Geschichte Irans

Geschichte Irans

Der Name Iran kommt aus den westiranischen Dialekten der großen iranischen Sprachfamilie (siehe Iranische Sprachen) und bedeutet Land der Arier. Das ostiranische Äquivalent ist Aryana. Der Begriff Iran bezieht sich im eigentlichen Sinne auf eine viel größere Region, die die Gebiete der modernen Staaten Afghanistan, Tadschikistan, Irak, Aserbaidschan, Usbekistan, Turkmenistan und Teile Pakistans und der Türkei mit einschließt (siehe Hochland von Iran). Somit beinhaltet dieser Artikel zu einem großen Teil auch die Geschichte jener Staaten und Regionen. Die Geschichte des modernen Staates Iran beginnt genau genommen mit der Gründung Afghanistans im Osten Irans und dem Aufstieg der Zand-Dynastie im Westen. Die Bezeichnung Iran wird seit dem 21. März 1935 auch im Abendland für das alte Persien benutzt, während sie zuvor sowohl im Land selbst als auch außerhalb des europäisch-amerikanischen Sprachraumes stets das Land bezeichnete.

Inhaltsverzeichnis

Frühe Hochkulturen (ca. 4.000 v. Chr. bis 550 v. Chr.)

Ganj Nameh: Inschrift aus der achämenidischen Zeit

Bereits in der Jungsteinzeit (Neolithikum) wurde das Land, das als Iran bezeichnet wird, besiedelt, bzw. es sind Siedlungsspuren nachweisbar. Im 4. Jahrtausend v. Chr. gab es eine erste Wanderbewegung von Indogermanen, die mit den Indern gleichsam die Bezeichnung Arier (ariyānām) haben. Die Herkunft dieser Arier ist umstritten, man ist sich aber darüber einig, dass sie aus dem Norden stammen. Bereits gegen Ende des 4. Jahrtausend v. Chr. kann von einer städtischen Zivilisation gesprochen werden, die sich aus der Ackerbau betreibenden, sesshaften Bevölkerung entwickelte.

Reich Elam (2.800 v. Chr. bis 569 v. Chr.)

Das erste Reich auf iranischem Boden ist das Reich Elam, das heutige Gebiet um Chusistan (Khuzestan), das – abseits der großen Weltgeschichte – vom ersten Auftauchen um 2800 v. Chr. bis zur Niederlage gegen das assyrische Reich um 569 v. Chr. Bestand hatte. Die Könige nannten sich „von Anshan und Susa“.

Die zweite Wanderbewegung (die eigentlichen Indoiranier), um 1250 v. Chr., von indogermanischen Reiternomaden aus den Steppen Südrusslands, lässt sich geschichtlich genauer fassen. Das Auftreten der Meder (Madai) um 900 v. Chr., in deren Folge die mit den Medern verwandten Perser (Pārsa), aus dem Gebiet des Urmia-Sees stammend, nachzogen, veränderte die einheimische Bevölkerungsstruktur.

Meder-Reich (728 v. Chr. bis 550 v. Chr.)

Das Meder-Reich war das erste große iranische Reich. Die Bewohner waren die Meder, als deren Nachfahren sich die heutigen Kurden (Kardukhen) ansehen. Ihre Sprache, Kultur und Abstammung war iranisch. 835 v. Chr. erwähnte der assyrische König zum ersten Mal die medischen Stämme. Bald nach ihrem Auftreten konnten sie große Bereiche des assyrischen Reiches unterwerfen. Im Jahre 715 v. Chr. führte der Häuptlingsführer Deiokes die medischen Stämme ohne Erfolg gegen das assyrische Reich. Ein Nachfolger, Phraortes, konnte die übrigen iranischen Stämme vereinen und das assyrische Königreich vernichten. Er gründete die medische Hauptstadt Ekbatana (das heutige Hamadan). Astyages, der letzte medische König, führte das Reich bis 550 v. Chr.

Die Antike (550 v. Chr. bis 642 n. Chr.)

Siehe auch: Perserreich

Die Achämeniden

Dariush (Dareios) I. (549 - 486 v. Chr.
Perserreich um 500 v. Chr.

