elfmeterschießen war lange keine Entscheidung abzusehen. Erst der neunte Schütze Daniel Timofte vergab den entscheidenden Elfmeter. Die Republik Irland erreichte also bei ihrer ersten WM-Endrunden-Teilnahme das Viertelfinale. Die italienischen Fans mussten sich über eine Stunde gedulden, bis Salvatore Schillaci im Spiel des Gastgebers gegen Uruguay erneut traf. Danach hatte der Außenseiter Uruguay im Duell der ersten beiden Weltmeister der Geschichte keine Chance mehr ins Spiel zurück zu kommen und schied aus.

Das Spiel Spanien gegen Jugoslawien war ein weiteres hart umkämpftes Match dieser Spielrunde, mit dem besseren Ende für Jugoslawien. Mittelfeld-Star Dragan Stojković war mit zwei Treffern, darunter ein sehenswertes Freistoßtor, der spielentscheidende Mann. In der abschließenden Achtelfinal-Partie der belgischen Mannschaft gegen England, erzielte der Engländer David Platt in der letzten Minute der Verlängerung das entscheidende Tor zum Viertelfinale.

23. Juni 1990 Neapel Kamerun Kolumbien 2:1 n.V. (0:0)
23. Juni 1990 Bari CSFR Costa Rica 4:1 (1:0)
24. Juni 1990 Turin Brasilien Argentinien 0:1 (0:0)
24. Juni 1990 Mailand Deutschland Niederlande 2:1 (0:0)
25. Juni 1990 Genua Irland Rumänien 0:0 n.V., 5:4 i.E.
25. Juni 1990 Rom Italien Uruguay 2:0 (0:0)
26. Juni 1990 Verona Spanien Jugoslawien 1:2 n.V. (1:1, 0:0)
26. Juni 1990 Bologna England Belgien 1:0 n.V. (0:0)

Viertelfinale

Argentinien konnte sich gegen Jugoslawien erst im Elfmeterschießen durchsetzen. Es war ein Elfmeterschießen mit vielen Fehlschüssen, unter anderem verschossen mit Maradona und Stojkovic auch die jeweiligen Stars der beiden Mannschaften. Der Mythos des "Elfmeterkillers" Sergio Goycochea wurde in diesem Spiel geboren. Die Iren erreichten das Viertelfinale ohne ein Spiel nach regulärer Spielzeit gewonnen zu haben. Wieder war es Schillaci, der den entscheidenden Treffer für Italien erzielte. Die deutsche Mannschaft gewann durch ein Elfmetertor von Lothar Matthäus mit 1:0 gegen die ČSFR. Dieses Spiel ist vor allem dadurch in Erinnerung geblieben, dass Bundestrainer Franz Beckenbauer an der Seitenlinie fluchte, weil er nicht mit der Art und Weise einverstanden war, wie seine Elf mit der Führung gegen die dezimierten Tschechoslowaken umging. Die Überraschungsmannschaft Kamerun führte auch gegen England zwischenzeitlich mit 2:1, ein Elfmeter von Gary Lineker rettete die Engländer in die Verlängerung. In dieser bekamen die Briten einen weiteren Elfmeter zugesprochen, den erneut Gary Lineker verwandelte zum ersten Halbfinaleinzug Englands seit 1966.

30. Juni 1990 Florenz Argentinien Jugoslawien 0:0 n.V., 3:2 i.E.
30. Juni 1990 Rom Irland Italien 0:1 (0:1)
1. Juli 1990 Mailand ČSFR Deutschland 0:1 (0:1)
1. Juli 1990 Neapel Kamerun England 2:3 n.V. (2:2, 0:1)

Halbfinale

Erstmals nach 1970 standen wieder vier Mannschaften im Halbfinale, die zuvor schon mindestens einmal Weltmeister geworden waren. Beide Halbfinals hatten nach dem Turnierverlauf zu urteilen einen klaren Favoriten. Im ersten Halbfinale aber kassierte Gastgeber und Favorit Italien seinen ersten Gegentreffer im Turnier, was eine Entscheidung im Elfmeterschießen zur Folge hatte. Dort blieb erneut Argentinien siegreich.

3. Juli 1990 Neapel Argentinien Italien 1:1 n.V. (1:1, 0:1), 4:3 i.E.

Tore:

Elfmeterschießen:

Karten: Italien: Gelb für Giuseppe Giannini (22.) Argentinien: Gelb für Oscar Ruggeri (71.), Julio Olarticoechea (76.), Claudio Caniggia (82.), Sergio Batista (118.); Rot für Ricardo Giusti (103.)

