Gegrüßet seist Du, Maria

Gegrüßet seist Du, Maria
„Die Verkündigung“ Fra Angelico, 1433-34
Lateinische Inschrift über dem Eingang zum Pfarrhaus von Tiefenpölz: „Tritt nicht ein, ohne ein Ave Maria zu sprechen!

Ave Maria (Gegrüßet seist Du, Maria) ist der lateinische Beginn eines Grundgebetes der katholischen Kirche zur Anrufung Marias, der Mutter Jesu Christi. Ave ist dabei ein in das Lateinische eingedrungenes semitisches Lehnwort und stammt ursprünglich wohl aus Karthago (phönizisch-punisch hawe bedeutet lebe).

Ein im wesentlichen dem Ave Maria entsprechendes Gebet kennt auch die orthodoxe Kirche.

Die Anrufung besteht in ihrer heute üblichen Form aus zwei Teilen:

  1. Den ersten Teil bilden die biblischen Marienanreden des Erzengels Gabriel bei der Verkündigung des Herrn (Lk 1,28 EU) sowie Elisabeths beim Besuch Marias (Lk 1,42 EU). Dieser Teil wurde seit dem 11. Jahrhundert im Stundengebet und in Andachten gebetet.
  2. Der zweite Teil ist eine im 13. Jahrhundert hinzugefügte Bitte, die den Beistand in der Todesstunde zum Inhalt hat.

Das Ave Maria gehört nach dem Vaterunser zu den meistgesprochenen Gebeten der Christenheit und ist auch Bestandteil des Angelus und des Rosenkranzes.

Inhaltsverzeichnis

Ostkirchliche Form

Das Ave Maria der Ostkirche lautet:

Griechisch:

Θεοτόκε Παρθένε, χαῖρε,
κεχαριτωμένη Μαρία, ὁ Κύριος μετὰ σοῦ.
εὐλογημένη σὺ ἐν γυναιξί,
καὶ εὐλογημένος ὁ καρπὸς τῆς κοιλίας σου,
ὅτι Σωτήρα ἔτεκες τῶν ψυχῶν ἡμῶν.[1]

Deutsch:

Gottesgebärerin und Jungfrau, freue dich,
hochbegnadete Maria, der Herr ist mit dir.
Gesegnet bist du unter den Frauen,
und gesegnet ist die Frucht deines Leibes,
denn du hast den Heiland unserer Seelen geboren.

Der Ausdruck χαῖρε, d.h. freue dich, ist im Griechischen bis heute eine übliche Grußanrede.

Westkirchliche Form

Das Ave Maria der Westkirche, der katholischen[2] und der anglikanischen Kirche lautet:

Latein:

Ave Maria, gratia plena,
Dominus tecum.
Benedicta tu in mulieribus,
et benedictus fructus ventris tui, Iesus.

Sancta Maria, Mater Dei,
ora pro nobis peccatoribus
nunc et in hora mortis nostrae.

Amen.

Deutsch:

Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.

Heilige Maria, Mutter Gottes,
bitte für uns Sünder
jetzt und in der Stunde unseres Todes.

Amen.

Darin ist das Wort gebenedeit die germanisierte Form des lateinischen Partizips benedictus (Deutsch: gesegnet).

Vertonungen

Das Ave Maria ist von Komponisten aller Epochen vertont worden.

Eine der berühmtesten Vertonungen stammt von Charles Gounod, der ein Motiv des ersten Präludiums aus dem Wohltemperierten Klavier von Johann Sebastian Bach übernahm und daraus sein "Ave Maria" komponierte, weshalb das Werk als „Ave Maria von Bach/Gounod“ in die Musikgeschichte einging.

Gleichfalls weitbekannt ist das sogenannte „Ave Maria von Franz Schubert“. Dabei ist zu bemerken, dass Schubert diese Musik für das Lied „Ellens dritter Gesang“ (D839, Op 52 no 6, 1825) in seinem Liederzyklus „Fräulein vom See“ komponiert hat. Da dieses Lied zufälligerweise mit den Worten „Ave Maria“ beginnt, entstand eine spätere nicht-Schubertsche Fassung, in der der bekannte lateinische Text des christlichen Ave-Maria-Gebetes der Schubertschen Musik unterlegt worden ist. Gelegentlich ist „Ellens dritter Gesang“ irrtümlicherweise als „Schuberts Ave Maria“ bezeichnet anzufinden.