Die Herrschaft der Achämeniden dauerte von ca. 559 v. Chr.–330 v. Chr. Kyros der Große gründete als persischer König (Schah) das erste Weltreich der Geschichte, das altpersische Großreich. 539 v. Chr. wurde Babylon eingenommen und das neubabylonische Reich der (Chaldäer) besiegt. Ägypten wurde dem Achämenidenreich 525 v. Chr. eingegliedert. Von 521 v. Chr. bis 486 v. Chr. regiert Dareios der Große, der sich durch sein enormes militärisches Können auszeichnete. Er siegte im ersten Jahr seiner Herrschaft in 19 Schlachten in einem Gebiet, welches so groß wie ganz Westeuropa war. Weiterhin schuf er sich durch seine weise Politik und Toleranz einen Namen.

Um 500 v. Chr. erhoben sich die Griechen gegen die persische Herrschaft, womit die Perserkriege eingeleitet wurden. Der Aufstand wurde 494 v. Chr. mit der Zerstörung Milets niedergeschlagen. Hier standen sich zwei Ideologien gegenüber: Die Iraner vertraten die Reichsidee unter Wahrung der nationalen Identitäten während die Griechen die Stadtstaaten-Idee (Polis) unter völliger Unabhängigkeit bevorzugten. Von 486 v. Chr. bis 465 v. Chr. regierte Xerxes I.. 450 v. Chr.–404 v. Chr. erfolgten Aufstände gegen die Achämeniden in Ägypten, Syrien und im Kernland des Reiches. Von 359 v. Chr. bis 338 v. Chr. stand das Reich unter der Herrschaft von Artaxerxes III.

Der Alexanderfeldzug

Im Jahr 335 v. Chr. wurde Darius III. Großkönig, aber er wurde schon 331 v. Chr. von Alexander dem Großen in der Schlacht von Gaugamela während des Alexanderfeldzuges geschlagen und wenig später auf der Flucht vom Satrapen Baktriens, Bessos, ermordet. Mit Alexanders Sieg endete die Herrschaft der Achämeniden. Das Reich ging im Alexanderreich auf.

Die Seleukiden

Das Jahr 312 v. Chr. begann mit dem Aufstieg der Diadochen-Dynastie von Seleukos I. Nikator, einem Feldherrn Alexanders, die Seleukidenherrschaft. Zwischen 280 und 200 v. Chr. erstreckte sich das Reich der Seleukiden sich über große Gebiete Vorderasiens bis zum Indusgebiet. Nach dem Zerfall gelangten die westlichen Reichsgebiete an das Römische Reich.

Der Triumph des Sassaniden Schapur I. (240 - 272 n. Chr.) über Valerian, Philippus Arabs und Gordian III.

Die Arsakiden

Das Parther-Reich unter der Herrschaft der Arsakiden entfaltete sich von 250 v. Chr. bis 224 n. Chr.

Die Sassaniden

Das Sassanidenreich, gegründet von der letzten altpersischen Dynastie und existent zwischen 224 n. Chr. und 650 n. Chr., erwies sich in der Spätantike als ein bedeutender Rivale Roms, wobei es jedoch auch durchaus zu einer (zeitweisen) friedlichen Koexistenz kam. Im Jahr 642 eroberten die islamischen Araber Persien. Sie besiegten die sassanidischen Heere und es kam schließlich zu einer Bekehrung Persiens zum Islam, auch wenn es in den 50er Jahren noch zu mehreren Aufständen der Perser gegen die Fremdherrschaft kam, die aber niedergeschlagen wurden.

Siehe auch: Islamische Expansion

Einbruch des Islams, ab 642

Die Umayyaden (661 bis 749)

Nach der entscheidenden Niederlage von Nehawend gegen die muslimischen Araber im Jahr 642 n. Chr. brach das Reich der Sassaniden in Persien auseinander und ging mit der Ermordung von Yazdegerd III. endgültig unter. Dennoch zog sich die arabische Unterwerfung des Iran hin, da die Muslime durch interne Machtkämpfe in Folge der Machtergreifung der Umayyaden zeitweise geschwächt waren.

Erst gegen Ende des 7. Jahrhunderts konnte Khorasan von den Arabern endgültig erobert werden. Auch die Unterwerfung von Transoxanien dauerte bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts, als der Statthalter von Khorasan Nasr ibn Saiyar (737−748) die Türken endgültig besiegen konnte. Nach seinem Tod begann unter Abu Muslim 748 ein Aufstand im östlichen Iran, der zum Sturz der Umayyaden und zur Begründung der Dynastie der Abbasiden beitrug.

