Gnathia-Vasen

Gnathia-Vasen
Hase und Weinranken auf einem Glockenkrater der Laurel Spray Gruppe, um 330 v. Chr.
Weibliche Theatermaske auf einer Oinochoe eines unbekannten Malers, um 300/290 v. Chr.

Als Gnathiavasen wird in der Klassischen Archäologie ein Stil der griechischen Vasenmalerei des 4. Jahrhunderts v. Chr. bezeichnet.

Gnathiavasen wurden nach der antiken Stadt Gnathia (heute Egnazia) im Osten Apuliens benannt. Dort wurden in der Mitte des 19. Jahrhunderts die ersten Exemplare dieses Vasenmalereistils gefunden. Die Produktion der Vasen begann um 370/60 v. Chr. in Apulien parallel zum rotfigurigen Stils, der zu dieser Zeit teilweise begann polychrom zu werden. Kennzeichnend für Gnathiavasen ist das Aufbringen von verschiedenen Farben direkt auf die gefirnissten Vasenkörper. Zusätzlich zu den verschiedenen Farben konnten durch Ritzungen Binnenstrukturen eingebracht werden. Die gezeigten Bilder und Themen reichen von Eroten und Bildern aus der Frauenwelt über Theaterszenen bis hin zu dionysischen Szenen, wobei sich die Bemalung häufig auf den oberen Teil des Vasenkörpers beschränkt. Der untere Teil ist nicht selten nur ornamental verziert. Die wichtigsten Gefäße waren Glockenkratere, Peliken, Oinochoen und Skyphoi. Die bedeutendsten Künstler sind der Konnakis-Maler und der Rosenmaler.

Epichysis, um 325/300 v. Chr.

Zunächst wurde eine ganze Palette von Farben, Weiß, Gelb, Orange, Rot, Braun, Grün und andere, genutzt, nach 330 v. Chr drängt die Nutzung der weißen Farbe die anderen Farben in den Hintergrund. Auch das Themenspektrum wird enger, gezeigt werden Wein- Efeu- und Lorbeerranken, Theatermasken, innerhalb der Ranken Männer- und Frauenköpfe, Tauben und Schwäne. Die untere Hälfte der Gefäße wird nun häufig geriefelt. Neben Oinochoen, Skyphoi und Peliken werden auch Flaschen, Lekythen, Schüsseln und Kantharoi bemalt. Wichtigste Maler dieser Phase sind der Maler der Flasche im Louvre und der Dunedin-Maler. Die Spätphase umfasst etwa 25 Jahre. In dieser Zeit ist eine Rückkehr zur figürlichen Malerei erkennbar, es überwiegen Erotendarstellungen. Kantharos und Schüsseln mit aufgemalten Henkeln sind nun wichtigste Bildträger. Die Riefelung wird beibehalten, ebenso die starke Verwendung von Deckweiß, das nun von gelber Farbe für eine Schattenwirkung ergänzt wird.

Anders als die rotfigurigen Vasen wurden Gnathiavasen aus Unteritalien auch in andere Gegenden des Mittelmeer- und des Schwarzmeergebietes gehandelt. Zum Teil war der Einfluss auf regionale Keramikproduktionen beträchtlich (etwa Westabhangkeramik). Neben Apulien wurde auch in Kampanien, Paestum und Sizilien Gnathiakeramik produziert, einzig in Lukanien gab es nur wenige Imitationen. In Etrurien existierte die Pocolum-Gattung, die ein aus Unteritalien eingewanderte Vasenmaler herstellte.

Literatur

  • Rolf Hurschmann: Gnathiavasen. In: Der Neue Pauly. Band 4, 1998, Sp. 1106f.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gnathia-Gattung — Hase und Weinranken auf einem Glockenkrater der Laurel Spray Gruppe, um 330 v. Chr. Weibliche Theatermaske auf einer Oinochoe eines …   Deutsch Wikipedia

  • Gnathia-Keramik — Hase und Weinranken auf einem Glockenkrater der Laurel Spray Gruppe, um 330 v. Chr. Weibliche Theatermaske auf einer Oinochoe eines …   Deutsch Wikipedia

  • Gnathia-Vase — Hase und Weinranken auf einem Glockenkrater der Laurel Spray Gruppe, um 330 v. Chr. Weibliche Theatermaske auf einer Oinochoe eines …   Deutsch Wikipedia

  • Messapische Vasen — Trozella, 4. Jahrhundert v. Chr. Messapische Vasen sind eine Keramikgattung, die von der Mitte des 7. Jahrhunderts bis ins 3. Jahrhundert v. Chr. auf der italienischen Halbinselt Salento (in der Antike auch Messapia genannt) produziert wurde.… …   Deutsch Wikipedia

  • Griechische Vasen — Die griechische Vasenmalerei ist der übergeordnete Begriff für die meist mit brennbaren Erdfarben aufgetragene Dekoration griechischer Keramik. Sie umfasst die gemalten Gefäßverzierungen unterschiedlichster Zeitstufen ab der vorgriechischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Messapische Keramik — Trozella, 4. Jahrhundert v. Chr. Messapische Vasen sind eine Keramikgattung, die von der Mitte des 7. Jahrhunderts bis ins 3. Jahrhundert v. Chr. auf der italienischen Halbinselt Salento (in der Antike auch Messapia genannt) produziert wurde.… …   Deutsch Wikipedia

  • Corpus Vasorum Antiquorum Deutschland — Das Corpus Vasorum Antiquorum Deutschland ist das deutsche Teilprojekt des internationalen Corpus Vasorum Antiquorum (CVA). Inhaltsverzeichnis 1 Das Projekt und seine Geschichte 2 Redaktoren des deutschen Corpus Vasorum Antiquorum 3 …   Deutsch Wikipedia

  • Messapische Vase — Trozella, 4. Jahrhundert v. Chr. Messapische Vasen sind eine Keramikgattung, die von der Mitte des 7. Jahrhunderts bis ins 3. Jahrhundert v. Chr. auf der italienischen Halbinsel Salento (in der Antike auch Messapia genannt) produziert wurde.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der griechischen Töpfer und Vasenmaler — Töpfer und Vasenmaler   A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z Konkordanz …   Deutsch Wikipedia

  • Westabhang-Keramik — Mit dem modernen Begriff Westabhangkeramik wird eine Gattung der griechischen Feinkeramik der spätklassischen und der hellenistischen Zeit bezeichnet. Zwei Kantharoi im Agora Museum von Athen, 225/210 v. Chr. Die Westabhangkeramik fand besonders… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”