Glas 1204

Glas 1204
Glas 1004 CL / 1304 CL

Der Glas 1004 war ein Wagen der unteren Mittelklasse der Hans Glas GmbH in Dingolfing, dem die Modelle Glas 1204 und Glas 1304 folgten.

Inhaltsverzeichnis

Prototyp

1960 entstand in der Glas-Versuchswerkstadt ein neuartiges Antriebsaggregat. Der ehemalige BMW-Konstrukteur Leonhard Ischinger entwarf einen Reihenvierzylinder mit obenliegender Nockenwelle (OHC), die durch einen Zahnriemen angetrieben wurde. Das 1,0-Liter-Triebwerk entwickelte 50 PS (37 kW). Im Folgejahr entstand eine Coupékarosserie auf dem verlängerten Fahrwerk des Glas Isar. Der neue Wagen wurde als Glas S 1004 im September 1961 auf der IAA vorgestellt.

S 1004

Im August 1962 wurden die ersten Serienwagen ausgeliefert. Der wassergekühlte 992-cm³-Motor (Bohrung und Hub 72 x 61 mm) war auf 42 PS (31 kW) bei 4800/min gedrosselt worden, um seine Zuverlässigkeit zu erhöhen. Das maximale Drehmoment betrug 7 mkp (69 Nm) bei 2500/min. An den Motor angeblockt war ein vollsynchroniertes 4-Gang-Getriebe, von dem aus eine Kardanwelle die Kraft zur Hinterachse übertrug.

Der S 1004 hatte eine selbsttragende Ganzstahlkarosserie mit einer durch kastenförmige Längsträger verstärkten Bodengruppe. Die Räder (Reifengröße 5.20−13) waren vorn an unteren Quer- und oberen Längslenkern mit Schraubenfedern und zusätzlichen „Gummi-Luft-Hohlfedern“ aufgehängt, hinten an einer Starrachse mit längs liegenden Dreiblattfedern und ebenfalls zusätzlichen „Gummi-Luft-Hohlfedern“. Die hydraulische Bremse wirkte auf alle vier Räder (Bremstrommeldurchmesser 230 mm, Bremsfläche 488 cm²), die mechanische Handbremse auf die Hinterräder.

Das Coupé mit der laut Werbung „überzeugend einfachen Linienführung“ kostete zunächst 5.595,00 DM. Ein Cabriolet zum Preis von 6.200,00 DM war ab Januar 1963 lieferbar. Im Sommer 1963 stieg der Preis auf 5.865,00 DM für das Coupé und 6.500,00 DM für das Cabriolet. Für die inzwischen lieferbaren Scheibenbremsen war ein Aufpreis von 195,00 DM zu zahlen.

Die Presse lobte das 2+2-sitzige Coupé, das erste Serienautomobil der Welt mit zahnriemengetriebener Nockenwelle, bemängelte aber auch eine Neigung zu Nickbewegungen aufgrund des kurzen Radstandes beim Beschleunigen und Bremsen sowie die geringe Verzögerung der serienmäßigen Trommelbremsen. Als lästig stellten zeitgenössische Tester das wie beim Glas Isar „verkehrte“ Schaltschema und eine schwergängige Kupplung heraus.

1204/S 1204

Glas 1204 TS
Glas 1204 TS Cabrio
Glas 1204 TS

Bald stellte sich heraus, dass die Mittelklasse-Kundschaft einen Wagen mit vier vollwertigen Sitzplätzen erwartete. So erweiterte man das Coupé zur zweitürigen Limousine. Um die Fahrleistungen trotz des höheren Gewichts nicht abfallen zu lassen, wurde der Motor durch eine Kurbelwelle mit geändertem Hub (73 mm) auf 1189 cm³ vergrößert. Im Januar 1963 präsentierte Glas die neue Limousine mit 53 PS (39 kW) und schob gleich Coupé und Cabriolet mit dem größeren Motor nach.

