Galerie der Gegenwart

Galerie der Gegenwart
Altbau (Backsteinbau)
Hamburger Kunsthalle, Kuppelanbau
Galerie der Gegenwart

Die Hamburger Kunsthalle beheimatet mehrere bedeutende Kunstsammlungen und spannt den Bogen vom Mittelalter bis zur modernen und zeitgenössischen Kunst.

Das Museum besteht aus zwei miteinander verbundenen Gebäuden zwischen dem Hauptbahnhof und der Alster auf der ehemaligen Bastion Vincent der Hamburger Wallanlagen. Die gesamte Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche summiert sich auf mehr als 13.000 Quadratmeter. Ein traditioneller Schwerpunkt der Sammlung ist das 19. Jahrhundert. Außerdem verfügt das Museum über Abteilungen für Alte Meister und die Moderne. Der Kunst der Gegenwart ist ein eigener Gebäudekomplex gewidmet. Das Kupferstichkabinett umfasst über 100.000 Blätter.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte und Gebäude

Hamburger Bürger, Mitglieder des 1817 gegründeten Kunstvereins, postulierten 1846 die Anforderungen für ein Kunstmuseum in der Hansestadt. Die Stadt stellte daraufhin ein Grundstück zur Verfügung, auf dem die Architekten Georg Theodor Schirrmacher und Hermann von der Hude 1863 bis 1869 die Kunsthalle als Backsteinbau errichteten. Diesen Komplex erweiterte Fritz Schumacher 1912 - 1921 um einen Anbau aus Muschelkalkstein, mit der heute für den Bau charakteristischen Kuppel.

1995 wurde das Haus um die Galerie der Gegenwart, einem nach Plänen von Oswald Mathias Ungers in weißem Kalkstein errichteten Quader, erweitert.

In den ersten Jahren war die Sammlung geprägt von Schenkungen im Geschmack der Zeit.

Alfred Lichtwark

Erst Alfred Lichtwark, der 1886 seine Tätigkeit als erster Direktor der Kunsthalle aufnahm, sorgte für eine systematisch aufgebaute Sammlung: „Wir wollen nicht ein Museum, das dasteht und wartet, sondern ein Institut, das thätig in die künstlerische Erziehung unserer Bevölkerung eingreift.“

Unter seiner Ägide entstand eine Sammlung mittelalterlicher Kunst in Hamburg mit Werken wie dem Grabower Altar des Meister Bertram, den Lichtwark zurück nach Hamburg holen ließ, nachdem er als einstiger Hauptaltar der Hauptkirche St. Petri (Hamburg) identifiziert worden war. Weitere mittelalterliche Meisterwerke stammen von Meister Francke und seinen Nachfolgern.

Der Schwerpunkt der Erwerbungen lag jedoch auf der Kunst des 19. Jahrhunderts. Hierzu zählen Werke von Max Liebermann, mit dem Lichtwark befreundet war, Lovis Corinth, Anders Zorn, Edouard Vuillard, Pierre Bonnard und anderen, die auf Anregung Lichtwarks Ansichten der Stadt malten. Theodor Hagen war mit mehreren Hafenbildern vertreten. Er machte das Werk von Philipp Otto Runge und vor allem von Caspar David Friedrich einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Mit Adolf Menzel und Wilhelm Leibl wurden gezielt weitere Werke zeitgenössischer Maler erworben.

Aus mehreren Vermächtnissen (unter anderem der Sammlung Hudtwalcker/Wesselhöft) entstand eine Sammlung niederländischer Maler und das Kupferstichkabinett. Die Begeisterung für die französischen Impressionisten wird dem Einfluss von Max Liebermann zugeschrieben.

In Lichtwarks Amtszeit fiel auch der Erwerb von 2499 Münzen und Medaillen, die teilweise im Münzkabinett ausgestellt sind.

Gustav Pauli

Lichtwarks Nachfolger Gustav Pauli, der 1914 von der Bremer Kunsthalle nach Hamburg kam, ließ den Bestand des Kupferstichkabinetts wissenschaftlich aufarbeiten. Er erweiterte die Sammlung um Künstler des Expressionismus, wie etwa Oskar Kokoschka und Franz Marc. Nicht zuletzt wegen seines Engagements für die Moderne musste Pauli am 30. September 1933 sein Amt abgeben. Aus politischen Gründen war er bereits monatelang vorher beurlaubt gewesen.

Zwischen 1933 und 1946

Seit Herbst 1933 leitete der Direktor der Landeskunstschule, der Innenarchitekt Prof. Maetzig die Kunsthalle kommissarisch. Nachdem er ca 900 Bilder aus Kunsthallenbesitz zum Ausschmücken von Ämtern und Diensträumen ausgeliehen hatte, wurde er im Frühjahr 1934 beurlaubt. Ihm folgte Hans Börger, Leiter der Skulpturensammlung, ins Amt. Im Mai 1934 wurde Harald Busch Leiter der Gemäldegalerie. Nach dem „Parteitag der Kunst“ im Herbst 1934 in Nürnberg erhielt er die Kündigung und musste am 30. November 1935 die Kunsthalle verlassen. Für ihn setzte man kommissarisch Wolf Stubbe ein. 1936 wurde Werner Kloos Nachfolger von Busch, zunächst als Assistent für die Gemäldegalerie, danach am 1. April 1938 als Kustos. Schließlich hatte er ab dem 9. November 1941 die Funktion als ordentlicher Direktor der Hamburger Kunsthalle inne. Während seiner Amtszeit veranstaltete das Propagandaministerium unter Joseph Goebbels, der sich mit der Reichskulturkammer den Zugriff auf die Künste gesichert hatte, die Aktion Entartete Kunst. Diese propagandistisch aufbereitete Aktion bedeutete allein für die Kunsthalle den Verlust von 74 Werken der Moderne. Einige von ihnen wurden ins Ausland verkauft, ein Großteil wurde gezielt vernichtet.

