Gemeinde Malko Tarnowo

Gemeinde Malko Tarnowo
Malko Tarnowo (Малко Търново)
Wappen von Malko Tarnowo
Malko Tarnowo (Bulgarien)
DEC
Malko Tarnowo
Malko Tarnowo
Basisdaten
Staat: Bulgarien
Oblast: Burgas
Einwohner: 2975 (13. Sept. 2005)
Koordinaten: 41° 59′ N, 27° 32′ O41.98333333333327.533333333333348Koordinaten: 41° 59′ 0″ N, 27° 32′ 0″ O
Höhe: 348 m
Postleitzahl: 8350
Telefonvorwahl: (+359) 05952
Kfz-Kennzeichen: A
Verwaltung
Bürgermeister: Iwan Iwanow
Webpräsenz: visitmalkotarnovo.net/
Malko Tarnowo (rotes Viereck) - Bulgarien - Nachbarorte: Tsarewo, Burgas, Kırklareli, Elchowo, Jambol, Sliwen, Kotel, Karnobat, Ajtos,

Malko Tarnowo [ˈmaɫko ˈtɤrnovo] (bulgarisch Малко Търново) ist eine Stadt im Südosten Bulgariens, in der Oblast Burgas mitten im Strandschagebirge. Malko Tarnowo ist das administratives Zentrum der gleichnamigen Gemeinde Malko Tarnowo.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Die Stadt Malko Tarnowo liegt in unmittelbarer Nähe der bulgarisch-türkischen Grenze. Malko Tarnowo liegt im bulgarischen Teil des Strandscha-Gebirges. In der Region gibt es viele Quellen. Die Stadt liegt mitten im Reservat "Witanowo"[1] des Naturparks Strandscha[2].

Geschichte

Antike

Die Stadt liegt auf einer ehemaligen thrakischen Siedlung, große Dolmen, alten Heiligtümern und Hügelgräber sind erhalten geblieben. Daneben gab es in Malko Tarnowo und die Umgebung viele wichtige archäologische Funde aus der Thrakerzeit. Eine Legende der Einheimischen nach soll auch in der nähe eine ägyptische Prinzessin begraben sein.

Bis zu 46 n. Chr. gehörten die heutige Strand wie die gesamte Region zum Reich der Odrysen, als sie von den Römer endgültig besiegt wurden. In dieser Zeit wurde eine römischen Wegestation (statio milliaria), wohl möglich die Utsurgas hier errichtet.

Neuzeit

Die heutige Stadt ist Ende des 17./Anfang des 18. Jh. entstanden, als sich die Bewohner umliegender Dörfer an der Quelle Golemija Wris ansiedelten. Der ursprüngliche Name der Stadt Tranowo geht vermutlich auf die zahlreichen Destillen (Tran) in der Umgebung zurück. Später wurde daraus Tarnowo. Damit es nicht zu Verwechslungen mit der alten bulgarischen Hauptstadt Weliko Tarnowo (das ruhmreiche Tarnowo) kam, fügte man ein Malko hinzu, was klein bedeutet. Während des russisch-türkischen Krieg von 1828-1829. zählte die Stadt um die 3.500 Einwohnern, die sich hauptsächlich mit Schafzucht und den damit verbundenen Handwerken beschäftigten (Schneider, Tuchweber, Gerber), aber auch mit dem Maurerhandwerk und der Töpferei, dem Goldschmiede- und Sattlerhandwerk. Auch der Marmorabbau wurde in der Region betrieben. So stammt der Marmor des istanbuler Dolmabahçe-Palastes aus der Region um Malko Tarnowo.

Eine Klosterschule wurde Anfang des Jahrhunderts eröffnet, die erste weltliche Schule in den 40ger Jahren des 19. Jh., die Mädchenschule 1875. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. war Malko Tarnovo reiche Stadt mit fast 8000 Einwohnern.

Der Ilinden-Probraschenie Aufstand von 1903

Die Leiter der VMRO in Ostthrakien

In der neueren Geschichte spielte die Stadt während des Ilinden-Probraschenie Aufstandes 1903 eine wichtige Rolle. Dieser wurde von der Bulgarische Makedonien-Adrianopeler Revolutionäre Komitees, später VMRO organisiert und durchgeführt. Die Stadt war Zentrum der sogenannten Strandscha-Region und Teil des Adrianopol-Kampfgebiets.

In den Nähe von Malko Tarnowo in der Gegend Petrowa Niwa wurde am 18. August 1903 (gregorianischer Zählung) am Tag der Verklärung des Herrn (bulgarisch:Probraschenie-Tag) die Strandscha-Republik ausgerufen. Die Republik wählte Michail Gerdschikow, Stamat Ikonomow und Lazar Madscharow an ihre Spitze. Ziel des Aufstandes war es, soviele bulgarische Gebiete wie möglich zu befreien und sie zum einen späteren Zeitpunkt, mit den Willen der Großmächte, mit Bulgarien zu vereinen. Die ersten Kampfhandlungen fanden am 19. August 1903 statt. In den ersten Tagen des Aufstandes gelang es den Aufständischen von der bulgarische Grenze im Norden aus bis nach Lozengrad im Süden vorzustoßen und somit ein großes Gebiet vom "osmanischen Joch" zu befreien. Die ersten Städte waren Ahtopol und Wasiliko. Die Strandscha-Republik organisierte das ganze öffentliche und wirtschaftliche Leben der Region.

