Grafen von Falkenstein

Grafen von Falkenstein

Die Grafen von Falkenstein (ab 1125 Grafen von Falkenstein-Neuburg) waren ein bayerisches Adelsgeschlecht, das zur Stauferzeit eines der mächtigsten Herrschergeschlechter darstellte.

Inhaltsverzeichnis

Herrschaftsgebiet

Besitzungen der Grafen von Neuburg-Falkenstein und des Klosters Weyarn im Inn- und Mangfalltal um 1200

Die Falkensteiner, die ihre ältesten Besitzungen im Tal der Großen Vils und im Inntal im Süden des heutigen Landkreises Rosenheim hatten, beherrschten in ihrer Blütezeit weite Ländereien bis hinein nach Tirol, in das Mangfalltal, nach Niederösterreich und den Chiemgau. Sitze der Falkensteiner waren Falkenstein über dem Inn, Neuburg bei Vagen, Altenburg, Herantstein in Oberösterreich, Hartmannsberg bei Hemhof, Antwurt (heute Antwort) bei Endorf und Hernstein bei Baden in Niederösterreich. Verwaltungsorte waren u. a. Aibling und Prien.

Geschichte

Hofberg in Aibling, Burg und Verwaltungssitz der Falkensteiner
Ruine der Burg Unter-Falkenstein im Inntal

Die Falkensteiner gehen vermutlich auf Patto von Dilching (frühes 11. Jahrhundert) zurück[1]. Reginolt de Valchensteine ist der erste urkundlich erwähnte Falkensteiner (1115).

Der allodiale Besitz der Falkensteiner, auf den die Familie ihre adelige Herkunft zurückführte und der nicht durch Passivlehen erworben war, lag bei Geislbach (heute Teil der Gemeinde Taufkirchen an der Vils) im Tal der Großen Vils. Bei den Gütern am Inn soll es sich um später erworbenen Besitz handeln, der dem ursprünglichen Inhaber entfremdet worden sei, als er nach den Ungarneinfällen verlassen war.

Durch Heirat erfolgte im Jahre 1125 die Verschmelzung mit der Weyarn-Neuburger Grafenlinie. Kurz darauf gründeten die Falkensteiner das Kloster Weyarn (1133) [2].

Als nach der Absetzung Heinrichs des Löwen die bayerische Herzogswürde dem Wittelsbacher Otto I. verliehen wurde, verbündeten sich die Falkensteiner mit den Gegnern der Wittelsbacher, insbesondere den Andechs-Meraniern. Damit setzte allerdings der gewaltsame Niedergang des Adelshauses ein.

Das Geschlecht der Falkensteiner erlosch im Jahre 1272 mit Siboto IV., nachdem dessen Vater Siboto III. in einer Fehde zwischen Kaiser Friedrich und Papst Innozenz IV. alle Besitztümer verloren hatte. Nach anderen vorliegenden Quellen sollen die Neuburg-Falkensteiner erloschen sein, als Sigebothus VI. im Jahre 1272 im Bad erstochen wurde [3]

Falkensteiner Codex

Hauptartikel: Codex Falkensteinensis

Der Codex Falkensteinensis, das älteste Urbar und Lehensverzeichnis, der 1170 auf der Falkensteiner Neuburg bei Vagen entstand, gilt als einzig erhaltenes Traditionsbuch einer weltlichen Herrschaft.

Wappen

Das redende Wappen der "Grafschaft Falkenberg" zeigte auf rotem Grund einen golden bewehrten silbernen Falken mit aufgehenden Flügeln auf einem schwarzen Dreiberg. Dieses Wappen wird heute in unveränderter Form von der oberbayerischen Marktgemeinde Markt Schwaben verwendet.

In einer anderen Version ist ein rot bewehrter goldener Falke mit rotem Halsband auf blauem Grund dargestellt. Diese Fassung, die auf die Darstellung im Codex Falkensteinensis zurückgeht, findet sich heute im Wappen der Gemeinde Oberaudorf.