Weitere Vertonungen des lateinischen Ave Maria-Textes gibt es unter anderem von Heinrich Schütz (SWV 334), Felix Mendelssohn Bartholdy (op. 23 für 8-stimmigen Chor, Soli und Orgel), Anton Bruckner, Luigi Cherubini, Marcel Dupré, Antonín Dvořák, Sergei Rachmaninow (op. 37 no. 6), Igor Fjodorowitsch Strawinski, Cesar Franck, Franz Liszt, Josef Rheinberger und Camille Saint-Saens. Das bekannte Ave Maria von Jakob Arcadelt ist eigentlich eine Kontrafaktur eines weltlichen Chansons, das von Pierre-Louis Dietsch bearbeitet wurde. Andere Komponisten, wie zum Beispiel Giuseppe Verdi oder Richard Wagner, komponierten auch Musiken zu einem Ave Maria, doch verwendeten diese völlig andere Texte. Ein besonders populäres Ave Maria dieser Art hat der bekannte Romanschriftsteller Karl May vertont. Dieses romantische Werk wird heute von zahlreichen Chören gesungen. Eine neuere Vertonung des bekannten Textes für Chor stammt von Johannes Menskes, dessen Chöre das Werk auf einem Weihnachtsalbum veröffentlichten.

Daneben gibt es ein Stück von Giulio Caccini, das bis auf „Ave Maria“ auf Text verzichtet. Weiter hat die Band E Nomine für das Album „Das Testament“ ein Stück elektronischer Musik zu Ave Maria aufgenommen.

Erwähnenswert erscheinen auch die Vertonungen durch Ferruccio Busoni und Franz Biebl.

Siehe auch

Literatur

  • s.v. in: Leo Scheffczyk, Remigius Bäumer (Hrsg.): Marienlexikon. Band 1. EOS, St. Ottilien 1988, ISBN 3-88096-891-8, S. 309-317.
  • s.v. in: Marcel Viller (Hrsg.): Dictionnaire de Spiritualité, Acétique et Mystique. Band 1. Beauchesne, Paris 1937, Sp. 1161-65.
  • Wolfgang Beinert, Heinrich Petri (Hrsg.):Handbuch der Marienkunde. Band 1. Pustet, Regensburg 1984, ISBN 3-7917-0908-9, S. 368-371.
  • Leonardo Boff: Ave Maria. Das Weibliche und der Heilige Geist. Patmos, Düsseldorf 1982, ISBN 3-491-77253-2.
  • Erich Heck: Ave Maria. Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 1989, ISBN 3-460-32801-0.

Weblinks

Quellen

  1. Text mit Gesang
  2. Kurze Ausdeutung des Ave Maria: Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2676-2677.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gegrüßet seist du, Maria — Gegrüßet seist du, Maria,   deutsche Bezeichnung für das Ave Maria …   Universal-Lexikon

  • Gegrüßet seist Du Maria — „Die Verkündigung“ Fra Angelico, 1433 34 Lateinische Inschrift über dem Eingang zum Pfarrhaus …   Deutsch Wikipedia

  • Gegrüßet seist du Maria — „Die Verkündigung“ Fra Angelico, 1433 34 Lateinische Inschrift über dem Eingang zum Pfarrhaus …   Deutsch Wikipedia

  • Maria Kahle — (* 3. August 1891 als Maria Keßler in Wesel; † 15. August 1975 in Olsberg/Sauerland) war eine deutsche Schriftstellerin. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Maria und Joseph — Filmdaten Deutscher Titel Maria und Joseph Originaltitel Je vous salue, Marie …   Deutsch Wikipedia

  • Ave Maria — „Die Verkündigung“ Fra Angelico, 1433 34 …   Deutsch Wikipedia

  • St. Maria Immaculata (Kaunitz) — Blick auf den Haupteingang von St. Maria Immaculata Die katholische Pfarrkirche St. Maria Immaculata wurde um 1746 durch den Fürsten Wenzel Anton Graf Kaunitz erbaut. Die Hallenkirche erhielt ihre heutige Form nach einer Erweiterung von 1897. Sie …   Deutsch Wikipedia

  • Ave Marīa — (lat., d.i. sei gegrüßt Maria), 1) (Angelica salutatio, Engelsgruß), katholisches Gebet an die Jungfrau Maria, steht an Würde gleich nach dem Vater unser. Es ist so genannt nach den Anfangsworten; besteht aus der Anrede des Engels bei der… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ave-Maria — Ave Ma|ria 〈[ və ] n. 15 oder n.; , 〉 nach seinen Anfangsworten benanntes katholisches Gebet, englischer Gruß ● ein, drei Ave Maria beten * * * Ave Ma|ria, das; [s], [s] [nach den Anfangsworten des Gebets (nach Lukas 1, 28)] (kath. Kirche): Gebet …   Universal-Lexikon

  • Ave Maria — Ave Maria! Gegrüßet seist du, Maria! sind die Worte, mit welchen der Engel die Maria begrüßte, als er ihr verkündigte, daß sie den Messias gebären sollte. Die Katholiken beginnen ein Gebet zur heiligen Jungfrau mit diesen Worten und nennen das… …   Damen Conversations Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”