Giovanna von Savoyen

Giovanna von Savoyen
Prinzessin Giovanna von Italien, bulgarische Zarin

Prinzessin Giovanna von Savoyen (* 13. November 1907 in Rom; † 26. Februar 2000 in Estoril) wurde als drittes Kind des Königs Viktor Emanuel III. von Italien und der Königin Helene, geborene Prinzessin von Montenegro geboren.

Am 25. Oktober 1930 heiratete sie den bulgarischen König Boris III. in Assisi/Umbrien. Die Eheschließung erfolgte nach katholischem und orthodoxem Ritus. König Boris III. folgte seinem Vater Ferdinand I. nach dessen Abdankung am 3. Oktober 1918 auf den Thron. Als konstitutioneller König hatte er nur wenig Einfluss, griff jedoch nach 1930 öfter in die Tagespolitik ein. 1934 unterstützte er den Putsch von Damian Welschew und Kimon Georgiew und errichtete ein autoritäres Regime. 1941 schloss sich König Boris III. den Achsenmächten an, ohne sich am Krieg gegen die UdSSR zu beteiligen. Im August 1943 starb er unter ungeklärten Umständen in Sofia.

Nach dem Tod König Boris' III. bestieg sein sechsjähriger Sohn Simeon II. den Thron. Für ihn wurde ein Regentschaftsrat eingesetzt, bestehend aus Prinz Kyrill, Fürst von Preslaw (Bruder Boris III.), dem Ministerpräsidenten Filow und dem Kriegsminister General Michow. Nur wenige Tage nach der Thronbesteigung Simeons kam aus Deutschland der unheilverkündende Vorschlag, Hitler zum Vormund des minderjährigen Königs zu ernennen. Mit großem Mut gelang es Königin Giovanna, ihren Sohn über die Türkei nach Syrien zu schmuggeln, wo sie bis zum Ende des Krieges mit ihm blieb.

Nach dem Rückzug der Deutschen aus Bulgarien kehrten Königin Giovanna und ihr Sohn Simeon II. nach Bulgarien zurück. Doch nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen und der Machtübernahme durch die Kommunisten wurden die Mitglieder des Regentschaftsrats zum Tode verurteilt und im Februar 1945 hingerichtet. Nach einer entsprechend gelenkten Volksabstimmung im Jahre 1946 entschieden sich die Bulgaren mit 3,8 Millionen gegen nur 200 000 für die Republik. Die königliche Familie verließ in Begleitung von 10 Mitgliedern des Hofes am 16. September 1946 endgültig Bulgarien. Giovanna ließ sich mit ihrer Familie zunächst unter recht ärmlichen Bedingungen in Ägypten nieder. 1951 folgte sie einer Einladung des spanisches Diktators General Franco. Die königliche Familie begab sich nach Madrid, wo ihnen ein Haus mit spanischen Dienstboten zur Verfügung gestellt und der Diplomatenstatus sowie volle königliche Privilegien gewährt wurden. Als bald darauf das Riesenvermögen, das ihr Vater Viktor Emanuel III. von Italien hinterlassen hatte, frei wurde und den Erben ausgezahlt werden konnte, erhielt Giovanna ein Siebtel. Damit war die finanzielle Zukunft der Königsfamilie gesichert. Später nahm sie ihren Wohnsitz in Estoril/Portugal. Dort lebte die Ehren- und Devotions-Großkreuz-Dame des souveränen Malteserordens unter dem Namen „Madame la comtesse Giovanna Rylski“. Giovanna starb am 26. Februar 2000 im portugiesischen Exil in Estoril im Alter von 92 Jahren.

Aus ihrer Ehe mit König Boris III. gingen zwei Kinder hervor: Prinzessin Maria Luisa von Bulgarien (* 1933) und König Simeon II. von Bulgarien (* 1937).


Vorgängerin Amt Nachfolgerin
Eleonore Reuß zu Köstritz Königin von Bulgarien
1930–1943
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