Gesamtschule Winterhude

Gesamtschule Winterhude
Gesamtschule Winterhude
Schultyp Gesamtschule
Gründung 1930
Bundesland Hamburg
Koordinaten 53° 35′ 14″ N, 10° 1′ 39″ O53.58721111111110.0275111111117Koordinaten: 53° 35′ 14″ N, 10° 1′ 39″ O
Träger Stadt Hamburg
Schüler ca. 700 (Stand April 2006)
Website www.gs-winterhude.hamburg.de

Die Gesamtschule Winterhude ist eine Gesamtschule im Hamburger Stadtteil Winterhude. Sie war nominiert für den Deutschen Schulpreis 2008, ging jedoch leer aus. Als eine von 14 nominierten Schulen gehört sie aber zu den besten Deutschlands.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Die Schule wurde als Volksschule Wiesendamm 1928-29 nach dem Entwurf von Fritz Schumacher erbaut. Die Schule, eine Doppelschule des neuen Hamburger Typs, an der erstmalig in Hamburg an einer Regelschule Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet wurden, erhielt ihren Platz im östlichen Teil der Jarrestadt im Rahmen des von Schumacher entworfenen Bebauungsplans.

Als zentrales Bauwerk und "charakterbestimmender Mittelpunkt" gedacht, liegt sie im Brennpunkt einer hufeisenförmigen Platzanlage in der Symmetrieachse des regelmäßig aufgeteilten Stadtteils. Der symmetrische, langgestreckte Bau mit fünf Geschossen und leicht auskragendem flachen Dach zeigt in der Hauptfront eine regelmäßige Rasterfassade ohne die gewohnte Klinkerverkleidung der Tragkonstruktion: Das Eisenbetonskelett bleibt als Fachwerk mit ausgemauerten Brüstungsfeldern sichtbar.

Über den seitlich angebauten Eingangstrakten erheben sich flankierende Treppentürme mit großen Fenstern an den Stirnseiten: Für Schumacher hatten sie die Funktion von "Beleuchtungskörpern", die den beidseitig eingebauten Fluren Licht geben. Die Sporthalle wächst als Mittelflügel aus der Rückfront heraus. In diesem Schulbau erhält sie einen darüberliegenden Gymnastiksaal und auf dem flachen Dach eine Terrasse. Fritz Bürger fertigte die vergoldete Schalenträgerin des Brunnens im Innenhof. Nach zukunftsweisenden pädagogischen Erkenntnissen erhielt die Schule Räume für den Fachunterricht in Naturwissenschaften, Kunst und Werken.

Geschichte

Am 23. Juli 1930 übergab der damalige Stadtbaumeister Fritz Schumacher das Schulgebäude der Öffentlichkeit.

Die Schule war als Zentrum einer republikanisch-modernen Arbeiterstadt konzipiert. Eine aktive Elternschaft beteiligte sich als “Schulfortschrittsgruppe” an Konferenzen und erörterte mit den Lehrern die Vorhaben der Schule.

Geschichte zur Zeit des Nationalsozialismus

Gleich nach dem 5. März 1933 führten die Nationalsozialisten unter der Parole “Schluss mit der roten Pädagogik” eine massive Kampagne gegen die Schulen durch, die sich wie die Lichtwarkschule, die Telemannschule und die Meerweinschule der demokratischen Republik verpflichtet fühlten.

Ab Ostern 1935 wurde die Schule in eine Mädchen- und Jungenschule getrennt, benannt wurde sie nach einem NSDAP-Funktionär Hans Schemm . Die jüdischen Lehrerinnen Hertha Feiner-Aßmus und Julia Cohn wurden suspendiert – ebenso aber auch fortschrittliche Lehrer wie Wilhelm Lamszus, Autor des Buches "Das Menschenschlachthaus".

Im Winter 1943/44 wurde der Schulbetrieb eingestellt.

Nachkriegsgeschichte

Im August 1945 wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen und die Trennung in zwei Schulen beibehalten. In den sehr kalten beiden Nachkriegswintern wurde die Unterrichtszeit auf 30 Minuten beschränkt, weil die Schulen nicht beheizt werden konnten.

