Gläserkarosserie

Gläserkarosserie

Die Gläser-Karosserie GmbH war ein bedeutender deutscher Karosseriehersteller, der sich insbesondere durch seine Cabrioletkarosserien einen Namen machte.

Das Unternehmen wurde 1864 von Carl Heinrich Gläser in Dresden gegründet. Nach Gläsers Tod führte sein Geschäftspartner Friedrich August Emil Heuer das Unternehmen (später zusammen mit seinen Söhnen) bis 1945. In der DDR ging die Firma schließlich in einem Staatsunternehmen auf, ein Sohn Heuers versuchte von der Oberpfalz aus, den Betrieb weiterzuführen, scheiterte aber bereits 1952.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte vor 1945

1864 gründete Carl Heinrich Gläser eine Werkstätte für den Bau von Kutschwagen und Pferdeschlitten in der Rampischen Str. 6 in Dresden.

Auf Grund der guten Qualität der von ihm gebauten Chaisen (Kutschen) und Schlitten, erhielt Gläser ab 1865 auch Aufträge vom Königlichen Marstall und vom Königlichen Oberstallamt in Dresden. In der Werkstatt Gläsers wurden die von anderen Handwerkern angelieferten Rohbauten gepolstert und lackiert. 1898 wurde Friedrich August Emil Heuer, der Gläser bis dato mit Rohbauten beliefert hatte, Mitinhaber der Firma Gläser. Er betrieb eine selbstständige Schmiede- und Kutschwagenwerkstatt in Radeberg in der Nähe von Dresden und hatte Gläsers Tochter bereits 1885 geheiratet. Emil Heuer baute die Firma weiter aus, was für ihn zur damaligen Zeit problemlos möglich war, da die Herstellung von Automobilkarosserien der Kutschenwagenfertigung weitgehend entsprach. Es wurde auch im Karosseriebau ein Holzskelett auf dem Fahrgestell aufgebaut und dieses mit handgefertigten Blechen verkleidet, oder nach dem "Patent Weymann" mit Stoff bezogen. Erst Mitte der 1930er Jahre wurde insbesondere vom Karosseriebauer Ambi-Budd aus Berlin selbsttragende Ganzstahlkarosserien gefertigt. Wer sich damals einen Wagen mit der Karosserie eines renommierten Karosseriebauers leisten konnte, bestellte das Chassis (also Fahrwerk und Motor) direkt beim Hersteller und ließ dann die Karosserie entsprechend seinen Wünschen separat anfertigen.

Gläser fertigte in dieser Zeit verschiedene klassische Karosserietypen wie Phaeton, Coupé, Landaulet, Limousine, Pullman und Cabriolets.

Die beiden Söhne Heuers, Georg Heuer und Erich Heuer führten die Geschäfte des Vaters nach dessen Tod weiter. Insbesondere Georg Heuer zeichnete sich verantwortlich für die Entwicklung der Automobilkarosserien. Die von ihm geschaffenen Cabriolet-Karosserien der 30er Jahre zeichneten sich durch eine harmonische Linienführung und ihre ausgewogene Symmetrie aus. Das 6-fenstrige Pullman-Cabriolet zählt nicht nur gestalterisch, sondern auch technisch-konstruktiv zu den Meilensteinen des Karosseriebaus. Gläser war ebenfalls bekannt für seinen sehr einfach zu bedienenden Mechanismus für die Klappverdecke, wofür die Firma mehrere Patente besaß.

Nach einer Stornierung eines Großauftrags von General Motors, nach der die Firma Gläser in finanzielle Schwierigkeiten geriet, schied Georg Heuer 1932 freiwillig aus dem Leben.

Neben der (Klein-)Serienfertigung von Karosserien pflegte Gläser auch immer den Bau von "Modellkarosserien". Dabei handelte es sich um sehr aufwendige und formschöne Einzelanfertigungen.

Im Zweiten Weltkrieg stellte die Gläserkarosserie GmbH, die auch Zwangsarbeiter beschäftigte, Rüstungsmaterial her. Darunter Aufbauten für den Einheits-Kübelwagen Kfz 15 und den Funkwagen Kfz 17, Lafetten für die Bordkanone der Messerschmitt Bf 109 und Gondeln für die Aufnahme der Triebwerke der Messerschmitt Me 262. Bei den Luftangriffen auf Dresden am 13. und 14. Februar 1945 blieb auch das Fertigungsgelände der Gläserkarosserie GmbH nicht verschont und wurde größtenteils zerstört.

Geschichte im Osten ab 1945

Nachfolgebetrieb der Gläser-Karosserie GmbH wurde das VEB Karosseriewerk Dresden (KWD). Dieses fertigte zunächst Karosserien für den IFA F 8, dem von IFA nahezu unverändert weitergebauten Vorkriegs-DKW F 8. Später wurden Karosserien für den Wartburg und den IFA Typ P 240 "Sachsenring" gefertigt. Ebenfalls beteiligte man sich an der Entwicklung der Kunststoffkarosserie des AWZ P 70. Von 1968 bis 1990 wurden Serienkarosserien für den Wartburg 353 und 1,3l "Tourist" gefertigt. 1994 wurde das VEB Karosseriewerk Dresden (KWD) privatisiert und arbeitet seitdem unter dem Namen Karosseriewerke Dresden GmbH (KWD) als Zulieferer für die Automobilindustrie.

Geschichte im Westen ab 1945

Erich Heuer verlagerte die noch vorhandenen Maschinen nach Ullersricht bei Weiden in der Oberpfalz und stellte zwischen 100 und 250 Cabriolet-Karosserien für den Porsche 356 her. Ebenfalls wurden 16 Karosserien für den legendären Porsche Typ 540 "America Roadster" aus Aluminium angefertigt. Jedoch musste Heuer die Fertigung wegen Fehlkalkulationen schon im November 1952 wieder einstellen.

Belieferte Fahrzeughersteller

U.a. für folgende Fahrzeughersteller wurden bei Gläser Karosserien produziert:

Literatur

  • Gerhard Mirsching: Gläser Cabriolets. Ein Stück deutscher Automobilgeschichte. Motorbuch, Stuttgart 1987, ISBN 3-613-01193-X
  • Gerhard Mirsching: Automobilkarosserien aus Dresden. Von Gläser zu KWD. Reintzsch, Leipzig 1996, ISBN 3-930846-08-X

Weblinks


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