4. Juli 1990 Turin Deutschland England 1:1 n.V. (1:1, 0:0), 4:3 i.E.

Tore:

Elfmeterschießen:

Das zweite Halbfinale wurde zwischen Deutschland und England ausgetragen. Nachdem Pearce in der 60. Minute einen Freistoß verursacht hatte, trat Brehme zum Schuss an. Der Ball wurde von Parker abgefälscht und senkte sich hinter Shilton ins Tor. Zehn Minuten vor Schluss schoss Lineker aus kurzer Distanz den Ball an Illgner vorbei ins Tor. In der Verlängerung sah Gascoigne die gelbe Karte. Hätte England gewonnen, hätte er im Finale gefehlt. Seine emotionale Reaktion darauf steigerte seine Popularität in der Heimat enorm. Die Verlängerung blieb torlos, doch trafen Waddle und Buchwald immerhin den Pfosten. Letztendlich ging das Spiel ins Elfmeterschießen. Bis zu Pearce, dem vierten Schützen für England, waren alle Schützen erfolgreich. Dieser scheiterte jedoch dann an den gestreckten, geschlossenen Beinen von Illgner. Thon traf daraufhin wieder für Deutschland und Waddle schoss den letzten Elfmeter über die Latte, woraufhin Deutschland zum dritten Mal in Folge nach 1982 und 1986 im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft stand.

Spiel um Platz 3

Im Spiel um Platz 3 sicherte sich "Toto" Schillaci den Titel des WM-Torschützenkönigs.

7. Juli 1990 Bari Italien England 2:1 (0:0)

Tore:

Finale

Erstmals in der Geschichte der Weltmeisterschaften kam es zu einer Finalrevanche, denn schon vier Jahre zuvor standen sich beide Mannschaften im Finale gegenüber. Wie im Viertel- und Halbfinale verließen sich die Argentinier auf ihren Elfmeterkiller Sergio Goycochea. Die ersatzgeschwächte Mannschaft hatte im ganzen Spiel keine einzige Torchance. Insbesondere Maradona konnte nicht an die Leistungen bei der WM in Mexiko anknüpfen, da er von Guido Buchwald in Manndeckung genommen wurde. Aber da die deutsche Mannschaft ihre Torchancen lange Zeit nicht nutzen konnte, musste ausgerechnet ein Elfmeter die Entscheidung bringen. Dieser wurde aber nicht nach einem klaren Foul an Klaus Augenthaler gepfiffen, sondern nach einer umstrittenen Attacke gegen Rudi Völler, was viele Beobachter als Konzessionsentscheidung auffassten. Hatte im Viertelfinale noch Lothar Matthäus den entscheidenden Strafstoß verwandelt, so war es diesmal Andreas Brehme, der die Verantwortung übernahm. Es war das erste WM-Finale, das durch einen Elfmeter entschieden wurde. Unrühmliches Ende des Spiels war die zweite Rote Karte der Partie, die der argentinische Spieler Gustavo Dezotti nach einer Tätlichkeit an Jürgen Kohler erhielt. Mit dem dritten Titel konnte Deutschland in der Zahl der Titel mit Brasilien und Italien gleichziehen.

8. Juli 1990 Rom Argentinien Deutschland 0:1 (0:0)

Tor:

Rote Karten: Pedró Monzón (64., grobes Foulspiel an Jürgen Klinsmann), Gustavo Dezotti (86., Tätlichkeit an Jürgen Kohler)

Zuschauer: 73.600

Aufstellungen:

Schiedsrichter: Edgardo Codesal Mendez (Mexiko)

Statistik

Beste Torschützen:

Name Land Tore
Salvatore Schillaci Italien 6
Tomáš Skuhravý Tschechoslowakei 5
Gary Lineker England 4
Lothar Matthäus Deutschland 4
Roger Milla Kamerun 4
Míchel Spanien 4

WM-Song

Erstmals gab es bei einer FIFA-WM 1990 einen offiziellen WM-Song. Un'Estate Italiana („Ein italienischer Sommer“) von Gianna Nannini und Edoardo Bennato (Melodie von Giorgio Moroder) wurde in vielen Ländern ein Hit.[1] Sehr erfolgreich war auch die inoffizielle "deutsche" WM-Hymne "Azzurro" von den Toten Hosen.

Literatur

  • Bedürftig, Friedemann (Hrsg.): WM Italien 1990 (Fußball Weltmeisterschaft), Verlag Carlsen, 1991 Hamburg, (ISBN 3-551-45304-7)
  • Keppel, Raphael: WM 90 – 14. Fußball-Weltmeisterschaft 1990 in Italien, 1990, 95 Seiten (ISBN 3-86125-010-1)
  • Valérien, Harry: Fußball WM'90 Italien, 1990, Verlag Südwest, (ISBN 3-517-01191-6)
  • Unbekannt: Internationaler Trainer-Kongress 1990. Analyse der WM Italia '90, 1991, 112 Seiten (ISBN 3-89001-033-4)

Siehe auch

Rekorde bei der Fußball-Weltmeisterschaft

Quellen

  1. http://www.br-online.de/bayern3/musik-center/fussballsongs-DID1211958229262/fussballsong-1990-un-estate-italiana-ID1195403088.xml

Weblinks


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