Alfred Ernst Rosenberg

Alfred Ernst Rosenberg
Alfred Rosenberg (Januar 1941), Aufnahme aus dem Bundesarchiv

Alfred Ernst Rosenberg (* 12. Januar 1893 in Reval, damals ein Teil von Russland, heute Tallinn, Estland; † 16. Oktober 1946 in Nürnberg) war ein NSDAP-Politiker und führender Ideologe dieser Partei sowohl in der Weimarer Republik als auch in der Zeit des Nationalsozialismus. Durch Verbreitung zahlreicher rassenideologischer Schriften trug Rosenberg während dieser Zeit erheblich zu einer Verschärfung des Antisemitismus bei. Im Zweiten Weltkrieg unternahm er mit seinem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) Beutezüge in ganz Europa, insbesondere hinsichtlich des Diebstahls von Kulturgütern. Als Leiter des Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete (RMfdbO) verfolgte er im Rahmen seiner Ostpolitik das Projekt der Germanisierung der besetzten Ostgebiete, bei gleichzeitiger systematischer Vernichtung der Juden. Während des Nürnberger Prozesses wurde Rosenberg als Hauptschuldiger der NS-Kriegsverbrechen angeklagt, in allen vier Anklagepunkten für schuldig befunden und zum Tode verurteilt.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Familie

Jugendliche Prägungen

Die ersten Lebensjahre von Alfred Rosenberg, der in einer deutschbaltischen Großfamilie auf der Poststraße 9 in der damals russischen Stadt Reval aufwuchs,[1] waren durch mehrere Todesfälle mitgeprägt. Nur zwei Monate nach seiner Geburt starb seine 1868 in Sankt Petersburg geborene Mutter Elfriede Caroline Siré an Tuberkulose. Als Rosenberg 11 Jahre alt war, im Jahre 1904, starb nach langer Krankheit sein Vater Woldemar Wilhelm Rosenberg (geb. 1862), ein Kaufmann mit Wurzeln in Livland; 1905 dann seine Großmutter.[2] Zu seinen Pflegemüttern wurden zwei Schwestern seines Vaters, Cäcilie Rosalie (geb. 1860) und Lydia Henriettte (geb. 1864), an die er sich später stets mit Dankbarkeit erinnerte.[2] Sicher ist bis heute nicht, ob Rosenberg, wie sein Nachname vermuten lässt, jüdische Vorfahren hatte. Das Interesse an dieser Frage ist erstmals im Monat der Veröffentlichung seiner antisemitischen Schrift der Der Mythus des 20. Jahrhunderts und seiner Wahl in den Reichstag im Oktober 1930 entstanden. In der Öffentlichkeit war die Rede davon, dass „kein Tropfen deutschen Blutes“ in seinen Adern fließen würde und sich unter seinen Vorfahren nur „Letten, Juden, Mongolen und Franzosen“ befunden hätten.[3] Verkündet haben soll die Botschaft der Journalist Franz Szell,[4] am 15. September 1937 ebenso die Vatikan-Zeitung L’Osservatore Romano.[5] Nachgewiesen werden konnten jüdische Familienwurzeln allerdings bislang nicht. Allem Anschein nach wurden diesbezügliche Akten, die den Nachweis damals möglicherweise erbracht hätten, während der deutschen Besatzungszeit in den Jahren 1941 bis 1945 gezielt vernichtet.[6]

Kurz nach dieser Folge von familiären Todesfällen, zwischen 1905 und 1908, lernte er Hilda Leesmann kennen, die er 1915 heiratete.[7] Hildas Familie war äußerst kultiviert, gebildet und unterhielt zahlreiche Beziehungen zur Sankt Petersburger Gesellschaft.[7] Vor allem über diese Verbindung, wie er später in seinem NS-Erinnerungsbuch angedeutet hatte,[8] begann Rosenberg in dieser Zeit zeitgenössisch populäre Literatur zu lesen, so vor allem philosophische Bücher aus dem deutschen Idealismus, wie Herder und Fichte, der Weimarer Klassik (Goethe), Romane (Charles Dickens), Heldenmythen (Thomas Carlyle) und christlich geprägte Sozialliteratur (Ralph Waldo Emerson).[9] Später, zwischen 1909 und 1912, kamen noch natur- (Arthur Schopenhauer) und lebensphilosophische Schriften von Nietzsche[10] sowie rassenideologisch-christlich verklärte Bücher von Chamberlain hinzu, wobei Rosenberg besonders von Chamberlains Schriften über Goethe und Kant angetan war, wie Alfred Baeumler in einer Einleitung zu Rosenbergs frühen Aufzeichnungen noch während des Krieges mitteilte.[11] Diese Schriften sollen in jener Zeit bei Rosenberg mehr Eindruck hinterlassen haben, als Chamberlains damals populäres Buch Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts.[11] Und noch 1946 bedauerte Rosenberg, dass er während seiner Jugendzeit „keine humanistische Vorbildung“ erhalten habe. Das hätte er „immer wieder bedauert“.[12]

Noch während seiner Schulzeit in der Petri-Oberrealschule, die er bis Juni 1910 besuchte, entdeckte Rosenberg sein Interesse für Vorgeschichte, insbesondere für die Archäologie und die Völkerwanderung.[13] Das Interesse dafür ist durch Anregungen seines Geographielehrers Spreekelsens entstanden, der sich vor allem an den im vorrevolutionären Russland populären, mythologisierten Geschichtsbüchern des Historikers D.J. Ilowaiski (1832-1920) orientierte. Mit Spreekelsen hatte Rosenberg auch erfolgreich an einer Ausgrabung teilgenommen.[13] Diese Ereignisse fallen in eine Zeit, als Bücher des Vorgeschichtlers Gustaf Kossinna populär wurden. In diesen frühen Jahren wurde bei Rosenberg der Grundstein gelegt, der ihn später dazu führte, in Deutschland die „Vor- und Frühgeschichtsforschung“ ideologisch auszurichten und populär zu machen.[14] Über Rosenbergs späteres „Amt Rosenberg“, den angeschlossenen „Reichsbund für Deutsche Vorgeschichte“ mit dem Prähistoriker Hans Reinerth, dem „Nordischen Bund“ mit Walter Darré und Heinrich Himmler (der dann sein „Ahnenerbe“ gegründet hatte), bildete sich in den nachfolgenden Jahren ein Wirkungskreis heraus, der später massiv die Inhalte der politisierten Unterrichtspläne in den deutschen Schulen bestimmte.[14]

