General Guderian

General Guderian
Heinz Guderian, 1940 in Frankreich
Heinz Guderian überreicht Auszeichnungen (1945)

Heinz Wilhelm Guderian (* 17. Juni 1888 in Kulm, Westpreußen; † 14. Mai 1954 in Schwangau bei Füssen) war ein deutscher Heeresoffizier (seit 1940 Generaloberst), Kommandeur größerer Panzerverbände und in der Endphase des Zweiten Weltkrieges zeitweilig Chef des Generalstabes des Heeres.

Guderian gilt für Deutschland als Erfinder der Panzertruppe als selbstständiger Truppengattung und war maßgeblich an der Entwicklung der modernen Konzepte „Gefecht der verbundenen Waffen“ und „Führung von vorne“ beteiligt.

Scherzhaft wurde er als „schneller Heinz“, „Heinz Brausewind“ oder „Panzeradmiral“ bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Heinz Guderian wurde 1888 als Sohn des Premier-Lieutenant im Pommerschen Jäger-Bataillon Nr. 2 Friedrich Guderian (1858–1914) und seiner Ehefrau Irtha Ottilie, geb. Kirchhoff (1865–1931) in Kulm an der Weichsel geboren. Am 1. Oktober 1913 heiratete er in Goslar Margarethe Christine Goerne. Dem Paar wurden später zwei Söhne geboren: Heinz-Günther Guderian, (1914–2004), zuletzt Generalmajor in der Bundeswehr sowie Kurt Bernhard Guderian (1918–1984), Hauptmann A.D. und später Kaufmann.

Laufbahn

Kaiserreich und Erster Weltkrieg

Heinz Guderian trat am 1. April 1901 in das Kadettenkorps in Karlsruhe ein und wechselte später zur Kriegsakademie nach Berlin. Ab Februar 1907 diente er als Fähnrich im Jäger-Bataillon Nr. 10 in Goslar. Nach einem kurzen Besuch der Kriegsschule in Metz wurde er 1908 zum Leutnant befördert. 1912 trat Guderian zum Telegraphen-Bataillon Nr. 3 in Koblenz.

Im Ersten Weltkrieg versah Guderian seinen Dienst bei den Nachrichtentruppen. Er nahm u. a. an der Schlacht an der Marne und der Schlacht um Verdun teil. 1914 wurde er zum Oberleutnant und bereits 1915 zum Hauptmann befördert. Ein direktes Truppenkommando hatte er nicht. Gegen Ende des Krieges war er im Generalstab des Oberkommandos. Da er längere Zeit unter Herzog Albrecht von Württemberg diente, trug er neben den beiden Klassen des Eisernen Kreuzes auch das Ritterkreuz 2. Klasse mit Schwertern des Württembergischen Friedrichs-Ordens.[1]

Zwischenkriegszeit

Nach dem Krieg wurde er in die Reichswehr übernommen und war zunächst als Kompaniechef im Jäger-Bataillon 10 eingesetzt. Nachdem er zwischenzeitlich drei Jahre als Lehrer für Taktik und Militärgeschichte an der Offiziersschule in Stettin eingesetzt war, wechselte er zu den Verkehrstruppen.

Im Jahr 1927 wurde Guderian zum Major ernannt und wurde als Kommandant des Truppenamtes für Heerestransport und als Ausbilder für Taktik motorisierter Transportverbände in Berlin eingesetzt. In dieser Funktion trug er bereits Material für die Panzertaktik zusammen und besuchte Panzereinheiten anderer Länder. Da der Versailler Vertrag der Reichswehr verbot, Panzer zu unterhalten, lässt Guderian vergleichbare Übungen mit Traktoren, Autos und Panzerattrappen durchführendhm[2].

1931 erfolgte seine Beförderung zum Oberstleutnant und 1933 schließlich zum Oberst. Er schrieb diverse Abhandlungen über die motorisierte Kriegsführung und war maßgeblich an der Entwicklung deutscher Panzer beteiligt. Damit weckte er Hitlers Interesse an der Panzerwaffe. Aus diesem Grund bekam er am 15. Oktober 1935 von Hitler persönlich den Auftrag, drei Panzerdivisionen aufzubauen. Ihm wurde zugleich das Kommando über die 2. Panzerdivision übertragen. Am 1. August 1936 wurde er zum Generalmajor ernannt. Bereits am 4. Februar 1938 erfolgte seine Beförderung zum Generalleutnant mit gleichzeitiger Ernennung zum Kommandierenden General des XVI. Armeekorps. Mit diesem Verband war er auch am Einmarsch in Österreich und das Sudetenland beteiligt.

Am 20. November 1938 wurde Guderian Chef der Schnellen Truppen und General der Panzertruppe. Damit war er zuständig für die Aufstellung, Ausbildung, Technik und Taktik der motorisierten Einheiten der gesamten Wehrmacht.

