- Goldschnittlyrik
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Butzenscheibenlyrik (auch "Goldschnittlyrik") ist eine abwertende Bezeichnung für eine Gruppe sentimentaler, historisierender Dichtungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit ideologisierten nationalheroischen Motiven aus dem Bereich der Kaiserherrlichkeit und Ritterkultur, des Minnesangs und der pseudomittelalterlichen Wein-, Burgen- und Vagantenromantik. Die historisierende, verklärende Tendenz der Lieder, Balladen und Verserzählungen spiegelt sich neben der inhaltlichen Ausrichtung auch in formalen Aspekten: Äußere Kennzeichen der Butzenscheibenlyrik sind beispielsweise die Verwendung von lateinischen oder mittelhochdeutschen Vokabeln, altertümelnde Phrasen und Reime sowie eine malerische Rhetorik.
Die geistigen und geschichtlichen Ursprünge sind in den restaurativen deutschnationalen Tendenzen in Verbindung mit der Gründung des zweiten Kaiserreiches unter Wilhelm I. 1871 und dem damit zusammenhängenden Interesse am deutschen Mittelalter als Quelle und Ursprung einer reinen deutschen Nationalgesinnung zu finden. Ähnliche Strömungen finden sich auch in anderen literarischen Gattungen, z.B. in Form des historischen Romans oder Dramas.
Der Begriff wurde 1884 von dem deutschen Dichter Paul Heyse (1830-1914) in seinem Brief vom 7. April an den Dichter Emanuel Geibel geprägt. Als Vorläufer und Vorbilder der Butzenscheibenlyrik sind Gottfried Kinkel, Otto Roquette und vor allem Joseph Victor von Scheffel (1826–1886) zu sehen. Hauptvertreter waren Rudolf Baumbach (auch: Paul Bach, 1840-1905) und Julius Wolff (1834-1910). Der B. nahe stehen Carl Friedrich Wilhelm Jordan, Karl Stieler und Friedrich Wilhelm Weber. Erklärte Gegner fand die B. ab 1890 in der Strömung des Naturalismus um Hermann Conradi und Arno Holz.
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