Revolutionäre Kunst

Vorgeprägt durch persönliche und gesellschaftliche Krisenerfahrungen,[15] sowie christliches und völkisches Gedankengut,[16] das um die Jahrhundertwende populär war, begann Rosenberg im Herbst 1910 mit seinem Studium der Architektur am Polytechnikum in Riga, der späteren Universität Lettlands,[17] wo zum selben Zeitpunkt auch der damals bekannte Wagner-Verehrer Carl Friedrich Glasenapp arbeitete.[18] Noch im selben Jahr wurde Rosenberg engagiertes Mitglied der 1875 gegründeten Burschenschaft Rubonia, einer baltischen Studentenverbindung, bei der es Sitte war, sich nach festen Regeln zu prügeln und zu fechten.[16] Während seiner Studienzeit lernte er, wie damals zum selben Zeitpunkt auch Adolf Hitler,[19] die Musikdramen des - ebenso von Chamberlain verehrten - Komponisten und antisemtischen politischen Schriftstellers Richard Wagner kennen, wobei Rosenberg mehrere Male das Theater aufsuchte.[16] Insbesondere von Wagners Meistersingern und von Tristan und Isolde sowie von Wolfram von Eschenbachs Versroman Parzifal, der später die literarische Grundlage für Wagners Parsifal wurde, war Rosenberg in jener Zeit angetan.[16] Im Juli 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. In Riga, das allerdings erst am 3. September 1917 von deutschen Truppen eingenommen wurde, herrschte bereits nach Kriegsbeginn Unsicherheit über den weiteren Kriegsverlauf, weshalb das Polytechnikum im Sommer 1915 mit sämtlichen Professoren nach Moskau evakuiert wurde.[20] In Moskau, wo Rosenberg das Ende der Zarenherrschaft und die Oktoberrevolution der von ihm äußerst verachteten Bolschewisten miterlebte, absolvierte er im Frühjahr 1918 sein Studium mit einer Diplomarbeit über die Architektur eines für russische Verhältnisse geeigneten Krematoriums.[20]

Bereits im Januar 1917 hatte Rosenberg damit begonnen, einzelne Gedanken in der Form von Aphorismen und kurzen Essays in Wachstuchheften aufzuschreiben. Diese in Moskau, Reval und später auch in München angefertigten Niederschriften, welche er 1943 veröffentlichen ließ, enden im November 1919.[21] Seine frühen Aufzeichnungen liefern ein Zeugnis seiner existentiellen Suche nach einer Identität und beginnen programmatisch mit dem Aphorismus: „Man kann oft beobachten, dass ein Mensch, der revolutionär in einer Kunst ist, traditionell über eine andere denkt.“[21] Als Rosenberg im Frühjahr 1918 in seine Geburtsstadt zurückkehrte, waren dort noch deutsche Truppen stationiert, die gegen Einheiten der Roten Armee kämpften. Immer noch war die politische Lage angespannt. Und Rosenberg war sich sicher: „Aber was fehlte, war ein Führer, ein Kampfruf für die Zukunft. Für die Wiederkehr derer, die gestürzt waren, wollte niemand kämpfen“, wie er später in seinem Tagebuch schrieb.[22] Geschult durch den lettischen Maler Wilhelm Purwits (lett. Vilhelms Purvitis), bei dem er bereits während seiner Schulzeit Privatunterricht erhalten hatte, sowie durch sein Studium, begann er zunächst mittellos als Zeichenlehrer am Gustav-Adolf-Gymnasium zu arbeiten. Zur selben Zeit beschäftigte er sich mit Schopenhauer und schrieb seine ersten antisemitischen Essays mit den Titeln „Eine ernste Frage“ (um Mai 1918), worunter er die Judenfrage verstanden hatte, dann seine Reformskizzen „Über Religionsunterricht“ (Juni 1918) und schließlich die längste seiner ganzen Frühschriften mit dem Titel „Der Jude“ (Juli 1918). Bereits hier verwendete er eine rassistische Terminologie, wobei er seinen Antisemitismus insbesondere mit einer Berufung auf Fichte und Wagner rechtfertigte, sich bereits auf einen Dualismus zwischen „Juden und Arier“ mit sich einigte, und forderte, dass „den Juden“ - unter Ächtung der „Menschenrechte“ - die „Bürgerrechte“ entzogen werden müssten.[21] Schon einen Monat zuvor, im Mai 1918, hatte er sich auf einen festen assoziativen Zusammenhang zwischen „Sozialismus“, „Völkerchaos“ und „Juden“ in seinen Frühschriften festgelegt und – wie einst auch Richard Wagner[23] – behauptet, dass jüdische Menschen zu einer künstlerischen Produktion, worunter Rosenberg auch die Herstellung eines „Staatsgebildes“ verstand, nicht fähig seien.[21] Gewachsen war der Gedanke offenkundig auch mit Blick auf die Bolschewisten, die seinem Eindruck nach die politische Ordnung nach der Revolution nicht zu stabilisieren vermochten.

Den Gestus des Genies, der um die Jahrhundertwende ein gesellschaftlich weit verbreitetes Symptom der Dekadenz war,[24] bildete Rosenberg zusammen mit seinem Feindbild „Juden“ in jenen Monaten deutlich heraus - und er legte diesen Gestus gemäß seiner sich entfaltenden Rassenideologie zeitlebens nicht mehr ab.[25] Am 30. November 1918 hielt er in einem von ihm gemieteten großen Saal des Schwarzhäupterhauses einen Vortrag über „die Judenfrage“, wobei er noch am selben Abend seine Geburtsstadt verließ, um nach Berlin zu reisen.[26] Nur wenige Tage später beabsichtigte er Berlin wieder zu verlassen. Er dachte zunächst an London, weil er glaubte, dass allein Großbritannien in der Lage wäre, den Bolschewismus - worunter er stets das Judentum verstand - zu bekämpfen. Sein Antrag auf ein Visum wurde von London abgewiesen, weil sich die britische Regierung vor einer russischen Infiltration fürchtete.[27] Schließlich reiste er nach München, eine Anlaufstelle von zahlreichen immigrierenden Deutschbalten in jener Zeit,[28], wo er zunächst Kontakt zu den baltischen Malern Otto von Kursell und Ernst Thode unterhielt.[29] Nur kurze Zeit nach seiner Ankunft besuchte er eine Kundgebung revolutionärer Künstler im Deutschen Theater. Rosenberg war der Auffassung, dass es sich bei diesen Menschen um „künstlerisch Zukurzgekommene“ gehandelt habe, die - wie er selbst auch - „mit Hilfe einer neuen Welle Bedeutung erhalten wollten“.[29]

