Grafen von Everstein

Grafen von Everstein

Die Edelherren und Grafen von Everstein nannten sich seit 1116 nach den Burgen auf dem Großen und Kleinen Everstein am Burgberg im Landkreis Holzminden, Niedersachsen. Die Familie derer von Everstein teilte sich etwa um 1200 in mehrere Linien auf. Die Linien Ohsen und Holzminden starben im 14. Jahrhundert aus, eine weitere Linie in ihrem niedersächsischen Zweig am Ende des 14. Jahrhunderts und in ihrem dänischen Zweig 1453.

Inhaltsverzeichnis

Aufstieg

Kurz vor 1122 stiftete Graf Adalbert von Eberstein im vogtländischen Dobnagau in der Nähe seines Schlosses die Johanniskirche in Plauen.

Als Anhänger und Verwandte der Staufer erlebten sie nach der Entmachtung Heinrichs des Löwen im Jahre 1180 zunächst einen glanzvollen Aufstieg. Im Grenzgebiet zwischen den vier Diözesen Mainz, Paderborn, Hildesheim und Minden baute die Familie ihren Eigenbesitz im Weserbergland zwischen Höxter, Holzminden und Hameln zu einer kleinen Landesherrschaft aus. Hinzu kamen noch Güter an der Diemel bis Marsberg, bei Warburg und Scherfede, im Eichsfeld, Vogtland sowie Pommern. Sie waren verwandt mit den im Vogtland, im Dobnagau bei Plauen, begüterten Ebersteinern oder Eversteinern, deren Besitz später von ihnen zu Lehen ging.

Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen im Jahre 1180 wurde Graf Albrecht III. von Everstein Lehnsmann des Kölner Erzbischofs Philipp I. von Heinsberg, der von Kaiser Friedrich Barbarossa zum Herzog von Westfalen und Engern ernannt worden war. Bereits 20 Jahre später unterstanden ihm um Volkmarsen herum die Orte Wettesingen, Breuna, Rhöda, Ehringen und Wormeln.

1283 suchte Konrad von Everstein beim Erzbischof Siegfried von Köln Schutz und übertrug ihm Aerzen. Doch auch der Erzbischof konnte die Einnahme der Burg Everstein durch die Welfen nicht verhindern. Nach dem Untergang der Staufer erzwangen die Welfen 1284 den Verkauf der Burg Everstein zwischen Bevern und Negenborn. 1285 übertrug Graf Otto von Everstein dem Kloster Loccum Güter bei Gestorf.

Untergang

Im Jahre 1403 schloss der söhnelose Graf Hermann VII. von Everstein eine Erbverbrüderung mit den Grafen von Lippe, derzufolge der zwischen Hameln und Höxter gelegene und mit der Burg Polle an Lippe grenzende eversteinische Herrschaftsbereich an Lippe fallen sollte. 1405 wurde Burg Sternberg an Hermann von Everstein und an Bernhard VI. zur Lippe verpfändet, welche sich in der Folgezeit über das Sternberger Pfand zerstritten, so dass Hermann wieder aus dem Vertrag ausstieg. Die sogenannte „Eversteinsche Erbfolgefehde“ dauerte bis 1407. In ihrem Verlauf drangen die Welfen weit in lippisches Territorium vor. Sie endete mit der Einnahme der Burg Sternberg durch Truppen des Herzogs Heinrich von Braunschweig.

1408 kam es zum Friedensschluss. Hermann VII. von Everstein verlobte seine erst vier Jahre alte Tochter Elisabeth mit Otto IV. von Braunschweig-Lüneburg, Sohn des Herzogs Bernhard I., und gab Aerzen als Mitgift dazu. Damit hatten die Welfen den Anschluss der Grafschaft Everstein an Braunschweig-Lüneburg erreicht. Elisabeth wurde im gleichen Jahr mit Herzog Otto IV. verheiratet.

Hermann VII. von Everstein gilt als letzter seines Geschlechts und ging in die Verbannung.

Zwischen 1409 und 1414 erbauten die Grafen von Everstein auf dem Berg Woldau über dem Tal der Emmer die Burg Hemersen, die ab 1437 in den Besitz der Ritterfamilie Klencke überging, die die Hämelschenburg erbaute.

Seit 1946 gehört die Grafschaft Everstein zum Bundesland Niedersachsen.

Stammliste

Konrad I. Everstein, von (vor 1120–1128) ∞ Mechthild von Itter ( - ), Tochter Gumberts von Warburg oder seines Bruders Rembold von Canstein ∞ Gepa Gräfin von Arnsberg-Werl, später bekannt als Gepa von Itter

  1. Albert I. Everstein, von ( - 1122 ) ∞ Jutta von Schwalenberg ( - ), die Tochter von Widekind I. von Schwalenberg (†1136) Ist möglicherweise identisch mit Albert II.
    1. Albert II. Everstein, Graf von ( - 1158 ) ∞ N.N. ( - ) Ist möglicherweise identisch mit Albert I.
      1. Albert III. Everstein, Graf von ( - 1197 ) ∞ 1167 Richeza, von (1136 - 1185 ), eine Cousine des Staufer Barbarossa
        1. Albert IV. Everstein, Graf von (1160–1217 ) ∞ N.N
          1. Hermann I. Everstein-Polle, Graf von (1226–1272/1286) ∞ Hedwig Jakobsson ( - 1266 ), Tochter von Jens Jakobsen Galen und Adelheid von Dassel
            1. Otto III. Everstein, Graf von (1260–1313/14 ) ∞2. Lutgard von Schladen ( - 1331)
              1. Hermann II. Polle, Graf v. (1305–1350/51 ) ∞ Adelheid zur Lippe ( - 1324; Tochter des Simon I. (Lippe))
                1. Otto VI. Everstein, Graf v. ( - 1373 Leveste) ∞ Agnes von Homburg ( - 1409)
              2. Mechthild Everstein, v. ( - 1319 ) ∞ Conrad V. von Schönenberg ( - 1341 )
            2. Agnes Everstein, von ( - 1306/08 ) ∞ Bodo von Homburg
            3. Sophie Everstein ∞ Bernhard Brakel, von ( - 1313 )

Weiterer Zweig

Konrad VI. von Everstein wurde 1257 von den Welfen hingerichtet. Daraufhin zog seine Frau mit ihren vier Kindern Albert, Ludwig, Otto und Bernhard in das Bistum Cammin. 1274 wurde Otto von seinem Onkel Bischof Hermann von Gleichen mit Naugard, Massow und Gülzow belehnt.[1] Otto wurde Begründer des Hauses Eberstein-Naugard.

Einzelnachweise

  1. Seite des Heimatkreises Naugard

Literatur

  • G. Schnath: Die Herrschaften Everstein, Homburg und Spiegelberg; 1922
  • D. Schwennicke: Europäische Stammtafeln XVII, 1998

Siehe auch


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