- Gardelitzen
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Kragenspiegel sind Abzeichen an den Kragenenden einer Uniform, sie dienen gewöhnlich zur Kennzeichnung einer Truppengattung (Waffengattung), einer Spezialverwendung oder auch des Dienstgrades.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Der Kragenspiegel entstand in Deutschland im 19. Jahrhundert zur Kennzeichnung eines bestimmten Truppenteils und als Zierrat. Sie geben – je nach Armee und Zeit – verschiedene Informationen über den Träger. Die Bezeichnung "Kragenspiegel" war anfangs nur umgangssprachlich gebräuchlich, der ursprüngliche Begriff war Kragenstickerei (vor 1918), Doppellitzen am Kragen oder "Kragenpatten zu Waffenrock und Feldbluse" (1938). Der Begriff Kragenspiegel wurde erst nach 1945 offiziell gebraucht.
Deutschland
Deutsches Reich 1871 - 1918
Nach der Reichsgründung 1871 wurde die Uniformierung innerhalb des Reichsheeres zwar an die preußische Uniform angeglichen, jedoch gab es keine einheitliche Uniform. Kragenstickereien gab es nur bei den Generalen und den Admiralen der Kaiserlichen Marine, bei den Truppenteilen des (preußischen) Gardekorps (Gardelitzen), Offizieren des Kriegsministeriums, des Generalstabs, des Kadettenkorps, bei General- und Flügeladjutanten, Prinzlichen Adjutanten, bei einigen Beamten des Reichsmilitärgerichts und bei einzelnen Regimentern, insbesondere den Grenadier-Regimentern. Form und Farbe dieser Stickereien waren sehr unterschiedlich.
Die Matrosen und Unteroffiziere ohne Portepee der Kaiserlichen Marine trugen einfarbige Kragenpatten, und zwar die Matrosendivision mittelblau, die Torpedobeootsdivision desgleichen mit rotem Rand, die Matrosendivision und die Torpedoabteilung der Kaiserlichen Jacht Hohenzollern jedoch weiß statt mittelblau.[1]
Deutsches Reich 1919-1945
Reichswehr
Mit der Gründung der vorläufigen Reichswehr 1919 wurde erstmals in Deutschland eine einheitliche Uniformierung für die Streitkräfte festgelegt. 1921 erfolgte die endgültige Uniformfestlegung. Für das Reichsheer wurden einheitlich Kragenspiegel in drei verschiedenen Formen festgelegt, die am Kragen des Gesellschaftsrock, des Rocks und der Feldbluse getragen wurden. Offiziere im Generalsrang trugen hellgoldene Arabeskenstickereien, ähnlich wie es die preußischen Generale vor 1918 getragen hatten: Generale auf hochroter, Sanitätsoffiziere im Generalsrang auf dunkelblauer, Veterinäroffiziere im Generalsrang auf karmesinroter und Heeresbeamte im Generalsrang auf dunkelgrüner Tuchunterlage. Offiziere des Reichswehrministeriums und Heeresbeamte des höheren Dienstes trugen goldene, Offiziere des Führerstabes (Generalstabsoffiziere) silberne Kolbenstickereien, ähnlich wie bereits Offiziere des Kriegsministeriums vor 1918. Die übrigen Offiziere und die Heeresbeamten des mittleren Dienstes trugen silberne, Unteroffiziere und Mannschaften einfache, feldgraue gewebte Doppellitzen übereinander, durch einen Mittelspiegel verbunden. Die Stickereien waren auf einem Tuchstreifen in der Waffenfarbe angebracht. Die den einzelnen Waffengattungen zugeordneten Farben siehe unter: Waffenfarbe.
Die Reichsmarine trug keine Kragenspiegel.
Wehrmacht
Mit der Umwandlung der Reichswehr zur Wehrmacht 1935 wurde zunächst die Uniformierung für das Heer beibehalten. Erst 1937 erfolgt eine geringfügige Veränderung der Uniform. Die Waffenfarben wurden weitgehend beibehalten, jedoch erhielt die
- Nachrichtentruppe zitronengelbe Kragenspiegel.
Außerdem wurden für die neuen Waffengattungen/Verwendungen eingeführt:
- Nebeltruppe: bordeauxrot
- Wehrersatzwesen: orange
Für die Panzertruppe wurden zum schwarzen Feldanzug besondere Kragenspiegel eingeführt. Sie bestanden aus rechteckigen schwarzen Tuch mit rosafarbener Paspelierung. In der Mitte des Kragenspiegels war ein metallgeprägter, silberner Totenkopf mit gekreuzten Knochen angebracht, ähnlich wie ihn die Husarenregimenter vor 1918 an der Mütze getragen hatten.
Die neugebildete Luftwaffe erhielt ebenfalls Kragenspiegel, die sich jedoch von denen des Heeres unterschieden. Auf farbigen Grundtuch in der Waffenfarbe waren eine unterschiedliche Anzahl von Schwingen, bei Offizieren zusätzlich mit kleinem Eichenlaub oder Eichenlaubkranz aufgestickt, die zugleich den Dienstgrad angaben. Die bei der Luftwaffe eingeführten Waffenfarbe sind unter diesem Stichwort aufgeführt.