Zweiter Weltkrieg

Während des Polenfeldzuges (Fall Weiß) kommandierte er das XIX. Armeekorps in der Heeresgruppe Nord. Sein Korps stieß von Pommern aus durch den Polnischen Korridor nach Ostpreussen, später von Ostpreussen aus nach Brest-Litowsk. Für seine schnellen Vorstöße erhielt er am 27. Oktober 1939 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes.[3]

Während des Frankreich-Feldzug 1940 kommandierte er zunächst ein Korps mit drei Panzerdivisionen. Sein Korps stieß durch die Ardennen, bei Sedan über die Maas bis zur Kanalküste. In weiteren Verlauf des Feldzuges (nach Dünkirchen) wurde sein Panzerkorps zu einer Panzergruppe erweitert. Mit ihr stieß er während des Fall Rot von Nordfrankreich aus zur schweizer Grenze, wodurch die französischen Truppen in der Maginot-Linie eingekesselt waren. Er wurde am 19. Juli 1940 zum Generaloberst befördert und erhielt später das Eichenlaub zum Ritterkreuz.[4]

Beim Angriff auf die Sowjetunion (Unternehmen Barbarossa) kommandierte Guderian die Panzergruppe 2 innerhalb der Heeresgruppe Mitte und trug durch seine schnellen und tiefen Panzervorstöße erheblich zu den Siegen bei Kiew, Orjol und Brjansk bei. Im Herbst 1941 wurde die Panzergruppe zur 2. Panzerarmee umbenannt.

1941 wurde er wegen Konflikten mit Generalfeldmarschall von Kluge und Hitler seines Postens enthoben. Erst im Februar 1943, nach eineinhalb Jahren, wurde er wieder von Hitler in den aktiven Dienst zurückgeholt und zum Inspekteur der Panzertruppen ernannt, der für die Modernisierung der motorisierten Truppenteile zuständig war. Dabei entwickelte er eine enge Zusammenarbeit mit Rüstungsminister Albert Speer, um die Panzerproduktion erheblich zu erhöhen.

Nach dem gescheiterten Attentat am 20. Juli 1944 wurde er Chef des Generalstabes des Heeres. Eine Position, die nicht sonderlich herausgehoben war, da Hitler Oberbefehlshaber des Heeres war. In dieser Funktion war er auch Mitglied des Ehrenhofes, durch den zahlreiche am Attentat beteiligte Offiziere aus der Wehrmacht unehrenhaft ausgestoßen wurden, sodass das Reichskriegsgericht für ihre Aburteilung nicht mehr zuständig war und sie vom Volksgerichtshof in Schauprozessen unter dem Vorsitz von Roland Freisler abgeurteilt werden konnten. Als Offizier lehnte er das Attentat vom 20. Juli strikt ab, was er auch in seinen Memoiren klar darlegt.

Nach einem Streit mit Hitler über die Lage an den Fronten wurde er am 28. März 1945 entlassen und geriet am 10. Mai desselben Jahres in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Nachkriegszeit und Bundesrepublik Deutschland

Am 17. Juni 1948 wurde er schließlich freigelassen. Nach Angaben des britischen Geheimdienstes gehörte er 1950 zur „Bruderschaft“, einer Vereinigung von Altnazis rund um den Exgauleiter Karl Kaufmann, die die junge Bundesrepublik Deutschland unterwandern wollte.[5] Bis zu seinem Tod am 14. Mai 1954 arbeitete er als Schriftsteller und Berater für das Amt Blank. In dieser Zeit schrieb er auch „Erinnerungen eines Soldaten“. Hans-Heinrich Wilhelm qualifiziert dieses Buch und Guderians Behauptungen in Nürnberg als Aussagen, die für die Nachkriegskarriere der Betreffenden nicht folgenlos geblieben sein dürften, (sie) harren immer noch der durchaus möglichen aktenmäßigen Widerlegung. Ein besonders dreistes Dementi... (gemeint: seiner Mitwirkung am Holocaust). Die Grabstätte der Familie Guderian befindet sich auf dem Friedhof der Stadt Goslar.

Schriften

  • Achtung – Panzer! Original 1937, Cassell PLC, England, ISBN 0304352853 (in Englisch)
  • Erinnerungen eines Soldaten (Autobiografie) 18. Aufl., Motorbuch, Stuttgart 2003 ISBN 3879436932

Literatur

  • Dermot Bradley: Generaloberst Heinz Guderian. Biblio, Osnabrück 1986 ISBN 3764814861
  • Kenneth Macksey: Guderian der Panzergeneral (Biographie), Kaiser Verlag, Klagenfurt 1994, ISBN 3-7042-3037-5
  • Hans Guderian: Die Guderians. Geschichte einer Familie 1996 Starke, Limburg 1996 ISBN 3798005303
  • Karl J. Walde: Guderian. Ulstein 1979, Frankfurt/M - Berlin - Wien ISBN 3-548-33004-5
  • Kenneth Macksey: Generaloberst Heinz Guderian; in: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Hitlers militärische Elite. Vom Kriegsbeginn bis zum Weltkriegsende Bd. 2, Primus Verlag, Darmstadt 1998, ISBN 3-89678-089-1, ISBN 3-534-12678-5 (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Seite 80-87
  • Gerd F. Heuer: Die Generalobersten des Heeres. Inhaber höchster deutscher Kommandostellen, Moewig Verlag, Rastatt 1988, ISBN 3-8118-1049-9, Seite 71-78

Einzelnachweise

  1. Gerd F. Heuer: Die Generalobersten des Heeres Inhaber höchster deutscher Kommandostellen, Moewig Verlag, Rastatt 1988, ISBN 3-8118-1049-9, Seite 72
  2. [1]
  3. Gerd F. Heuer: Die Generalobersten des Heeres Inhaber höchster deutscher Kommandostellen, Moewig Verlag, Rastatt 1988, ISBN 3-8118-1049-9, Seite 76
  4. Gerd F. Heuer: Die Generalobersten des Heeres Inhaber höchster deutscher Kommandostellen, Moewig Verlag, Rastatt 1988, ISBN 3-8118-1049-9, Seite 76f
  5. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 208, Quelle BA N 1080/272.

Weblinks


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