- Grippepandemie
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Als Influenzapandemie wird eine weltweit auftretende, massive Zunahme von Grippe-Erkrankungen mit deutlich erhöhter Sterblichkeit bezeichnet.
Auslöser der Epidemien und Pandemien sind Influenzaviren der Gruppen A und – seltener – B, da diese in der Lage sind, ihre antigenen Oberflächenmoleküle Hämagglutinin (HA) und Neuraminidase (N) ständig zu verändern. Solche Veränderungen können jederzeit eintreten und dazu führen, dass sie vom Immunsystem trotz Impfung (oder Immunität nach einer vorhergegangenen Influenza-Infektion mit Viren, die noch andere Oberflächeneigenschaften hatten) bei einer erneuten Infektion nicht mehr oder nur schlecht erkannt werden.
Inhaltsverzeichnis
Große Influenzapandemien
Die Epidemien und Pandemien des 20. Jahrhunderts wurden nach ihren mutmaßlichen Ursprungsgebieten benannt:
- 1918-1920 – „Spanische Grippe“, etwa 20 bis 50 Mio. Tote
- 1957-1958 – „Asiatische Grippe“, etwa 1 bis 1,5 Mio. Tote
- 1968-1969 – „Hongkong-Grippe“, etwa 3/4 bis 1 Mio. Tote
- 1976-1977 – „Russische Grippe“, etwa 3/4 Mio. Tote
Erkrankungsraten
Bei einer Influenzaepidemie oder „Grippewelle“ werden 10-20 Prozent einer Bevölkerung infiziert, aber die Ausbrüche bleiben lokal begrenzt. Bei Pandemien hingegen verbreiten sich die Viren rasch und mit Infektionsraten von bis zu 50 Prozent über den ganzen Globus. Auslöser ist immer ein neuer Subtyp des Influenza-A-Virus, der auch durch eine Antigenshift (eine Durchmischung von humanen und aviären Gen-Segmenten) entstehen kann. Eine solche Durchmischung von Vogelgrippe- und humanen Influenzaviren kann beispielsweise im Schwein stattfinden („Schweinegrippe“), wenn diese Tiere Träger beider Viren sind.
Auch in „normalen“ Grippejahren ohne Pandemie stirbt jährlich eine Vielzahl von Menschen an dieser Krankheit oder ihren Folgen.
Vorbeugungsmaßnahmen
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat im Jahre 1948 ein weltweites Überwachungssystem installiert, das die von 110 Referenzlaboratorien isolierten Virusstämme ständig auf neue Varianten überprüft, was zu den jährlich neuen Empfehlungen für die Impfstoffzusammensetzung der kommenden Saison führt, mit industriellem Herstellungszyklus von 10–12 Monaten. Das Nationale Referenzzentrum für Influenza in Deutschland befindet sich am Robert Koch-Institut.
Zudem hat die WHO 1999 von allen Ländern die Erstellung entsprechender nationaler Pandemiepläne gefordert.
Durch diese Maßnahmen soll sichergestellt werden, dass im Fall einer Pandemie rasch sichere Impfstoffe hergestellt werden können. Für Europa hat die Vaccine Expert Group der Europäischen Arzneimittelagentur entsprechende Leitlinien erarbeitet.
Ende 2006 kam es zwischen der indonesischen Regierung und der WHO zu Spannungen, da das Land sich weigerte, wie vereinbart die im Land gewonnenen Virusproben des Influenza-Subtyps H5N1 an die WHO-Labors zu liefern. Indonesien versuchte so, Druck auf die WHO auszuüben, um zu erreichen, dass dem Land im Fall einer Pandemie ausreichende Mengen an Impfstoff zur Verfügung gestellt werden. Da Fabriken zur Impfstoffproduktion nur in Industrieländern existieren, befürchtet die indonesische Regierung, dass diese Impfstoffe im Fall einer Pandemie vorwiegend in den Herstellungsländern verteilt werden. Im März 2007 schien Indonesien einzulenken, nachdem die WHO zugesagt hatte, den Aufbau von Impfstoffproduktionen auch in den weniger entwickelten Regionen zu fördern. [1] Tatsächlich wurden im Jahr 2007 aber nur zwei indonesische Virusproben abgegeben, obwohl im Land mit mehr als 40 Neuerkrankungen die weltweit höchsten Fallzahlen aktenkundig wurden. [2]
Quellen
- ↑ Indonesia to Share Flu Samples Under New Terms. Science Band 316 vom 6. April 2007, S. 37
- ↑ Science 318 vom 23. November 2007, S. 1229
Literatur
- B. M. Gensthaler: Influenza. Furcht vor der Pandemie. Pharmazeutische Zeitung 148(34), S. 30 - 31 (2003), ISSN 0031-7136
Weblinks
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