Die Kriegsmarine trug weiterhin keine Kragenspiegel.
Waffen-SS
Die Waffen-SS war ähnlich wie das Heer uniformiert, doch trug sie Kragenspiegel der Allgemeinen SS.
Sonstige Organisationen
Neben den Streitkräften trugen auch andere staatliche, uniformierte Organisationen wie Polizei, Feuerwehr und Reichsbahn Kragenspiegel, die denen der Streitkräfte teilweise ähnlich waren. Nach 1933 wurde durch die nationalsozialistischen Machthaber eine Vielzahl von neuen staatlichen, halbstaatlichen und Parteiorganisationen gegründet, die uniformiert waren. U. a. trugen die politischen Leiter der NSDAP, die Angehörigen von Reichsarbeitsdienst (RAD), Reichsluftschutzbund (RLB) und der Parteiorganisationen SA, SS, NS-Kraftfahrkorps (NSKK) und NS-Fliegerkorps (NSFK) Kragenspiegel. Diese waren anders gestaltet als die der Streitkräfte und zeigten im allgemeinen sowohl den Dienstgrad als auch die Organisationszugehörigkeit an.
Bundesrepublik Deutschland
Die bei der Aufstellung der Bundeswehr 1956 eingeführte Uniform sah zunächst nur die traditionellen Kragenspiegel für Generale vor. Das Heer trug nach amerikanischem Vorbild als Zugehörigkeit zu einer Truppengattung Metallsymbole auf den Kragenecken. In der Bundeswehr gibt es Kragenspiegel seit 1959 bei Heer und Luftwaffe. Diese lehnten sich an die von der Wehrmacht getragenen Kragenspiegel an. Jedoch wurden sie etwas verändert, um sie dem neuen Schnitt der Uniformen anzupassen.
Die Kragenspiegel des Heeres zeigen Doppellitzen. Die Litzen der Offiziere sind silberfarben (Aluminiumgespinst), die der Unteroffiziere mit Portepee goldfarben (Aluminiumgespinst) und die der Unteroffiziere ohne Portepee und Mannschaften grau. Die Kragenspiegel sind in unterschiedlichen Farben (Waffenfarben) ausgeführt, die Waffenfarbe findet sich auch als Paspelierung oder Unterlage auf den Schulterklappen. Die Zuordnung der Farben zu den Truppengattungen wurde teilweise von der Wehrmacht übernommen. Teilweise wurde die Zuordnung auch neu eingeführt, da verschiedenen Truppengattungen erst aufgestellt wurden (z.B. die Heeresfliegertruppe).
Die Kragenspiegel der Luftwaffe zeigen auf goldgelbem Grund eine Schwinge im Eichenlaubkranz.
Die Deutsche Marine trägt keine Kragenspiegel mehr.
Die Dienstgradgruppe der Generale und Offiziere im Generalstabsdienst tragen in Heer und Luftwaffe jeweils eigene, gleiche Kragenspiegel. Generale tragen Arabeskenstickerei auf hochroter Unterlage, Offiziere im Generalstabsdienst (i. G.) tragen Kragenspiegel auf karmesinrotem Grundtuch mit Kolbenstickerei anstatt der Doppellitzen.
Bis 1915 führten auch die anderen Länder des deutschen Reiches diese Stickerei ein, lediglich in Bayern in Silber. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde sie schließlich in verkleinerter Form von deutschen und österreichischen Generalen getragen. Später erhielten auch die Generale der Bundeswehr diese überlieferten Abzeichen.
DDR 1949 - 1990
Generale der Land- und Luftstreitkräfte der Nationalen Volksarmee (NVA) trugen goldene Arabeskenstickerei auf hochrotem bzw. hellblauem Grundtuch. Admirale trugen zu einzelnen Uniformteilen eine goldfarbene rechtwinklige Kragenstickerei, sonst:
Landstreitkräfte
Die Kragenspiegel entsprachen im Prinzip denen des Heeres der deutschen Wehrmacht, jedoch mit folgenden Abweichungen:
- Grundtuch stets steingrau, kein Grundtuch in der Waffenfarbe
- Kantillenfüllung bis 1977 (Offiziere und Fähnriche) bzw. bis 1980 (Unteroffiziere und Mannschaften in der Waffenfarbe, danach einheitlich für Offiziere weiß, für Unteroffiziere und Mannschaften hellgrau
- Fallschirmjäger trugen seit 1970 organgefarbenes Grundtuch mit stilisiertem Fallschirm und Schwinge, Offiziere silberfarbene Kordelumrandung,
Luftstreitkräfte
Hellblaues Grundtuch, silberfarbene Schwinge, Fähnriche und Offiziere Kordelumrandung und offener oder geschlossener Eichenlaubkranz um die Schwinge
Volksmarine
Nur für Matrosen, Unteroffizierschüler und Maate zum Überzieher aus kornblumenblauem Grundtuch, keine weiteren Abzeichen.