Weimarer Republik

Politischer Schriftsteller

Mit Beginn der Weimarer Republik veröffentlichte Rosenberg erste Schriften wie „Die Spur des Juden im Wandel der Zeiten“ (1919), „Das Verbrechen der Freimaurerei. Judentum, Jesuitismus, Deutsches Christentum“ (1921), „Börse und Marxismus oder der Herr und der Knecht“ (1922) oder die antizionistische Schrift Der staatsfeindliche Zionismus[30] (1922 in der Hamburger Deutschvölkischen Verlagsanstalt, die sich im Eigentum der Bundesleitung des Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes befand), in denen er die Theorie einer jüdisch-freimaurerischen Weltverschwörung verbreitete, die es darauf abgesehen habe, „die Existenz anderer Völker zu unterminieren“. Zu diesem Zweck hätten die Freimaurer den Weltkrieg und die Juden die Russische Revolution herbeigeführt. Daher seien Kapitalismus und Kommunismus nur scheinbare Gegensätze, in Wahrheit handele es sich um ein und dieselbe Zangenbewegung, mit der das „internationale Judentum“ nach der Weltherrschaft strebe („Die Hochfinanz als Herrin der Arbeiterbewegung in allen Ländern“, 1924). Das Aufkommen dieser Gedanken muss im Zusammenhang mit dem krisenhaft-aufgeregten Klima des Deutschlands der frühen 1920er Jahre gesehen werden. Hier fanden sie zahlreiche Anhänger und trugen zum Wahnbild einer jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung“ bei, die den Kern von Hitlers Denken, seiner Propaganda und seiner Politik bilden sollte. Rosenbergs Biograph Ernst Piper schrieb sogar, dass Rosenberg entscheidend dazu beigetragen habe, Hitler das Bild vom vermeintlich jüdischen Charakter der russischen Revolution zu vermitteln.

1923 gab Rosenberg einen Kommentar zur Hetzschrift Protokolle der Weisen von Zion heraus, für deren Verbreitung er sich schon seit seiner Ankunft in Deutschland eingesetzt hatte und die zwei Jahre später in Mein Kampf mehrfach zustimmend zitiert wurde. Darin heißt es:

Es beginnt heute mitten im Zusammenbruch einer ganzen Welt eine neue Epoche ... Als eines der Vorzeichen dieses kommenden Kampfes um eine neue Weltgestaltung steht die Erkenntnis des Wesens des Dämons unseres heutigen Verfalls.[31]

Bereits 1921 war er mit Eckart zum Völkischen Beobachter gewechselt, dessen Chefredaktion er nach Eckarts Tod im Februar 1923 übernahm; dies zeigt die starke Stellung, die sich Rosenberg mit seinen Verschwörungstheorien innerhalb der nationalsozialistischen Bewegung aufgebaut hatte. Ab 1937 war er schließlich Herausgeber des Blattes.

Umbruchphase in der NSDAP

Rosenberg nahm 1923 am „Marsch auf die Feldherrnhalle“ teil, wurde aber im Gegensatz zu anderen Teilnehmern des Putsches nicht angeklagt. Während Hitler seine Haftstrafe absaß, betraute er Rosenberg mit der Führung der NSDAP, einer Aufgabe, der sich Rosenberg jedoch kaum gewachsen zeigte.

1925 heiratete er ein zweites Mal, nachdem seine erste Ehe 1923 geschieden wurde; die Ehe mit Hedwig Kramer hielt bis zu seinem Tod. 1930 wurde die Tochter Irene geboren, ein Sohn starb kurz nach der Geburt.

Kampfbund für deutsche Kultur

1927 wurde Rosenberg von Hitler mit der Gründung eines nationalsozialistischen Kulturverbandes beauftragt. Obwohl ursprünglich offenbar als Kulturverband der Partei gedacht, trat der Verband erst 1929 als vorgeblich überparteilicher Kampfbund für deutsche Kultur an die Öffentlichkeit. Hier wurden verschiedene Erscheinungsformen der Klassischen Moderne wie die Architektur des Bauhaus, der Expressionismus und die Abstraktion in der Malerei oder die Zwölftonmusik pauschal als „Kulturbolschewismus“ diffamiert und bekämpft.

„Der Mythus des 20. Jahrhunderts“

Das 1930 erschienene Buch Der Mythus des 20. Jahrhunderts war als Fortsetzung von Houston Stewart Chamberlains Werk „Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts“ gedacht. Eine neue „Religion des Blutes“ müsse laut Rosenberg ein von „jüdischen Einflüssen“ durchdrungenes Christentum ersetzen, indem dieses durch eine neue „Metaphysik“ der „Rasse“ und des ihr innewohnenden „kollektiven Willens“ abgelöst werde.

„Rasse“ stellte sich Rosenberg als eigenständigen Organismus mit einer kollektiven Seele, der „Rassenseele“, vor; alles Individuelle wollte er unterdrückt wissen. Die einzige Rasse, die in der Lage sei, kulturelle Leistungen hervorzubringen, ist nach Rosenberg die „arische Rasse“. Im „Mythus des 20. Jahrhunderts“ postulierte Rosenberg den politischen Mythos des untergegangenen Atlantis als Urheimat einer „arischen Rasse“. Im Gegensatz zur jüdischen Religion, die Rosenberg als teuflisch ansah, wohne den „Ariern“ etwas Göttliches inne. Jesus Christus wurde in Rosenbergs Buch zu einer verklärten „Verkörperung der nordischen Rassenseele“. Nach ihm könne dementsprechend Jesus kein Jude gewesen sein. Die Ehe sowie Geschlechtsverkehr zwischen „Ariern“ und Juden seien zudem unter Todesstrafe zu stellen.