Siehe auch: Liste der Herrscher der Umayyaden

Die Abbasiden (749 bis 857)

Nachdem die Dynastie der Umayyaden unter Mitwirkung des Aufstandes von Abu Muslim in Khorasan gestürzt worden war, erlangten die Perser unter den nun an die Macht gekommenen Abbasiden erheblichen Einfluss in der Reichsverwaltung und im Heer des Kalifats. Auch der persische Kultureinfluss wurde verstärkt, besonders nachdem die Hauptstadt des Kalifats nach Bagdad im Irak verlegt worden war. Nachdem unter Harun ar-Raschid ein Aufstand der Charidschiten in Sistan 809 niedergeschlagen worden war, teilte dieser vor seinem Tod die Herrschaft im Reich unter seinen Söhnen, wobei al-Amin Kalif in Bagdad werden und al-Mamun in Khorasan regieren sollte.

Schon 810 brach aber der Bürgerkrieg aus, bei dem al-Amin von al-Mamun mit Hilfe des Generals Tahir geschlagen und gestürzt wurde. Zur Belohnung wurde Tahir 821 zum Statthalter in Khorasan und Transoxanien ernannt, womit die Abbasiden faktisch die Kontrolle über den östlichen Iran verloren.

Zwar wurde noch der westliche Iran von den Abbasiden kontrolliert, doch gewannen seit der Mitte des 9. Jahrhunderts auch dort lokale Dynastien an Macht oder wurde der Einfluss des Kalifen durch Aufstände eingeschränkt. Ein solcher Aufstand war z.B. die Revolte von Bābak in Aserbaidschan und dem Westiran von 816 bis 837. Außerdem gewannen die Schiiten zunehmend Verbreitung im Iran. Nach einer langen Phase des Niedergangs des Kalifats der Abbasiden, wurde deren politische Macht durch die schiitischen Buyiden 945 endgültig beseitigt. Damit ging auch der letzte unmittelbare Einfluss der Abbasiden über den Iran verloren.

Lokaldynastien: (681 bis 1191)

Die Tahiriden

Der persische General Taher gründete 821 einen unabhängigen Kleinstaat in Khorasan (Ostiran und Zentralasien), der unter seinen Nachfolgern bis Zentraliran reichte.

Siehe auch: Tahiriden, Abdullah bin Tahir

Die Saffariden

Im Südosten des Iran (Sistan) vereinigte der Schmied Yaaqub ibn Laith 861 n. Chr. die unzufriedene Bevölkerung, um die Fremdherrschaft Bagdads abzulegen. Nach der Eroberung von Khorasan, Kerman und Fars erfolgte sogar ein Angriff auf Bagdad, welcher durch Friedensverhandlungen des Kalifen abgewendet werden konnte. Mit der Ermordung des letzten Saffariden erlosch die Dynastie um 900 n. Chr.

Siehe auch: Saffariden

Die Samaniden

Bereits unter den Tahiriden waren die Samaniden aus Khorasan um 864 zu Gouverneuren von Westturkestan und dem Gebiet des heutigen Afghanistan aufgestiegen, die bis zur Dynastiegründung und Krönung reichte, sich jedoch um 1005 den aufkommenden Gaznawiden beugen musste. Die Samaniden gelten als Anfang der tadschikischen Nation. Die Dichter Rudaki (859–941), Daqiqi, Baba Taher (ca. 944–1019) und der Arzt, Philosoph und Wissenschaftler Avicenna (980–1037) stammen aus dieser Zeit.

Firdausi sagte über die Samaniden:

„Wo sind hin all die großen Sassaniden?“ [Antwort:] „Von den Bahramiden (Bahram V.) zu den Samaniden.“

Siehe: Samaniden

Die Bujiden (934 bis 1055)

Hauptartikel: Bujiden

Die Sijariden (927 bis 1035)

Hauptartikel: Sijariden

Aufstieg der Türken

Mahmud (von Ghazni) (997 -1030) und Ayaz; rechts: Schah Abbas I. (1588–1629), Teheran, Museum Zeitgenössischer Kunst

Die Gaznawiden (auch Gasnawiden; 977 bis 1191)

Hauptartikel: Gaznawiden

Die Seldschuken (1038 bis 1186)

Hauptartikel: Seldschuken

Die Choresm-Schahs

Hauptartikel: Choresm-Schahs (1077–1231)

Die Mongolen

Die Mongolen unter Chülegü eroberten und verwüsteten den Iran. Deren Nachfolgern verdankt das Land jedoch eine große wirtschaftliche und kulturelle Blüte. Sie regierten das Land von 1206 bis 1260. Von 1256 bis 1336 stand das Land unter der Herrschaft der (mongolischen) Ilchane.

