LÜKEX

LÜKEX

LÜKEX ist ein Kurzwort für Länderübergreifende Krisenmanagementübung (EXercise) und die Bezeichnung für regelmäßig stattfindende Übungen in Deutschland.

Die vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe nach Vorgaben des Bundesministerium des Innern in Zusammenarbeit mit den Bundesländern geplanten LÜKEX-Übungen sind Teil einer Serie nationaler Krisenmanagement-Übungen, die die Wirksamkeit der „Neuen Strategie des Bundes und der Länder zum Schutz der Bevölkerung“ (beschlossen im Jahr 2002) erproben sollen. Sie knüpfen unter veränderten Bedingungen an die NATO-„WINTEX-Übungen“ an, die bis 1998 regelmäßig vor dem Hintergrund des Ost-West-Konflikts stattfanden und in dem Teilbereich „CIMEX“ neben dem militärischen Teil wesentliche Komponenten der „Zivilen Verteidigung“ enthielten.

Die erste dieser Übungen fand im Jahr 2004 statt und hatte großflächige Stromausfälle sowie Terroranschläge auf See zum Thema. Im Jahr darauf wurden im Hinblick auf die kommende Fußballweltmeisterschaft 2006 mögliche Szenarien im Umfeld von Großveranstaltungen geprobt. Die Übung im Jahr 2007 hatte den Schwerpunkt Pandemie. Ursprünglich war ein Zweijahres-Rhythmus vorgesehen, aus zeitlichen Gründen konnte 2009 aber keine Übung mehr erfolgen, diese wurde zum Jahresanfang 2010 am 27. und 28. Januar mit dem Themenkreis bundesweite Terrorangriffe mit chemischen, biologischen und radioaktiven Substanzen nachgeholt.

Es wird vorrangig die allgemeine Organisation auf Regierungsebene und die Zusammenarbeit verschiedener Bundesländer mit den Bundesministerien geübt, vereinzelt finden im Rahmen der LÜKEX aber auch Übungen mit realen Einheiten statt. Die mehrtägigen Übungen haben gezielt die längerdauernde Bewältigung von Schadenslagen zum Ziel, damit die übenden Führungsstäbe auch mit echtem Stress und der Problematik von Ablösungen im Einsatz konfrontiert werden. Beübt werden jedes Mal grundsätzlich alle Bundesländer, wobei jeweils ca. drei „Kernübungsländer“ im vollen Umfang mitüben während die anderen Länder nur mit sogenannten „Rahmenleitungsgruppen“ in das Übungsgeschehen eingebunden sind.

Ablauf

Die Vorbereitung ist sehr aufwändig, es werden ausführlich recherchierte Übungsszenarien vorbereitet. Gezielt für die Übung aufgenommene fiktive Nachrichtensendungen, Presseveröffentlichungen und eingespielte Anfragen von Medienvertretern sorgen für realistische Stimmung in den übenden Führungsgruppen. Es werden eine Vielzahl von detaillierten Übungsszenarien vorbereitet, deren Abarbeitung seit 2010 mittels eines eigenen Softwaresystems kontrolliert werden kann.

Die Übungsteilnehmer werden im Vorfeld mit der „Entwicklung“ vertraut gemacht, hier gibt es fiktive Szenarien, die zur Übungslage hinführen. Es wird eine Rahmenhandlung aufgebaut, die die vorbereitete Besetzung der Führungsstäbe realistisch erscheinen lässt. Sobald diese am ersten Übungstag die Arbeit aufnehmen, werden dann die speziellen Lagen eingespielt.

Die Übung wird durch die zentralen Übungssteuerung (ZÜSt) in der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz des BBK in Bad Neuenahr-Ahrweiler geleitet, unterstützt durch untergeordnete örtliche Übungsleitungen. Deren Aufgabe ist es, die Einspielungen zu koordinieren und die Umsetzung zu organisieren sowie die entsprechende Reaktion zu kontrollieren.

Im Nachgang findet eine Auswertung der Übung statt. Jeder Teilnehmer hat die Chance, seine Tätigkeit zu reflektieren, die Gesamtauswertung bringt wertvolle Impulse für die weitere Ausbildung und die Strategien auf Bundesebene.

Kritik

Fachkreise und die Öffentlichkeit kritisieren zumeist die offensichtlich unrealistischen Annahmen. Allerdings hat sich mit der Schneekatastrophe im Münsterland und der H1N1-Grippepandemie jeweils bald nach den entsprechenden LÜKEX-Übungsannahmen gezeigt, dass diese durchaus auf realen Gegebenheiten beruhen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Aufarbeitung der Übungen. Die Bewältigung der LÜKEX wird zumeist als großer Erfolg dargestellt, auch wenn einzelne Szenarien bei weitem nicht ausreichend bewältigt wurden und auch die Zusammenarbeit immer wieder große Probleme verursacht.

Weblinks, Quellen


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