Gotisches Haus (Bad Homburg)

Gotisches Haus (Bad Homburg)
Gotisches Haus

Landgräfin Elisabeth ließ das Gotische Haus, an der Stadtgrenze von Bad Homburg, im Stadtteil Dornholzhausen, 1823 für ihren Gatten, den Landgrafen Friedrich VI. im neugotischen Stil errichten. Der Grundstein wurde am 17. April 1823 in das Fundament eingemauert. Das Jagdschloss liegt am Ende der Tannenwaldallee, welche eine direkte Verbindung zwischen dem Bad Homburger Schloss und dem Gotischen Haus herstellt und war Teil der landgräflichen Gärten.

Elisabeth, deren Mitgift den Bau erst ermöglichte, plante es als repräsentative Lokation für Feste und Ausflüge des Landgrafen. Von wem der Entwurf stammt ist nicht bekannt. Friedrich Lotz vermutetet den Architekten Jeffry Wyatville – Schöpfer des Ausbaus von Windsor Castle. Der Bauleitung oblag Georg Moller. Am 9. November 1823 stürzte ein Gerüst um und begrub acht Arbeiter unter sich. Alle wurden verletzt, einer starb an den Unfallfolgen. Die Landgräfin ließ daraufhin die Bauarbeiten einstellen [1].

Das Gotische Haus ging 1860 in den Besitz der landgräflichen Forstverwaltung über, die aber nur einige Räume nutzte, die anderen standen zur Besichtigung und Vermietung zur Verfügung. Dies änderte sich auch nach 1866 nicht, als Hessen-Homburg als Folge des Krieges von 1866 preußisch wurde. Allerdings war ein Teil des Gebäudes der Benutzung durch den preußischen Königshof vorbehalten.

Kaiser Wilhelm II. wollte beim Weiterverkauf an einen Gastwirt den „Denkmalschutz grundbuchlich sichern“ lassen; warum dies nicht geschah, ist ungeklärt. Der neue Besitzer ließ 1929 durch Einziehen einer Zwischendecke und weitere bauliche Veränderungen das Haus in ein Hotel mit Restaurant- und Cafébetrieb umgestalten. Das Jagdschloss war eine bei den Bad Homburgern beliebte Ausflugs- und Erholungsstätte und von 1899 bis 1923 an das Liniennetz der Bad Homburger Straßenbahn angebunden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der langsame Niedergang des Hauses durch mehrere Besitzerwechsel. Für viele alte Homburger war die Einrichtung der Diskothek „Ponderosa Saloon“ der endgültige Tiefpunkt.

1968 wurde das Gelände vom nunmehrigen Besitzer, dem Obertaunuskreis an den Frankfurter Immobilienspekulanten Jan Lipinski verkauft und das Gebäude schien unrettbar verloren. Dazu kam noch die Errichtung zweier siebenstöckiger Hochhäuser unmittelbar neben dem Gotischen Haus. Die „Personalwohnungen“ für ein geplantes Hotel sind zwei Bausünden, die sich auch heute noch nicht in das Orts- und Landschaftsbild einfügen.

1977 wurde das Gotische Haus buchstäblich „in letzter Minute“ in das Denkmalbuch eingetragen. 1980, nach dem Konkurs Lipinskis und ging das Gelände in den Besitz einer Grundstücksverwaltung in Frankfurt über.

Nach einem Brand am 9. Dezember 1980 wurde das Jagdschloss ab 1981 komplett restauriert. Seit 1985 beherbergt es das Stadtarchiv von Bad Homburg und das kulturhistorische Museum der Stadt mit wechselnden Sonderausstellungen. Das Museum hat ständige Abteilungen zur Geschichte der Stadt und der Landgrafschaft Hessen-Homburg, zu Kunst, Mode und Kopfbedeckungen („Hutmuseum“) sowie ein Münzkabinett und ein Café. Im Mittelpunkt der Hut-Ausstellung steht der bekannte „Homburg“.

Das Gotische Haus ist heute ein Kulturdenkmal aufgrund des Hessischen Denkmalschutzgesetzes.

In der Umgebung

Pferdegrab

Etwa 100 Meter nördlich des Gotischen Hauses liegt das Pferdegrab. Landgraf Friedrich V. Ludwig schätzte sein Lieblingspferd “Madjar“ [2] so sehr, dass er es 1773 förmlich begraben ließ. Das Pferdegrab wurde mit einer Bronzetafel geschmückt, die ein vom Landgrafen selbst verfasstes Gedicht zeigt:

„Hier liegt das schönste Pferd begraben
das alle Tugenden vereint.
Könnt man mit Thieren Freundschaft haben,
so läge hier mein Freund.“

Inschrift Pferdegrab

Landgrafensäule

Ein Kiesweg bildet eine Sichtachse vom Gotischen Haus zur Elisabethenschneise, die zum Hirschgarten führt. An diesem Weg wurde 2011 eine Kopie der Landgrafensäule aufgestellt. Das Original dieser Säule stand 1816 bis 1835 nahe der heutigen Stelle. Seit 1835 befindet sich das Original im Homburger Schloss. Die Säule erinnert an Landgraf Friedrich V.[3]

„Dem
Durchlauchigsten Herren Landgrafen
Friedrich Ludwig zu Hessen Homburg
am 30sten Ianuar 1816
Bey dem Antritts seines 69sten Lebens, und
51sten Regierungsjahres
von seinen treuen Unterthanen“

Inschrift Landgrafensäule

Literatur

  • Friedrich Lotz: Geschichte der Stadt Bad Homburg vor der Höhe. Band 2, Die Landgrafenzeit. S. 246-247. Kramer, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-7829-0133-9.
  • Gerta Walsh: Das Gotische Haus entstand neu wie Phoenix aus der Asche, Taunus-Kurier vom 2. März 1985, S. 15.
  • Beate Datzkow: Das Gotische Haus im Großen Tannenwald zu Bad Homburg vor der Höhe (Aus dem Stadtarchiv. Vorträge zur Bad Homburger Geschichte, Sonderband). Bad Homburg v.d.Höhe 2005.

Einzelnachweise

  1. Johann Georg Hamel: Historische Bruchstücke aus Homburgs Vorzeit, Bd. II., S. 69
  2. Fried Lübbecke: Kleines Vaterland. Homburg vor der Höhe, Frankfurt am Main. Kramer, 1956, S. 16
  3. “Das Pferdegrab wird aufgehübscht“; Taunus Zeitung vom 5. April 2011, Seite 19

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