In Anlehnung an die Naturphilosophie von Arthur Schopenhauer sah Rosenberg den „Willen“ keiner Moral untergeordnet; wenn ein starker Führer entsprechende Befehle gebe, könnten diese ausgeführt werden. Damit ebnete er den Weg zum nationalsozialistischen Weltbild und einem Handeln, in dem andere Völker unterdrückt und eine „reine“ Rasse gezüchtet werden sollten.

Rosenbergs Rassendoktrin, die er auf dem Hintergrund seiner Christentums- und Kirchenkritik skizzierte, rief zahlreiche kritische Reaktionen hervor. Während Walter Künneth im kirchlichen Auftrag eine umfangreiche Widerlegung schrieb,[32] orientierte sich der Jenaer Theologieprofessor Walter Grundmann an der Forderung Rosenbergs nach einer „Germanisierung“ des Christentums und gründete das Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben.[33]

Abgeordneter im Reichstag

1930 zog er als Abgeordneter der NSDAP für Darmstadt in den Reichstag ein, wo er sich vor allem im Auswärtigen Ausschuss engagierte.

Nationalsozialismus

Alfred Rosenberg in Uniform 1933, Aufnahme von Friedrich Franz Bauer aus dem Bundesarchiv

Außenpolitisches Amt

1933 wurde Rosenberg zum Leiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAP ernannt. Zugleich hatte Hitler Joachim von Ribbentrop zu seinem außenpolitischen Berater gemacht, der nun mit dem Auswärtigen Amt, Hermann Göring und Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht um Mitsprache und Einfluss in der Außenpolitik rivalisierte. In diesem NS-typischen Kompetenzenstreit hatte Rosenberg weder in der Konzeptionierung noch in der praktischen Umsetzung der NS-Außenpolitik zunächst eine Rolle gespielt. Dementsprechend unzufrieden war Hitler. Am 28. Juli 1933 notierte Joseph Goebbels: „Er [Anm.: Hitler] spricht scharf gegen Rosenberg. Weil er alles und nichts macht. V. B. ist saumäßig. Er sitzt in seinem ‚Außenpolitischen Amt‘, wo er auch nur Murks macht.“

Im Oktober 1935 verfasste Rosenberg einen Tätigkeitsbericht seines APA, aus dem ersichtlich wird, dass er den Schwerpunkt der außenpolitischen Tätigkeit auf die Nordische Gesellschaft, mit der er politische Ziele mit internationalistischer Ausrichtung verfolgte, festlegte. Gleichsam legte er den Schwerpunkt seines APA auf die Verbereitung seiner rassenideologischen Denkweisen in der nationalsozialistischen Gesellschaft, die er entsprechend seiner Germanisierungsidee auch jenseits der deutschen Grenzen verortete:

Handelspolitisch sind meines Erachtens viel mehr Unterlassungssünden begangen worden und so hat sich das A.P.A bewußt mehr auf die kulturpolitischen Aufgaben beschränkt. Zu diesem Zweck hat es die Nordische Gesellschaft ausgebaut, die früher kleine Gesellschaft ist in diesen 2 Jahren der Betreuung durch das A.P.A. zu einer entscheidenden Vermittlungsstelle der gesamten deutsch-skandinavischen Beziehungen geworden. Ihr Leiter (Lohse) ist vom A.P.A. bestimmt, die Kontore in allen Gauen werden vom entsprechenden Gauleiter geleitet. Mit Wirtschaftsgruppen und anderen Organisationen und Gliederungen der Partei, die nach Skandinavien hin Beziehungen unterhalten, sind entsprechende Abkommen getroffen worden, so daß der nahezu ganze Verkehr zwischen Deutschland und Skandinavien heute durch die Hand der Nordischen Gesellschaft geht.“[34]

Ideologischer Beauftragter von Hitler

Im Juni 1933 ernannte Hitler neben 16 weiteren NSDAP-Funktionären Rosenberg zum Reichsleiter – ein Titel, der ihn in die NS-Führungselite und in den gleichen Rang mit Ministern erhob. Im Januar 1934 wurde er auf Vorschlag von Robert Ley von Hitler zum „Beauftragten des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP“ ernannt. In dieser Position baute er eine erste weltanschauliche politische Institution auf, die in der Literatur als „Amt Rosenberg“ bezeichnet wird. Nach der von Reinhard Bollmus Ende der 1960er Jahre formulierten, in der jüngeren Rosenberg-Forschung allerdings umstrittenen These, blieb Rosenbergs „Einfluss“ gering. Als Beispiel zog Bollmus beispielsweise Rosenbergs Idee einer nationalsozialistischen Universität heran, der Hohen Schule der NSDAP, die als Zentrum der nationalsozialistischen ideologischen und pädagogischen Forschung gedacht war und durch Hermann Giesler gebaut werden sollte. Diese Idee wurde ab Kriegsbeginn nicht mehr umgesetzt. Neuere Forschungen, die vor allem Rosenbergs Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete oder seinen Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg ins Blickfeld nehmen, kommen indessen zu anderen Ergebnissen.

Als bedeutsam für die weltanschauliche Schulung und Erziehung im NS-Staat gelten heute neben Rosenbergs „Amt Rosenberg“ vor allem das bestehende Schul- und Hochschulwesen, dann Baldur von Schirach und seine Hitlerjugend, Robert Ley als Chef der Deutschen Arbeitsfront und des Kulturwerks „Kraft durch Freude“ sowie nicht zuletzt Joseph Goebbels als Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda. Vor diesem Hintergrund erklärte Bollmus einst, dass der „frustrierte Rosenberg“ sich darauf konzentrierte, Theaterbesucher organisatorisch zu erfassen, und dazu überging, in „kindisch anmutender Weise“ seine Konkurrenten anzuschwärzen: Am 23. Oktober 1939 zum Beispiel beschwerte er sich bei Göring so ausführlich wie folgenlos über eine stilistisch missglückte Goebbels-Rede: „Auch der Hinweis darauf, dass der Zahn der Zeit auf eine Wunde kein Gras wachsen lassen würde, ist in dem Zusammenhang nicht als eine Ironie auf eine Sprachform von Churchill gemeint, sondern nur eine weitere blumenreiche Ausdrucksweise des Ministers für Volksaufklärung und Propaganda, die schlimmer ist als die seit Jahren belachten Kathederblüten zerstreuter deutscher Professoren.“

1937 wurde Rosenberg mit dem Deutschen Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet.