Siehe auch: Firuz Schah Tughluq (1351–1388), (Delhi)

Die Timuriden (1370 bis 1495)

Unter den Timuriden erfährt besonders der Osten Irans eine Blütezeit und Herat wird zur neuen Hauptstadt Persiens; anschließend folgten bis 1499 Lokaldynastien.

Hauptartikel:Timuriden

Die Schia

Nadir Schah (1736–1746), hier: um 1750

Safawiden (1501 bis 1722)

Das Gebiet des Iran stand von 1501 bis 1722 unter der Herrschaft der Safawiden, Der schiitische Islam wird infolgedessen zur Staatsreligion.

Siehe auch: Ismail I.

Die Afghanen (1722 bis 1736)

Hauptartikel: Dynastie der Afghanen

Die Afschariden (1736 bis 1752)

Während der Herrschaft der Afschariden, vor allem nach dem Tod Nadir Schahs, wurden die Ostgebiete Persiens von den Afghanen erobert, deren Königreich der Wegbereiter des heutigen Staates Afghanistan wurde. Zur Geschichte dieser Region nach der Eroberung durch die Paschtunen (Afghanen), siehe den Hauptartikel Geschichte Afghanistans.

Siehe auch: Mogulreich

Die Neuzeit

Die Neuzeit markiert den Beginn der Geschichte des modernen Iran.

Die Zand-Prinzen

Zum ersten Mal nach 850 Jahren mongolischer und türkischer Herrschaft war wieder nachweislich ein iranischstämmiger Herrscher auf dem Thron. Allerdings trug er nicht den Titel des Schahs, sondern nur den eines Reichverwalters (Wesir) bzw. Vizekönigs (Wakil). Vielen Quellen zufolge war der Gründer dieser kurzen Dynastie (1750–1794) Karim Khan Zand ein Lure gewesen.

Siehe auch: Zand-Prinzen

Kadscharen

Fath Ali Schah (1797–1834) im Jahr 1798
Nasreddin Schah (Nasir ad-Din Schah) (1848–1896), Aufnahme Nadar
Reza Schah Pahlavi (1926–1941)

Von 1794 bis 1925 hatte die Dynastie der Kadscharen Bestand. Die Niederlagen gegen Russland in den Jahren 1813–1828 führen zum Verlust Georgiens (1801), Armeniens und Aserbaidschans. 1849 und 1850 erfolgten religiöse Aufstände der Anhänger des Babismus. Ihr Führer, Sayyid Ali Muhammad al-Bab (Der Bab) wurde öffentlich exekutiert. Herat ging 1863 endgültig an Afghanistan verloren. Bis 1896/1897 gab es einen Kampf um Reformen zwischen Nasir ad-Din Schah und Dschamal ad-Din al-Afghani. Zwischen 1905 und 1911 kam es zur Konstitutionellen Revolution, dem Kampf des Parlaments (Majlis) gegen Mohammed Ali Schah und den britisch-russischen Teilungsvertrag von 1907. In den Jahren 1915 bis 1921 wurde der Iran in den Ersten Weltkrieg gegen das Osmanische Reich (pro-osmanische Gegenregierung in Qom) und die Interventionskriege (gegen Sowjetrussland) verwickelt, es kam auch zum Bürgerkrieg im Iran (Iranische Sowjetrepublik in Gilan). Reza Pahlevi wird zwischen 1921 und 1925 Kriegs- und Finanz-, schließlich Premierminister.

Die Pahlavis

Reza Schah Pahlavi (1878–1944) stürzte 1925 den letzten Kadscharen und ließ sich am 12. Dezember zum Schah ausrufen. Er regierte bis 1941 und übergab das Amt danach an Mohammad Reza Pahlavi (* 26. Oktober 1919; † 17. Juli 1980), er war der letzte Schah von Persien bzw. des Iran und regierte seinerseits bis 1979.

