Goodbye Pork Pie Hat

Goodbye Pork Pie Hat

Goodbye Pork Pie Hat ist eine Jazzkomposition von Charles Mingus.

Bassline von Charlie Mingus aus dem Titel Pork Pie anhören?/i

Goodbye Pork Pie Hat – mit dem Untertitel Theme for Lester Young – gehört zu den bekanntesten Kompositionen des amerikanischen Bandleaders, Bassisten und Komponisten Mingus. Es handelt sich um einen langsamen Blues mit einem Umfang von zwölf Takten. Mingus schuf das Stück unmittelbar unter dem Eindruck der Todesnachricht des von ihm verehrten Tenorsaxophonisten Lester Young (1909–1959), während er mit seiner Band im Half Note Cafe spielte.[1] Der Titel nimmt Bezug auf dessen bevorzugte Kopfbedeckung, ein kreissägeähnliches Hutmodell mit dem exotischen Namen Pork Pie Hat, die er zu jeder Gelegenheit trug.[2]

Inhaltsverzeichnis

Wirkungsgeschichte

Der Titel wurde von Charles Mingus erstmals auf seiner Columbia-LP Mingus Ah Um von 1959 eingespielt. Als er dafür mit seinem Septett nur zwei Monate nach Youngs Tod das Stück „aufnahm, hat er sich wohl ganz bewusst um Zurückhaltung bemüht. Die zwei Tenorsaxophone ›flüstern‹ das Thema nur.“[3] In ausgedehnter und weiterentwickelter Form wurde aus der Komposition 1964 mit Eric Dolphy das Stück So long Eric mit einem anderen Thema, das regelmäßig auf der Europa-Tournee im April dieses Jahres aufgeführt wurde. 1977 schuf Mingus eine Fassung von Good Bye Porkpie Hat mit den Gitarristen Larry Coryell und Philip Catherine, das „eine seltsam melancholische, fast zigeunerische Stimmung“ hatte, dabei aber das Gefühl des Fusionjazz aufnahm.

Rahsaan Roland Kirk schrieb 1961 einen ersten Text zu dem Instrumentaltitel, in dem es über Young hieß, dass er seine ganze Seele in das Tenorsaxophon gesteckt habe und eine Art zu reden gehabt habe, die eine eigene Sprache gewesen sei.[4] Gitarristen wie John McLaughlin, Ralph Towner (mit Gary Burton) und Jeff Beck entdeckten früh die Qualitäten des Stücks. Zusätzliche Popularität erfuhr Goodbye Pork Pie Hat durch Aufnahmen des Pianisten und Bandleaders Gil Evans, der die Komposition verschiedene Male in den 1980er Jahren mit seinem Monday Night Orchestra aufnahm.

Obgleich es sich um eine Jazzkomposition handelte, beeinflusste sie jedoch um 1970 auch die Popmusik: Die erste Coverversion des Stücks legten die britischen Folkgitarristen Bert Jansch und John Renbourn bereits 1966 vor.[5] Jenseits des Jazz wurde sie daher von Gruppen wie Pentangle oder East of Eden aufgenommen. Sie wurde später auch von Joni Mitchell eingespielt, die sich dabei auf das Solo von John Handy bei der ersten Einspielung 1959 bezieht. Weitere Aufnahmen aus dem Jazzgenre existieren von Carla Bley, Anthony Braxton, Oliver Lake, Horace Parlan, Jay Clayton, Stanley Clarke, Bill Mays & Ray Drummond, George Mraz, Mark Murphy, Tony Reedus Aki Takase, Andy Summers, Cassandra Wilson sowie den deutschen Musikern Peter Herbolzheimer und Klaus Doldinger.[6] Eine in ihrem Minimalismus (nur Bass und Saxophon) reizvolle Interpretation spielte Karl Denson (1993) ein.

