Galeasse

Galeasse
Eine Galeasse der Spanischen Armada
Die Antelope, eine englische Galeasse des 16. Jahrhunderts. Illustration aus der Anthony Roll von 1546.

Die Galeasse (auch Galjäß) war eine Kombination aus Segelschiff und Ruderschiff und entstand als eine Weiterentwicklung aus der neuzeitlichen Galeere. Der Name leitet sich vom italienischen Galea grossa ab. Sie war etwa 50 Meter lang und hatte zwischen 800 und 1.200 Mann an Bord. Die Beseglung bestand aus drei oder vier Masten mit jeweils einem Lateinersegel. Tiefgang, Länge und Gewicht waren deutlich höher als bei den wendigeren Galeeren. So konnten die Galeassen auch deutlich mehr Bewaffnung tragen als Galeeren. Galeassen waren höher gebaut als Galeeren und konnten so nur schwer geentert werden. Während bei Galeeren dieser Epoche alle Geschütze am Bug konzentriert waren, wurde die Bewaffnung der Galeassen über das ganze Schiff verteilt, auf dem Ruderdeck oder auf einem Deck oberhalb der Ruderer. So konnten Galeassen auch nach Backbord bzw. Steuerbord feuern, während die damaligen Galeeren nur in Fahrtrichtung schießen konnten. So rechnete man, dass die Kampfkraft einer Galeasse der Kampfkraft von fünf Galeeren entsprach.

Heinrich VIII. ließ in den 1530er und 1540er Jahren mehr als ein Dutzend Galeassen bauen. 1549 entfernt man bei vielen Galeassen die Ruder und sie wurden als reine Segelschiffe klassifiziert, in den 1550er Jahren wurden die verbliebenen Galeassen zu Galeonen umgebaut.

Im Mittelmeer mit seinem geringeren Wellengang und schwächeren Winden wurden Galeassen länger verwendet, insbesondere von der Republik Venedig und dem ottomanischem Reich. Ein großer Einsatz des Schiffstyps erfolgte in der Seeschlacht von Lepanto im Jahr 1571. Dort hatten sechs venezianische Galeassen einen bedeutenden Anteil am Sieg der Heiligen Liga.

In der Seeschlacht von Gravelines im Jahr 1588, bei der die Spanischen Armada gegen die Englische Flotte kämpfte, kamen auf spanischer Seite Galeassen mit 18 Kanonen und 26 leichteren Geschützen zum Einsatz. Diese konnten sich trotz des darauf folgenden Rückzuges und des Sieges der Engländer besonders stark gegen die immerwährenden Winde zur Küste und in den Atlantik wehren, im Gegensatz zu den spanischen Galeeren, die ihre Stärken vor allem im Enterkampf besaßen.

Da jedoch Galeassen auf hoher See Segelschiffen wie den Galeonen deutlich unterlegen waren, verschwand dieser Schiffstyp nach dem 16. Jahrhundert recht schnell wieder von den Weltmeeren.

Spätere Begriffsverwendung

„Ninive“, Nachbau einer Pommerschen Galeass

Das Wort „Galeasse“ kommt seit 1419 in deutschen Texten vor. Die spätere Bedeutung „Zweimaster mit hohem Vormast“ findet sich nicht vor 1748. Bei den Holländern, Dänen, Schweden und Deutschen bedeutet Galeasse ein Fahrzeug mit Kiel und plattem Heck, das einen Großmast und einen kleinen Besanmast hat. Man unterscheidet dabei zwischen Huker und Slupgaleasse, je nachdem ob der Großmast ähnlich dem Fockmast der Schonerbrigg oder dem des Rahseglers getakelt ist. Die Galeassen wurden im deutschen Raum insbesondere an der unteren Elbe und in der Ostsee benutzt.

Die Galeaßewer ist ein Fahrzeug mit Ewerrumpf und Galeasstakelung.

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  • galéasse — [ galeas ] n. f. VAR. galéace • 1420; it. galeazza, augment. de galea « galère » ♦ Mar. anc. Bâtiment à voiles et à rames, grande galère surchargée d artillerie. ⇒ mahonne. ● galéasse ou galéace nom féminin (italien galeazza, de galea, galère)… …   Encyclopédie Universelle

  • Galeasse — Galéasse Une galéasse est un navire à voiles et à rames, mieux armé qu une galère, construit à Venise à partir du milieu du XVe siècle. Elle devait rassembler dans un même bâtiment les qualités du galion (robustesse, tonnage, distance… …   Wikipédia en Français

  • Galeasse — (ital. Galeazza), bei den nördlichen Seefahrern ein kleines Schiff mit zwei Masten u. Schoonersegel. Im Mittelmeere zur Zeit der Kreuzzüge die größte Gattung von Kriegsschiffen, mit Rudern u. Segeln versehen. Diese G n führten starke Batterien,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Galeasse — (Galeaß), s. Galeere und Galjaß …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Galeasse — (Geliasse, Galjäß), an der Unterelbe und in der Ostsee kleines Fahrzeug mit Kiel und plattem Heck, mit Großmast und kleinem Besanmast; die größten Kriegsschiffe der ehemal. Republik Venedig …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Galeasse — Galeasse, eine große Galeere mit 3 Masten, 2 Verdecken, 800–1200 Mann Besatzung, die stärksten Kriegsschiffe im Mittelmeere während des 16. und 17. Jahrh …   Herders Conversations-Lexikon

  • Galéasse — C’est la bataille de Lépante, en 1571, qui rend célèbre la galéasse. Les six galéasses vénitiennes sont visibles ici à l’avant de la ligne de galères chrétiennes …   Wikipédia en Français

  • Galeasse — Ga|le|ạs|se 〈f. 19; Mar.〉 kleines, anderthalbmastiges Küstenfrachtsegelschiff der Ostsee [<frz. galéace, ital. galeazza; zu mlat. galea „Ruderschiff“] * * * Ga|le|ạs|se, die; , n, Galjass, die; , en [älter niederl. galeas < frz. galéace,… …   Universal-Lexikon

  • GALÉASSE — ou GALÉACE. s. f. T. de Marine ancienne. Vaisseau d une construction particulière, qui allait à voiles et à rames comme une galère, mais qui était beaucoup plus grand. Les galéasses de Venise. Capitaine de galéasse. On ne construit plus de… …   Dictionnaire de l'Academie Francaise, 7eme edition (1835)

  • galéasse — galéace ou galéasse (ga lé a s ) s. f. Terme de marine du moyen âge. Nom d un grand vaisseau de bas bord, à rames et à voiles, avec des canons sur les côtés et à la proue, au lieu que les galères n en avaient qu à l avant. •   Deux cents galères …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

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