Zahlreiche weitere Orte und Gebietskörperschaften führen als Zeichen ihrer historischen Verbindung mit der Grafschaft Falkenstein in ihrem Wappen einen Falken:

Quellen

  1. J. B. Freed, The Counts of Falkenstein: Noble Self-Consciousness in Twelfth-Century Germany. The American Philosophical Society, Philadelphia 1984, ISBN 0871697467
  2. K. Weidemann, Hof, Burg und Stadt im östlichen Oberbayern während des frühen und hohen Mittelalters. In: Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hrsg.), Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, Band 18: Miesbach, Tegernsee, Bad Tölz, Wolfratshausen, Bad Aibling. Verlag Philipp von Zabern, Mainz am Rhein 1971
  3. J. H. Marbach, Die Gründung des Weyarner Chorherrenstifts und die Rolle der Neuburg-Falkensteiner, Vortrag im Rahmen der Weyarner Klosterwoche, 13. Dezember 2002

Web-Links


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Grafen von Cilli — in Die Struktur des Reiches unterste Reihe, zweiter von rechts Die Grafen von Cilli waren Nachkommen des hochfreien Adelsgeschlechts der Herren von Sanneck die Slowenen nennen die …   Deutsch Wikipedia

  • Grafschaft von Falkenstein — Die Grafen von Falkenstein (ab 1125 Grafen von Falkenstein Neuburg) waren ein bayerisches Adelsgeschlecht, das zur Stauferzeit eines der mächtigsten Herrschergeschlechter darstellte. Inhaltsverzeichnis 1 Herrschaftsgebiet 2 Geschichte 3… …   Deutsch Wikipedia

  • Werner von Falkenstein — (* um 1355 vermutlich auf Burg Falkenstein; † 4. Oktober 1418 auf Burg Peterseck (Thurnberg, Deuernburg) über Wellmich/Sankt Goarshausen) war von 1388 bis 1418 als Werner III. Erzbischof von Trier. Er war der Großneffe seines Vorgängers Kuno II.… …   Deutsch Wikipedia

  • Herren von Falkenstein — Als Herren von Falkenstein finden sich in Mittelalter und Neuzeit die folgenden Adelsfamilien: Grafen von Falkenstein (Bayern) Herren von Falkenstein (Hessen) Herren von Falkenstein (Schramberg) …   Deutsch Wikipedia

  • Grafen von Zimmern — Wappen der Herren von Zimmern in der Kapelle von Burg Wildenstein. Die Herren von Zimmern (ab 1538: Grafen von Zimmern) waren ein bedeutendes Adelsgeschlecht in Südwestdeutschland, das 1594 im Mannesstamm ausstarb. Ihre heutige Bekanntheit rührt… …   Deutsch Wikipedia

  • Grafen von Lebenau — Grafschaft Lebenau im Rupertiwinkel um 1200 Die Grafschaft Lebenau (auch als Liebenau oder Lebenau Hohenburg bezeichnet) war ein mittelalterliches Territorium, welches sich zum Großteil im heutigen Oberbayern und im Salzburger Land von der… …   Deutsch Wikipedia

  • Grafen von Frohburg — Die Grafen von Frohburg (früher manchmal auch Froburg geschrieben) waren im Mittelalter ein bedeutendes Hochadelsgeschlecht in der Nordwestschweiz. Ursprünglich stammten sie aus dem Wiggertal aus der Gegend um Zofingen. Im 10. Jahrhundert liessen …   Deutsch Wikipedia

  • Grafen von Sulzbach — Die Grafen von Sulzbach waren ein Adelsgeschlecht aus dem Nordgau. Sie hatten ihren Stammsitz auf der Burg Sulzbach (vgl. auch Sulzbach Rosenberg). Ihre Herkunft ist unklar und umstritten. Der Legende nach stillte Graf Gebhard nach einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Grafen von Thierstein — Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und… …   Deutsch Wikipedia

  • Grafen von Arnstein — Burg Arnstein Burg Arnstein Entstehungszeit: um 1130 Burgentyp: Höhenburg …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”