Rosenberg spricht auf einem Empfang der Diplomatie und auswärtigen Presse in Berlin am 8. Februar 1939 über die „Lösung der Judenfrage“, v.l.n.r. der chinesische Botschafter Chen-Chih, Reichsleiter Rosenberg, Reichsminister Hans Frank im Gespräch mit dem italienischen Professor Manacorda, weiter rechts Reichsarbeitsführer Konstantin Hierl, der tschecho-slowakische Gesandte Vojtech Mastny und (im Vordergrund) der dänische Gesandte Herluf Zahle; Aufnahme aus dem Bundesarchiv

Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg

Eine bedeutsame politische Rolle spielte Rosenberg vor allem während des Zweiten Weltkriegs mit seinem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR), ab 1941 dann mit dem Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete (RMfdbO), das unter seiner Führung stand. Mit seinem ERR verantwortete er bereits ab 1939 die Plünderung jüdischer Archive und Bibliotheken für das „Institut zur Erforschung der Judenfrage“. Ab Oktober 1940 leitete er dann auch offiziell seinen Einsatzstab. Hitler hatte Rosenberg per Führerbefehl zu umfangreichen Beschlagnahmungen von Kunstschätzen in den besetzten Gebieten ermächtigt. Insgesamt wurden 1,5 Millionen Eisenbahnwaggons mit Raubgut nach Deutschland transportiert. Darunter befand sich auch das Bernsteinzimmer aus dem Katharinenpalast bei Sankt Petersburg.

Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete

Nach dem Angriff auf die Sowjetunion wurde Rosenberg 1941 zum Reichsminister für die besetzten Ostgebiete (Baltikum, Weißrussland und Ukraine) ernannt. Das Ostministerium für die zentrale Verwaltungsbehörde für die besetzten Ostgebiete im Reichskommissariat Ostland sowie Reichskommissariat Ukraine. Die dortigen Reichskommissare Hinrich Lohse und Erich Koch waren dem RMfdbO direkt untergeordnet.

Rosenberg war in seiner Position als „Ostminister“ nicht nur mitverantwortlich für die Ghettoisierung von Juden, sondern auch für deren systematische Ermordung. Bei der Wannseekonferenz war das RMfdbO als einzige NS-Behörde gleich mit zwei Vertretern von Rosenberg vertreten: mit Staatssekretär Alfred Meyer und dem Leiter der Politischen Abteilung des RMfdbO, Georg Leibbrandt.

Nachkriegszeit

Nürnberger Prozess

1945/1946: Alfred Rosenberg (rechts), Hans Frank (mittig) und Alfred Jodl (links) während der Nürnberger Prozesse.
1946 im Nürnberger Gerichtssaal: Rosenberg stützte sein Kinn auf die Anklagebank (links).

Rosenberg wurde von den Alliierten bei Kriegsende in Flensburg gefangen genommen, kam vor das Nürnberger Kriegsverbrechertribunal, wo er wegen Verschwörung, Verbrechen gegen den Frieden, Planung, Eröffnung und Durchführung eines Angriffskrieges, Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt, für schuldig befunden und zum Tode verurteilt wurde. Das Urteil stützte sich bezüglich der Verschwörung auf Rosenbergs Funktion als „anerkannte[r] Parteiphilosoph“ und bezüglich der Verbrechen gegen den Frieden auf Rosenbergs Tätigkeit als Leiter des Außenpolitischen Amtes. Er hatte insbesondere die Angriffe auf Dänemark und Norwegen mitzuverantworten. Bezüglich der Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezog sich das Gericht auf Rosenbergs Funktion im Einsatzstab Reichsleiter und im Ostministerium. Zudem wurde ihm Mittäterschaft bei der Beschaffung von Zwangsarbeitern nachgewiesen.

Rosenberg ließ niemals ein Schuldeingeständnis verlauten, sondern versuchte vielmehr, wie die meisten anderen Mitangeklagten, die Schuld auf das bis dahin bereits verstorbene Trio Adolf Hitler, Heinrich Himmler und Martin Bormann abzuschieben und sich selbst aus der Verantwortung zu ziehen. Rosenberg blieb bis zum Schluss seiner eigenen NS-Rassenideologie verhaftet. Noch im Gefängnis schrieb er:

„Der Nationalsozialismus war eine europäische Antwort auf die Frage eines Jahrhunderts. Er war die edelste Idee, für die ein Deutscher die ihm gegebenen Kräfte einzusetzen vermochte. Er war eine echte soziale Weltanschauung und ein Ideal blutbedingter kultureller Sauberkeit.“

Am 1. Oktober 1946 wurde Alfred Rosenberg zum Tode verurteilt und mit neun weiteren Verurteilten am 16. Oktober durch Erhängen in Nürnberg hingerichtet. Seine Leiche wurde anschließend verbrannt.

Wirkungsgeschichte

Das Bild Rosenbergs war lange Zeit starken Schwankungen unterworfen. Bei seinen Zeitgenossen und während der unmittelbaren Nachkriegszeit galt der Verfasser des „Mythus“ als dämonischer Meisterdenker, als mörderisch-kühler Intellektueller der Partei und ihr Chefideologe. In einer 1934 in Paris erschienenen antifaschistischen Porträtsammlung wurde gar vermutet: „Hitler befiehlt, was Rosenberg will“.

Dieses Bild blieb bis in die 1960er Jahre unwidersprochen. Dann formulierte Joachim Fest sein auf den Erinnerungen Albert Speers basierendes Urteil. Dieser zitierte zum Beispiel, dass Rosenberg von Hitler nur als „engstirniger Balte, der furchtbar kompliziert denke“ abgetan worden sei – seine Bedeutung schien also nicht so groß gewesen zu sein, wie bis dato vermutet worden war. Im selben Jahr wie Fests „Gesicht des Dritten Reiches“ war auch Ernst Noltes „Der Faschismus in seiner Epoche“ erschienen, in dem konstatiert wurde, dass der Nationalsozialismus in seinem Wesenskern eine Reaktion auf den als Bedrohung wahrgenommenen Kommunismus und daher gar keine Ideologie aus eigenem Recht sei. Für einen „Chefideologen“ blieb da kein Platz mehr.

