Gartenflüchter

Gartenflüchter
Eine einzelne Borretschblüte

Als Gartenflüchtling bezeichnet man Pflanzen, die in einer Region ursprünglich nicht heimisch sind und auf Grund ihrer Ausbreitungsstrategien es schaffen, sich in der freien Natur anzusiedeln und dort fortzupflanzen. Der entsprechende Begriff für Tierarten, die sich aus der Gefangenschaft heraus in einer Region ansiedeln, ist Gefangenschaftsflüchtling.

Alle Gartenflüchtlinge zählen zu den sogenannten hemerochoren Pflanzen. Diesen Begriff verwendet man übergreifend für alle Pflanzen, die direkt oder indirekt durch den Menschen eingeführt worden sind. Der Begriff umfasst damit auch die unbeabsichtigt eingeführten Pflanzen, die durch Saatgutverschmutzung (Speirochorie) oder durch unbeabsichtigten Transport (Agochorie) eingeführt wurden. Gartenflüchtlinge gehen dagegen auf gezielt eingeführte Pflanzen zurück und sind damit meist sogenannte ethelochore Pflanzen. Gartenflüchtlinge können sich zu invasiven Pflanzen entwickeln, deren Ansiedlung als problematisch zu werten ist. Dies gilt beispielsweise für den Riesen-Bärenklau, ein einstmals aus dem Kaukasus als Zierpflanze eingeführter zweijähriger Neophyt, und das Drüsige Springkraut, das großflächig heimische Arten verdrängt. Bei Gehölzen ist vor allem der Götterbaum zu nennen, der ebenfalls als Gartenflüchtling gilt und sich in der freien Natur massiv ausbreitet.

Harmlos ist dagegen der Borretsch, der aus dem Mittelmeerraum stammt und dem es gelegentlich gelingt, aus Gärten heraus sich in freier Natur anzusiedeln.

Insbesondere in fragilen oder instabilen Ökosystemen können sich Gartenflüchtlinge zu invasiven Eindringlingen entwickeln. Viele invasive Neophyten in Australien und Neuseeland sind ursprünglich Gartenflüchtlinge gewesen. Ihre Ausbreitung lässt sich gelegentlich sogar auf Botanische Gärten zurückzuführen. Gartenflüchtlinge sind daher Forschungsgegenstand der Invasionsbiologie.

Literatur

  • Angelika Lüttig, Juliane Kasten: Hagebutte & Co - Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Fauna, Nottuln 2003. ISBN 3-93-598090-6

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