Österreichisches Bundesheer
Die fünfeckigen Kragenspiegel des Bundesheers zeigen sowohl den Dienstgrad als auch die Truppengattung (einschließlich Fliegertruppe) an. Auch beim Bundesheer haben Generalstabsoffiziere besonders gestaltete Kragenspiegel. Alle Österreichischen Rangdistinktionen sind mit denen der Monarchie identisch, nur werden sie nicht mehr am Stehkragen, sondern am Revers in einer 5-eckigen Form getragen.
Schweizer Armee
Die viereckigen Kragenspiegel der Schweizer Armee werden sowohl am Dienst- und Arbeitsanzug (Tarnanzug) als auch am Ausgangsanzug angebracht.
Auf dem Tarnanzug wurden die 1991 eingeführten Metallabzeichen ab dem 1. Januar 2006 durch neue rechteckige Grad- und Truppengattungsabzeichen aus Stoff mit Klettverschluss (Velcro) ersetzt. Grund für dieses armeeweite Umrüsten war hauptsächlich die Sicherheit der Angehörigen der Armee. Die neuen khakifarbenen Abzeichen aus Stoff, die sich gut in die Grundfarben des Tarnanzugs einfügen, reflektieren im Gegensatz zu ihren metallenen Vorgängern das Licht nicht und sind dadurch mit Feldstechern und Restlichtverstärkern nicht mehr erkennbar. Auf dem Kragenspiegel sind rechts der Dienstgrad und links die Truppengattung oder der Dienstzweig identifizierbar.
Beim Ausgangsanzug (Tenue A) zeigen die traditionellen rhombenförmigen Kragenspiegel aus besticktem Filz auf beiden Seiten die Truppengattung des Trägers und sind in der jeweiligen Farbe der Truppengattung gehalten.
Französische Armee
Auf dem 1877 eingeführten schweren blaugrauen Stoffmantel, der bis 1914 im Einsatz blieb, waren rote Spiegel auf den niedrigen Stehkragen genäht. Auf den Spiegeln befanden sich die Regimentsnummern in der Tuchfarbe des Mantels.
Erster Weltkrieg
Im Jahre 1914, kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs, entwickelte der damals führende Modeschöpfer Paul Poiret einen neuen Militärmantel in horizontblauer Farbe. Der dann im September 1914 vorgestellte einreihige Mantel besitzt einen großen Kragen auf dem nach der Vorschrift für die Infanterie vom 9. Dezember 1914 gelbe Spiegel mit dunkelblauen Regimentsnummern und Litzen angenäht wurden. Bereits Ende 1915 wurde der neue Mantel weiter modifiziert und dem Kriegsschauplatz angepasst. Der gelbe Kragenspiegel war bereits im Frühjahr desselben Jahres wieder abgeschafft worden, da er zu sehr auffiel. Ab Mai 1915 wurden die Spiegel in der horizontblauen Farbe des Mantels getragen wobei die Einfassungen und Regimentsnummern in dunkelblau hervorgehoben wurden. Im Juli 1916 wurde hinter dem eigentlichen Kragenspiegel farbige Punkte aufgestickt, welche das Bataillon kennzeichneten. Eine letzte Änderung während des Ersten Weltkriegs erfuhr der Kragenspiegel im Januar 1917 als er auf die Kragenecken verlegt wurde und statt dunkelblauem Stoff nun ein grauer zum Einsatz kam.
Zwischenkriegszeit
1920, 1935 und 1938 wurde der Mantel erneut verändert, behielt aber stets sein im Ersten Weltkrieg gewonnenes Aussehen. Eine Neuerung war lediglich der Wandel vom horizontblauen zu einem khakifarbenen Stoff. Die Spiegel auf den ebenfalls khakifarbenen Kragenecken trugen weiterhin die Regimentsnummer, die von zwei dunkelblauen Litzen eingerahmt wurde. Die Punkte zum Anzeigen des Bataillons waren wieder verschwunden.
Vichy-Regierung
Nach der Eroberung Frankreichs durch die deutsche Wehrmacht im Juni 1940 wurde die französische Regierung in Vichy wiederbewaffnet, wobei eine wesentlich modernere Uniform eingeführt wurde. Auf dem 1942 eingeführten khakifarbenen Waffenrock wurden die Regimentsnummern und Einfassungen erneut auf den Kragenecken angebracht – nun in Karmesinrot.
Italienische Armee
Siehe Kragenspiegel in der italienischen Armee
Quellen
- ↑ Eichler/Krenz: Die Kaiserliche Flotte, ISBN 3-327-01252-0, Tafel III
Literatur
- Keubke/Kunz, Uniformen der Nationalen Volksarmee der DDR 1956-1986, Berlin (DDR) 1990
- Laurent Mirouze: Infanteristen des Ersten Weltkriegs Verlag Karl-Heinz Dissberger, Düsseldorf 1990 ISBN 3-924753-28-8
- Laurent Mirouze: Infanteristen des Zweiten Weltkriegs Verlag Karl-Heinz Dissberger, Düsseldorf ISBN 3-924753-27-X
Siehe auch
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