1004 TS/1204 TS

Ab November 1963 wurden stärkere Versionen der beiden Motoren angeboten. Der 1,0-Liter-Motor hatte nun 992 cm³ und leistete 63 PS (46 kW); der 1,2-Liter-Motor 70 PS (51 kW) bei 5750/min; maximales Drehmoment: 9,5 mkp (93 Nm) bei 4200/min. Damit erreichten die Fahrzeuge eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h, einen Wert, der sie in die Nähe von Porsche- und Alfa-Romeo-Sportwagen brachte. Der 1204 TS beschleunigte aus dem Stand auf 100 km/h in 11,9 Sekunden. Der im Test ermittelte Verbrauch lag bei 10,9 l/100 km. Den jetzt serienmäßigen vorderen Scheibenbremsen, wurden „gute Verzögerungswerte bei niedriger Pedalkraft“ nachgesagt. Mit dem 1204 TS bot Glas für 6.980,00 DM (Mai 1964) ein sportliches und gut ausgestattetes Auto, wie es sonst nur in der Preisklasse um 10.000 DM und höher zu haben war.

1964 erzielte der Glas 1204 TS beachtliche motorsportliche Erfolge. Unter anderem wurde er mit Gerhard Bodmer am Steuer Achter im Gesamtklassement der 86 gestarteten Wagen beim 500-km-Rennen auf dem Nürburgring und gewann die Klasse der Tourenwagen bis 1300 cm³ mit einem Schnitt von 112,2 km/h. Ebenso erfolgreich waren Bodmer/Schmidt beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps; sie erreichten auch hier den achten Platz in der Gesamtwertung (Schnitt 143,791 km/h) und beendeten den Wettbewerb als Klassensieger vor Lambrechts/Mombaerts (ebenfalls Glas 1204 TS), die Zwölfte im Gesamtklassement wurden.

1304 TS

Im März 1965 übernahm man den 1290-cm³-Motor mit 75 PS (55 kW) aus dem Glas GT in die Limousine. Im September wurde die Motorleistung auf 85 PS (62,5 kW) erhöht. Damit war das Spitzenmodell der Baureihe entstanden, dessen Höchstgeschwindigkeit 168 km/h betrug.

1304/S 1304

Im September des gleichen Jahres erschien eine gedrosselte Variante des 1,3-Liter-Motors mit nur noch 60 PS (44 kW). Neben der 1304-Limousine gab es den S 1304 als Coupé und als Cabriolet.

1004

Ebenfalls ab September 1965 wurde als Einstiegsmodell eine Limousine mit dem auf 40 PS (29 kW) gedrosselten 992-cm³-Motor des Modells 1004 TS angeboten.

1004 CL/1304 CL

Im August 1966 erschienen zwei neuartige Kombilimousinen, die aus den bisherigen Limousinen durch Anbau eines Schräghecks und einer großen Hecktür entstanden waren. Diese Karosserieform war − zumindest auf dem deutschen Markt − einmalig, verhalf der Baureihe aber nicht zum erhofften Erfolg. Die Fahrzeuge wurden mit den Motoren der Typen 1004 (40 PS = 29 kW) oder 1304 (60 PS = 44 kW) ausgestattet.

Während die anderen Varianten spätestens im Dezember 1967 eingestellt wurden, fertigte man die CL-Modelle noch bis April 1968, zuletzt unter BMW-Regie. Insgesamt wurden von der Baureihe 1004/1204/1304 in fünfeinhalb Jahren 38 507 Fahrzeuge hergestellt.

Varianten

Abmessungen

  • Limousine und CL: Länge 3835 mm, Breite 1500 mm, Höhe 1370 mm, Radstand: 2100 mm
  • Coupé und Cabrio: Länge 3835 mm, Breite 1500 mm, Höhe 1355 mm, Radstand 2100 mm