Nach 1946

Kunsthallenleiter nach dem Ende der Diktatur waren Carl Georg Heise (1946 bis 1956), Alfred Hentzen (1956 bis 1969), Werner Hofmann (1969 bis 1990). Im Juli 1978 machte die Kunsthalle durch einen spektakulären Kunstraub Schlagzeilen. Während einer Renovierungsmaßnahme war die Alarmanlage abgeschaltet. Diese Sicherheitslücke nutzen unbekannte Einbrecher, um 22 Gemälde im Wert von damals etwa zwei Millionen Mark aus der Kunsthalle zu stehlen. Von 1990 bis 2006 leitete Uwe M. Schneede das Museum, ihm folgte 2006 Hubertus Gaßner nach. Seit April 2007 fungiert Roman Passarge als kaufmännischer Geschäftsführer der Hamburger Kunsthalle.

Sammlungen

Alte Meister

  • Norddeutsche Kunst um 1400
  • Holländische Malerei des 17. Jahrhunderts
  • Italienischen Malerei von 1350 bis 1800
  • Französischen Malerei des 16. bis 18. Jahrhunderts

Galerie des 19. Jahrhunderts

Klassische Moderne

Galerie der Gegenwart

1995 wurde der Erweiterungsbau nahe der Lombardsbrücke nach Entwürfen von Oswald Mathias Ungers fertiggestellt. Hier wird die Kunst der Moderne und Werke der Pop Art in wechselnden Ausstellungen gezeigt. 1961 bis 1963 war hier der Komplex von Kunsthaus und ĸunstverein entstanden, der mittlerweile abgerissen ist.

Mediensammlung

Kupferstichkabinett

Die Sammlung umfasst mehr als 100.000 Blätter und reicht vom 15. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Schwerpunkte bilden unter anderem französische Graphik des 19. Jahrhunderts, italieneische Druckgraphik, deutsche Expressionisten sowie Werke von Horst Janssen.

Neuerwerbungen

Ausstellungen

In neuerer Zeit fanden zahlreiche Ausstellungen statt, in denen auch Ergänzungen der Hamburger Bestände gezeigt wurden. Zudem wurden weitere Räume für zeitgenössische Künstler geschaffen.

Mit Übernahme der ehedem zum Thalia Theater gehörigen Räumlichkeit des Theaters in der Kunsthalle (tik) kam eine weitere Aussstellungsfläche hinzu, die nach dem Mäzen als Hubertus-Wald-Forum bekannt ist. Dieser exponierte Raum war seit der Errichtung des Gebäudes als Vortragsraum genutzt worden. Erst 1972 war die Nebenbühne des Thalia Theaters dort eingezogen. Bis zur Einrichtung des Hubertus-Wald-Forums verfügte die Hamburger Kunsthalle über keine separaten Ausstellungsräume; so mussten jeweils die Sammlungen selbst für kleinere Sonderausstellungen ausgeräumt werden.

Literatur

  • » ... diese der edlen Kunst gewidmeten Hallen.« Zur Geschichte der Hamburger Kunsthalle, Ulrich Luckhardt, Hamburger Kunsthalle, Hamburg 1994, ISBN 3-922909-11-6
  • Hinter der Kunst: Die Hamburger Kunsthalle. Sanierung des Gründungsbaus, Markus Dorfmüller, Markus Kröger, Junius Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-88506585-2
  • Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle - Die Gemälde der Alten Meister (Band I), Martina Sitt, Uwe M. Schneede, Hamburger Kunsthalle, Hamburg ISBN 978-3-87909-879-8
  • Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle - Italienische Zeichnungen 1450-1800 (Band II), David Klemm, Hamburger Kunstahlle, Hamburg 2008, ISBN 978-3-412-20261-3
  • Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle - Die Galerie der Gegenwart - Gemälde, Objekte, Installationen (Band V.1) Nicola Müllerschön, Wienand Verlag, Hamburg 2007
  • Die Sammlungen der Hamburger Kunsthalle - Die Galerie der Gegenwart - Photographie (Band V.2), Christoph Heinrich, Uwe M. Schneede, Wienand Verlag, Hamburg 2008 ISBN 978-3879099429
  • Konzeptkunst in der Hamburger Kunsthalle: Die Sammlung Elisabeth Und Gerhard Sohst Ortrud Westheider, Hamburger Kunsthalle, Hamburg, ISBN 978-3-922-90920-0
  • Deutsche Zeichnungen aus dem Kupferstichkabinett der Hamburger Kunsthalle 1450-1800., 2 Bände, Peter Prange, Verlag Böhlau, Köln/Weimar 2006, ISBN 978-3-412-35305-6

Weblinks


53.55510.0027777777787Koordinaten: 53° 33′ 18″ N, 10° 0′ 10″ O


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