Glossopetra

Glossopetra
Fossile Haizähne, eingebettet im Stein

Fossile Haifischzähne sind häufig die einzigen erhaltenen Fossilien ausgestorbener Haie.

Historische Bezeichnungen für fossile Haizähne sind Natternzungen, Otternzungen, Schlangenzungen, Vogelzungen, Zungensteine, Drachenzähne, Glossopetren, Ophioglossa, Steinzungen, Schlangensteine und Donnersteine.

Inhaltsverzeichnis

Erforschung und Verwendung

Nicolaus Stenos Bild, das die Ähnlichkeit von Natternzungen und modernen Haizähnen darstellt

Man hielt die dreieckigen, weißen bis bräunlichgrauen Fossilien für Zähne von Drachen oder Schlangenzungen; worum es sich bei den Objekten tatsächlich handelte, war nicht bekannt. Erst Fabio Colonna klärte 1616 in seiner Doktorarbeit De Glossopetris Dissertatio die wahre Natur der Natternzungen auf. Auch Conrad Gesner und Guillaume Rondolet bemerkten die Ähnlichkeit von Natternzungen und den Zähnen heutiger Haie. Mit Nicolaus Stenos 1667 erschienener Schrift Canis carchariae dissectum caput setzte sich dieses Wissen allgemein durch.

Von der Amulettfunktion der Natternzungen wird seit dem 13. Jahrhundert berichtet. Im Mittelalter galten sie als Schutz gegen böse Nachrede. Außerdem benutzte man sie als Giftprobe, da sie angeblich über vergiftetem Essen schwitzten. Sie wurden einzeln verwendet, an Natternzungenkredenzen bzw. -bäumen aus Korallen gruppenweise aufgehängt oder zu Trinkgefäßen gefasst.

Fundorte und Arten

Zahn von Squalicorax pristodontus

Es sind Fundorte in der ganzen Welt bekannt, die wichtigsten liegen in Marokko, Florida und in der Atacamawüste in Chile. Ein weiterer bekannter Fundort für fossile Hai- und Rochenzähne ist Cadzand, ein Ort im äußersten Südwesten der Niederlande. In Marokko werden zwischen 3 und 70 Millionen Jahren alte Haizähne in Khouribga beim „Plateau des Phosphates“ ausgegraben. Ihre Farbe erhielten sie von den Mineralien, die sie durchdrungen haben.

Zu den urtümlichen Haiarten zählen:

Squalicorax pristodontus (Fundort: Agassiz, 1843)

Dieser Hai besaß flache, dreieckige, bis maximal drei Zentimeter lange Zähne. Die Schneidekanten waren wie heute beim Tigerhai fein gezähnt. In der Kreidezeit war die Gattung Squalicorax weltweit verbreitet. In Amerika, Afrika, Japan, Australien, Indien, Russland, Nahost und Europa wurden versteinerte Zähne in den Sedimenten des Mesozoikums gefunden.

Megalodon (Carcharocles megalodon)

Dieser Hai lebte im Känozoikum und besaß die größten Zähne aller jemals lebenden Haie, welche bei Sammlern entsprechend begehrt sind.

Literatur

  • Yvette Gayrard-Valy: Fossilien: Zeugen der Urzeit (Übers.) Maier, Ravensburg 1991, ISBN 3-473-51015-7
  • Eugen von Philippovich: Natternzungen. In: Kuriositäten/Antiquitäten. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1966
  • Natternzungen und Natternzungenkredenz. In: Das grosse Kunstlexikon von P.W. Hartmann. Hartmann, Sersheim 1997, ISBN 3-9500612-0-7

Weblinks


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