Chronik

Am 12. Dezember 1925 wurde Reza Chan durch das Parlament zum Schah (Reza Schah Pahlavi) ernannt. In den Jahren 1925 bis 1928 wurde das Wirtschafts-, Straf- und Zivilrecht nach europäischen (französischen) Vorbildern unter Wahrung islamischer Elemente umgestaltet. Am 25. April 1926[1] wurde Reza Chan zum Schah gekrönt, gleich darauf setzt er die allgemeine Wehrpflicht und eine einheitliche Grundsteuer ein. Zwischen 1927 und 1938 wurde die Transiranische Eisenbahn erbaut, Die Nord-Süd-Linie wurde 1929 von der deutschen Firma Berger begonnen. Im Jahr 1927 wurde eine Zentralbank gegründet, die von der British Imperial Bank of Persia das Privileg der Notenemission und andere Vorrechte übernahm. Von 1928 bis 1938 entdeckte man im Land große Ölfelder, 1928 wurden neue Zollhandelsabkommen mit vielen Ländern geschlossen. Ein Jahr darauf wurde westliche Kleidung bei Männern vorgeschrieben. 1931 führte der persische Staat ein Außenhandelsmonopol ein. Im Jahr 1932 widerrief Persien die erteilte Konzession von 1901 an William Knox D’Arcy.

Am 21. März 1935 wurde die Landesbezeichnung „Persien“ auch in Europa und Amerika durch die im Land selbst gebräuchliche und offizielle Landesbezeichnung „Iran“ ersetzt. Im selben Jahr wurden die Anglo-Iranian Oil Company sowie die Universität in Teheran gegründet. Am 7. Januar 1936 wurde der Schleier (Tschador) bei den Frauen verboten. Etwas mehr als ein Jahr darauf, am 8. Juli 1937, wurde ein auf fünf Jahre befristeter Grenzvertrag zwischen der Türkei, Irak und Afghanistan abgeschlossen.

Zweiter Weltkrieg

Am 24. August 1941 rückten britische und sowjetische Truppen von Westen und Süden in den neutralen Iran ein. Am 10. September wurde ein Waffenstillstand geschlossen. Die neue Regierung akzeptierte die Forderungen Großbritanniens und der Sowjetunion, darunter die Freistellung von Eisenbahn- und Straßenanlagen für den Transport von Kriegsmaterial an die Sowjetunion. Sechs Tage später, am 16. September, musste Reza Schah Pahlavi aufgrund seiner deutschfreundlichen Haltung auf Druck der Alliierten zu Gunsten seines Sohnes Mohammad Reza Pahlavi (1919-1980) abdanken. Sein erstes Exil war Mauritius, danach Südafrika, Länder die unter britischer Verwaltung standen. Am 29. Januar 1942 wurde ein Bündnisvertrag zwischen Großbritannien, der Sowjetunion und dem Iran geschlossen. Unter Artikel 5 wurde festgelegt, dass alle alliierten Truppen spätestens sechs Monate nach Kriegsende den Iran verlassen müssen. Etwas mehr als ein Jahr später, am 8. April 1943, schloss der Iran mit den Vereinigten Staaten ein Handelsabkommen, das den US-amerikanischen Zoll auf persische Teppiche und andere iranische Produkte gegen Konzessionen herabsetzte. Am 9. September 1943 erklärte der Iran den Achsenmächten den Krieg.

Der ehemalige Schah, Reza Schah Pahlavi, starb am 26. Juli 1944 in Johannesburg. Am 22. Januar 1946 wurde die Republik Kurdistan in Mahabad im Westen des Landes von Qazi Mohammed auf dem Car-Cira-Platz ausgerufen. Er war dadurch Präsident des einzigen kurdischen Staates der Neuzeit. Am 1. März 1946 verließen die britischen Truppen den Iran. Am 6. Mai 1946 verließen auch die sowjetischen Truppen das Land, nachdem die US-Regierung massiven Druck ausübte. Am 16. Dezember 1946 eroberten iranische Truppen die Republik Mahabad zurück, der Staat bestand nicht einmal ein Jahr.

Nachkriegszeit

Am 4. Februar 1949 fand ein missglücktes Attentat auf den Schah an der Universität Teheran statt. Mohammad Mossadegh (1881–1967) (politischer Gegner von Mohammad Reza Pahlavi), wurde am 29. April 1951 Ministerpräsident. Mossadegh führte am 1. Mai die Verstaatlichung der Anglo-Iranian-Oil Co. durch. Am 16. Juli 1952 trat Mossadegh aufgrund der Ölkrise freiwillig zurück. Der Schah sah sich durch landesweite Proteste gezwungen, ihn wieder einzusetzen. Am 16. August 1953 floh der Schah ins Ausland. Drei Tage darauf wurde Mossadegh durch die Armee gestürzt – mit Hilfe der CIA, („Operation Ajax“). Am 28. Oktober 1954 wurde ein neuer Vertrag mit der Anglo-Iranian-Oil-Co. beschlossen. Die beteiligten 17 Ölkonzerne gestanden die Hälfte des Gewinnanteils an Iran zu.

