Glasow (Mecklenburg)

Glasow (Mecklenburg)
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Dargun
Dargun
Deutschlandkarte, Position der Stadt Dargun hervorgehoben
53.88333333333312.83333333333310Koordinaten: 53° 53′ N, 12° 50′ O
Basisdaten
Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Demmin
Höhe: 10 m ü. NN
Fläche: 117,15 km²
Einwohner: 4914 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 42 Einwohner je km²
Postleitzahl: 17159
Vorwahl: 039959
Kfz-Kennzeichen: DM
Gemeindeschlüssel: 13 0 52 017
Stadtgliederung: 19 Ortsteile
Adresse der Stadtverwaltung: Platz des Friedens 6
17159 Dargun
Webpräsenz:
Bürgermeister: Karl-Heinz Graupmann
Lage der Stadt Dargun im Landkreis Demmin
Karte

Dargun ist eine amtsfreie Stadt im Nordwesten des Landkreises Demmin in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland).

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Dargun liegt in einem Seitental der Peene, wenige Kilometer nördlich des Kummerower Sees und der Mecklenburgischen Schweiz. Das durch Eingemeindungen vergrößerte Gemeindegebiet Darguns grenzt im Norden an den Landkreis Nordvorpommern und im Westen an den Landkreis Güstrow. Die Gemarkung reicht vom Trebelufer bis zur fast auf Meeresspiegelhöhe liegenden Peene. Die Hügel der Umgebung erreichen ca. 40 m ü. NN. Dargun liegt am Nordrand des Naturparks Mecklenburgische Schweiz und Kummerower See.

Nachbargemeinden

Die Nachbargemeinden (im Uhrzeigersinn) sind: Grammendorf, Nossendorf, Warrenzin, Verchen, Stadt Neukalen, Altkalen, Finkenthal und Wasdow.

Stadtgliederung

Das Gemeindegebiet Darguns ist mit ca. 117 km² das größte im Landkreis. Zur Stadt gehören die Ortsteile Dargun (mit Glasow), Brudersdorf, Stubbendorf, Wagun und Zarnekow. [1]

Geschichte

Dargun ist ein altpolabischer Personenname (Dargunj).

Zunächst entstand nahe dem späteren Dorf Röcknitz – wahrscheinlich in der Zeit zwischen dem 7. und dem 10. Jahrhundert – eine 1171 erwähnte elbslawische Burgsiedlung mit Burg, Wall und Wallgraben, die dann von den Dänen zerstört wurde. 1216 wird der Name Rokitnitze und 1219 Rokenitze genannt, eine altpolabische Flurbezeichnug mit der Bedeutung Weidenbüsche, die an dem Bach Rokenize sehr wahrscheinlich standen. Nahe Wagun befand sich zu dieser Zeit die heutige Wüstung Clubuchziz, nahe Dagun die heutige Wüstung Coueniz.

In der Nähe dieser Burg entstand ab 1172 eine Zisterzienserabtei, zunächst als eine Filia des Klosters Esrom. 1173 war die erste Altarweihe durch Bischof Berno von Schwerin. Um 1200 siedelte nach einer ersten Zerstörung der Konvent nach Eldena. Die Neubesetzung erfolgte dann 1209 vom Kloster Doberan aus. 1236 fiel das Kloster an Mecklenburg. 1242 wurde ihm die Marktgerechtigkeit verliehen. Die Klosterkirche St. Marien – heute eine Ruine – entstand im 13. bis 15. Jahrhundert als eine gotische Backsteinkirche.

1552 wurde das Kloster säkularisiert und war Residenz des Herzogs Ulrich von Mecklenburg-Güstrow und seiner Nachfahren. Die Klosteranlage wurde ab 1590 zunächst als Jagdschloss und später zur Nebenresidenz im Stil der Renaissance umgebaut. Seine zweite Blüte nach der Klosterzeit erlebte der Komplex von 1720 bis 1759 unter Prinzessin Augusta, der jüngsten Tochter Herzog Gustav-Adolfs zu Mecklenburg Güstrow, die Dargun als Apanage erhielt. Sie war für ihre Frömmigkeit pietistischer Prägung und ihren Einsatz für den Glauben bekannt und förderte die Bildung und das Gesundheitswesen im Bereich Dargun. Augusta schuf durch den Einsatz sogenannter „Zugehfrauen“ eine Vorstufe der späteren Gemeindeschwester.