Morton und Cook merken kritisch an, dass wohl nur jeder Zehnte, der Goodbye Pork Pie Hat pfeifen könne, etwas zur Musik Lester Youngs sagen könne.[7] So wird es mittlerweile fast nur noch mit Mingus und kaum noch mit Lester Young in Verbindung gebracht.

Auswahl-Diskografie

Literatur

  • Hans-Jürgen Schaal (Hrsg.) Jazz-Standards. Das Lexikon; Bärenreiter, Kassel, 2004 (3. Auflage); ISBN 9783761814147
  • Horst Weber, Gerd Filtgen: Charles Mingus, Gauting, Oreos (Collection Jazz)

Einzelnachweise

  1. Vgl. Brian Priestley, Mingus: A Critical Biography London 1985, S. 113
  2. Pork Pie sind meist runde Schweinepastetchen in Blätterteig.
  3. Hans-Jürgen Schaal (Hrsg.) Jazz-Standards. Das Lexikon; Bärenreiter, Kassel, 2004 (3. Auflage), S. 172f.
  4. „He put all of his soul into a tenor saxophone. Had a way of talkn’, ’twas a language all his own.“ Kirk spielte den Titel aber erst auf seinem Album Return Of The 5000 Lb. Man (1977) ein.
  5. Dabei wurde die Akkordfolge teilweise ignoriert. Vgl. B. Priestley, Mingus: A Critical Biography, S. 113
  6. Vgl. Bielefelder Katalog Jazz, Ausgaben 1988 und 2002
  7. Richard Cook & Brian Morton: The Penguin Guide to Jazz on CD, Sixth Edition, London, Penguin, 2002

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Goodbye Pork Pie Hat — Goodby Pork Pie Hat Chanson par Charles Mingus extrait de l’album Mingus Ah Um Sortie 1959 Genre Jazz Compositeur Charles Mingus Goodby Pork Pie …   Wikipédia en Français

  • Goodbye Pork Pie — Infobox Film name = Goodbye Pork Pie imdb id = 0082464 writer = Geoff Murphy Ian Mune starring = Tony Barry Kelly Johnston Bruno Lawrence director = Geoff Murphy cinematography = Alun Bollinger editing = Michael J. Horton producer = Geoff Murphy… …   Wikipedia

  • Pork pie hat — A pork pie hat or porkpie hat is a type of hat made of felt or, less commonly, straw. It is somewhat similar to a Trilby or a fedora, but with a flat top. The crown is short and has an indentation all the way around, instead of the pinch crown… …   Wikipedia

  • Pork Pie — est un groupe de fusion fondé par le Hollandais Jasper van t Hof, qui en est le leader, le saxophoniste américain Charlie Mariano et le guitariste belge Philip Catherine. Le nom Pork Pie est un clin d œil à Goodbye Pork Pie Hat , un titre écrit… …   Wikipédia en Français

  • Mach's gut, Pork Pie — Filmdaten Deutscher Titel Mach s gut, Pork Pie / Keine Chance für Pork Pie Originaltitel Goodbye Pork Pie …   Deutsch Wikipedia

  • List of rock instrumentals — The following is a list of rock instrumentals, including live performances and drum solos, organized by artist name. 0 9 =3= *Bramfatura =311= * Blizza * Cali Soca * Color ( Transistor ) * Dreamland ( Enlarged to Show Detail 2 ) * Old Funk *… …   Wikipedia

  • Charles Mingus — Performance for the U.S. Bicentennial, New York City, July 4, 1976. Photo by Tom Marcello Background information Birth name Charles Mingus Jr …   Wikipedia

  • Wired (альбом) — Эта статья  об альбоме. О журнале см. Wired. Wired …   Википедия

  • Mingus Ah Um — Studioalbum von Charles Mingus Veröffentlichung 1959 Label Columbia …   Deutsch Wikipedia

  • The Great Concert, Paris 1964 — Livealbum von Charles Mingus Veröffentlichung 1970 Aufnahme 1964 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”