Am 14. September 1960 erfolgte die Gründung der OPEC mit den Mitgliedsstaaten Iran, Irak, Kuwait, Saudi-Arabien und Venezuela. Anlass der Gründung waren die Preisdiktate der Mineralölkonzerne. Im Jahr 1962 wurde das Frauenwahlrecht eingeführt, es fand eine Landreform statt – die Krongüter wurden unter landlosen Bauern aufgeteilt. Ein Jahr später leitete Mohammad Reza Pahlavi die Weiße Revolution zur Modernisierung des Landes ein (unter anderem mit einer Bodenreform sowie dem Frauenstimmrecht), er verweigerte aber eine Demokratisierung der politischen Strukturen. Die Amerikaner hatten im Laufe der Irankrise im Nahen Osten das Heft in die Hand genommen – mehr als drei Jahre vor dem Konflikt um die Besetzung des Suezkanals in Ägypten. Im Iran errichteten sie das Paradebeispiel eines korrupten und brutalen Marionettenregimes. Gefüttert mit hoher Militär- und Wirtschaftshilfe sowie gestützt durch einen rücksichtslosen Geheimdienst SAVAK, machten sie den Schah für die nächsten fünfundzwanzig Jahre zur starken Figur im Land – und zu einem der verhasstesten Diktatoren der islamischen Welt. [2]

Im Jahr 1964 wurde Chomeini vom Schah ins Exil in die Türkei geschickt. 1967 wurde das Gesetz zum Schutz der Familie eingeführt. Dieses Gesetz erschwerte die Scheidung für Männer und erleichterte sie für Frauen, und es gab Frauen die Möglichkeit, das Sorgerecht für Kinder auszuüben. Am 26. Oktober 1967, seinem 48. Geburtstag, krönt sich der Schah zum Kaiser (Ehefrau Farah Dibah).

Das Azadi-Monument in Teheran, errichtet 1971 zum 2500–Jahr-Jubiläum des Persischen Reichs
Schah Mohammad Reza Pahlavi (1941–1951; 1953–1979) mit Kaiserin Farah Pahlavi im November 1977

Der Iran verfolgt eine hegemoniale Politik. Die Aufrüstung Irans zur größten Militärmacht der Region geschah zunächst mit US-Krediten, später waren bis zu 41.000 militärische und 20.000 zivile US-Berater im Iran. 1969 kam es zum Konflikt mit dem Irak um die Grenze und Schifffahrt am Schatt al-Arab. Der Iran kündigte den Vertrag von 1937. Ein Jahr darauf entführte die Guerillabewegung „Iranische Befreiungsfront“ den amerikanischen Botschafter. Die Täter wurden im Juni 1973 von einem Militärgericht zum Tode verurteilt. Im Jahr 1971 fand die 2500 Jahr-Feier Irans statt. Es wurde ein 5-Jahres-Plans für Rüstung verabschiedet und ein Abkommen mit den USA über Waffenkäufe im Wert von 2 bis 3 Milliarden US-Dollar unterzeichnet. Die Britischen Truppen zogen endgültig vom Golf ab.

Die Tumb-Inseln wurden militärisch besetzt und die arabische Bevölkerung vertrieben. Marinestützpunkte zur Sicherung der Öltransporte durch die Straße von Hormus wurden errichtet. Im Oktober 1972 wurde ein Abkommen über wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit mit der Sowjetunion anlässlich eines Staatsbesuchs des Schahs in Moskau vom 10. bis 21. Oktober 1972 unterzeichnet. Am 31. Juli 1973 wurde ein Abkommen mit dem internationalen Erdölkonsortium, bestehend aus den USA, Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden, geschlossen. Die National Iranian Oil Company (NIOC) übernahm alle Anlagen der Erdölwirtschaft in Staatsbesitz, da nach Meinung der iranischen Führung das Konsortium die restriktiven Maßnahmen durch das Abkommen von 1955 nicht eingehalten hatte. Im Jahr 1975 wurde ein Einparteiensystem eingeführt und ein Abkommen mit Irak zur Regelung offener Grenzfragen abgeschlossen.

