- Griechische Kapelle
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Die Russisch-Orthodoxe Kirche ist das einzige russisch-orthodoxe Gotteshaus in Wiesbaden und befindet sich auf dem Neroberg. Ihr voller Name lautet Russisch-Orthodoxe Kirche der heiligen Elisabeth in Wiesbaden. In Wiesbaden wird häufig auch noch die falsche Bezeichnung Griechische Kapelle verwendet, weil im 19. Jahrhundert orthodoxe Kirchen als „Griechische Kirchen“ bezeichnet wurden. Neben der Russischen Kirche befindet sich ein Pfarrhaus und ein russischer Friedhof, welcher zu den größten Europas gehört. Die Russisch-Orthodoxe Kirche und ihre Gemeinde gehört zur Diözese von Deutschland der Russisch-Orthodoxen Kirche im Ausland.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Russisch-Orthodoxe Kirche in Wiesbaden wurde 1847 bis 1855 von Herzog Adolf von Nassau anlässlich des frühen Todes seiner Gemahlin, der 19-jährigen russischen Prinzessin Jelisaweta Michailowna, Großfürstin von Russland und Herzogin von Nassau (1826-1845), erbaut. Diese war die Tochter von Michael Romanow (1798-1849), dem jüngeren Bruder der Zaren Alexander I. (Regierungszeit: 1801 bis 1825) und Nikolaus I. (Regierungszeit: 1826 bis 1855). Adolf hatte die Prinzessin 1844 geheiratet, doch als sie im darauffolgenden Jahr bei der Geburt des ersten Kindes zusammen mit dem Kind starb, geriet er in eine solche Trauer, dass er beschloss, für sie eine Grabeskirche zu errichten. Das Geld für diese Kirche bezog er mit dem Segen des Zaren Nikolaus I. aus ihrer Mitgift.
Mit dem Bau der Kirche wurde der Oberbaurat Philipp Hoffmann beauftragt, welcher eigens dafür zunächst in Russland die russische Kirchenbauweise studierte. Als Vorlage für diese Kirche nahm er die Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau. Am 25. Mai 1855 wurde die Kirche schließlich zu Ehren der heiligen Elisabeth, der Mutter Johannes des Täufers, welche die Namensheilige der verstorbenen Prinzessin war, eingeweiht. Kurz darauf wurde der Sarg, in welchem die verstorbene Prinzessin und der tote Säugling lagen, aus der Bonifatiuskirche, in welcher der Sarg vorher zeitweise untergebracht war, in einer Prozession in die Krypta der Russischen Kirche überführt und dort beerdigt.
Gleichzeitig mit dem Bau der Kirche wurde ein kleines Pfarrhaus errichtet und ein Russischer Friedhof angelegt, diese befinden sich etwa 100 Meter entfernt nordöstlich der Kirche. In der Kirche siedelte sich die vorher schon existierende russisch-orthodoxe Gemeinde an, welche vor allem aus russischen Gästen, bei denen Wiesbaden im 19. Jahrhundert ein beliebter Kurort war, bestand. Auch Zar Nikolaus II. besuchte während seines Aufenthalts in Deutschland zusammen mit seiner frisch vermählten Gattin, der Zarin Alexandra Fjodorowna, die Kirche und nahm am Gottesdienst teil. Dieses Ereignis ist auf einer Goldtafel vermerkt, welche in der Kirche angebracht ist.
Eine dauerhafte Gemeinde um die Kirche entstand erst in den 1920er-Jahren des 20. Jahrhunderts, als viele russische Emigranten in Folge der Russischen Revolution, des Russischen Bürgerkriegs und der Machtergreifung der Kommunisten ihr Land verließen und nach Deutschland kamen.
In den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts wurde das Innere der Kirche vollständig restauriert, da im Laufe der Zeit der Marmor und die Fresken in der Kirche der Witterung und anderen Beschädigungen ausgesetzt waren. In den Jahren 2002-2005 wurde das Innere der Krypta renoviert.
Architektur
Außenarchitektur
Die Kirche ist aus beigem, hartem Sandstein gebaut, welcher außen noch überall sichtbar ist. Der äußere Grundriss der Kirche ist ein Quadrat mit einem herausstehenden Bogen im Norden. Der Bau wird von fünf feuervergoldeten Kuppeln „gekrönt“, wobei die vier kleineren im Nordosten, Nordwesten, Südosten und Nordwesten die zentrale große Kuppel umgeben. Die Kuppeln haben eine für russische Kirchen typische Zwiebelform und weisen Rillen auf, welche längs von oben nach unten verlaufen. Auf jeder Kuppel befindet sich ein ebenfalls feuervergoldetes orthodoxes Kreuz. Alle Kreuze zeigen nach Süden, und sind bis auf das Kreuz im Zentrum, welches etwas größer als die anderen vier ist, gleich groß.
