Geschichte von Bad Homburg

Geschichte von Bad Homburg
Schloss mit Turm im Winter

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Archäologische Nachweise

1962 wurden bei Ausgrabungen unter dem Hirschgangflügel des Bad Homburger Schlosses zwei Brandschichten entdeckt, die nach Ansicht des Ausgräbers Günther Binding auf zwei nacheinander errichtete, aber jeweils abgebrannte Turmburgen hinwiesen.

Erneute Grabungen der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main unter der Leitung von Professor Joachim Henning im Bad Homburger Schloss im April 2006 führten zu dem Nachweis von drei frühen Besiedlungsphasen:

  • In der untersten erfassten Kulturschicht, direkt über dem gewachsenen, aus Grünschiefer bestehenden Boden, kamen Pfostenspuren eines Pfostenbaues zum Vorschein, deren C14-Daten zu einer Datierung um 1180 passen.
  • Die folgende Phase belegt, dass dieses Bauwerk schon nach kurzer Nutzungszeit aufgegeben und abgerissen wurde oder abbrannte. Das Gelände wurde sehr rasch planiert und darauf ein Gebäude in Fachwerktechnik errichtet. Es hatte rund hundert Jahre Bestand, ging dann ebenfalls in einem Brand unter und wurde in der
  • dritten Phase durch Stein-Mörtel-Bauten abgelöst. Es handelt sich dabei aller Wahrscheinlichkeit nach um die ab dem 14. Jahrhundert auch schriftlich nachgewiesene Burg der Brendels, einer Familie eppsteinscher Lehnsmannen.

Archivalische Nachweise

Die traditionelle lokale Geschichtsschreibung ging bisher davon aus, dass die dokumentierte Geschichte der Stadt Bad Homburg mit der Erwähnung der Villa Tidenheim im Lorscher Codex, verbunden mit dem Jahr 782, beginnt. Diese „Villa Tidenheim“ wurde mit der als „Dietigheim“ bezeichneten Altstadt gleichgesetzt. Auch in Straßennamen kam dies zum Ausdruck.

Der Lokalhistoriker Rüdiger Kurth, der diese traditionelle Überlieferung aufgrund von Studien der Schriftquellen und der örtlichen Gegebenheiten bezweifelt hatte, initiierte im Jahre 2002 archäologische Ausgrabungen der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, die keine Hinweise auf eine Ansiedlung in der Altstadt zwischen der Zeitenwende und dem 13. nachchristlichen Jahrhundert erbrachten.

Deshalb ist die Erwähnung des Ortwin von Hohenberch in der Eberbacher Zeugenreihe von etwa 1180 der erste konkrete urkundliche Beleg für die Stadt. Kurth stellt diese Ersterwähnung in einen Zusammenhang mit dem Herrschaftsausbau der Staufer in der Wetterau, der etwa auch durch die um 1180 in Frankfurt am Main errichtete Staufenmauer belegt ist. Er sieht in Ortwin (bzw. Wortwin, wie er in den Eppsteinschen Lehensverzeichnissen genannt wird) einen Gefolgsmann der Kaisers Friedrich Barbarossa, der seine „Burg“ im Sinne einer Sicherungslinie FriedbergHohenberch (Bad Homburg)-Frankfurt-Gelnhausen erbaute.

Die Burg war Allod; Wortwin verkaufte sie nach 1197 an Gottfried von Eppstein. Dies ergibt sich aus einer Stelle in den Eppsteinschen Lehensverzeichnissen, in dem der Zusammenhang des Verkaufs geschildert wird [1] : Wortwin hatte zwei Lehen vom Pfalzgrafen [2], von denen er eines oder auch beide (die Quelle ist hier nicht eindeutig) zusammen mit der Burg an Gottfried veräußerte. Vor ihm hatte Werner von Braunshorn, der bis 1197 nachgewiesen ist, beide Lehen inne. Überraschender Weise berichtet der Schreiber auch noch über den Vorbesitzer des einen Lehens: Friedrich von Hausen. Diese Hervorhebung, die sich auch in der Interpunktion des Originals zeigt, lässt vermuten, dass es sich bei Friedrich von Hausen um den Minnesänger und Freund Friedrich Barbarossas handelt, der 1190 auf dem Dritten Kreuzzug starb.

So zeigt sich an dieser Stelle erneut eine indirekte Verbindung Wortwins zu dem Stauferkaiser.

Name

Der Name der Stadt, Homburg, leitet sich von der Burg Hohenberg ab. Der Zusatz vor der Höhe ist urkundlich wahrscheinlich 1399 erstmalig belegt[3]. „Die Höhe“ ist dabei der traditionelle Name des Taunus, der sich erst ab dem 18. Jahrhundert für dieses Mittelgebirge durchzusetzen beginnt.

Mittelalter

Homburg erlangte wahrscheinlich um 1330 Stadtrecht und damit verbunden Marktrechte, wobei die genaue Form der Verleihung unbekannt ist; eine entsprechende Urkunde liegt nicht vor. Burgherren waren zu dieser Zeit die Brendels, Dienstmannen der Herren von Eppstein.

