Griffel

Griffel

Ein Griffel (v. griech.: grapheion, Schreibgerät) ist ein Stift zur Beschriftung einer Schiefertafel oder Wachstafel. Er wurde zuerst in Mesopotamien zur Beschriftung von Keilschrifttafeln benutzt. Viele Werkzeuge, die die Oberfläche eines Werkstücks ritzen, werden Griffel genannt.

Inhaltsverzeichnis

Schreib-Griffel

Schiefergriffel
Griffel aus dem 15. Jahrhundert
Fundort Thermengasse im römischen vicus Turicum (Zürich): Haarnadeln, Schreibgriffel und Spielsteine aus Bein.

Eine spezielle Form des Griffels ist älteren Generationen als Schreib-Griffel noch in guter Erinnerung, denn noch bis Mitte der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts schrieben und rechneten Schüler der unteren Jahrgänge mit ihnen auf Schiefertafeln (mit Schiefergriffeln) bzw. später auch auf Plastiktafeln (dann mit Kreidegriffeln oder Kreide).

Form und Aussehen

Es waren meistens rund gedrehte, manchmal auch vierkantige, massive Stifte von 4–6 mm Durchmesser, die, wie die Schiefertafel, aus Schiefer (Griffelschiefer) bestanden. Sie waren in der Regel mit einer oder mehreren Lagen Papier umwickelt. Die Griffel wurden in der Griffelbüchse transportiert.

Funktionsweise

Da die Tafel und der Griffel gleiche Härte hatten, wurden durch den Griffel feine Spuren in die Tafel gezogen, die wegen des Materialabriebs grau erschienen. Durch Abwischen mit Wasser konnten diese wieder beseitigt werden. Im Laufe des Gebrauchs wurden die Oberflächen der Tafeln immer rauer. Insbesondere härtere Einschlüsse im Griffel führten zu tiefen Spuren. Bei unsachgemäßer Benutzung erzeugten sie schrille Geräusche auf der Schiefertafel.

Weiterentwicklungen

In den fünfziger Jahren verbreiteten sich deshalb Griffel, die ähnlich wie ein Bleistift aufgebaut waren. Die von Holzhüllen umgebenen Minen wurden aus verschiedenen pulverförmigen Materialien (z. B. Kreide) mit Bindemitteln gepresst. Neben der Schonung der Tafeln erreichte man auch geringeren Schreibdruck, was das Schreiben wesentlich erleichterte. Außerdem waren sie viel leichter anzuspitzen. Wegen ihrer Weichheit wurden sie in Schülerkreisen Buttergriffel oder Milchgriffel genannt. Allerdings waren dies keine Griffel im technischen Sinne mehr, da sie die Tafeln nicht mehr ritzten, sondern Material von der Mine als Abrieb auf der Tafel hinterließen.

Siehe auch


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