Gertrud Schmirger

Gertrud Schmirger

Gerhart Ellert war das männliche Pseudonym für die österreichische Schriftstellerin Gertrud Schmirger (* 26. Jänner 1900 in Wolfsberg; † 7. Mai 1975 ebenda). Sie verfasste zahlreiche historische Romane und Reisebeschreibungen. Zentralgestalten ihrer Romane waren u. a. Papst Silvester II., Attila, Mohammed, Paulus aus Tarsos, Karl V., Michelangelo, Wallenstein und Richelieu.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gertrud Schmirger war das einzige Kind des Wolfsberger Primararztes Camillo Schmirger und seiner Frau Gabrielle. Sie wurde am 26. Jänner 1900 geboren und besuchte keine öffentliche Volksschule, sondern lernte zu Hause lesen und schreiben. Ihre rege Phantasie erfand schon früh kleine Geschichten. Etwas älter geworden, nahm sie Privatstunden im Benediktinerstift St. Paul. Die Zeit im dortigen Konvikt prägte das Mädchen nachhaltig, die Kontakte zu den Mönchen sollten nie mehr abreißen. Nach der mit Auszeichnung bestandenen Matura betrieb sie Hochschulstudien in Wien und Graz, die in erster Linie aber nur der Erweiterung ihres Allgemeinwissens dienten.

1922 verlor Gertrud Gabriela Schmirger ihren Vater, sie und ihre Mutter mussten ihren Lebensstil ändern und sich nach einem Einkommen umsehen. Sie gingen daran, ein Obstgut zu bewirtschaften und eine Baumschule einzurichten. Da den Winter über die Arbeit ruhte, unternahmen Witwe und Tochter in der kalten Jahreszeit Reisen ins Ausland. War damit zunächst nur eine angenehme Freizeitgestaltung verbunden, geschah es später „eigentlich nur des Quellen- und Milieustudiums wegen". Da ihr Texte in Latein, Italienisch, Französisch und Englisch keine Schwierigkeiten bereiteten, konnte sie sich mühelos in Akten und Literatur vertiefen.

Die literarische Tätigkeit setzte in den frühen dreißiger Jahren ein und war so ergiebig, dass ein umfangreicher Roman auf den andern folgte. 1933 wandte sie sich mit ihrem Erstling an den Speidel-Verlag, der bereit war, die epische Dichtung der Kärntnerin ins Buchprogramm aufzunehmen, aber den Wunsch nach einem männlichen Autorennamen äußerte. „Die Autorin wählte den Namen Gerhart Ellert. Dieser entstand durch die Zusammensetzung der Namen von zwei Menschen, die ihr besonders nahe standen - durch den ihrer Mutter Gabrielle und den des Sankt Pauler Paters Engelbert Olbert."[1]

Der Roman hatte den Titel Der Zauberer und behandelte das Leben und Wirken von Gerbert von Aurillac, der einer der größten Gelehrten gegen Ende des ersten Jahrtausends war und als Papst 999 den Namen Silvester II. annahm. Wegen seines ungemein großen Wissens stand er im Ruf eines Zauberers.

In der Folge erschienen in regelmäßigen Abständen 17 ähnliche Romane. „Der große, schöpferische Mensch ist es vor allem, der den Dichter fesselt, und schicksalhaft scheinen Berufung und Größe mit Tragik verbunden. Einsamkeit, Verzicht und Opfer erleben Ellerts Helden, seien es weltliche Herrscher oder Kirchenfürsten, Volksführer oder Religionsstifter, Staatsmänner oder Künstler."[2]

In der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre wandte sich die Schriftstellerin dem jugendlichen Leser zu und schrieb eigens für ihn mehrere Bücher. Das blaue Pferd von 1958 enthielt Erzählungen, mit denen dem heranwachsenden Menschen Kunstwerke nahe gebracht wurden. 1959 folgten unter dem Titel Auf endlosen Straßen in 17 Bildern Episoden aus der Kulturgeschichte der Menschheit. Für dieses Buch wurde sie mit dem Österreichischen Staatspreis für Jugendliteratur ausgezeichnet. 1960 erhielt sie den Ehrenring der Heimatstadt Wolfsberg, und 1966 wurde ihr der Titel Professor verliehen.

Alle Bücher von Gerhart Ellert alias Gertrud Schmirger wurden von österreichischen Verlegern betreut; die großen Romane erschienen bei Speidel in Wien und die Jugendbücher beim Österreichischen Bundesverlag in Wien.

Zugang zu den historischen Persönlichkeiten, über die sie schrieb, fand sie durch ihre zahlreichen Reisen in nahezu alle Länder Europas und Nordafrikas, in den Nahen und mittleren Osten, in die USA, nach Mexiko und Mittelamerika. Die Autorin stellte einmal fest: „Nicht ich selbst wähle den Stoff für meine Bücher, sondern der Stoff erfasst mich."

Am 7. Mai 1975 starb die Schriftstellerin. In einem Nachruf[3] hieß es:

„Es gibt nur wenige Schriftsteller mit solch tiefem Empfinden, so beseelt vom menschlichen Reichtum der geschichtlichen Welt und all den geheimnisvollen Kräften in vergangenen Jahrhunderten wie Gerhart Ellert. In all seinen Werken, in den Schicksalen der handelnden Personen tritt die starke Persönlichkeit, die ausgeprägte Eigenart eines Menschen hervor, der von der unerschöpflichen Mannigfaltigkeit des Lebens weiß.“

Gertrud Schmirger liegt am Wolfsberger Stadtfriedhof begraben. Ihren Nachlass hütet das Benediktinerstift St. Paul, dem sie sich bis zuletzt verbunden fühlte. 1985 wurden eigene Museumsräume eingerichtet, die Gertrud Schmirger gewidmet sind.

Auszeichnungen

Werke (Auswahl)

  • Attila
  • Das Abenteuer des Forschens
  • Alexander der Große
  • Mohammed
  • Karl V.
  • Michelangelo
  • Das blaue Pferd
  • Wallenstein
  • Die Johanniter
  • Mauern um Rom
  • Paulus von Tarsos

Literatur

  • B. Urbas: Leben und Werk Gertrud Schmirgers (Pseudonym Gerhart Ellert) im Spiegel ihrer historischen Romane. Dissertation 1980.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Hartwig Pucker im Katalog zur Landesausstellung St. Paul 1991.
  2. Erich Nußbaumer, Geistiges Kärnten, 1956.
  3. Kärntner Landeszeitung, 16. Mai 1975.

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