Technische Daten

Typ Bauzeitraum Hubraum Leistung Vmax Gewicht Beschleunigung Verbrauch
1004 Limousine 09/1965–08/1967 992 cm³ 40 PS (29 kW) 130 km/h 760 kg 26 s (0–100 km/h) 8,5 l/100 km
S 1004 Coupé 08/1962–05/1965 992 cm³ 42 PS (31 kW) 135 km/h 750 kg 26 s (0–100 km/h) 6,8 l/100 km
S 1004 Cabrio 01/1963–07/1967 992 cm³ 40–42 PS (29–31 kW) 135 km/h 775 kg 26 s (0–100 km/h) 6,8 l/100 km
1004 CL 08/1966–08/1967 992 cm³ 40 PS (29 kW) 130 km/h 800 kg 26 s (0–100 km/h) 9,5 l/100 km
1004 TS Coupé 11/1963–07/1965 992 cm³ 64 PS (47 kW) 150 km/h 750 kg 16 s (0–100 km/h) 9,7 l/100 km
1004 TS Cabrio 11/1963–07/1965 992 cm³ 64 PS (47 kW) 150 km/h 775 kg 16 s (0–100 km/h) 9,7 l/100 km
1204 Limousine 01/1963–07/1965 1189 cm³ 53 PS (39 kW) 140 km/h 760 kg 17 s (0–100 km/h) 9,0 l/100 km
S 1204 Coupé 01/1963–07/1965 1189 cm³ 53 PS (39 kW) 140 km/h 750 kg 17 s (0–100 km/h) 8,5 l/100 km
S 1204 Cabrio 01/1963–07/1965 1189 cm³ 53 PS (39 kW) 140 km/h 775 kg 17 s (0–100 km/h) 8,5 l/100 km
1204 TS Limousine 11/1963–07/1965 1189 cm³ 70 PS (51 kW) 160 km/h 760 kg 13 s (0–100 km/h) 10,5 l/100 km
S 1204 TS Coupé 11/1963–07/1965 1189 cm³ 70 PS (51 kW) 160 km/h 750 kg 13 s (0–100 km/h) 10,5 l/100 km
S 1204 TS Cabrio 11/1963–07/1965 1189 cm³ 70 PS (51 kW) 160 km/h 775 kg 13 s (0–100 km/h) 10,5 l/100 km
1304 Limousine 09/1965–12/1967 1290 cm³ 60 PS (44 kW) 148 km/h 760 kg 16,5 s (0–100 km/h) 7,9 l/100 km
S 1304 Coupé 09/1965–12/1967 1290 cm³ 60 PS (44 kW) 148 km/h 750 kg 16,5 s (0–100 km/h) 7,9 l/100 km
S 1304 Cabrio 09/1965–12/1967 1290 cm³ 60 PS (44 kW) 148 km/h 775 kg 16,5 s (0–100 km/h) 7,9 l/100 km
1304 CL 08/1966–04/1968 1290 cm³ 60 PS (44 kW) 148 km/h 810 kg 16 s (0–100 km/h) 8,5 l/100 km
1304 TS Limousine 03/1965–08/1967 1290 cm³ 75–85 PS (55–62,5 kW) 168 km/h 790 kg 12 s (0–100 km/h) 9,8 l/100 km

Produktionszahlen

  • 1004 Limousine: 2 431 Stück
  • S 1004 Coupé + S 1004 TS Coupé: 3 449 Stück
  • S 1004 Cabriolet + S 1004 TS Cabriolet: 1 733 Stück
  • 1004 CL: 1 733 Stück
  • 1204 Limousine + 1204 TS Limousine: 14 392 Stück
  • S 1204 Coupé + S 1204 TS Coupé: 2 463 Stück
  • S 1204 Cabriolet + S 1204 TS Cabriolet: 47 Stück
  • 1304 Limousine + 1304 TS Limousine: 5 460 Stück
  • S 1304 Coupé: 3 Stück
  • S 1304 Cabriolet: 300 Stück
  • 1304 CL: 6 496 Stück

Quellen

  • Rosellen, Hanns-Peter: „Vom Goggomobil zum Glas V8“, Zyklam-Verlag Frankfurt (1985)
  • „Nachrichten für Glas-Automobilfahrer“, Sonderheft zur 40. IAA 1961, Verlag und Druckerei Rudolf Thalhammer, München
  • „Die Auto-Modelle 1963/64“, Vereinigte Motor-Verlage GmbH, Stuttgart; Ausgabe Nr. 7/III/63

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