In eine ähnliche Richtung zielten institutionen- und strukturgeschichtlich orientierte jüngere deutsche Historiker der späten 1960er Jahre (die angelsächsische Geschichtswissenschaft legte weiterhin den Forschungsschwerpunkt auf das Problemfeld Ideologie, wurde aber in Deutschland zunächst kaum rezipiert). Reinhard Bollmus und Hans-Adolf Jacobsen arbeiteten anhand der von Rosenberg geleiteten Ämter und Dienststellen heraus, dass der Nationalsozialismus keinen monolithischen Führerstaat errichtet hätte, sondern eine Polykratie ohne klare Hierarchie, in der sich Personen, Ämter und Behörden gegenseitig bekämpften. Reinhard Bollmus, der 1970 noch dazu geneigt hat, Rosenbergs Bedeutung in der Zeit des Nationalsozialismus in den Schatten des historischen Interesses zu stellen, schrieb allerdings:

„Rosenberg setze vielmehr alle seine Befugnisse, so wie sie sich nach seiner Ansicht aus dem Führer-Auftrag ergaben, selbst fest und bestimmte auch seine Tätigkeitsgebiete ohne Anweisung von höherer Stelle. Hitler und Heß sprachen keine Billigung aus, bestritten aber auch nicht die Richtigkeit des Vorgehens. Sie erteilten keine Ratschläge, stellten keine bestimmten Aufgaben, verhängten keine Verbote und äußersten sich nicht zu der Frage, ob Rosenbergs Interpretation der Weltanschauung allein, zum Teil oder auch nur überhaupt maßgeblich sei.“[35]

Das änderte sich erst 2005. In der quellengesättigten Biographie Rosenbergs von Ernst Piper wurde der Schwerpunkt nicht mehr, wie in den fünfziger Jahren, auf den leicht greifbaren, aber wenig einflussreichen „Mythus“ gelegt, sondern auf die große Rolle, die Rosenberg als Produzent von antisemitischer Ideologie und Propaganda, etwa dem „Völkischen Beobachter“ und anderen Publikationsorganen hatte. Seine weit verbreiteten Verschwörungstheorien, seine täglich nachzulesende Hetze gegen alles Jüdische, seine paranoide, aber wirkungsvolle Gleichsetzung von Judentum und Sowjetregime rechtfertigten für Piper den lange Zeit verfemten Begriff des „Chefideologen“, den sein Buch nun sogar im Untertitel führt.

Schriften

  • Der Mythus des 20. Jahrhunderts Hoheneichen, München 1930. (Zahlreiche Neuaufl.) Online verfügbar: Scribd
  • Die Protokolle der Weisen von Zion und die jüdische Weltpolitik Dt. Volksverlag Böpple, München 1922 & 1924; Neubearb. von A. Philipp, 20. Tausend, ebd. 1933. Wieder Eher, München 1938. Wieder Hoheneichen, München ca. 1940. Auch enthalten in A. R.: "Schriften & Reden". Auszug in [1]
  • An die Dunkelmänner unserer Zeit. Eine Antwort auf die Angriffe gegen den „Mythus des 20. Jahrhunderts“ (Aufl. 620.000) 1937
  • Dietrich Eckhart. Ein Vermächtnis (2. Auflage) München 1935
  • Protestantische Rompilger. Der Verrat an Luther und der „Mythus des 20. Jahrhunderts“ Hoheneichen (1. Aufl.) München 1937
  • Letzte Aufzeichnungen. Nürnberg 1945/46. Ideale und Idole der Nationalsozialistischen Revolution Jomsburg, Uelzen 1996 ISBN 3-931637-01-8 (2. Auflage)
  • Heinrich Härtle (Hg.): Großdeutschland. Traum und Tragödie. Rosenbergs Kritik am Hitlerismus Selbstverlag, München 1970 (2. Auflage) (enthält die letzten Aufzeichnungen Rosenbergs aus dem Nürnberger Gefängnis 1946)
  • Arthur Ruppert (Hg): Waffenbruder Finnland. Ein Buch für die deutschen Soldaten in Finnland Geleitwort von Alfred Rosenberg; bearb. Heinz Hünger & Anitra Karsten, Lühe, Leipzig & Berlin 1942 (DNB am Standort Leipzig gelistet; Rosenberg nicht angeführt)