1486 verkaufte Gottfried X. von Eppstein mit Einwilligung des hessischen Landgrafen Schloss und Stadt Homburg samt den zugehörigen Dörfern (Seulberg, Oberstedten, Niederstedten, Dornholzhausen und Köppern), der Obermärkerschaft, dem Hofgericht zu Ober-Erlenbach und weiteren Rechten für 19.000 Gulden an Graf Philipp I. (den Jüngeren) von Hanau, der damit auch seitens des Landgrafen von Hessen belehnt wurde.

Die Hanauer Grafen behielten das Amt aber nicht lange. 1504 standen sich Hessen und Hanau im Landshuter Erbfolgekrieg als Gegner gegenüber, Hessen auf bayrischer, Hanau auf pfälzischer Seite. Landgraf Wilhelm II. beschlagnahmte daraufhin das Amt Homburg. Auf dem Reichstag von Worms kam es 1521 zu einem Vergleich durch die Vermittlung Kaiser Karls V.: Gegen Zahlung einer Summe von 12.000 Gulden verzichteten die Grafen von Hanau auf ihre Ansprüche auf Homburg.

Neuzeit

Bad Homburg - Auszug aus der Topographia Hassiae von Matthäus Merian 1655

In der hessischen Landesteilung nach dem Tod des Landgrafen Philipp I., fielen Burg, Amt und Stadt Homburg an Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt. Bei einer weiteren Landesteilung innerhalb von Hessen-Darmstadt wurde 1622 die Nebenlinie Hessen-Homburg mit Friedrich I. begründet.

Zwischen 1603 und 1656 wurden 61 Frauen und 14 Männer aus Homburg und den damals zum Amt Homburg gehörenden Orten Seulberg, Köppern, Gonzenheim und Oberstedten als angebliche Hexen und Hexer auf dem Platzenberg hingerichtet.

Friedrich II. (* 30. März 1633 in Homburg vor der Höhe; † 24. Januar 1708 ebenda) erreichte Berühmtheit als Prinz von Homburg. Er ließ die Brendelsche Burg zum Schloss umbauen, das in seinen Grundzügen bis heute erhalten ist.

1815 wurde die Landgrafschaft Hessen-Homburg auf Grund der Verdienste der Söhne des Landgrafen im Kampf gegen Napoleon auf dem Wiener Kongress als einziger deutscher Kleinststaat in seiner Existenz bestätigt und durch Meisenheim am Glan vergrößert. Weiter spielte bei dieser Entscheidung auch eine Rolle, dass Prinzessin Marianne von Hessen-Homburg mit Prinz Friedrich Wilhelm Karl, einem Bruder des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. verheiratet war.

1866 fiel Homburg nach dem Aussterben des Landgrafengeschlechts an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt, das aber im Preußisch-Österreichischen Krieg noch im gleichen Jahr auf der Seite der Verlierer stand, dabei zwar glimpflich davon kam, gegenüber Preußen aber territoriale Zugeständnisse machen musste. So fiel Homburg noch 1866 an Preußen.

19. Jahrhundert

Der Kurbetrieb begann mit der (Wieder-)Entdeckung des Elisabethenbrunnens im Jahre 1834 durch den Homburger Arzt Dr. Eduard Christian Trapp, dem die Entwicklung zum Heilbad zu verdanken ist. Das erste Kursaalgebäude und die erste Spielbank in Homburg wurden 1841/42 durch die Brüder François Blanc (* 1806 † 1877) und Louis Blanc (*1806 † 1852) errichtet, die später auch die Spielbank von Monte Carlo übernahmen. Deswegen wird die Bad Homburger Spielbank auch als Mutter von Monte Carlo bezeichnet. Die Stadt Bad Homburg wurde so zu einem international berühmten Bad, und insbesondere vom russischen Adel geschätzt. 1854 wird die Landgräflich Hessische concessionierte Landesbank in Homburg als Notenbank in der Landgrafschaft Hessen-Homburg gegründet.

1860 wurde die Stadt durch eine Bahnlinie (Homburger Bahn) mit Frankfurt verbunden.

Nach 1888 nutzte Kaiser Wilhelm II. das Bad Homburger Schloss als Sommerresidenz. Auch seine Mutter, Kaiserin Victoria wohnte als Witwe mehrere Jahre dort. Häufiger Gast war auch der englische Kronprinz und spätere König Eduard VII., der den Homburger Hut und die „umschlagfreie Gesellschaftshose“ einführte. 32 Mal war er in Bad Homburg zur Fastenkur.

Der heute im Bad Homburger Stadtteil Dornholzhausen in den Röderwiesen gelegene Golfclub Bad Homburger Golf Club 1899 e.V. ist der älteste Golfclub in Deutschland. Seine Anfänge hatte er im Bad Homburger Kurpark, wo sich das alte Clubhaus und noch bespielbare Teile des alten Golfplatzes befinden. Unweit davon steht die Russische Kapelle, die ebenfalls im Jahr 1899 durch das russische Zarenpaar geweiht wurde.