1977 rutschte das Land in eine Versorgungskrise. Die von Intellektuellen getragene Nationale Front forderte das Ende der Diktatur des Schahs. Am 7. und 8. Januar 1978 kam es zu Demonstrationen für Ayatollah Chomeini. Am 8. August versprach der Schah politische Freiheiten, freie Wahlen und die Pressefreiheit. Schwere Unruhen waren die Folgen. Fünf Tage darauf wurde das Kriegsrecht in mehreren Städten ausgerufen. Als Konzession an die Schiitenpartei wurde die Rückkehr zum islamischen Kalender und die Schließung der Spielkasinos beschlossen sowie politische Parteien wieder zugelassen. Am 7. September kam es zu einem Generalstreik, die Streikwelle legte die Ölproduktion still. Das Kriegsrecht wurde daraufhin auf alle Städte ausgedehnt. Neun Tage später forderte das zweitschwerste Erdbeben der iranischen Geschichte mindestens 25.000 Tote. Am 5. November bildeten Chomeini und die Nationale Front in Paris die Iranisch-Islamische Nationalbewegung. Einen Tag später wurde eine Militärregierung eingesetzt. Am 16. Januar 1979 verließ der Schah, Mohammad Reza Pahlavi, den Iran. Zunächst hielt er sich bis zum 15. Dezember in den USA auf, danach in Kairo. Dort starb er am 27. Juli 1980. Die oberste Autorität wurde der Schiitenführer Ruhollah Chomeini (1902–1989), der am 1. Februar in den Iran zurückkehrte.

Die Islamische Republik

Hauptartikel: Politische Entwicklung des Iran

Chomeini proklamierte am 1. April 1979 die Islamische Republik Iran. Islamische Revolutionäre besetzten 1979 die Botschaft der USA in Teheran. Die Gefangenen kamen erst im Januar 1981 frei (siehe Geiselnahme von Teheran und Operation Eagle Claw). Das Nachbarland Irak griff 1980 den Iran im Ersten Golfkrieg an. Ein Waffenstillstand wurde im August 1988 getroffen.

Zu Beginn der Revolution wurde Mehdi Basargan Ministerpräsident der provisorischen Regierung. Am 25. Januar 1980 wurde Abū l-Hasan Banīsadr Präsident, er musste jedoch aufgrund unüberbrückbarer Widerstände im Hinblick auf die zukünftige Politik am 10. Juni 1981 den Iran verlassen. Er floh nach Paris. Durch den Wahlsieg der religiösen Islamisch Republikanische Partei (IRP) im Jahr 1981 löste sich der Revolutionsrat am 9. Mai auf. Ein verheerender Bombenanschlag am 29. August auf die Parteiversammlung der IRP brachte, mit Hilfe der CIA, das Gefüge der Revolution völlig durcheinander. Parteiführer Ayatollah Mohammed Hussein Beheschti (* 1929) und über 70 weitere Abgeordnete wurden getötet. Auch der neue Präsident Mohammad Alī Radschāʾī und der neue Ministerpräsident Mohammad Javad Bahonar waren unter den Opfern. Am 2. Oktober wurde Hojatoleslam Seyyed Alī Chāmene'ī Präsident - Mir Hossein Moussavi nahm den Posten des Ministerpräsidenten ein.

1982 trat das Strafgesetz der Islamischen Republik Iran vom 25. August in Kraft. Bei den Parlamentswahlen am 15. April 1984 verlor die IRP die absolute Mehrheit, Moussavi blieb jedoch Ministerpräsident. Am 16. August 1985 wurde Alī Chāmene'ī als Präsident wiedergewählt. Im Jahr 1986 wurden geheime Waffenlieferungen der USA an den Iran in der Iran-Contra-Affäre aufgedeckt, welche die Glaubwürdigkeit der iranischen wie auch der amerikanischen Seite erschütterte. Die Auflösung der IRP am 2. Juni 1987 bestätigte nur das völlige Abweichen des ursprünglichen Revolutionsgedankens. Am 2. Juni 1988 ernannte Chomeini (der Iran stand im Krieg gegen den Irak am Rande einer Niederlage) den Parlamentspräsident Alī Akbar Hāschemī Rafsandschānī zum amtierenden Oberkommandierenden. Chomeinis Fatwa gegen Salman Rushdie vom 14. Februar 1989 isolierte den Iran außenpolitisch völlig. Mit dem Tod von Ayatollah Chomeini am 3. Juni begann der Kampf um die Nachfolge. Der bisherige Staatspräsident Alī Chāmene'ī wurde am 4. Juni vom Wächterrat zum neuen religiösen Führer bestimmt. Den Kampf um die Macht gewann aber Parlamentspräsident Rafsandschānī. Er wurde zum Staatspräsidenten gewählt und erhielt durch eine Verfassungsänderung größere exekutive Befugnisse durch den Wegfall des Ministerpräsidentenamtes.