Literatur

Historische Hintergründe
  • Joachim C. Fest: Das Gesicht des Dritten Reiches. Profile einer totalitären Herrschaft Serie Piper, München 1963. DNB 3. Aufl. 1996, ISBN 3-492-21842-3
  • Hildegard Brenner: Die Kunstpolitik des Nationalsozialismus Reinbek 1963 DNB
  • Hans-Adolf Jacobsen: Nationalsozialistische Außenpolitik 1933 – 1938. Metzner, Frankfurt 1968
  • Thomas Nipperdey: Religion im Umbruch. Deutschland 1870-1918 München 1988 ISBN 3-406-33-119-X
  • Klaus Vondung: Die Apokalypse in Deutschland München 1988 ISBN 3-423-04488-8
  • Jan-Pieter Barbian: Literaturpolitik im »Dritten Reich«. Institutionen, Kompetenzen, Betätigungsfelder Nördlingen 1995 ISBN 3-423-04668-6
  • Reinhard W. Sonnenschmidt: Politische Gnosis. Entfremdungsglaube und Unsterblichkeitsillusion in spätantiker Religion und politischer Philosophie München 2001 ISBN 3-7705-3626-6 (Ideengeschichtliche Hintergründe)
  • Wolfram Meyer zu Uptrup: Kampf gegen die „jüdische Weltverschwörung“. Propaganda und Antisemitismus der Nationalsozialisten 1919 bis 1945 Metropol, Berlin 2003, ISBN 3-932482-83-2
Biografische Ansätze und Gesamtdarstellungen
  • Franz Th. Hart: Alfred Rosenberg. Der Mann und sein Werk Lehmann, München 1933 (NS-Quelle; unkritisch, da von einem Mitarbeiter Rosenbergs herausgegeben.)
  • Serge Lang & Ernst von Schenck: Portrait eines Menschheitsverbrechers. Nach den hinterlassenen Memoiren des ehemaligen Reichsministers Alfred Rosenberg St. Gallen 1947, DNB. (Kommentierte Original-Auszüge aus Rosenbergs Aufzeichnungen während des Nürnberger Prozesses; im Ggs. zu den „Letzten Aufzeichnungen“ die Zitate ohne Streichungen.)
  • Herbert P. Rothfeder: A Study of Alfred Rosenberg’s Organization for National Socialist Ideology Michigan, Phil. Diss. 1963 [University Microfilms, Ann Arbor]
  • Reinhard Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem Stuttgart 1970 DNB 2. Aufl.: Oldenbourg, München 2006 ISBN 3-486-54501-9 (Umfangreiche Auswertung von Quellenmaterial; die Ergebnisse entsprechen z.T. nicht mehr der jüngeren Rosenberg-Forschung)
  • Reinhard Bollmus: Alfred Rosenberg. Chefideologe des Nationalsozialismus? In: Ronald Smelser (Hg): Die braune Elite. 22 biographische Skizzen Band 1 WBG 1989, S. 223 ff.; 4. aktual. Aufl 1999 ISBN 3534144600
  • Herbert P. Rothfeder: Amt Schrifttumspflege: A Study in Literary Control In: German Studies Review. Vol. IV, Nr. 1, Febr. 1981, S. 63–78
  • Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Der Prophet des Seelenkrieges. Der gläubige Nazi in der Führungselite des nationalsozialistischen Staates in: Michael Ley & Julius H. Schoeps (Hrsg.): Der Nationalsozialismus als politische Religion Bodenheim 1997 ISBN 3-8257-0032-1
  • Frank-Lothar Kroll: Alfred Rosenberg. Der Ideologe als Politiker In: Deutschbalten: Weimarer Republik und Drittes Reich Hg. Michael Garleff. Böhlau, Köln 2001 ISBN 3-412-12199-1 (S. 147–166)
  • Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe München 2005 ISBN 3-89667-148-0 (TB-Ausgabe 2007, ISBN 3-570-55021-4) (Umfangreiche Gesamtdarstellung.)
Ideologiekritische Ansätze
  • Raimund Baumgärtner: Weltanschauungskampf im Dritten Reich. Die Auseinandersetzung der Kirchen mit Alfred Rosenberg Mainz 1977 ISBN 3-7867-0654-9
  • Harald Iber: Christlicher Glaube oder rassischer Mythus. Die Auseinandersetzung der Bekennenden Kirche mit Alfred Rosenbergs „Der Mythus des 20. Jahrhunderts“ Frankfurt u.a. 1987 ISBN 3-8204-8622-4
  • Birgit Jerke: Wie wurde das Neue Testament zu einem sogenannten Volkstestament „entjudet“? Aus der Arbeit des Eisenacher „Instituts zur Erforschung und Beseitung des jüdischen Einflusses auf das deutsch kirchliche Leben“ In: Leonore Siegele-Wenschkewitz (Hg.): Christlicher Antijudaismus und Antisemitismus. Theologische und kirchliche Programme Deutscher Christen Haag + Herchen Verlag, Frankfurt 1994, S. 201–234.
  • Claus-Ekkehard Bärsch: Alfred Rosenbergs „Mythus des 20. Jahrhunderts“ als politische Religion In: Hans Maier / Michael Schäfer (Hg.): Totalitarismus“ und politische Religionen. Konzepte des Diktaturvergleichs Bd. 2, Paderborn 1997 (Rezension in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 47. Jg [1999], Heft 4.)
  • Claus-Ekkehard Bärsch: Die politische Religion des Nationalsozialismus Fink, München 1998 ISBN 3-7705-3172-8. (2., vollst. überarb. Aufl., ebd. 2002 ISBN 3-7705-3172-8) (Umfangreiche Analyse.)
Spezielle Monografien
  • Szeslaw Madajczyk (Hrsg.): Vom Generalplan Ost zum Generalsiedlungsplan München / New Providence / London / Paris 1994, ISBN 3-598-23224-1. (Dokumentation.)
  • Anja Heuss: Kunst- und Kulturgutraub. Eine vergleichende Studie zur Besatzungspolitik der Nationalsozialisten in Frankreich und der Sowjetunion Heidelberg 2000, S. 136, ISBN 3-8253-0994-0. (Über den Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg.)
  • Willem de Vries: Kunstraub im Westen 1940 - 1945. Alfred Rosenberg und der Sonderstab Musik Frankfurt 2000 ISBN 3-596-14768-9 (Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg.)
  • Andreas Zellhuber: “Unsere Verwaltung treibt einer Katastrophe zu …". Das Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete und die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion 1941–1945 Vögel, München 2006 ISBN 3-8965-0213-1 Rezension

Weblinks

Biografien

Aktuell in der Diskussion: Ernst Pipers Buch „Alfred Rosenberg - Hitlers Chefideologe“

Wissenschaftliche Aufsätze

  • Social Sciences (UCLA) - Michael Kellog: „Russian“ Connection. White émigré influence on the genesis of Nazi Ideology. 1917–1923. Los Angeles 1999.