Alle Kuppeln stehen auf kleineren Türmen in Zylinderform, wobei natürlich der Hauptturm in der Mitte höher und breiter als die anderen ist. Dieser ist auch am obersten Teil unter der Kuppel ringsherum vollständig mit Glasfenstern umkleidet, so dass hier das Licht direkt in den Innenraum der Kirche fallen kann. Die anderen kleineren Türme haben eher schmale, längliche Fenster, durch die das Licht nur in das Innere der Türmchen fällt, da diese nicht mit dem Innenraum verbunden sind. Der nordöstliche Turm stellt hierbei jedoch eine Ausnahme dar. Dieser birgt eine Wendeltreppe in sich, über welche der Zugang bis direkt unter die Kuppel und von hier durch ein kleines Türchen im Turm auf das Dach der Kirche möglich ist.
Die Kirche hat zwei Eingänge: den Süd- und den Westeingang. Der Südeingang war ursprünglich nur für die Fürsten und sonstigen Adel vorherbestimmt. Früher bot sich dem Besucher beim Verlassen der Kirche durch diesen Ausgang ein Panorama von Wiesbaden, welches der Kirche „zu Füßen lag“. Diesen Eingang wurde nach dem Sturz des letzten Zaren Nikolaus II. im Jahre 1917 für immer verschlossen. Der Eingang für das „einfache Volk“ und der momentane Haupteingang war und ist der Westeingang. Betritt der Besucher die Kirche durch diesen Eingang, sieht er sich, wie in den meisten russisch-orthodoxen Kirchen üblich, der Ikonostase direkt gegenüber. Über den Eingängen befinden sich außen aus Sandstein gearbeitete Medaillons von besonderen Heiligen. Über dem Westeingang ist dies das Medaillon der Heiligen Helena, am Südeingang das der Heiligen Elisabeth (welcher zu Ehren auch die Kirche geweiht ist) und an der Ostseite über dem Fenster zum Altarraum das des Heiligen Erzengels Michael. Eben diese Heiligen waren die Schutzheiligen des Vaters (Michail) und der Mutter (Helena) der Großfürstin und ihre Schutzheilige selbst (Elisabeth). Die Eingänge selbst werden von etwa zehn Stufen aus rotem Sandstein gebildet und werden von einem Bogen überspannt, welcher sich an den Seiten auf je zwei Säulen stützt.
Friedhof
Nahe der Kirche der heiligen Elisabeth liegt der Russisch-Orthodoxe Friedhof der Russischen Gemeinde Wiesbadens. Er ist einer der ältesten seiner Art in Westeuropa. Der Friedhof liegt im benachbarten Wald, etwa 200 Meter nordöstlicher Richtung von der Kirche entfernt. Da das Friedhofstor in der Regel verschlossen ist, kann er nur von außen betrachtet werden.
Trivia
Das Kirchengebäude wurde bisher auch zweimal auf Briefmarken der Deutschen Bundespost in der Dauerserie Sehenswürdigkeiten gewürdigt (4. Juni 1991 zu 170 Pfennig und am 12. August 1993 mit einer Motivgleichen Marke zu 41 Pfennig).
Darüber hinaus befindet sich eine Abbildung auf den Touristischen Hinweisschildern (Unterrichtungstafeln) an den Autobahnen rund um Wiesbaden auf die Kirche.
Literatur
- Russische Kirche auf dem Neroberg in Wiesbaden - Geschichtlicher Überblick und Beschreibung der Kirche, Eigenverlag des Kirchenvorstandes
- Wiesbaden - Russische Kirche, Kloster des Hl. Hiob von Počaev in München, 3. Auflage, Berlin-München, 2000, ISBN 3926165952
- Baedeker Wiesbaden Rheingau, Karl Baedeker GmbH, Ostfildern-Kemnat, 2001, ISBN 3879540764
- Das verkannte Jahrhundert. Der Historismus am Beispiel Wiesbaden, Gottfried Kiesow, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, 2005, ISBN 3936942536
- Dr. Dirk Becker: vivat Wiesbaden. Spaziergänge zwischen Tradition und Moderne. Ein Stadtführer für Wiesbaden und Umgebung. Universum Verlag, Wiesbaden 2006. ISBN 389869141-1
- Marc Peschke: Wiesbaden. In: Marc Peschke u.a.: Rheingau & Wiesbaden. Reise- und Weinführer. Verlag Bernd Ditter, Wiesbaden 2006. ISBN 3934962068
Weblinks
50.09758.2347222222222Koordinaten: 50° 5′ 51″ N, 8° 14′ 5″ O
Kirchen des Historismus in Wiesbaden (Baujahr)Friedenskirche (1898-1900) | Bergkirche (1876-1879) | Bonifatiuskirche (1844-1849) | Dreifaltigkeitskirche (1908-1912)
Englische Kirche (1863-1865) | Maria-Hilf-Kirche (1893-1895) | Marktkirche (1853-1862) | Oranier-Gedächtniskirche (1902-1905)
Ringkirche (1892-1894) | Russische Kirche (1847-1855)
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