Goedecke

Goedecke

Gödecke (auch: Goedecke) ist ein ehemaliges Arzneimittelunternehmen in Deutschland. Heute ist Gödecke eine Vertriebslinie des Pfizer-Konzerns.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anfänge

Am 3. März 1866 gründete Gustav R. Gödecke, der Besitzer eines Indigo- und Farbwarengeschäftes in Leipzig, gemeinsam mit seinem Neffen Rudolf A. Gödecke die Firma Goedecke & Co. als kaufmännisches Geschäft mit ätherischen Ölen und Essenzen. Mit dem Blick auf evtl. zukünftige Auslandsgeschäfte wurde bewusst die Schreibweise mit oe gewählt. Der Standort der ersten Fabrik war Mahlmannstraße 7 in Leipzig.

Dass das junge Unternehmen bereits früh internationalen Erfolg hatte, zeigt die Tatsache, dass ihre Erzeugnisse bereits 1876 auf einer Ausstellung anlässlich der 100jährigen amerikanischen Unabhängigkeitsfeiern in Philadelphia prämiert wurden. Im Jahr 1880 wurde in der Leipziger Mahlmannstraße zusätzlich ein Comptoir- und Lagergebäude errichtet.

In den Jahren 1892/93 nahm das Unternehmen an der Weltausstellung in Chicago teil, wo sie als Auszeichnung für die Qualität ihrer Produkte die Columbus-Medaille erhielt.

Einstieg ins Pharmageschäft

Wenige Jahre später erfolgte 1898 der Einstieg ins Pharmageschäft, als mit dem hannoverschen Apotheker Wilhelm Ernst ein Vertrag über den alleinigen Vertrieb des zwei Jahre zuvor registrierten Hämorrhoidal-Mittels Anusol® im Ausland abgeschlossen wird.

Nachdem die Gründer des Unternehmens verstorben waren, übernahmen in den Jahren 1900 und 1901 die Brüder Rudolf Gödecke und Alexander Gödecke gemeinsam mit dem Apotheker Dr.Petow die Geschäftsleitung des Unternehmens. Durch Dr.Petow kommen wichtige Kontakte zum Chemischen Institut Dr.Horowitz in Berlin zustande, mit welchem ab 1905 gemeinsam neue pharmazeutische Produkte entwickelt werden. Große Bedeutung bis in die heutige Zeit hatte die in dieser Zeit entwickelte Schmerztablette Gelonida antineuralgica, welche durch ein patentiertes Verfahren besonders schnell zerfiel und so eine schnelle Wirksamkeit erzielte.

In den Folgejahren übernimmt Gödecke 1909 den internationalen Vertrieb der Horowitz-Präparate Arhovin, Dysphagin und Probilin und ist ab 1912 auch für den Inlandsvertrieb zuständig. Da in den Folgejahren Dr. Petow 1916 stirbt und Rudolf Gödecke schwer erkrankt, trägt Alexander Gödecke in der Folgezeit die ganze Verantwortung für das Unternehmen.

Während des Ersten Weltkrieges wird die für die Herstellung der ätherischen Öle benötigte Betriebseinrichtung beschlagnahmt und kann nicht wiederbeschafft werden. So wird die Ausrichtung des Unternehmens für die Zukunft ganz auf den Pharmabereich gelenkt.

Fusion mit Institut Horowitz

Da die Verflechtungen mit dem Institut Horowitz (inzwischen Dr.Horowitz & Schäfer) in der Zwischenzeit immer enger geworden sind, wird 1922 die rechtlich selbständige Firma Gödecke & Co., Chemische Fabrik Aktiengesellschaft, Berlin gegründet, deren Vorstände Alexander Gödecke und Dr.Arthur Horowitz, später dessen Nachfolger Eugen Schäffer wurden. In Leipzig fusioniert das Stammhaus 1923 mit der Firma Apotheker Carl Weinreben GmbH, Frankfurt zur Gödecke & Co., Chemische Fabrik und Export AG, Leipzig, in deren Vorstand Alexander Gödecke und Carl Weinreben sitzen. Der Geschäftssitz ist in der Brandvorwerkstraße 70 in Leipzig.

Verkauf an Warner Company

Da die Firma im Laufe der Weltwirtschaftskrise in Schwierigkeiten kommt, und Alexander Gödecke gesundheitlich angeschlagen ist, wird der Berliner Zweig der Firma 1928 an die amerikanische Gesellschaft William W. Warner Company verkauft, deren Vorsitzender Gustavus A. Pfeiffer ist, und die ihr Geschäft international ausweiten will. 1929 folgt auch das Leipziger Stammhaus. Der Neffe Pfeiffers Leonhard M. Kluftinger, der die Verhandlungen vermittelt hat, wird Alleinvorstand des Unternehmens.

Erweiterung des Unternehmens in Deutschland

Im Jahr 1930 wird von der Warner Company die Parfümerie und Seifenfabrik Gustav Lohse AG in Berlin-Teltow übernommen. Die beiden Gödecke-Unternehmen werden zu der Gödecke & Co. Chemische Fabrik AG mit Hauptsitz in Berlin-Charlottenburg zusammengeführt. Auf Anweisung der amerikanischen Firmenleitung werden in der Folge auch weitere zum Konzern gehörende Firmen von der Gödecke AG mitbetreut. Dazu gehören sowohl die Zweigwerke der Lohse AG in Wien, Warschau und Danzig wie auch die Substantia-Firmen in Prag, Budapest, Bukarest, Amsterdam, Warschau, Wien und Kopenhagen. Damit wurde Gödecke zur größten Filiale des Warner-Konzerns in Europa.