Die Gedenkstätte in der Gegend Petrowa Niwa

Die Aufständischen waren schlecht bewaffnet und in der Unterzahl: Den 26.000 Aufständischen schickte die türkische Regierung eine Armee von 350.000 Soldaten entgegen mit Artillerie und Kavallerie; das Eingreifen Russlands blieb aus, da Österreich-Ungarn und England nicht an der Stärkung des russischen Einflusses auf dem Balkan interessiert waren.

Viele Aufständische fielen im Kampf oder wurden hingerichtet, darunter populäre Figuren wie Goze Deltschew und Pito Guli. Andere, wie Piperkata, begingen Selbstmord, um nicht in die Hände der Feinde zu geraten. Mehr als 70.000 Flüchtlingen flohen in die benachbarte Länder, vor allem nach Bulgarien. Größte Flüchtlingsstadt war Burgas.

In den letzten Tagen des Aufstandes griff die türkische reguläre Armee in der Gegend Petrowa Niwa mehr als 3000 Kinder, Frauen und Ältere, alle bulgarische Flüchtlinge, an. Das wird noch heute von der Türkei bestritten.

Nach der blutigen Niederschlagung des Aufstandes mussten etwa 5000 Einwohner von Malko Tarnovo ihre Heimatstadt verlassen[3]. In der ganzen Region finden jährlich am 18. und 19. August Gedenkfeierer statt, die zentrale Feier in der Gegend Petrowa Niwa mit höheren Staatsgästen. Neben dem Denkmal für die gefallenen Aufständischen befindet sich ein Museum, das den bulgarischen Freiheitskämpfern in Strandscha, Thrakien und Makedonien gewidmet ist. 2003 wurde die Kirche Sveta Petka eingeweiht.

Erst 1912 im Züge des Ersten Balkankrieges wurde die Stadt endgültig befreit.

Sehenswürdigkeiten

Besonders interessant für Besucher sind die beiden thrakischen Kuppelgräbe in der Nähe der Stadt. Sie wurden aus exakt behauenen Marmorblöcken errichtet und sind ein Zeugnis der thrakischen Monumentalarchitektur des 5.-3. Jahrhunderts v. Chr. Die Archäologen konnten daraus ihre Schlüsse für die Bestattungsbräuche thrakischer Aristokraten ziehen. Auch zur Römerzeit wurden diese Begräbnisorte benutzt.

Das erste ausgegrabenen, dokumentierte und publizierte thrakische Kultgebäude (Grab) - unter einem Grabhügel - befindet sich 5 km nordöstlich der Stadt, in der Gegend Propada. Es wurde auf der Spitze eines kleinen Hügels errichtet und war das erste auf der Nekropole von 40 weiteren Gräbern. Bei Untersuchungen von zwei dieser Gräber wurden 2001 weitere Gräber aus der Zeit des Römerzeit entdeckt.

Sehr beeindruckend und monumental ist das Grab in der Gegend Mischkowa Niwa, 13 km südwestlich der Stadt. Es wurde als Heiligtum oder Mausoleum eines herausragenden thrakischen Herrschers verwendet. Es datiert aus der Periode 5.-3. Jahrhundert v.Chr. - der Blütezeit der thrakischen Kultur.

Aus neuerer Zeit ist die orthodoxe Kirche Uspenie Bogorodischtno (bulg. Успение Богородично), die im Stadtzentrum von Malko Tarnowo liegt. Sie wurde an der Stelle einer älteren Kirche aus dem Jahre 1754 erbaut. In der Stadt und der Umgebung sind mehrere Überreste (Ruinen) von alten Kirchen verstreut.

Archäologisches und historisches Museum

In der Stadt gibt es das Historische Museum, das mit seinen fünf Ausstellungen auf drei Häusern aus der Periode der Bulgarischen Wiedergeburt verteilt ist:

  • Archäologisches Museum
  • Naturwissenschaftliches Museum
  • neue und neuste Geschichte
  • Ikonenmalerei
  • Ethnografie

Wirtschaft

Vor 1990 war der Bergbau in der Region entwickelt und es gab ein Werk zur Erzanreicherung, eine Elektronikfabrik, Baubetriebe, Holzgewinnung, Viehzucht, ein Werk für Haushaltschemie und Kosmetik.

Heute (Stand 2007) sind die oben genannten Industriezweige in der Stadt zum Erliegen gekommen. Deshalb ist die Arbeitslosigkeit und der Wegzug der jungen Bevölkerung hoch.

Sonstiges

Die Neue Bulgarische Universität, die Universität Sofia und die Süd-West-Universität Neofit Rilski (Blagoewgrad) organisieren jährlich im Sommer gemeinsam eine Sommeruniversität und Expedition unter dem Titel: "Das Strandscha-Gebirge und sein Beitrag zu den Zivilisationen des Ostens und Westens." - mit Unterstützung der bulgarischen Gemeinde Malko Tarnowo und der türkischen Gemeinde Kırklareli.

Quellen

  1. Das Reservat Witanowo http://www.visitmalkotarnovo.net/index_en.php?id_nav=33(eng)
  2. Gliederung des Naturparks http://www.visitmalkotarnovo.net/index_en.php?id_nav=7(eng)
  3. http://www.malkotarnovo.org/istoriaMT.html Seite der Gemeinde Malko Tarnowo



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