20. Jahrhundert

Eine Billion Mark Notgeld Bad Homburg vom 22 November 1923

Das Gordon-Bennet-Rennen 1904 rückte Bad Homburg in den Mittelpunkt der Sportwelt.

1908 wurde die Erlöserkirche im Beisein des Kaiserpaars eingeweiht.

Nach dem Ersten Weltkrieg blieb ein Teil des Obertaunuskreises französisch besetzt und wurde als Hilfskreis Königstein ausgegliedert. Die Inflation machte es auch in Bad Homburg nötig, Notgeld auszugeben. Die Stadtväter mussten sich den Spott der Lokalpresse gefallen lassen, da sie als Motiv den bekannten Merian-Stich nutzen, diese aber auf 1625 statt auf 1655 datierten.[4]

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt mehrfach Opfer von Bombenangriffen alliierter Flugzeuge. Der schwerste Angriff erfolgte am 8. März 1945. Große Teile der Innenstadt waren betroffen. Das Kurhaus Bad Homburg wurde zerstört. Der Bombenangriff forderte 34 Todesopfer unter der Zivilbevölkerung. Am 30. März 1945 rückten amerikanische Truppen kampflos in die Stadt ein[5].

Während der Kurbetrieb in Folge der beiden Weltkriege jahrelang stark zurückging, nahm die Bedeutung der Stadt als Sitz von Behörden und Verwaltung zu. 1946 wurde sie Sitz der Verwaltungsstelle für Finanzen, einer bizonalen Behörde der Militärregierung. In der Folge richtete am 23. Juli 1947 der Wirtschaftsrat der Bizone zur Vorbereitung der Währungsreform die Sonderstelle Geld und Kredit ein, deren Leiter Ludwig Erhard wurde. Nach Gründung der Bundesrepublik blieben in Bad Homburg die Bundesschuldenverwaltung (ab 2002 umbenannt in Bundeswertpapierverwaltung, seit 1. August 2006 Teil der Deutschen Finanzagentur), das Amt für Wertpapierbereinigung und das Bundesausgleichsamt.

Im 20. Jahrhundert wurde Bad Homburg zu einem bevorzugten Wohnsitz der Frankfurter Oberschicht.

Literatur

  • Günter Binding: Beobachtungen und Grabungen im Schloss Bad Homburg v.d. Höhe im Jahre 1962. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde zu Bad Homburg v.d. Höhe, Band 32 (1974)
  • Rüdiger Kurth, Vielleicht ist er Kaiser Barbarossa begegnet. (W)Ortwin von Hohenberch und seine Burg, in: Jahrbuch des Hochtaunuskreises 2006 (Frankfurt 2005), 94-98
  • Friedrich Lotz: Geschichte der Stadt Bad Homburg vor der Höhe. Band I und II (Frankfurt 1964 ff)
  • Heinz Grosche: Geschichte der Stadt Bad Homburg vor der Höhe. Band III und IV (Frankfurt 1986 ff)
  • Barbara Dölemeyer, Ulrich Hummel, Johannes Latsch, Walter Söhnlein, Knut Thomsen, Gerta Walsh: Geschichte der Stadt Bad Homburg vor der Höhe. Band V (Aufbruch-Tradition-Wachstum 1948-1990), Frankfurt am Main 2007
  • Joachim Henning/Michael Korwisi: Foreword: From local town archaeology to medieval European urban history, in: Joachim Henning (ed.), Post-Roman Towns, Trade and Settlement in Europe and Byzantium, 2 vol. (Berlin/New York 2007), Band 1, V - VIII

Anmerkungen

  1. Friedrich Lotz: Geschichte der Stadt Bad Homburg v.d. Höhe, Band 1 (2. Auflage Frankfurt 1977), S. 37
  2. Der erste im Zusammenhang mit der Quelle wichtige, dort aber nicht namentlich genannte Pfalzgraf bei Rhein war im Übrigen Konrad der Staufer (* 1136, † 1195), Halbbruder von Friedrich Barbarossa. Der Kaiser verlieh ihm 1156 anlässlich des Reichstags zu Worms die Pfalzgrafenwürde. Diese ging nach Konrads Tode auf den mit seiner Tochter Agnes verheirateten Heinrich (V.) der Ältere von Braunschweig (* um 1173/74, † 28. April 1227) über, einen Welfen, der in seinem Leben mehrfach die Loyalität zwischen Staufern und Welfen wechselte.
  3. Siehe dazu das 2004 wieder aufgefundene "Repertorium der Urkunden der Landgrafschaft Hessen Homburg", Abteilung 310, Eintrag Nr. 59, im Stadtarchiv Bad Homburg
  4. Taunus Bote vom 21. Dezember 1923
  5. Wolfgang Zimmermann: "Ich erinnere mich: Am 8. März gegen 14:45 Uhr bebte die Erde" in: Jahrbuch des Hochtaunuskreises 2006, Seite 66-72

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