Zweiter Weltkrieg

Während des Zweiten Weltkrieges wird das Verwaltungsgebäude in Berlin-Charlottenburg fast völlig zerstört, Anfang 1944 werden wichtige Forschungs- und Produktionsanlagen ins Allgäu ausgelagert. Auch das Teltower Werk wird bei Kriegsende noch schwer beschädigt.

Im Juli 1945 beginnt aber in Charlottenburg und im Berliner Ostsektor befindlichen Teltower Werk bereits wieder die Produktion aus noch vorhandenen Restbeständen. Auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes Memminger Berg entsteht in den Jahren 1946-1952 ein neues Zweigwerk. Die Werksanlagen der Gödecke AG in Berlin Tegel werden 1952 zu Volkseigenen Betrieben der DDR und sind damit für das Unternehmen verloren.

Werk Freiburg

Im Jahr 1954 stirbt Leonhard M. Kluftinger überraschend, von 1954-1955 führt Paul von der Stricht, der Präsident der Warner-Lambert International, die Geschäfte, bis im Mai 1955 Dr. Ernst Neuhoff zum neuen Vorstand berufen wird. Auf der Suche nach einem neuen Standort für das Unternehmen fällt seine Wahl auf Freiburg im Breisgau, wo großzügige Gelände zur Verfügung stehen. Im Jahr 1962 übernimmt Dr. Karlheinz Suermondt den Vorstand und Dr. Ernst Neuhoff wechselt in den Aufsichtsrat. Im gleichen Jahr erfolgt die Grundsteinlegung für das neue Freiburger Arzneimittelwerk. Um der Platznot in Berlin zu begegnen, werden die früher zu der Schering AG gehörenden Pfeilring-Werke gekauft, im Juni 1962 ziehen die Berliner Mitarbeiter in das Gebäude am Salzufer 16 um.

Konzentration

1973 wird das Kosmetikgeschäft der Gustav Lohse AG und der Richard Hudnut GmbH an die Firma L'Oreal verkauft. Die Gödecke AG konzentriert sich nun völlig auf das Pharmageschäft, der Firmensitz in Freiburg dehnt sich immer weiter aus. 1977 wird ein neues Hochregallager, 1978 ein neues Verwaltungsgebäude errichtet. Im März 1986 wird Dr. Bertil Lang Vorstandsvorsitzender der Gödecke AG und zugleich Präsident der German Region des Warner-Lambert Konzerns. Im März 1989 folgen ihm Karl Bohn, Dr. Horst Freisler, Dr. Walter Möbus und Dr. Theo Schubert in der Unternehmensführung. Dr. Bertil Lang übernimmt 1992 die Verantwortung für das gesamte Europa-Geschäft der Warner-Lambert, Dr. Horst Freisler wird Vorstandsvorsitzender der Gödecke AG. In all den Jahren betreute Günter Schmoll europaweit mit grösster Umsicht und als graue Eminenz das Reporting.

Im Jahr 1994 wird in Freiburg ein völlig neues Feststoff-Werk in Betrieb genommen, welches in Zukunft alle festen Arzneistoffe des Konzerns für den gesamten europäischen Markt herstellen soll. Das Produktionsvolumen in Freiburg steigt damit auf ca. 2,8 Mrd. Tabletten jährlich und Freiburg wird zur europäischen Zentrale der Arzneimittelentwicklung. Im Jahr 1996 erteilt die FDA dem deutschen Werk in Freiburg die Genehmigung, Arzneimittel für den amerikanischen Markt zu produzieren.

Atorvastatin

Im Jahr 1997 bringt der Warner-Lambert-Konzern weltweit den neuen Lipidsenker Atorvastatin auf den Markt. Das Präparat, das international als Lipitor bekannt wird, wird in Deutschland unter dem Namen Sortis vermarktet. Der Vertrieb wird gemeinsam mit der Firma Pfizer organisiert, da diese weltweit eine bedeutend größere Marktabdeckung gewährleisten kann. Sortis entwickelt sich bereits in den ersten Monaten zum Hauptumsatzträger des Unternehmens und weist zuvor noch nicht dagewesene Umsatzsteigerungsraten auf.

Fusion

Im Jahr 1999 beschließt der Warner-Lambert-Konzern, eine Fusion mit dem amerikanischen Arzneimittel-Unternehmen American Home einzugehen. Bevor es allerdings zu einem Abschluss kommen kann, ergreift die Firma Pfizer die Initiative, und zwingt den Warner-Lambert-Konzern in Form einer feindlichen Übernahme zur Fusion.

Im Jahr 2000 wird der Warner-Lambert Konzern vom Pfizer-Konzern übernommen. Der Zusammenschluss der beiden Firmen wird am 19. Juni 2000 offiziell vollzogen. Die Gödecke AG, die Parke-Davis GmbH und die Warner Lambert Consumer Healthcare kommen zur Pfizer-Gruppe Deutschland. Der bisherige Vorsitzende der Geschäftsleitung der Pfizer-Gruppe in Deutschland, Werner D. Soukup, wird am 21. Juni 2000 zum Vorstandsvorsitzenden der Gödecke AG bestellt.

Von diesem Zeitpunkt an agiert die Gödecke AG in Deutschland nicht mehr als eigenständiges Unternehmen, sondern als Bestandteil des Pfizer-Konzerns.

Engagement in und für die Wissenschaft

1966 stiftete der Gödecke-Konzern den Goedecke-Forschungspreis für herausragende Leistungen auf den Gebieten der Biologie, Chemie, Pharmazie, Forstwissenschaft, Geowissenschaft, Mathematik, Medizin und Physik. Der Preis wurde bis 2001 verliehen.

Weblinks

Website der Pfizer GmbH


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