Im 16. Jahrhundert wird Röcknitz als Burgflecken und im 17. Jahrhundert als Städtchen erwähnt. Eine 2 km lange Straße verband das damaligen Dorf Röcknitz mit dem Schloss als Endpunkt. 1854 wurde Röcknitz als Dargun amtlich erwähnt und 1875 wurden Dorf- und Schlosssiedlung eine Gemeinde.

Bereits im 18. Jahrhundert haben sich Juden im Ort angesiedelt, sie errichteten einen Jüdischen Friedhof, der bis 1923 benutzt wurde. Dennoch wurde er in der Zeit des Nationalsozialismus zerstört und erst 1963 wieder hergestellt, was von ihm geblieben war.
Dargun hatte im Jahr 1880 als Marktflecken in Mecklenburg-Schwerin 2278 Einwohner.

Erst 1938 erhielt Dargun das Stadtrecht. In den letzten Kriegstagen 1945 fiel der gesamte Komplex von Schloss und Schlosskirche (ehem. Klosterkirche) einer Brandstiftung zum Opfer.

1963 entstand im ehemaligen Acker- und Gartengelände hinter dem Sportplatz eine 2-geschossige Schule mit 10 Klassenräumen. 1973 wurde in Plattenbauweise ein zweiter Schulneubau für 13 Klassenräume errichtet.
Der Kern von Dargun mit seinen dörflichen Straßen wurde im Rahmen der Städtebauförderung seit 1991 gründlich saniert. Dabei wurde auch der Wiederaufbau des Schlosses in Angriff genommen. 1996 wurde das Museum im ehemaligen Herbergsgebäude des Klosters eingeweiht.

Aus dem ehemaligen Amt Dargun wurden am 13. Juni 2004 die Gemeinden Brudersdorf, Stubbendorf, Wagun und Zarnekow in die Stadt eingegliedert und das Amt aufgelöst.

Modell von Schloss Dargun mit ehem. Klosterkirche (Hinten rechts)
Modell von Schloss Dargun mit ehemaliger Klosterkirche

Politik

Wappen

Das Wappen wurde am 9. November 1875 von Friedrich Franz II., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin verliehen und unter der Nr. 166 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.

Blasonierung: „Halb gespalten und geteilt; oben: vorn in Gold ein hersehender, gold gekrönter schwarzer Stierkopf mit aufgerissenem roten Maul, silbernen Zähnen, ausgeschlagener roter Zunge, in sieben Spitzen abgerissenem Halsfell und silbernen Hörnern; hinten in Silber ein aufgerichteter, gold bewehrter roter Greif; unten in Blau ein liegender goldener Abtstab.“

Das Wappen wurde 1998 neu gezeichnet.

