Gertrud Stein

Gertrud Stein

Henriette Fürth (* 15. August 1861 in Gießen; † 1. Juni 1938 in Bad Ems) war Frauenrechtlerin, Soziologin, Sozial-Politikerin und Mitglied der SPD. Sie war Jüdin.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Sie wurde als älteste Tochter des jüdischen Holzhändlers Siegmund Katzenstein und seiner Frau Sophie, geb. Loeb, geboren. Sie stammte väterlicherseits aus aus dem Geschlecht der Hohepriester. Es war eine gutbürgerliche Familie, die sich trotz äußerlicher Assimilation zum Judentum bekannte. Sie war die Lieblingstochter ihres Vaters. Sie orientierte sich an dessen lberaler Gesinnung: Ludwig Börne und die Frankfurter Zeitung prägten ihr Denken. [1] Der Sozialist Simon Katzenstein war ihr Bruder.

Noch vor Beendigung des Lehrerinnenseminars der Frankfurter Elisabethenschule heiratete sie mit 19 Jahren den sieben Jahre älteren Vetter ihrer Mutter Wilhelm Fürth. 1885 zog die Familie nach Frankfurt am Main. Sie wohnten im Baumweg im Ostend. Ihr Mann ist in der Wählerliste von 1910 der relativ liberalen Israelitischen Gemeinde eingetragen.

Henriette Fürth sah sich als Mitglied der Frauenbewegung und galt als eine Vertreterin der proletarischen, an der SPD orientierten Frauenbewegung.[2] Sie lebte allerdings in gutbürgerlichen Verhältnissen mit zeitweise zwei Hausbediensteten. Sie veröffentlichte zu den sozialpolitischen Themen jener Tage Schriften - insbesondere zur sozialen Situation der Frauen im Erwerbsleben und zu Themen der Sexualmoral und -hygiene. In den Jahren von 1897 bis 1915 erschienen von ihr 13 Aufsätze in den Sozialistischen Monatsheften. In anderen Publikationen veröffentlichte sie teilweise unter dem Pseudonym Gertrud Stein.

Sie war 1905 Gründungsmitglied der Berliner Ortsgruppe des Bundes für Mutterschutz. Sie war Mitglied der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. Als erste Frau wurde sie in die DGS - Deutsche Gesellschaft für Soziologie aufgenommen.

Henriette Fürth wandte sich insbesondere gegen drei Arten der Diskriminierung: Gegen die Judendiskriminierung, Frauendiskriminierung und Arbeiterdiskriminierung. Sie war Mitglied der SPD und für diese Partei von 1919 bis 1924 Mitglied im Frankfurter Stadtparlament, der Stadtverordnetenversammlung. Sie arbeitete im Finanzausschuß, in der Deputation für das Schul- und Gesundheitswesen und im Lebensmittelamt. Sie engagierte sich im Frankfurter Institut für Gemeinwohl und bei der sozialistischen Arbeiterwohlfahrt

Heriette Fürth lebte in dem Spannungsfeld von jüdischem Glauben, sozialistischer Überzeugung und einem bürgerlichen Lebensstil. Sie hat sich nicht nur gegen Diskriminierungen gewandt, sie hat sie vielfach auch von vermeintlich "fortschrittlichen" Gleichgesinnten erfahren. Nach der Machtübernahme 1933 lebte sie bis zu ihrem Tod zurückgezogen bei ihrem Schwiegersohn, einem Rabbiner. Ihre acht Kinder emigrierten.

Ehrungen

  • Nach Henriette Fürth ist eine Straße in Frankfurt-Schwanheim benannt.
  • Die Henriette-Fürth-Straße in Gießen ist nach ihr benannt.
  • An ihrem siebzigsten Geburtstag 1931 wurde sie mit der Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main und einer Ehrenurkunde der Universität Frankfurt ausgezeichnet.
  • Das neue Haus der SPD-Geschäftsstelle in Gießen, Grünberger Straße 140, trägt seit dem 27. Januar 2007, dem Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz, ihren Namen. [3]

Henriette-Fürth-Preis

Seit 2004 wird jährlich von dem gFFZ, dem gemeinsamen Frauenforschungszentrum der hessischen Fachhochschulen, der Henriette Fürth-Preis verliehen. [3] Mit dem Henriette-Fürth-Preis wird die beste Diplom-, Bachelor- oder Masterarbeit eines Jahrgangs zur Genderthematik an hessischen Fachhochschulen ausgezeichnet. Der Preis ist mit 500 Euro dotiert. Er dient der gezielteren Förderung besonders qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchses.

Literatur

  • Angelika Epple: Henriette Fürth und die Frauenbewegung im deutschen Kaiserreich. Eine Sozialbiographie, Centaurus Verlag-GmbH + C (1999) ISBN 3-8908-5929-1

Weblinks

Anmerkungen / Einzelnachweise

  1. Irmgard Maya Fassmann: Jüdinnen in der deutschen Frauenbewegung, 1865-1919, S. 270 ff, 1995
  2. Asja Braune, Dissertation KONSEQUENT DEN UNBEQUEMEN WEG GEGANGEN,Adele Schreiber (1872-1957),Politikerin, Frauenrechtlerin, Journalistin [1] , Dissertation als pdf-Datei, Abruf 1. September 2008
  3. Henriette-Fürth-Preis [2] Abruf 2. September 2008

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