Einzelnachweise

  1. Robert Wistrich: Wer war wer im Dritten Reich. Anhänger, Mitläufer, Gegner aus Politik, Wirtschaft, Militär, Kunst und Wissenschaft. Harnack Verlag, München 1983, S. 229, ISBN 3-88966-004-5.
  2. a b Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe, München 2005, S. 21 f., ISBN 3-89667-148-0.
  3. Manfred Weißbecker: Alfred Rosenberg. »Die antisemitische Bewegung war nur eine Schutzmaßnahme…«, in: Kurt Pätzold / Manfred Weißbecker (Hrsg.): Stufen zum Galgen. Lebenswege vor den Nürnberger Urteilen, Leipzig 1999, S. 171, ISBN 3-86189-163-8. (Dazu ausführlich: Baumgärtner 1977: S. 6 ff.); Walter Laqueur: Deutschland und Russland, Frankfurt a.M./ Berlin 1965, S. 93.
  4. Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof Nürnberg 14. November 1945 – 1. Oktober 1946, Bd. V, München / Zürich 1984. S. 53 ff.
  5. Eduard Gugenberger: Boten der Apokalypse. Visionäre des Dritten Reichs, Wien 2002, S. 196, ISBN 3-8000-3840-4.
  6. Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe, München 2005, S. 22 f.
  7. a b Reinhard Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem. Stuttgart 1970, S. 254. DNB; Alfred Rosenberg: Letzte Aufzeichnungen, Göttingen 1955, S. 167. DNB (Bitte beachten, dass diese Schrift von seinem ehemaligen Mitarbeiter Hans-Günther Seraphim, Bruder von Peter-Heinz Seraphim, publiziert wurde. Dieser hatte partiell Passagen gestrichen, wie z.B. ein Vergleich mit diesem Buch zeigt: Serge Lang / Ernst von Schenck: Portrait eines Menschheitsverbrechers nach den hinterlassenen Memoiren des ehemaligen Reichsministers Alfred Rosenberg, St. Gallen 1947, DNB. Ähnliches gilt für die veröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen von Rosenberg, von denen zahlreiche fehlen, aber z.B. bei Robert M. W. Kempner zitiert wurden.)
  8. Alfred Rosenberg: Letzte Aufzeichnungen, Göttingen 1955, S. 47.
  9. Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof Nürnberg 14. November 1945 – 1. Oktober 1946, Bd. XI, München / Zürich 1984. S. 493.
  10. Walter Laqueur: Deutschland und Russland, Frankfurt a.M./ Berlin 1965, S. 93.
  11. a b Alfred Rosenberg: Schriften und Reden. Bd. 1, mit einer Einleitung von Alfred Baeumler, München 1943, S. XXXIII.
  12. Alfred Rosenberg: Letzte Aufzeichnungen, Göttingen 1955, S. 14 f.
  13. a b Alfred Rosenberg: Letzte Aufzeichnungen, Göttingen 1955, S. 16.
  14. a b Christiane Althoff: »Die Ergebnisse der vorgeschichtlichen Forschung sind das alte Testament des deutschen Volkes«. Ur- und Frühgeschichte in den Schulen des Dritten Reiches. In: Christiane Althoff / Jochen Löher / Rüdiger Wulf (Hrsg.): Auch du gehörst dem Führer. „Nationalpolitische Erziehung“ in den Schulen der NS-Diktatur. Dortmund 2003, S. 73 f., ISBN 3-00-005838-9.
  15. Thomas Nipperdey: Religion im Umbruch. Deutschland 1870-1918, München 1988, S. 139, ISBN 3-406-33-119-X; Klaus Vondung: Die Apokalypse in Deutschland. München 1988, S. 62, ISBN 3-423-04488-8.
  16. a b c d Alfred Rosenberg: Letzte Aufzeichnungen, Göttingen 1955, S. 12 ff., 32 ff., 38, 42, 274.
  17. Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe, München 2005, S. 24 f.; Alfred Rosenberg: Rubonia im Exil. Selbstverlag, 1925.
  18. Alfred Rosenberg: Letzte Aufzeichnungen, Göttingen 1955, S. 18. (Rosenberg bezeichnete Glasenapps Biographie als „grundlegend“.)
  19. Joachim Köhler: Wagners Hitler. Der Prophet und sein Vollstrecker, 2. Aufl., München 1997, ISBN 3-89667-016-6; Hartmut Zelinsky: Die ›feuerkur‹ des Richard Wagner oder die ›neue religion‹ der ›Erlösung‹ durch ›Vernichtung‹. In: Richard Wagner. Wie antisemitisch darf ein Künstler sein?, hrsg. von Heinz-Klaus Metzger und Rainer Riehn, Musik-Konzepte, 3. Aufl., München 1999, S. 79-82.
  20. a b Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe, München 2005, S. 26.
  21. a b c d Alfred Rosenberg: Schriften und Reden. Bd. 1, mit einer Einleitung von Alfred Baeumler, München 1943, S. 4-124. (Originale diese Schriften befinden sich zudem in Paris, Kopien im Bundesarchiv in Berlin.)
  22. Walter Laqueur: Deutschland und Russland, Frankfurt a.M./ Berlin 1965, S. 87; vgl. Alfred Rosenberg: Letzte Aufzeichnungen, Göttingen 1955, S. 61 f.
  23. Anna-Christine Brade: Kundry contra Stella. Offenbach contra Wagner, Bielefeld 1997, S. 12 ff., ISBN 3-89528-168-9.
  24. Wolfdietrich Rasch: Die literarische Décadence um 1900, München 1986, ISBN 3-406-31544-5; George L. Mosse: Das Bild des Mannes. Zur Konstruktion der modernen Männlichkeit, Frankfurt a.M. 1997, 108 ff., ISBN 3-7632-4729-7.
  25. Claus-Ekkehard Bärsch: Die politische Religion des Nationalsozialismus. Fink-Verlag, München 1998, S. 211 ff., ISBN 3-7705-3172-8.
  26. Alfred Rosenberg: Schriften und Reden. Bd. 1, mit einer Einleitung von Alfred Baeumler, München 1943, S. XIV.
  27. Peter M. Manasse: Verschleppte Archive und Bibliotheken. Die Tätigkeit des Einsatzstabes Rosenberg während des Zweiten Weltkrieges, St. Ingbert 1997, S. 15, ISBN 3-86110-131-9.
  28. Walter Laqueur: Deutschland und Russland, Frankfurt a.M./ Berlin 1965, S. 93.
  29. a b Alfred Rosenberg: Letzte Aufzeichnungen, Göttingen 1955, S. 66, 71.; IMG 1984, Bd. XVIII, S. 81.
  30. Vgl. zu dieser Francis R. Nicosia: „Ein nützlicher Feind. Zionismus im nationalsozialistischen Deutschland 1933–1939“, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 37. Jahrgang (1989), Heft 3, S. 374.
  31. Alfred Rosenberg: Die Protokolle der Weisen von Zion und die jüdische Weltpolitik. München 1933 S. 133, zit. nach Norman Cohn: Das Ringen um das tausendjährige Reich. Francke, Bern 1961, S. 272.
  32. Walter Künneth: Antwort auf den Mythus. Die Entscheidung zwischen dem nordischen Mythus und dem biblischen Christus. Berlin 1935.
  33. Walter Grundmann: Gott und Nation. Ein evangelisches Wort zum Wollen des Nationalsozialismus und zu Rosenbergs Sinndeutung. Berlin o.J.
  34. Zitiert in: Hans-Günther Seraphim: Das politische Tagebuch Alfred Rosenbergs aus den Jahren 1834/35 und 1939/40, Göttingen / Berlin / Frankfurt 1956, S. 32. (Angegebene Quelle: Dokument PS-003, abgedr. in: IMT, Bd. XXV, S. 15 ff.)
  35. Reinhard Bollmus, Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Studien zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem, München 1970, S. 69.

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