Partnerstädte

Sehenswürdigkeiten

  • Das Schloss Dargun mit der ehemaliger Klosterkirche ist aus einem Zistersienserkloster hervorgegangen. Es wurde 1945 durch Brandstiftung zerstört und ist seitdem Ruine. Der Wiederaufbau hat begonnen. Das Schloss war einst als Jagdschloss der Güstrower Herzöge aus dem Kloster entstanden und ist im 18. Jh. als Apanage an „Prinzessin“ Augusta, einer Tochter des letzten Mecklenburg- Güstrowschen Herrschaftshauses gegangen. Später (im 19. Jh.) wurde es die erste Ackerbauschule Mecklenburgs. Als solche hatte es Bestand bis in die letzten Kriegstage des zweiten Weltkrieges. Dann wurde es von Unbekannten angezündet und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Das Darguner Schloss war mit seinen offenen Galerieumgängen eine der beeindruckendsten Schlossanlagen in ganz Norddeutschland. In der früheren Klosterkirche Sankt Marien befand sich neben vielen anderen Kunstschätzen eine Orgel mit 23 Registern auf zwei Manualen und Pedal von Arp Schnitger, dem „norddeutschen Silbermann“, die 1700 erbaut worden war. Zum Zeitpunkt des Brandes 1945 war von der Originalsubstanz jedoch bis auf den Prospekt nichts mehr erhalten, da die Orgel 1911 von dem Orgelbauer Börger (ehem. Rostock-Gehlsdorf) völlig umgebaut worden war und dabei nahezu ihrer gesamten historischen Substanz verlustig ging.
  • Die Pfarrkirche im Norden war die frühere Dorfkirche des Dorfes Röcknitz, welches zu Beginn des 19. Jh. zusammen mit der Schlosssiedlung und der sog. „Neubaute“ zum Flecken entlang dem von den Mönchen künstlich angestauten See zusammenwuchs. Eine Kirche wurde zum ersten Mal 1178 von Bischof Berno erwähnt. Ursprüngliche ein gotischer Feldsteinbau aus dem 13. Jh. Sie wurde 1753 und die Vorhalle 1861 in Ziegelbauweise erneuert. Bemerkenswert ist der Altar, ein spätgotisches Triptichon mit bemalten Flügelaussenseiten und filigranen Schnitzereien (Kreuzigungsgruppe und Aposteldarstellungen) im Innenbereich. Die Orgel aus dem Jahre 1860 stammt von Friedrich Hermann Lütkemüller aus Wittstock und wurde 1995 originalgetreu restauriert.
  • Der Jüdische Friedhof nahe dem Gelände einer früheren slaw. Burg, im Wald, ist nordwestlich des Ortes gelegen. Ein Gedenkstein von 1963 erinnert an die Opfer der Shoa
  • Das Museum in der Schlossanlage (ehem. Herbergsgebäude) behandelt die Geschichte Darguns vom 19. Jahrhundert bis heute .
  • Die bemerkenswerten Wohngebäude und Haustüren wie Amtsstraße 2, Schlossstraße 28 und 58.
  • Das Denkmal Mönche in Dargun auf dem Platz des Friedens von Günther Kaden (1999).
  • Der Klostersee mit Bademöglichkeit und Fahrrad-Draisinen-Ausleihstation entlang der stillgelegten Bahnstrecke Malchin–Dargun
  • Ortsteil Levin: Die Johanniskirche aus dem Jahr 1256 mit einer Rasche-Orgel und einer Innenausmalung von 1885.
  • Ortsteil Brudersdorf: Die Kirche wurde von 1863 bis 1866 als neugotischer Feldsteinbau auf einem rechteckigem Grundriss mit polygonalem Chorschluss errichtet. Die Lütkemueller-Orgel stammt von 1865.
  • Ortsteil Groß Methling: Die neugotische Kirche aus roten Backsteinen mit schlichten Gewölbeausmalungen und einer Orgel von F. H. Lütkemueller (1859) wurde auf dem Platz eines Vorgängerbaus im 19. Jahrhundert errichtet.

Wirtschaft

  • Darguner Brauerei
  • ZMV – Zentralkäserei Mecklenburg-Vorpommern – von 1993; Milchverarbeitung für rund 300 Mio. kg (2001).
  • EcoNautic Systems GmbH (Maschinenbau)
  • Pumpen- und Elektrotechnik GmbH
  • Deutsche Repräsentanz des Uhrenherstellers Pierce 1883
  • diverse Handwerksbetriebe

Literatur

  • Hansjürgen Brachmann, Elzbieta Foster, Christine Kratzke, Heike Reimann: Das Zisterienserkloster Dargun im Stammesgebiet der Zirzipanen. Ein interdisziplinärer Beitrag zur Erforschung mittelalterlicher Siedlungsprozesse in der Germania Slavica. Stuttgart: Steiner Verlag 2003.
  • Christine Kratzke: Das Zisterzienserkloster Dargun in Mecklenburg-Vorpommern. Imhof, Petersberg 2004, ISBN 3-935590-09-1 (zugleich Dissertation der Universität Kiel, 1999/2000)
  • Heinz Krüger: Das alte Dargun. Ein historischer Streifzug durch den Flecken. Kunsthaus, Boddin 2005, ISBN 3-933274-54-0
  • Axel Bayerl: „Festschrift zum 140. Orgeljubiläum der Lütkemueller-Orgel in der Pfarrkirche Dargun.“
  • BIG Städtebau Mecklenburg-Vorpommern (Herausgeber): Dargun – 10 Jahre Stadterneuerung, 2002

Einzelnachweise

  1. Hauptsatzung

Weblinks


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