Nach dem relativ zügigen Wiederaufbau der Jarrestadt wurde Schichtunterricht erteilt, um den sprunghaft steigenden Schülerzahlen gerecht zu werden. Noch 1951 wurden Klassen mit über 60 Kindern eingerichtet.

Trennung in Grundschule und Haupt- und Realschule

Anfang der sechziger Jahre verlief die Entwicklung der Schülerzahlen umgekehrt. Viele Hamburger zogen nun aus den überfüllten Stadtwohnungen in die Außenbezirke. Der anhaltende Schülerschwund für beide Schulen führte zu einer Konzentration der Aufgaben: Die Schule wurde in eine Grundschule und eine Haupt- und Realschule aufgeteilt.

Gesamtschule Winterhude

Am 1. August 1979 wurde die Schule Meerweinstraße 28 eine Integrierte Gesamtschule.

Neue Unterrichtsstruktur

Eine Gruppe reformpädagogisch interessierter und engagierter Lehrer verschiedener Schulformen sowie einige Elternvertreter und Universitätsangehörige trafen sich erstmals im Februar 1998. Inzwischen ist aus der Initiative ein eingetragener Verein, die "Reformschule Hamburg e.V", entstanden.

Im Jahr 2004 stand wegen der zurückgegangenen Schülerzahl die Schließung der Grundschule zur Diskussion. Die Deputation der Hamburger Schulorganisation beschloss 2005, die Grundschule, Meerweinstraße 26 und die Gesamtschule Winterhude, Meerweinstraße 28 zur Gesamtschule Winterhude mit angegliederter Grundschule zusammenzulegen.

Nach der Verdoppelung der Anmeldungen 2005 haben sich die Anmeldezahlen der Gesamtschule Winterhude auf einem hohen Niveau eingependelt. Heute (Stand April 2006) besuchen ca. 700 Kinder diese Schule.

Jahrgangsübergreifender Unterricht und Klassen

Seit 2004 lernen die Schüler der Gesamtschule Winterhude in altersgemischten Gruppen. Dazu wurden die normalen Klassenverbände aufgelöst und stattdessen Teams und Stammgruppen gebildet. Heute gibt es das Team Blau, Gelb und Grün, die sich unterteilen in die Stammgruppen A, B, C, D, E, F, G, H, J, K, L und M. In jeder Stammgruppe lernen 26 Schüler der Klassenstufen 5 - 7 sowie 8 - 10.

KuBa

KuBa (Kulturelle Basis) ist der wohl wichtigste und am meisten entwickelte Unterricht an der Gesamtschule Winterhude.

Die Schüler wählen jeden Tag aufs Neue ein "Kuba-Raum" aus. Hierbei steht die Wahl zwischen:

  • Deutsch
  • Mathe
  • Englisch
  • Gesellschaft

In den Räumen arbeiten die Schüler individuell an vorgefertigten, themenbezogenen Bausteinen in ihrem eigenen Tempo.


Individuelle Bausteine

Jeder Schüler hat die Möglichkeit, einen individuellen Baustein zu erstellen. Hierbei überlegt sich der Schüler ein Thema und überlegt sich, wie und was genau er mit diesem Thema machen möchte.

Das Ergebnis kann alles sein, z.B. ein Film, ein Plakat, eine Mappe, ein Theaterstück...

Das Schülerprojekt „Denk-Mal“

Fast 40 Jahre lang blieben die Schicksale der jüdischen Lehrerinnen vergessen bis Schüler und Lehrer 1982 die Vergangenheit ihrer Schule erforschten: In alten Akten entdeckten sie einen Vermerk über die Entlassung der beiden Lehrerinnen im Jahr 1933 und rekonstruierten die Geschichte ihrer Verfolgung bis in den Tod.

Zwei Jahre lang haben die Gesamtschüler bei Behörden und Betrieben Klinken geputzt, um das Projekt in die Tat umzusetzen. Die Hamburger Hochbahn hat den Gleiskörper kostenlos gebaut, die Bahn einen 14 Tonnen schweren Waggon zur Verfügung gestellt, den eine Spedition ebenfalls gratis in die Meerweinstraße transportierte.

Siehe auch: Denk-Mal Güterwagen.

Weblinks

Geschichte
Fotos
Schulentwicklung

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