Mohammad Chātamī (1997–2005)

Bei den Parlamentswahlen am 10. April 1992 gewannen die Anhänger Rafsandschānīs rund 70 Prozent aller Sitze. Rafsandschānī wurde 1993 für weitere vier Jahre im Amt des Staatspräsidenten gewählt. Bei den Präsidentschaftswahlen am 23. Mai 1997 siegte der ehemalige Kulturminister Mohammad Chātemī. Ein beschränkter Liberalisierungsprozess begann mit ihm, dessen Grenze stets von Wächterrat (Chāmene'ī) eingeschränkt wurde.

Im Oktober 2003 wurde Schirin Ebadi mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Am 26. Dezember 2003 um 1:56 UTC kam es zu einem der verheerendsten Erdbeben in der Neuzeit des Irans, das mehrere tausend Menschen (es wird von mehr als 30.000 Opfern ausgegangen) das Leben kostete. Das Epizentrum des Bebens lag in der Nähe der südiranischen Stadt Bam, die zum Großteil zerstört wurde. Nachdem bei den Wahlen vom 20. Februar 2004 tausende von liberalen Kandidaten ausgeschlossen waren und andere reformorientierte Politiker ihre Kandidatur zurückgezogen hatten, war die Wahlbeteiligung nach offiziellen Angaben des Innenministeriums mit nur 50,57 % die niedrigste seit Bestehen der Islamischen Republik. Im Anschluss an die Wahlen kam es zu Straßenschlachten mit den Sicherheitskräften in mehreren Städten, bei denen acht Personen getötet wurden. Im November des Jahres gab der Iran bekannt, dass das Land keine Atomwaffen entwickeln wolle; die USA, aber auch europäische Regierungen betrachteten dieses Versprechen weiter mit einem gewissen Misstrauen. Im Konflikt um das Atomprogramm des Iran kam es 2005 unter dem Druck der USA und Großbritanniens zu Verhandlungen zwischen Iran und den EU-3, Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Im selben Jahr wurde Mahmud Ahmadinedschad zum Präsidenten gewählt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. The Iranian History 1926: Reza Khan Becomes Reza Shah, (englisch), abgefragt am 25. April 2009
  2. Quelle:Zeit 34/2003

Literatur

  • Burchard Brentjes: Die iranische Welt vor Mohammed. Koehler & Amelang. Leipzig. 1967.
  • Arthur Christensen: Die Iranier. Kulturgeschichte des Alten Orients. C.H.Beck, München 1933
  • Wilhelm Eilers: Festgabe deutscher Iranisten zur 2500 Jahrfeier Irans. Bonn 1971
  • Richard Frye: Persien. Kindler Verlag, 1962
  • Ulrich Gehrke: Iran. Natur, Bevölkerung, Geschichte, Kultur, Staat, Wirtschaft. 2. Auflage. Erdmann Verlag, Tübingen 1976, ISBN 3-7711-0180-8
  • Monika Gronke: Geschichte Irans - von der Islamisierung bis zur Gegenwart. München (2003)
  • Alfred von Gutschmid: Geschichte Irans und seiner Nachbarländer von Alexander dem Großen bis zum Untergang der Arsaciden. Graz 1973, ISBN 3-201-00863-X
  • Walter Hinz: Das Reich Elam. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1964
  • Heidemarie Koch: Es kündet Dareios der König…. Philipp von Zabern, Mainz 1992, ISBN 3-8053-1347-0
  • Mahmoud Rashad: Iran. DuMont Verlag, Köln 2006, ISBN 3-7701-3385-4
  • Hans Henning von der Osten: Die Perser. Emil Vollmer Verlag, 1966
  • Josef Wiesehöfer: Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr. Artemis und Winkler, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7608-1205-8

Weblinks


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